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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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ihm am meisten besagten, sobald es ihm nur gelang, den Leser zu unterhalten. Und
so hat er sich vorzugsweise an die Naivetät, und den burlesken Humor der " Smaragd¬
insel" gehalten, und nicht verfehlt auch bei herben Stoffen ein versöhnendes und be¬
ruhigendes Moment aufzufinden. Das Buch ist der Königin von Preußen gewidmet,
hat also die Aufgabe, vor milden und frommen Frauenaugen Gnade zu finden. Die
Uebertragung ist geschickt, wie sich erwarten l^ßr, nur stimmt zuweilen ein Ton von
gebildeter Sentimentalität, den die Reden der austretenden Irene haben, nicht ganz zu
den übrigen Strichen der Bilder. Es ist Verdacht vorhanden, daß diese sanfte Zuthat
auf Rechnung des Bearbeiters als eines feinen Mannes kommt. In der Vorrede sagt
er, daß das Buch im Dienst der sogenannten innern Mission geschrieben sei. Die
Grenzboten wissen nicht, was die innere Mission ist, und liegt ihnen anch nichts
daran. Aber diese Frommen können so wenig lassen, mit ihren frommen Angelegen¬
heiten zu renommiren, wie junge Studenten mit ihren Corpsbändcrn. Uebrigens wünschen
wir nicht, daß die innere Mission bei Heiden und Weltkindern ein Vorurtheil gegen das
Buch erwecke; es ist eine interessante, hübsche und belehrende Lectüre und Jungen wie
Alten unter unserm Lescpnblicum sehr zu empfehlen. Eine kleine Probe der Dar¬
stellung: wie ein blinder irischer Sackpseiser von der Sängerin Catalani vernimmt und
nach Dublin reist, sie zu hören. Nory Ogc, der Pfeifer, erzählt selbst:

"Am folgenden Abend warm wir in Dublin; die Dubliner waren aber so toll
hinter der fremden Sängerin her, als sie es jetzt hinter den ekelhaften kreischenden
Blcchkcrlcn sind. (Der Dudelsackpfeifer haßt die neue Mode der Blechinstrumente.) Bei
der Hand des O Sullivan -- sie haben doch nicht mehr eigentliche Musik in sich, als
ein Zug von Mnllereseln! -- -- -- Also -- ich denke in meinem Sinn: "Da du
doch ein geborner Musikus bist, und alle deine Vorfahren vor dir, diese letzten hundert
Jahre wenigstens, so kannst du, um der Ehre des Laubes willen, ihr gar wohl deinen
Besuch machen, obgleich sie nur eine Fremde ist." Die Wahrheit ist, ich schämte mich
in Grund der Seele hinein, von wegen der Burschen, die sie da um sich hatte, und
die ihr gar und ganz keinen Begriff von der wahren Musik unseres armen, alten Jre-
lands geben konnten mit ihrem Blech und ihrem Gekreisch alle Abend, die Gott werden
ließ, dort in dem großen Theater. -- Also gut -- ich mache meine Pfeife rein und
sehe sie nach, daß Alles in Ordnung, und mir und meinem Jungen die besten Kleider
aus den Leib. Und so schick' ich der fremden Dame meine Karte hinauf, und daß
JhrS genau wißt, ich schrieb meinen Namen auf Carrcau As: "Rott) Oge, der Pfeifer
von ganz Ireland und Sr. Majestät des Königs, wird sich eine Ehre draus machen,
Madame Katherlany , in die Schönheiten der irischen Musik einzuführen." Ihr seht,
Freunde, die Ehre von Altireland und seine Musik gab mir Muth ins Herz, und so
schritt ich die Treppe hinauf und stracks ins erste Zimmer, so keck wie ein Schafbock,
und ehe sie ein Wort sagen konnte, trug ich ihr vier Verse vor, die ich selber zu ihrem
