Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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5e.inno alö Vauäreil. Neuer Roman einer unbekannten Verfasserin, in welcher
die Kritik viel Geist, aber auch viel hohlen Dogmatismus findet. Eine zweite Lelia
oder Wally, behandelt sie die Geschichte des Zweifels in edlen und ihrer Anlage nach
religiösen Herzen bis zu einer gewissen spiritualistisch-allgemein gehaltenen Versöhnung, wie
im Spiridion. -- Man denkt dabei an unsere Fanstine, welche den endlichen Zielpunkt
ihres unruhigen Trachtens in einer engeren Klause, in einem bestimmteren Heiligthum
gefunden hat: im Schooß der allein seligmachenden Kirche.

Laos et ?grollt-mirs (Geldsäcke und Stammbäume), ein neuer Roman von
Jules Scnidcau, übertrifft die frühern Leistungen dieses Verfassers bei Weitem.
Er spielt in der Zeit unmittelbar vor der Februarrevolution. Eine alte legitimistische
Familie aus der Bretagne alliirt sich mit dem Hause eines steinreichen, eitlen Pariser
Bourgeois, Herrn Lcvrault, der durch seinen Schwiegersohn bei Hose angestellt zu werden
hofft. Der junge Edelmann ist auch bereits im Begriff, mit Hintanschnng seiner Prin¬
cipien dem Moloch des JnlitönigthnmS zu opfern, da bricht die Emcute aus. Um
sich vor dem Volke zu sichern, zieht Herr Levrault die republikanische Fahne auf; er
verliert aber doch in der eintretenden Finanzkrisis sein Vermögen, und die unsittlichen
Verhältnisse einer Mesalliance treten nun nackt ans Tageslicht, bis sie dnrch die gute
Natur der beiden Hauptbcthciligtcn beseitigt werden. -- Noch schlechter als die Legiti-
misten und die eitlen Parvenus kommen die Demokraten weg, und von jeder Partei
finden sich einzelne treffende Charakteristiken, obgleich die Darstellung oft genug das
Aussehn einer blosicn Carricatur annimmt, wie es auch bei Louis Nepbaud's Jerome
Paturot fast immer der Fall ist.

Unter den reaktionären Schriften, die in neuester Zeit erschienen sind, muß sich
die Ili^teire ein 8cmclerbui>et von Cretincau Joly dnrch die aufgetragenen Farben
auszeichnen, wenn wir folgendes Fragment ins Ruge fassen, welches die legitimistische
Lili'oni<iue ac tnris mittheilt: I^marine" vieux Mroisse <M se mir" et-ins un
Kourbier revolulioiliure, edevrvtiüt une Uurmonie Iliütoricjue pour diviiuser w
Nuilletme.

Das Journal des economistcs zeigt folgende neue Werke an, die in sein
Gebiet fallen: Uistoire lies duncjues, von Ch. Coquelin. -- Ludsistanees et po-
pul-turuf, vou L. Eador. Ilisteire ne l'-uliniiustrution "I"! I" peliee "le I'uris cle-
vuis I'bilippe Auguste juscju'aux cents Min-raux cle 1789, c>u tudletm nor"I et
peliticjue cle ig ville ein ?t"ris penclant cette p"'zuo<Je, consicleree cuius ses r"ppnrts
"veo I'twUon alö la polivv, von Fregier. -- IXouvvlIvs vluävs sur I" lüßisIMon
elwrttadle, von L. Delamvthc. -- Ilgimouies eeolmmi^ues, von dem Deputirte"
F. Bastiat. -- Du "Iren ü I'eisivete et cle I'erAunisilliei" du traviül servile "luns
Jos repul>Iiciuos greociues et remmne, von Moriau Christophe. -- I^es seirves
ac Is rue Le. I>!>xiue, eulreliens sur los lois eoenomiciues et üesvusv cle w pr"-
priete, von G. de Molinari. -- ve I" situutien des ewsses euvrieres en 1"'rimoe,
von Ernest Mcrson.

