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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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prägen, so daß selbst die.Kreuzerpapiere ein Agio von 5 Procent erlangten; und
"die Uebel sind so groß, daß die Counnission sich genöthigt sieht, mit dem edlen
Drange innerster Ueberzeugung einstimmig ans die schnellste Anwendung wei¬
terer und durchgreifenderer Maßregeln zu deren Abhilfe ehrerbietigst anzutragen."

Daß die Finanzeonunission, nach solcher Darlegung und solchem Beuchte,
welche man dem Publicum nicht vorenthalten konnte, sich keiner besondern Gunst
beim Ministerium zu erfreuen haben würde, war leicht einzusehen; und wahrend
ihr vorne eine offizielle Anerkennung für ihren Rath ertheilt winde, kratzte man
sie rückwärts mit journalistischen Verdächtigungen und Herabwürdigungen, und
eines der unterthänigen Blätter war so tactloS, der Counnission uachzuzanken, es
habe ihr an finanziellen Kapacitäten gefehlt.

Während die ganze constitutionelle Fraction die Arbeit der Commission im
Vornherein nur als Vorarbeit gelten lassen konnte, wird sie von der ministeriellen
Partei nachträglich als unbrauchbar verworfen, und das Reich befindet sich wie¬
der auf dem Punkte, die Finanzen einzig und allein durch die Hand eines Man¬
nes geleitet zu sehen, deren Unfähigkeit das jetzige Uebel herbeiführte. Die Ver¬
trauensmänner ernten die Verunglimpfung der NegiernngSorgane, die Liberalen
machen ihnen den gerechten Vorwurf, daß sie die Befugniß des Reichstags sich
anmaßten und nicht einmal auf dessen unumgängliche Cvnsentirung hinwiesen, und
das Land hat keinen andern Vortheil, als ihre Bestätigung des Uebels. Die
stnanziellen Kapacitäten der practischen Gcldwelt haben jedoch die Ueberzeugung
gewonnen, daß kein Mittel zur Abhilfe des Geldübels innerhalb des materiel¬
len Gebietes zu finden ist. Weder diveete Steuern noch indirecte Abgaben, noch
so hoch, tonnen die Ausgaben decken, so lange der Militäraufwand fortdauert,
und selbst wenn eine Reduction des Heeres vorgenommen würde, bleibt das De¬
ficit ein erdrückendes, da es nur durch HinauSgabe unbedeckten Pipiergeldes, also
durch noch größere Entwerthung der Geldzeiche", ersetzt werden kann. Ein Nn-
lehcn von 15(1 Mill. Gulden, allein durch Zeichnungen in Oestreich aufgebracht,
gehört, selbst wenn es effectuirt werden kann, zu jenen herrischen Euren, welche
die Krankheit zwar heilen, aber den Patienten derart schwächen, daß er weder
gehen, uoch stehen noch liegen kann. Der Geldumlanf in Oestreich besteht nicht
in Geld, nicht in Silber, nicht in Scheidemünze, nicht in vollgültigen Papieren
für das Ausland, denn alles dies ist zur Waare geworden; der Geldumlauf be¬
steht aus circa 500 Millionen Gulden in Papierzeichen. Werden diese Papier¬
zeichen um I5l) Millionen vermindert, so fehlt dein Verkehr ^, und das Land
wird noch mehr Noth leiden an Tanschmitteln. Ein Irrthum ist es, zu glauben,
daß die Verminderung des Papiergeldes die baare Münze hervorlocken wurde;
der Mattgel an papiernen Kreuzern hat nicht die Kupferkreuzer in Verkehr ge¬
bracht, sondern ein Agio für die übriggebliebenen Papierkrenzer erzeugt. Eilt


prägen, so daß selbst die.Kreuzerpapiere ein Agio von 5 Procent erlangten; und
„die Uebel sind so groß, daß die Counnission sich genöthigt sieht, mit dem edlen
Drange innerster Ueberzeugung einstimmig ans die schnellste Anwendung wei¬
terer und durchgreifenderer Maßregeln zu deren Abhilfe ehrerbietigst anzutragen."

Daß die Finanzeonunission, nach solcher Darlegung und solchem Beuchte,
welche man dem Publicum nicht vorenthalten konnte, sich keiner besondern Gunst
beim Ministerium zu erfreuen haben würde, war leicht einzusehen; und wahrend
ihr vorne eine offizielle Anerkennung für ihren Rath ertheilt winde, kratzte man
sie rückwärts mit journalistischen Verdächtigungen und Herabwürdigungen, und
eines der unterthänigen Blätter war so tactloS, der Counnission uachzuzanken, es
habe ihr an finanziellen Kapacitäten gefehlt.

Während die ganze constitutionelle Fraction die Arbeit der Commission im
Vornherein nur als Vorarbeit gelten lassen konnte, wird sie von der ministeriellen
Partei nachträglich als unbrauchbar verworfen, und das Reich befindet sich wie¬
der auf dem Punkte, die Finanzen einzig und allein durch die Hand eines Man¬
nes geleitet zu sehen, deren Unfähigkeit das jetzige Uebel herbeiführte. Die Ver¬
trauensmänner ernten die Verunglimpfung der NegiernngSorgane, die Liberalen
machen ihnen den gerechten Vorwurf, daß sie die Befugniß des Reichstags sich
anmaßten und nicht einmal auf dessen unumgängliche Cvnsentirung hinwiesen, und
das Land hat keinen andern Vortheil, als ihre Bestätigung des Uebels. Die
stnanziellen Kapacitäten der practischen Gcldwelt haben jedoch die Ueberzeugung
gewonnen, daß kein Mittel zur Abhilfe des Geldübels innerhalb des materiel¬
len Gebietes zu finden ist. Weder diveete Steuern noch indirecte Abgaben, noch
so hoch, tonnen die Ausgaben decken, so lange der Militäraufwand fortdauert,
und selbst wenn eine Reduction des Heeres vorgenommen würde, bleibt das De¬
ficit ein erdrückendes, da es nur durch HinauSgabe unbedeckten Pipiergeldes, also
durch noch größere Entwerthung der Geldzeiche», ersetzt werden kann. Ein Nn-
lehcn von 15(1 Mill. Gulden, allein durch Zeichnungen in Oestreich aufgebracht,
gehört, selbst wenn es effectuirt werden kann, zu jenen herrischen Euren, welche
die Krankheit zwar heilen, aber den Patienten derart schwächen, daß er weder
gehen, uoch stehen noch liegen kann. Der Geldumlanf in Oestreich besteht nicht
in Geld, nicht in Silber, nicht in Scheidemünze, nicht in vollgültigen Papieren
für das Ausland, denn alles dies ist zur Waare geworden; der Geldumlauf be¬
steht aus circa 500 Millionen Gulden in Papierzeichen. Werden diese Papier¬
zeichen um I5l) Millionen vermindert, so fehlt dein Verkehr ^, und das Land
wird noch mehr Noth leiden an Tanschmitteln. Ein Irrthum ist es, zu glauben,
daß die Verminderung des Papiergeldes die baare Münze hervorlocken wurde;
der Mattgel an papiernen Kreuzern hat nicht die Kupferkreuzer in Verkehr ge¬
bracht, sondern ein Agio für die übriggebliebenen Papierkrenzer erzeugt. Eilt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/460>, abgerufen am 01.07.2024.