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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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Theil desselben von irgend einem Theil der judicielleil oder administrativen Ävr-
theile ausschließen -- außer durch Parlamentsakte, d. h. wenn die ganze Na>
lion es durch ihre Repräsentanten genehmigt. Eine Ausschließung der demokra¬
tischen, oder irgend einer andern Partei-Presse von der Nutznießung irgend
eines Theiles der Postspedition hätte daher in England erst vor das Parlament
gebracht werden müssen; wäre aber nach unsern Begriffen, wie gesagt, so absurd,
daß das vorschlagende Mitglied dadurch höchstens für sich -- eine Kommission
6s lunsUoo in<mir<zu6o bezweckt hätte.

Durch die Entziehung des Postdebits ist eine Anomalie deutscher Post-
einrichtnngen zu Tage gekommen, die, von der Volkspartei gehörig benutzt,
eine Entwickelung und Verbesserung des Post- und Journalwesens nach sich ziehen
kann. Es ist nun offenbar, daß, wo nnr immer und wenn nur immer der Staat
(die Regierung) als ein Handeltreibeuder, ein Trafikant, Krämer austritt, er
dieses, in geeigneten Fällen, wie im vorliegenden, gegen die Regierten benutzen
könnte. Auch findet dies in England und Nordamerika nicht statt, und John
Bull würde es nie zugeben, daß die Regierung Tabak oder Salz oder Pulver
verkaufen, mit Lotterieloosen mäkeln oder sich zum Krämer (8oalor) in Zeitungen
herablassen würde. Da außer dem gcsetz-erkannten Richtersprüche gegen ein
Blatt, jedes einzelne Blute, keine andere Procedur gegen die Presse möglich
ist -- und daher jedes Blatt, in- und ausländisch frei circuliren kann, so hätte
die englische Post auch einen schweren Stand, sich mit dem Debit des thüring'schen
Landboten und dem Naclras OtwomclL und all' den Blättern und Blättchen von
Christiania bis an's Kap :c. zu befassen.

In London und allen englischen Städten und Städtchen giebt es Neuigkeits-
Krämer (nLnsvoruZorg), welche meistentheils auch Buch- und Papierhändler sind.
Diese Läden sind, nebenbei zu bemerken, jeden Tag von früh bis spät
Abends, anch am Sonntage offen; denn der Engländer geht an diesem Tage
selten spazieren, ohne sich wenigstens ein Penny-Blatt als Gesellschafter mitzu¬
nehmen. Hat daher Jemand keinen Korrespondenten in London oder einem
andern Orte, welcher für ihn in der Expedition auf ein gewünschtes Blatt sub-
scribiren könnte -- so wendet er sich an den ihm nächsten ruzvvsman, welcher
dieses besorgt. Nun kaun aber in England jedes Blatt, das einen Penny-Stempel
löst, sich die Portofreiheit über ganz England (auch Frankreich, einige Kolonien ze.)
erwerben; politische Blätter müssen diesen Stempel lösen, wofür eine Art von
Caution genommen wird. Hat nun Jemand z. B. für die time-ü, I^ilvrai^
Kseetie; oder irgend eine gestempelte Zeitung im Bureau subscribirt, so
couvertirt dieses die Zeitung und schickt sie zur Post. Der nizwsman nimmt
die von ihm bestellten ungestempelten Blätter an sich, und schickt sie als Fracht-
colli an seine Commisstonairs in Liverpool, Manchester :c., von wo sie
dann in die kleinern Städte verschickt werden. Für zwei Pence aber wird


Theil desselben von irgend einem Theil der judicielleil oder administrativen Ävr-
theile ausschließen — außer durch Parlamentsakte, d. h. wenn die ganze Na>
lion es durch ihre Repräsentanten genehmigt. Eine Ausschließung der demokra¬
tischen, oder irgend einer andern Partei-Presse von der Nutznießung irgend
eines Theiles der Postspedition hätte daher in England erst vor das Parlament
gebracht werden müssen; wäre aber nach unsern Begriffen, wie gesagt, so absurd,
daß das vorschlagende Mitglied dadurch höchstens für sich — eine Kommission
6s lunsUoo in<mir<zu6o bezweckt hätte.

Durch die Entziehung des Postdebits ist eine Anomalie deutscher Post-
einrichtnngen zu Tage gekommen, die, von der Volkspartei gehörig benutzt,
eine Entwickelung und Verbesserung des Post- und Journalwesens nach sich ziehen
kann. Es ist nun offenbar, daß, wo nnr immer und wenn nur immer der Staat
(die Regierung) als ein Handeltreibeuder, ein Trafikant, Krämer austritt, er
dieses, in geeigneten Fällen, wie im vorliegenden, gegen die Regierten benutzen
könnte. Auch findet dies in England und Nordamerika nicht statt, und John
Bull würde es nie zugeben, daß die Regierung Tabak oder Salz oder Pulver
verkaufen, mit Lotterieloosen mäkeln oder sich zum Krämer (8oalor) in Zeitungen
herablassen würde. Da außer dem gcsetz-erkannten Richtersprüche gegen ein
Blatt, jedes einzelne Blute, keine andere Procedur gegen die Presse möglich
ist — und daher jedes Blatt, in- und ausländisch frei circuliren kann, so hätte
die englische Post auch einen schweren Stand, sich mit dem Debit des thüring'schen
Landboten und dem Naclras OtwomclL und all' den Blättern und Blättchen von
Christiania bis an's Kap :c. zu befassen.

