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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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wirke", daß statt der rohen Gewalt überall die Idee, die Gerechtigkeit, die Humanität
herrsche und entscheide, für mich viel Anziehendes haben sollte. Haben doch vor mehr
als einem halben Jahrhundert schon zwei unserer größten Philosophen, Kant und Fichte,
das Evangelium vom ewigen Frieden gepredigt und die Segnungen eines solchen Zu-
standes, den sie keineswegs für eine bloße Chimäre hielten, so wie die traurigen Folgen
des gegenwärtigen, immer gespannten, immer die Hand am Schwert haltenden Standes
der Völker unter einander mit so lebendigen und treuen Farben geschildert, wie es nur
irgend crier Ihrer Redner bei dem bevorstehende" Kongresse thun wird, oder bei früher"
gethan hat!

Dennoch, meine Herrren, ist etwas in den augenblicklichen Verhältnissen Deutsch¬
lands , was uns Deutsche nicht ohne einen gewissen Vorbehalt auf Ihr Friedenswerk,
wie hoch wir dasselbe auch in der Idee stellen, eingehe" läßt. El" Blick a"f das, was
eben jetzt bei uns vorgeht, wird Ihnen verdeutlichen, was ich meine, und ich werde nicht
der erste Deutsche sein, der Ihnen aus Ihre Einladung mit den: Namen: Schleswig-
Holstein ! antwortet.

DaS Programm Ihrer bevorstehenden Verhandlungen betrachtet es als "selbstver¬
standen", daß Niemand zur Vertheidigung des Krieges das Wort ergreifen kann." Wir
aber, meine Herren, wir sind mitten im Kriege, und zwar in einem Kriege, welcher das
nationale Interesse im allerhöchsten Grade für sich hat. Zwar ist der unmittelbar krieg¬
führende Theil nur das kleine Land Schleswig-Holstein; aber mittelbar nimmt das ganze
Deutschland an diesem Kriege Theil, mit seinen Sympathien, mit seinen: Gut, ja auch
mit seinem Blut. 'Wie Sie wissen werde", Ströme" nicht allein Summe" Geldes aus
alle" deutschen Ländern nach Schleswig-Holstein, sondern zahlreiche Freiwillige, gediente
Krieger aus den verschiedenen deutschen Armee", weihe" ihr Schwert und ihre" Arm der
Sache der Herzogthümer. Einer der edelsten Männer unserer Nation, ihr erster Führer
in den Tagen des nationalen Aufschwunges im Jahre 1848, Heinrich von Geigern ist
selbst in die Reihe" der Schleswig-Holstciner getrete", bereit, für das zu kämpfe", was
allgemein in Deutschland, beinahe ohne Unterschied der politischen Parteien, als eine
gute und gerechte Sache, als eine Nationalsachc des ganzen Deutschlands betrachtet
wird.

Ich weiß es wohl, daß man i" den Ländern, denen die Mehrzahl von Ihnen,
meine Herren, angehört,- daß man namentlich in England und Frankreich über diesen
Punkt anderer Meinung ist, daß man dort in dem, was wir für die gerechteste Ver¬
teidigung zweifelloser Rechte halten, nur die anmaßliche Erhebung einseitiger und be¬
streitbarer Ansprüche, wenn nicht gar eine bloße Auflehnung gegen den rechtmäßigen
Landesherr", in dem Beistand, den Deutschland de" Herzogthümern moralisch und ma¬
teriell leistet, nichts als den erobernngslustigen Uebermuth eines von Frciheits- und Ein¬
heitsschwindel berauschte" Volkes erblickt.

Wen" Sie, meine Herren, mit solchen Ansichten auf dem bevorstehende" Congresse
Ihren deutschen College" gcgeuübertrcte" und -- wie Sie als Praktische Männer, was
Sie gewiß sind, nicht anders könnten -- von diesen verlangen würden, mit Ihnen einen
Krieg zu verdammen, de" Sie als ungerecht und frivol ansähen, mit Ihnen dahin zu
wirken, daß man in den Herzogthümern von der Verfolgung dessen, was Sie einseitige
Ansprüche zu nennen beliebten, abstehe, -- dann, meine Herren, -- ich glaube nicht zu
viel zu sagen, -- da"" würde unter Ihren deutschen Kollegen keiner sein, der nicht
solche Zumuthungen mit Entschiedenheit, wenn nicht mit Entrüstung von sich wiese. Und
Sie selbst, meine Herren, wenn Sie Ihr eigenes Nationalgefühl, Ihre eigene Geschichte
mit Unbefangenheit zu Rathe ziehen "kochten, würden nicht wohl umhin können, einer
solchen Aufwallung des gleichen Gefühls in einem Nachbarstaate Gerechtigkeit widerfahren
zu lasse". Deal selbst einmal angenommen, daß die Erhebung der Herzogthümer gegen
Dänemark nichts wäre, als die nothgedrungene Erhebung eines bedrückten, durch un¬
natürliche Verkettung mit einem ihm ungleichartigen Nachbarvolke in seiner Entwickelung