Lobe gemacht hatte. Oho, Ihr Mädchen dort, Ihr mögt immerhin zusammen kichern;
aber das kann ich Euch sagen -- die fremde Sängerin, Katherlany, hatte bessere Ma¬
nieren! "Mastere Nor Ogere -- sagte sie freundlich und herzig, als wär' sie in Ire¬
land geboren und gezogen, obgleich sie ein wenig ausländisch sprach -- Sie sein mir
sehr wilenkomm!" Und dann mußte ich Platz nehmen und ihr einen echten irischen Jig
vorspielen. Das that ich denn; aber erst, nachdem ich ihr begreiflich gemacht, daß ich
kein gewöhnlicher Moortrabcr von Pfeifer sei, der nichts als einen Jig zu spielen ver¬
stehe; sondern daß ich Alles spielen könne, Händel und Peter Purccl und wie die Parly-
vooS alle heißen. Und unter all' den NoratoreyS und all' dem Zeug ist doch nichts,
was einem Marsch das Wasser reichte, den mein Vater gemacht und womit er einem
alten lahmen Oberst wieder auf die Beine geholfen. Und das nenn' ich die Kraft der
Musik! Aber sie dachte vielleicht anders und bat mich nicht, ihn zu spielen und viel¬
leicht gefiel er ihr auch nicht; denn am Ende war's eben doch eine Ausländische. Aber
als ich ihr eine nach der andern, die schönen alten Weisen hören ließ, deren Lieblich-


ihm am meisten besagten, sobald es ihm nur gelang, den Leser zu unterhalten. Und
so hat er sich vorzugsweise an die Naivetät, und den burlesken Humor der „ Smaragd¬
insel" gehalten, und nicht verfehlt auch bei herben Stoffen ein versöhnendes und be¬
ruhigendes Moment aufzufinden. Das Buch ist der Königin von Preußen gewidmet,
hat also die Aufgabe, vor milden und frommen Frauenaugen Gnade zu finden. Die
Uebertragung ist geschickt, wie sich erwarten l^ßr, nur stimmt zuweilen ein Ton von
gebildeter Sentimentalität, den die Reden der austretenden Irene haben, nicht ganz zu
den übrigen Strichen der Bilder. Es ist Verdacht vorhanden, daß diese sanfte Zuthat
auf Rechnung des Bearbeiters als eines feinen Mannes kommt. In der Vorrede sagt
er, daß das Buch im Dienst der sogenannten innern Mission geschrieben sei. Die
Grenzboten wissen nicht, was die innere Mission ist, und liegt ihnen anch nichts
daran. Aber diese Frommen können so wenig lassen, mit ihren frommen Angelegen¬
heiten zu renommiren, wie junge Studenten mit ihren Corpsbändcrn. Uebrigens wünschen
wir nicht, daß die innere Mission bei Heiden und Weltkindern ein Vorurtheil gegen das
Buch erwecke; es ist eine interessante, hübsche und belehrende Lectüre und Jungen wie
Alten unter unserm Lescpnblicum sehr zu empfehlen. Eine kleine Probe der Dar¬
stellung: wie ein blinder irischer Sackpseiser von der Sängerin Catalani vernimmt und
nach Dublin reist, sie zu hören. Nory Ogc, der Pfeifer, erzählt selbst:

„Am folgenden Abend warm wir in Dublin; die Dubliner waren aber so toll
hinter der fremden Sängerin her, als sie es jetzt hinter den ekelhaften kreischenden
Blcchkcrlcn sind. (Der Dudelsackpfeifer haßt die neue Mode der Blechinstrumente.) Bei
der Hand des O Sullivan — sie haben doch nicht mehr eigentliche Musik in sich, als
ein Zug von Mnllereseln! — — — Also — ich denke in meinem Sinn: „Da du
doch ein geborner Musikus bist, und alle deine Vorfahren vor dir, diese letzten hundert
Jahre wenigstens, so kannst du, um der Ehre des Laubes willen, ihr gar wohl deinen
Besuch machen, obgleich sie nur eine Fremde ist." Die Wahrheit ist, ich schämte mich