Verlag von F. L. Herbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julia" Schmidt.
Druck von C. E. Elbert.

5e.inno alö Vauäreil. Neuer Roman einer unbekannten Verfasserin, in welcher
die Kritik viel Geist, aber auch viel hohlen Dogmatismus findet. Eine zweite Lelia
oder Wally, behandelt sie die Geschichte des Zweifels in edlen und ihrer Anlage nach
religiösen Herzen bis zu einer gewissen spiritualistisch-allgemein gehaltenen Versöhnung, wie
im Spiridion. — Man denkt dabei an unsere Fanstine, welche den endlichen Zielpunkt
ihres unruhigen Trachtens in einer engeren Klause, in einem bestimmteren Heiligthum
gefunden hat: im Schooß der allein seligmachenden Kirche.

Laos et ?grollt-mirs (Geldsäcke und Stammbäume), ein neuer Roman von
Jules Scnidcau, übertrifft die frühern Leistungen dieses Verfassers bei Weitem.
Er spielt in der Zeit unmittelbar vor der Februarrevolution. Eine alte legitimistische
Familie aus der Bretagne alliirt sich mit dem Hause eines steinreichen, eitlen Pariser
Bourgeois, Herrn Lcvrault, der durch seinen Schwiegersohn bei Hose angestellt zu werden
hofft. Der junge Edelmann ist auch bereits im Begriff, mit Hintanschnng seiner Prin¬
cipien dem Moloch des JnlitönigthnmS zu opfern, da bricht die Emcute aus. Um
sich vor dem Volke zu sichern, zieht Herr Levrault die republikanische Fahne auf; er
verliert aber doch in der eintretenden Finanzkrisis sein Vermögen, und die unsittlichen
Verhältnisse einer Mesalliance treten nun nackt ans Tageslicht, bis sie dnrch die gute
Natur der beiden Hauptbcthciligtcn beseitigt werden. — Noch schlechter als die Legiti-
misten und die eitlen Parvenus kommen die Demokraten weg, und von jeder Partei
finden sich einzelne treffende Charakteristiken, obgleich die Darstellung oft genug das
Aussehn einer blosicn Carricatur annimmt, wie es auch bei Louis Nepbaud's Jerome
Paturot fast immer der Fall ist.

Unter den reaktionären Schriften, die in neuester Zeit erschienen sind, muß sich
die Ili^teire ein 8cmclerbui>et von Cretincau Joly dnrch die aufgetragenen Farben
auszeichnen, wenn wir folgendes Fragment ins Ruge fassen, welches die legitimistische
Lili'oni<iue ac tnris mittheilt: I^marine» vieux Mroisse <M se mir« et-ins un
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Das Journal des economistcs zeigt folgende neue Werke an, die in sein
Gebiet fallen: Uistoire lies duncjues, von Ch. Coquelin. — Ludsistanees et po-
pul-turuf, vou L. Eador. Ilisteire ne l'-uliniiustrution «I«! I» peliee «le I'uris cle-
vuis I'bilippe Auguste juscju'aux cents Min-raux cle 1789, c>u tudletm nor»I et
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F. Bastiat. — Du «Iren ü I'eisivete et cle I'erAunisilliei» du traviül servile «luns
Jos repul>Iiciuos greociues et remmne, von Moriau Christophe. — I^es seirves
ac Is rue Le. I>!>xiue, eulreliens sur los lois eoenomiciues et üesvusv cle w pr»-
priete, von G. de Molinari. — ve I» situutien des ewsses euvrieres en 1«'rimoe,
von Ernest Mcrson.

Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julia» Schmidt.
Druck von C. E. Elbert.