In London und allen englischen Städten und Städtchen giebt es Neuigkeits-
Krämer (nLnsvoruZorg), welche meistentheils auch Buch- und Papierhändler sind.
Diese Läden sind, nebenbei zu bemerken, jeden Tag von früh bis spät
Abends, anch am Sonntage offen; denn der Engländer geht an diesem Tage
selten spazieren, ohne sich wenigstens ein Penny-Blatt als Gesellschafter mitzu¬
nehmen. Hat daher Jemand keinen Korrespondenten in London oder einem
andern Orte, welcher für ihn in der Expedition auf ein gewünschtes Blatt sub-
scribiren könnte — so wendet er sich an den ihm nächsten ruzvvsman, welcher
dieses besorgt. Nun kaun aber in England jedes Blatt, das einen Penny-Stempel
löst, sich die Portofreiheit über ganz England (auch Frankreich, einige Kolonien ze.)
erwerben; politische Blätter müssen diesen Stempel lösen, wofür eine Art von
Caution genommen wird. Hat nun Jemand z. B. für die time-ü, I^ilvrai^
Kseetie; oder irgend eine gestempelte Zeitung im Bureau subscribirt, so
couvertirt dieses die Zeitung und schickt sie zur Post. Der nizwsman nimmt
die von ihm bestellten ungestempelten Blätter an sich, und schickt sie als Fracht-
colli an seine Commisstonairs in Liverpool, Manchester :c., von wo sie
dann in die kleinern Städte verschickt werden. Für zwei Pence aber wird


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[0268] Theil desselben von irgend einem Theil der judicielleil oder administrativen Ävr- theile ausschließen — außer durch Parlamentsakte, d. h. wenn die ganze Na> lion es durch ihre Repräsentanten genehmigt. Eine Ausschließung der demokra¬ tischen, oder irgend einer andern Partei-Presse von der Nutznießung irgend eines Theiles der Postspedition hätte daher in England erst vor das Parlament gebracht werden müssen; wäre aber nach unsern Begriffen, wie gesagt, so absurd, daß das vorschlagende Mitglied dadurch höchstens für sich — eine Kommission 6s lunsUoo in<mir<zu6o bezweckt hätte. Durch die Entziehung des Postdebits ist eine Anomalie deutscher Post- einrichtnngen zu Tage gekommen, die, von der Volkspartei gehörig benutzt, eine Entwickelung und Verbesserung des Post- und Journalwesens nach sich ziehen kann. Es ist nun offenbar, daß, wo nnr immer und wenn nur immer der Staat (die Regierung) als ein Handeltreibeuder, ein Trafikant, Krämer austritt, er dieses, in geeigneten Fällen, wie im vorliegenden, gegen die Regierten benutzen könnte. Auch findet dies in England und Nordamerika nicht statt, und John Bull würde es nie zugeben, daß die Regierung Tabak oder Salz oder Pulver verkaufen, mit Lotterieloosen mäkeln oder sich zum Krämer (8oalor) in Zeitungen herablassen würde. Da außer dem gcsetz-erkannten Richtersprüche gegen ein Blatt, jedes einzelne Blute, keine andere Procedur gegen die Presse möglich ist — und daher jedes Blatt, in- und ausländisch frei circuliren kann, so hätte die englische Post auch einen schweren Stand, sich mit dem Debit des thüring'schen Landboten und dem Naclras OtwomclL und all' den Blättern und Blättchen von Christiania bis an's Kap :c. zu befassen. In London und allen englischen Städten und Städtchen giebt es Neuigkeits- Krämer (nLnsvoruZorg), welche meistentheils auch Buch- und Papierhändler sind. Diese Läden sind, nebenbei zu bemerken, jeden Tag von früh bis spät Abends, anch am Sonntage offen; denn der Engländer geht an diesem Tage selten spazieren, ohne sich wenigstens ein Penny-Blatt als Gesellschafter mitzu¬ nehmen. Hat daher Jemand keinen Korrespondenten in London oder einem andern Orte, welcher für ihn in der Expedition auf ein gewünschtes Blatt sub- scribiren könnte — so wendet er sich an den ihm nächsten ruzvvsman, welcher dieses besorgt. Nun kaun aber in England jedes Blatt, das einen Penny-Stempel löst, sich die Portofreiheit über ganz England (auch Frankreich, einige Kolonien ze.) erwerben; politische Blätter müssen diesen Stempel lösen, wofür eine Art von Caution genommen wird. Hat nun Jemand z. B. für die time-ü, I^ilvrai^ Kseetie; oder irgend eine gestempelte Zeitung im Bureau subscribirt, so couvertirt dieses die Zeitung und schickt sie zur Post. Der nizwsman nimmt die von ihm bestellten ungestempelten Blätter an sich, und schickt sie als Fracht- colli an seine Commisstonairs in Liverpool, Manchester :c., von wo sie dann in die kleinern Städte verschickt werden. Für zwei Pence aber wird

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/268>, abgerufen am 27.07.2024.