in Grund der Seele hinein, von wegen der Burschen, die sie da um sich hatte, und
die ihr gar und ganz keinen Begriff von der wahren Musik unseres armen, alten Jre-
lands geben konnten mit ihrem Blech und ihrem Gekreisch alle Abend, die Gott werden
ließ, dort in dem großen Theater. — Also gut — ich mache meine Pfeife rein und
sehe sie nach, daß Alles in Ordnung, und mir und meinem Jungen die besten Kleider
aus den Leib. Und so schick' ich der fremden Dame meine Karte hinauf, und daß
JhrS genau wißt, ich schrieb meinen Namen auf Carrcau As: „Rott) Oge, der Pfeifer
von ganz Ireland und Sr. Majestät des Königs, wird sich eine Ehre draus machen,
Madame Katherlany , in die Schönheiten der irischen Musik einzuführen." Ihr seht,
Freunde, die Ehre von Altireland und seine Musik gab mir Muth ins Herz, und so
schritt ich die Treppe hinauf und stracks ins erste Zimmer, so keck wie ein Schafbock,
und ehe sie ein Wort sagen konnte, trug ich ihr vier Verse vor, die ich selber zu ihrem
Lobe gemacht hatte. Oho, Ihr Mädchen dort, Ihr mögt immerhin zusammen kichern;
aber das kann ich Euch sagen — die fremde Sängerin, Katherlany, hatte bessere Ma¬
nieren! „Mastere Nor Ogere — sagte sie freundlich und herzig, als wär' sie in Ire¬
land geboren und gezogen, obgleich sie ein wenig ausländisch sprach — Sie sein mir
sehr wilenkomm!" Und dann mußte ich Platz nehmen und ihr einen echten irischen Jig
vorspielen. Das that ich denn; aber erst, nachdem ich ihr begreiflich gemacht, daß ich
kein gewöhnlicher Moortrabcr von Pfeifer sei, der nichts als einen Jig zu spielen ver¬
stehe; sondern daß ich Alles spielen könne, Händel und Peter Purccl und wie die Parly-
vooS alle heißen. Und unter all' den NoratoreyS und all' dem Zeug ist doch nichts,
was einem Marsch das Wasser reichte, den mein Vater gemacht und womit er einem
alten lahmen Oberst wieder auf die Beine geholfen. Und das nenn' ich die Kraft der
Musik! Aber sie dachte vielleicht anders und bat mich nicht, ihn zu spielen und viel¬
leicht gefiel er ihr auch nicht; denn am Ende war's eben doch eine Ausländische. Aber
als ich ihr eine nach der andern, die schönen alten Weisen hören ließ, deren Lieblich-


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[0127] ihm am meisten besagten, sobald es ihm nur gelang, den Leser zu unterhalten. Und so hat er sich vorzugsweise an die Naivetät, und den burlesken Humor der „ Smaragd¬ insel" gehalten, und nicht verfehlt auch bei herben Stoffen ein versöhnendes und be¬ ruhigendes Moment aufzufinden. Das Buch ist der Königin von Preußen gewidmet, hat also die Aufgabe, vor milden und frommen Frauenaugen Gnade zu finden. Die Uebertragung ist geschickt, wie sich erwarten l^ßr, nur stimmt zuweilen ein Ton von gebildeter Sentimentalität, den die Reden der austretenden Irene haben, nicht ganz zu den übrigen Strichen der Bilder. Es ist Verdacht vorhanden, daß diese sanfte Zuthat auf Rechnung des Bearbeiters als eines feinen Mannes kommt. In der Vorrede sagt er, daß das Buch im Dienst der sogenannten innern Mission geschrieben sei. Die Grenzboten wissen nicht, was die innere Mission ist, und liegt ihnen anch nichts daran. Aber diese Frommen können so wenig lassen, mit ihren frommen Angelegen¬ heiten zu renommiren, wie junge Studenten mit ihren Corpsbändcrn. Uebrigens wünschen wir nicht, daß