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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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chisches Bataillon in derselben Stellung einige Schritt gegenüber. Fredro sprengt
an den Offizier heran, der ihn freundlich grüßt, die Hand reicht, zugleich fragt,
warum er noch den Degen an der Seite behalten? Fredro sieht den Offizier groß
an, gibt aber, indem der östreichische Offizier gerade einem ungarischen Husaren,
der angeritten kommt, den Degen abnimmt, seinem Pferde die Sporen und sprengt
zu seinem Bataillon Polen zurück, während dem aber sprengt sein Chef Tchorz-
nicki an ihm vorbei zu den Oestreichern, ohne sich durch sein nachrufen aufhal¬
ten zu lasse". Die Polen uuter Bulharyn waren indessen vorausmarschirt, nud
in kurzem sahe mau die Oestreicher und vor der Front deu Tchorznicki mit dem
östreichischen General Fiedler, umgeben vom Stäbe des letzter". Einige Minuten
der Ungewißheit verflossen, als Tchörzmcki deu Polen zurief " "Gewehr, zu Fuß" ".
Die Polen aber gaben statt dessen Feuer, die Oestreicher geben nun auch eine
Salve und verschwinden im Nebel. Tchorznicki behauptet, daß sich die Oestrei¬
cher hatten ergeben wollen, und schickt seinen Adjutant Fredro uoch einmal an sie
ab; dieser wird aber mit Flintenschüssen, so wie er sich zeigt, zurückgewiesen.
Einige Tage hierauf sagt das Bataillon insgesammt seinein Chef Tchcirzuicki den
Gehorsam auf, der nun zum Stäbe Klapt'a's commandirt wird. Jdzikowski über¬
nimmt das Commando.

Die unter meinem Befehle stehende polnische Abtheilung blieb bis zum 4. Febr.
in Arad stehen. Ginige magyarische Offiziere wollten mich zum Commandanten
des Corps an Mariassy's Stelle ausrufen, aber dem widersetzte ich mich aus¬
drücklich. Hierauf kam der Ingenieuroberst Gall, der, zum. General ernannt,
de.n Oberbefehl bei Arad übernahm. Die Polen, welche ""unterbrochen den
Vorpostendienst versehe" und sich an deu Krieg gewöhnt hatte", standen im grö߬
ten. Ansehen, "det Gall that nichts ohne meinen Rath. Alle Anordnungen gin¬
gen voll mir ans, unser Lozcki commandirte die Artillerie, Grvchowalski die In¬
genieure, und ich wurde zum Oberstlieutenant ernannt. Indem, ich sah, daß die
magyarische Sache schlecht stand, stellte ich der Regierung vor, daß man noth¬
wendig alle Truppen vereinigen und einen Hauptschlag gegen die östreichische
Armee unternehmen müsse, anch wären streng kriegsgerichtliche Beispiele gegen die
Corpsführer nothwendig, die ohne alle Rücksicht ans die Befehle der Negierung
nach eigenem Gutdünken verführen, außerdem bemühete ich mich ununterbrochen,
alle polnischen Abtheilungen zu vereinen, was auch alle wünschten, außer Tchcirz¬
nicki und Nembowski, wobei Letzterer die uichtswürdigsteu Intriguen sich erlaubte.
Zur Belagerung Arads fehlte in den letzten Tagen die. Munition. Endlich kam
der General Damianiez; im Kriegsrathe, den er anordnete, war ich gegen den
Sturm der wohlbefestigten Festung, da wir weder Bresche geschossen hatten, "och
Ammnnition vorhanden war, trug überhaupt energisch darauf an, daß die von
mir geführten Polen einen Theil des Damiauicz'schen Corps bilden und Arad ver¬
lassen möchten, um im freien Felde kämpfen zu können, was alle sehnlichst wünsch-


Grcnzbotcn. II, ILSV. 65

chisches Bataillon in derselben Stellung einige Schritt gegenüber. Fredro sprengt
an den Offizier heran, der ihn freundlich grüßt, die Hand reicht, zugleich fragt,
warum er noch den Degen an der Seite behalten? Fredro sieht den Offizier groß
an, gibt aber, indem der östreichische Offizier gerade einem ungarischen Husaren,
der angeritten kommt, den Degen abnimmt, seinem Pferde die Sporen und sprengt
zu seinem Bataillon Polen zurück, während dem aber sprengt sein Chef Tchorz-
nicki an ihm vorbei zu den Oestreichern, ohne sich durch sein nachrufen aufhal¬
ten zu lasse». Die Polen uuter Bulharyn waren indessen vorausmarschirt, nud
in kurzem sahe mau die Oestreicher und vor der Front deu Tchorznicki mit dem
östreichischen General Fiedler, umgeben vom Stäbe des letzter». Einige Minuten
der Ungewißheit verflossen, als Tchörzmcki deu Polen zurief „ „Gewehr, zu Fuß" ".
Die Polen aber gaben statt dessen Feuer, die Oestreicher geben nun auch eine
Salve und verschwinden im Nebel. Tchorznicki behauptet, daß sich die Oestrei¬
cher hatten ergeben wollen, und schickt seinen Adjutant Fredro uoch einmal an sie
ab; dieser wird aber mit Flintenschüssen, so wie er sich zeigt, zurückgewiesen.
Einige Tage hierauf sagt das Bataillon insgesammt seinein Chef Tchcirzuicki den
Gehorsam auf, der nun zum Stäbe Klapt'a's commandirt wird. Jdzikowski über¬
nimmt das Commando.

Die unter meinem Befehle stehende polnische Abtheilung blieb bis zum 4. Febr.
in Arad stehen. Ginige magyarische Offiziere wollten mich zum Commandanten
des Corps an Mariassy's Stelle ausrufen, aber dem widersetzte ich mich aus¬
drücklich. Hierauf kam der Ingenieuroberst Gall, der, zum. General ernannt,
de.n Oberbefehl bei Arad übernahm. Die Polen, welche «»unterbrochen den
Vorpostendienst versehe» und sich an deu Krieg gewöhnt hatte», standen im grö߬
ten. Ansehen, »det Gall that nichts ohne meinen Rath. Alle Anordnungen gin¬
gen voll mir ans, unser Lozcki commandirte die Artillerie, Grvchowalski die In¬
genieure, und ich wurde zum Oberstlieutenant ernannt. Indem, ich sah, daß die
magyarische Sache schlecht stand, stellte ich der Regierung vor, daß man noth¬
wendig alle Truppen vereinigen und einen Hauptschlag gegen die östreichische
Armee unternehmen müsse, anch wären streng kriegsgerichtliche Beispiele gegen die
Corpsführer nothwendig, die ohne alle Rücksicht ans die Befehle der Negierung
nach eigenem Gutdünken verführen, außerdem bemühete ich mich ununterbrochen,
alle polnischen Abtheilungen zu vereinen, was auch alle wünschten, außer Tchcirz¬
nicki und Nembowski, wobei Letzterer die uichtswürdigsteu Intriguen sich erlaubte.
Zur Belagerung Arads fehlte in den letzten Tagen die. Munition. Endlich kam
der General Damianiez; im Kriegsrathe, den er anordnete, war ich gegen den
Sturm der wohlbefestigten Festung, da wir weder Bresche geschossen hatten, »och
Ammnnition vorhanden war, trug überhaupt energisch darauf an, daß die von
mir geführten Polen einen Theil des Damiauicz'schen Corps bilden und Arad ver¬
lassen möchten, um im freien Felde kämpfen zu können, was alle sehnlichst wünsch-


Grcnzbotcn. II, ILSV. 65
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/521>, abgerufen am 22.07.2024.