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wirke», daß statt der rohen Gewalt überall die Idee, die Gerechtigkeit, die Humanität
herrsche und entscheide, für mich viel Anziehendes haben sollte. Haben doch vor mehr
als einem halben Jahrhundert schon zwei unserer größten Philosophen, Kant und Fichte,
das Evangelium vom ewigen Frieden gepredigt und die Segnungen eines solchen Zu-
standes, den sie keineswegs für eine bloße Chimäre hielten, so wie die traurigen Folgen
des gegenwärtigen, immer gespannten, immer die Hand am Schwert haltenden Standes
der Völker unter einander mit so lebendigen und treuen Farben geschildert, wie es nur
irgend crier Ihrer Redner bei dem bevorstehende» Kongresse thun wird, oder bei früher»
gethan hat!

Dennoch, meine Herrren, ist etwas in den augenblicklichen Verhältnissen Deutsch¬
lands , was uns Deutsche nicht ohne einen gewissen Vorbehalt auf Ihr Friedenswerk,
wie hoch wir dasselbe auch in der Idee stellen, eingehe» läßt. El» Blick a»f das, was
eben jetzt bei uns vorgeht, wird Ihnen verdeutlichen, was ich meine, und ich werde nicht
der erste Deutsche sein, der Ihnen aus Ihre Einladung mit den: Namen: Schleswig-
Holstein ! antwortet.

DaS Programm Ihrer bevorstehenden Verhandlungen betrachtet es als „selbstver¬
standen", daß Niemand zur Vertheidigung des Krieges das Wort ergreifen kann." Wir
aber, meine Herren, wir sind mitten im Kriege, und zwar in einem Kriege, welcher das
nationale Interesse im allerhöchsten Grade für sich hat. Zwar ist der unmittelbar krieg¬
führende Theil nur das kleine Land Schleswig-Holstein; aber mittelbar nimmt das ganze
Deutschland an diesem Kriege Theil, mit seinen Sympathien, mit seinen: Gut, ja auch
mit seinem Blut. 'Wie Sie wissen werde», Ströme» nicht allein Summe» Geldes aus
alle» deutschen Ländern nach Schleswig-Holstein, sondern zahlreiche Freiwillige, gediente
Krieger aus den verschiedenen deutschen Armee», weihe» ihr Schwert und ihre» Arm der
Sache der Herzogthümer. Einer der edelsten Männer unserer Nation, ihr erster Führer
in den Tagen des nationalen Aufschwunges im Jahre 1848, Heinrich von Geigern ist
selbst in die Reihe» der Schleswig-Holstciner getrete», bereit, für das zu kämpfe», was
allgemein in Deutschland, beinahe ohne Unterschied der politischen Parteien, als eine
gute und gerechte Sache, als eine Nationalsachc des ganzen Deutschlands betrachtet
wird.

Ich weiß es wohl, daß man i» den Ländern, denen die Mehrzahl von Ihnen,
meine Herren, angehört,- daß man namentlich in England und Frankreich über diesen
Punkt anderer Meinung ist, daß man dort in dem, was wir für die gerechteste Ver¬
teidigung zweifelloser Rechte halten, nur die anmaßliche Erhebung einseitiger und be¬
streitbarer Ansprüche, wenn nicht gar eine bloße Auflehnung gegen den rechtmäßigen
Landesherr», in dem Beistand, den Deutschland de» Herzogthümern moralisch und ma¬
teriell leistet, nichts als den erobernngslustigen Uebermuth eines von Frciheits- und Ein¬
heitsschwindel berauschte» Volkes erblickt.

Wen» Sie, meine Herren, mit solchen Ansichten auf dem bevorstehende» Congresse
Ihren deutschen College» gcgeuübertrcte» und — wie Sie als Praktische Männer, was
Sie gewiß sind, nicht anders könnten — von diesen verlangen würden, mit Ihnen einen
Krieg zu verdammen, de» Sie als ungerecht und frivol ansähen, mit Ihnen dahin zu
wirken, daß man in den Herzogthümern von der Verfolgung dessen, was Sie einseitige
Ansprüche zu nennen beliebten, abstehe, — dann, meine Herren, — ich glaube nicht zu
viel zu sagen, — da»» würde unter Ihren deutschen Kollegen keiner sein, der nicht
solche Zumuthungen mit Entschiedenheit, wenn nicht mit Entrüstung von sich wiese. Und
Sie selbst, meine Herren, wenn Sie Ihr eigenes Nationalgefühl, Ihre eigene Geschichte
mit Unbefangenheit zu Rathe ziehen »kochten, würden nicht wohl umhin können, einer
solchen Aufwallung des gleichen Gefühls in einem Nachbarstaate Gerechtigkeit widerfahren
zu lasse». Deal selbst einmal angenommen, daß die Erhebung der Herzogthümer gegen
Dänemark nichts wäre, als die nothgedrungene Erhebung eines bedrückten, durch un¬
natürliche Verkettung mit einem ihm ungleichartigen Nachbarvolke in seiner Entwickelung