die innere Mission bei Heiden und Weltkindern ein Vorurtheil gegen das Buch erwecke; es ist eine interessante, hübsche und belehrende Lectüre und Jungen wie Alten unter unserm Lescpnblicum sehr zu empfehlen. Eine kleine Probe der Dar¬ stellung: wie ein blinder irischer Sackpseiser von der Sängerin Catalani vernimmt und nach Dublin reist, sie zu hören. Nory Ogc, der Pfeifer, erzählt selbst: „Am folgenden Abend warm wir in Dublin; die Dubliner waren aber so toll hinter der fremden Sängerin her, als sie es jetzt hinter den ekelhaften kreischenden Blcchkcrlcn sind. (Der Dudelsackpfeifer haßt die neue Mode der Blechinstrumente.) Bei der Hand des O Sullivan — sie haben doch nicht mehr eigentliche Musik in sich, als ein Zug von Mnllereseln! — — — Also — ich denke in meinem Sinn: „Da du doch ein geborner Musikus bist, und alle deine Vorfahren vor dir, diese letzten hundert Jahre wenigstens, so kannst du, um der Ehre des Laubes willen, ihr gar wohl deinen Besuch machen, obgleich sie nur eine Fremde ist." Die Wahrheit ist, ich schämte mich in Grund der Seele hinein, von wegen der Burschen, die sie da um sich hatte, und die ihr gar und ganz keinen Begriff von der wahren Musik unseres armen, alten Jre- lands geben konnten mit ihrem Blech und ihrem Gekreisch alle Abend, die Gott werden ließ, dort in dem großen Theater. — Also gut — ich mache meine Pfeife rein und sehe sie nach, daß Alles in Ordnung, und mir und meinem Jungen die besten Kleider aus den Leib. Und so schick' ich der fremden Dame meine Karte hinauf, und daß JhrS genau wißt, ich schrieb meinen Namen auf Carrcau As: „Rott) Oge, der Pfeifer von ganz Ireland und Sr. Majestät des Königs, wird sich eine Ehre draus machen, Madame Katherlany , in die Schönheiten der irischen Musik einzuführen." Ihr seht, Freunde, die Ehre von Altireland und seine Musik gab mir Muth ins Herz, und so schritt ich die Treppe hinauf und stracks ins erste Zimmer, so keck wie ein Schafbock, und ehe sie ein Wort sagen konnte, trug ich ihr vier Verse vor, die ich selber zu ihrem Lobe gemacht hatte. Oho, Ihr Mädchen dort, Ihr mögt immerhin zusammen kichern; aber das kann ich Euch sagen — die fremde Sängerin, Katherlany, hatte bessere Ma¬ nieren! „Mastere Nor Ogere — sagte sie freundlich und herzig, als wär' sie in Ire¬ land geboren und gezogen, obgleich sie ein wenig ausländisch sprach — Sie sein mir sehr wilenkomm!" Und dann mußte ich Platz nehmen und ihr einen echten irischen Jig vorspielen. Das that ich denn; aber erst, nachdem ich ihr begreiflich gemacht, daß ich kein gewöhnlicher Moortrabcr von Pfeifer sei, der nichts als einen Jig zu spielen ver¬ stehe; sondern daß ich Alles spielen könne, Händel und Peter Purccl und wie die Parly- vooS alle heißen. Und unter all' den NoratoreyS und all' dem Zeug ist doch nichts, was einem Marsch das Wasser reichte, den mein Vater gemacht und womit er einem alten lahmen Oberst wieder auf die Beine geholfen. Und das nenn' ich die Kraft der Musik! Aber sie dachte vielleicht anders und bat mich nicht, ihn zu spielen und viel¬ leicht gefiel er ihr auch nicht; denn am Ende war's eben doch eine Ausländische. Aber als ich ihr eine nach der andern, die schönen alten Weisen hören ließ, deren Lieblich-

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/127>, abgerufen am 01.09.2024.