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[0368] 5e.inno alö Vauäreil. Neuer Roman einer unbekannten Verfasserin, in welcher die Kritik viel Geist, aber auch viel hohlen Dogmatismus findet. Eine zweite Lelia oder Wally, behandelt sie die Geschichte des Zweifels in edlen und ihrer Anlage nach religiösen Herzen bis zu einer gewissen spiritualistisch-allgemein gehaltenen Versöhnung, wie im Spiridion. — Man denkt dabei an unsere Fanstine, welche den endlichen Zielpunkt ihres unruhigen Trachtens in einer engeren Klause, in einem bestimmteren Heiligthum gefunden hat: im Schooß der allein seligmachenden Kirche. Laos et ?grollt-mirs (Geldsäcke und Stammbäume), ein neuer Roman von Jules Scnidcau, übertrifft die frühern Leistungen dieses Verfassers bei Weitem. Er spielt in der Zeit unmittelbar vor der Februarrevolution. Eine alte legitimistische Familie aus der Bretagne alliirt sich mit dem Hause eines steinreichen, eitlen Pariser Bourgeois, Herrn Lcvrault, der durch seinen Schwiegersohn bei Hose angestellt zu werden hofft. Der junge Edelmann ist auch bereits im Begriff, mit Hintanschnng seiner Prin¬ cipien dem Moloch des JnlitönigthnmS zu opfern, da bricht die Emcute aus. Um sich vor dem Volke zu sichern, zieht Herr Levrault die republikanische Fahne auf; er verliert aber doch in der eintretenden Finanzkrisis sein Vermögen, und die unsittlichen Verhältnisse einer Mesalliance treten nun nackt ans Tageslicht, bis sie dnrch die gute Natur der beiden Hauptbcthciligtcn beseitigt werden. — Noch schlechter als die Legiti- misten und die eitlen Parvenus kommen die Demokraten weg, und von jeder Partei finden sich einzelne treffende Charakteristiken, obgleich die Darstellung oft genug das Aussehn einer blosicn Carricatur annimmt, wie es auch bei Louis Nepbaud's Jerome Paturot fast immer der Fall ist. Unter den reaktionären Schriften, die in neuester Zeit erschienen sind, muß sich die Ili^teire ein 8cmclerbui>et von Cretincau Joly dnrch die aufgetragenen Farben auszeichnen, wenn wir folgendes Fragment ins Ruge fassen, welches die legitimistische Lili'oni<iue ac tnris mittheilt: I^marine» vieux Mroisse <M se mir« et-ins un Kourbier revolulioiliure, edevrvtiüt une Uurmonie Iliütoricjue pour diviiuser w Nuilletme. Das Journal des economistcs zeigt folgende neue Werke an, die in sein Gebiet fallen: Uistoire lies duncjues, von Ch. Coquelin. — Ludsistanees et po- pul-turuf, vou L. Eador. Ilisteire ne l'-uliniiustrution «I«! I» peliee «le I'uris cle- vuis I'bilippe Auguste juscju'aux cents Min-raux cle 1789, c>u tudletm nor»I et peliticjue cle ig ville ein ?t»ris penclant cette p«'zuo<Je, consicleree cuius ses r«ppnrts »veo I'twUon alö la polivv, von Fregier. — IXouvvlIvs vluävs sur I« lüßisIMon elwrttadle, von L. Delamvthc. — Ilgimouies eeolmmi^ues, von dem Deputirte» F. Bastiat. — Du «Iren ü I'eisivete et cle I'erAunisilliei» du traviül servile «luns Jos repul>Iiciuos greociues et remmne, von Moriau Christophe. — I^es seirves ac Is rue Le. I>!>xiue, eulreliens sur los lois eoenomiciues et üesvusv cle w pr»- priete, von G. de Molinari. — ve I» situutien des ewsses euvrieres en 1«'rimoe, von Ernest Mcrson. Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julia» Schmidt. Druck von C. E. Elbert.

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Zitationshilfe:	Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/368>, abgerufen am 03.07.2024.

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