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[0323] wirke», daß statt der rohen Gewalt überall die Idee, die Gerechtigkeit, die Humanität herrsche und entscheide, für mich viel Anziehendes haben sollte. Haben doch vor mehr als einem halben Jahrhundert schon zwei unserer größten Philosophen, Kant und Fichte, das Evangelium vom ewigen Frieden gepredigt und die Segnungen eines solchen Zu- standes, den sie keineswegs für eine bloße Chimäre hielten, so wie die traurigen Folgen des gegenwärtigen, immer gespannten, immer die Hand am Schwert haltenden Standes der Völker unter einander mit so lebendigen und treuen Farben geschildert, wie es nur irgend crier Ihrer Redner bei dem bevorstehende» Kongresse thun wird, oder bei früher» gethan hat! Dennoch, meine Herrren, ist etwas in den augenblicklichen Verhältnissen Deutsch¬ lands , was uns Deutsche nicht ohne einen gewissen Vorbehalt auf Ihr Friedenswerk, wie hoch wir dasselbe auch in der Idee stellen, eingehe» läßt. El» Blick a»f das, was eben jetzt bei uns vorgeht, wird Ihnen verdeutlichen, was ich meine, und ich werde nicht der erste Deutsche sein, der Ihnen aus Ihre Einladung mit den: Namen: Schleswig- Holstein ! antwortet. DaS Programm Ihrer bevorstehenden Verhandlungen betrachtet es als „selbstver¬ standen", daß Niemand zur Vertheidigung des Krieges das Wort ergreifen kann." Wir aber, meine Herren, wir sind mitten im Kriege, und zwar in einem Kriege, welcher das nationale Interesse im allerhöchsten Grade für sich hat. Zwar ist der unmittelbar krieg¬ führende Theil nur das kleine Land Schleswig-Holstein; aber mittelbar nimmt das ganze Deutschland an diesem Kriege Theil, mit seinen Sympathien, mit seinen: Gut, ja auch mit seinem Blut. 'Wie Sie wissen werde», Ströme» nicht allein Summe» Geldes aus alle» deutschen Ländern nach Schleswig-Holstein, sondern zahlreiche Freiwillige, gediente Krieger aus den verschiedenen deutschen Armee», weihe» ihr Schwert und ihre» Arm der Sache der Herzogthümer. Einer der edelsten Männer unserer Nation, ihr erster Führer in den Tagen des nationalen Aufschwunges im Jahre 1848, Heinrich von Geigern ist selbst in die Reihe» der Schleswig-Holstciner getrete», bereit, für das zu kämpfe», was allgemein in Deutschland, beinahe ohne Unterschied der politischen Parteien, als eine gute und gerechte Sache, als eine Nationalsachc des ganzen Deutschlands betrachtet wird. Ich weiß es wohl, daß man i» den Ländern, denen die Mehrzahl von Ihnen, meine Herren, angehört,- daß man namentlich in England und Frankreich über diesen Punkt anderer Meinung ist, daß man dort in dem, was wir für die gerechteste Ver¬ teidigung zweifelloser Rechte halten, nur die anmaßliche Erhebung einseitiger und be¬ streitbarer Ansprüche, wenn nicht gar eine bloße Auflehnung gegen den rechtmäßigen Landesherr», in dem Beistand, den Deutschland de» Herzogthümern moralisch und ma¬ teriell leistet, nichts als den erobernngslustigen Uebermuth eines von Frciheits- und Ein¬ heitsschwindel berauschte» Volkes erblickt. Wen» Sie, meine Herren, mit solchen Ansichten auf dem bevorstehende» Congresse Ihren deutschen College» gcgeuübertrcte» und — wie Sie als Praktische Männer, was Sie gewiß sind, nicht anders könnten — von diesen verlangen würden, mit Ihnen einen Krieg zu verdammen, de» Sie als ungerecht und frivol ansähen, mit Ihnen dahin zu wirken, daß man in den Herzogthümern von der Verfolgung dessen, was Sie einseitige Ansprüche zu nennen beliebten, abstehe, — dann, meine Herren, — ich glaube nicht zu viel zu sagen, — da»» würde unter Ihren deutschen Kollegen keiner sein, der nicht solche Zumuthungen mit Entschiedenheit, wenn nicht mit Entrüstung von sich wiese. Und Sie selbst, meine Herren, wenn Sie Ihr eigenes Nationalgefühl, Ihre eigene Geschichte mit Unbefangenheit zu Rathe ziehen »kochten, würden nicht wohl umhin können, einer solchen Aufwallung des gleichen Gefühls in einem Nachbarstaate Gerechtigkeit widerfahren zu lasse». Deal selbst einmal angenommen, daß die Erhebung der Herzogthümer gegen Dänemark nichts wäre, als die nothgedrungene Erhebung eines bedrückten, durch un¬ natürliche Verkettung mit einem ihm ungleichartigen Nachbarvolke in seiner Entwickelung -50 ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/323>, abgerufen am 27.07.2024.