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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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An die Stelle dieses staatsrechtlichen Bundes von 1815, welcher nun-
mehr und für immer zerrissen ist, ist es nun die Aufgabe unserer Regierung, mit
Deutschland eiuen möglichst engen völkerrechtlichen Bund zu schließen.

Mniguug in materiellen Kragen, militärische Uebereinkommen, Offensiv- und
Defensiv-Bündnisse ?e. werden immer und überall im Prinzipe als annehmbar
und wünschenswerth erscheinen. -- Zollkongresse, gemeinschaftliche Berathungen
über spezielle Fragen ze. werden im beiderseitigen Interesse Beifall und Anklang
finden-- jedoch immer nur so lange, als sie blos vorberathend ohne irgend eine
imperative Befugniß, daher eigentlich nichts anderes als vorbereitende, begutach¬
tende Kommissionen sein werden.

So sehr ich es im Interesse des europäischen Friedens wünsche" muß, daß
den deutschen Einheitsbestrebungen vernünftige Rechnung getragen, und damit
endlich die Revolution geschlossen werden möge, so sehr ich eben deswegen alles
dasjenige bedauere und mißbillige, was darauf hinausgeht, diese Bestrebungen zu
Vereiteln und Deutschlands Zerstückelung zu verewigen, eben so sehr muß ich im
östreichischen Interesse wünschen, daß mau nicht aus kurzsichtiger Schlauheit, oder
aus traditionellen Sympathieen in Oestreichs Namen Zugeständnisse mache, welche
Oestreich, will es anders Oestreich bleiben, nie erfüllen kann noch wird.

Es liegt in Oestreichs Interesse, daß sich Deutschland einig und kräftig kon-
stituire, aber auch eben so sehr, daß es sich mit diesem neuen Deutschland auf
einen klaren Fuß setze, wodurch allein Reibung und Feindschaft vermieden werden
kann; dieser aber ist einzig und allein der eines innigen völkerrechtlichen
Verhältnisses. Mit frommen Wünschen und sentimentalen Anschauungen regiert
mau nicht -- am allerwenigsten in Zeiten wie die unsrigen sind.




An die Stelle dieses staatsrechtlichen Bundes von 1815, welcher nun-
mehr und für immer zerrissen ist, ist es nun die Aufgabe unserer Regierung, mit
Deutschland eiuen möglichst engen völkerrechtlichen Bund zu schließen.

Mniguug in materiellen Kragen, militärische Uebereinkommen, Offensiv- und
Defensiv-Bündnisse ?e. werden immer und überall im Prinzipe als annehmbar
und wünschenswerth erscheinen. — Zollkongresse, gemeinschaftliche Berathungen
über spezielle Fragen ze. werden im beiderseitigen Interesse Beifall und Anklang
finden— jedoch immer nur so lange, als sie blos vorberathend ohne irgend eine
imperative Befugniß, daher eigentlich nichts anderes als vorbereitende, begutach¬
tende Kommissionen sein werden.

So sehr ich es im Interesse des europäischen Friedens wünsche» muß, daß
den deutschen Einheitsbestrebungen vernünftige Rechnung getragen, und damit
endlich die Revolution geschlossen werden möge, so sehr ich eben deswegen alles
dasjenige bedauere und mißbillige, was darauf hinausgeht, diese Bestrebungen zu
Vereiteln und Deutschlands Zerstückelung zu verewigen, eben so sehr muß ich im
östreichischen Interesse wünschen, daß mau nicht aus kurzsichtiger Schlauheit, oder
aus traditionellen Sympathieen in Oestreichs Namen Zugeständnisse mache, welche
Oestreich, will es anders Oestreich bleiben, nie erfüllen kann noch wird.

Es liegt in Oestreichs Interesse, daß sich Deutschland einig und kräftig kon-
stituire, aber auch eben so sehr, daß es sich mit diesem neuen Deutschland auf
einen klaren Fuß setze, wodurch allein Reibung und Feindschaft vermieden werden
kann; dieser aber ist einzig und allein der eines innigen völkerrechtlichen
Verhältnisses. Mit frommen Wünschen und sentimentalen Anschauungen regiert
mau nicht — am allerwenigsten in Zeiten wie die unsrigen sind.




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[0237] An die Stelle dieses staatsrechtlichen Bundes von 1815, welcher nun- mehr und für immer zerrissen ist, ist es nun die Aufgabe unserer Regierung, mit Deutschland eiuen möglichst engen völkerrechtlichen Bund zu schließen. Mniguug in materiellen Kragen, militärische Uebereinkommen, Offensiv- und Defensiv-Bündnisse ?e. werden immer und überall im Prinzipe als annehmbar und wünschenswerth erscheinen. — Zollkongresse, gemeinschaftliche Berathungen über spezielle Fragen ze. werden im beiderseitigen Interesse Beifall und Anklang finden— jedoch immer nur so lange, als sie blos vorberathend ohne irgend eine imperative Befugniß, daher eigentlich nichts anderes als vorbereitende, begutach¬ tende Kommissionen sein werden. So sehr ich es im Interesse des europäischen Friedens wünsche» muß, daß den deutschen Einheitsbestrebungen vernünftige Rechnung getragen, und damit endlich die Revolution geschlossen werden möge, so sehr ich eben deswegen alles dasjenige bedauere und mißbillige, was darauf hinausgeht, diese Bestrebungen zu Vereiteln und Deutschlands Zerstückelung zu verewigen, eben so sehr muß ich im östreichischen Interesse wünschen, daß mau nicht aus kurzsichtiger Schlauheit, oder aus traditionellen Sympathieen in Oestreichs Namen Zugeständnisse mache, welche Oestreich, will es anders Oestreich bleiben, nie erfüllen kann noch wird. Es liegt in Oestreichs Interesse, daß sich Deutschland einig und kräftig kon- stituire, aber auch eben so sehr, daß es sich mit diesem neuen Deutschland auf einen klaren Fuß setze, wodurch allein Reibung und Feindschaft vermieden werden kann; dieser aber ist einzig und allein der eines innigen völkerrechtlichen Verhältnisses. Mit frommen Wünschen und sentimentalen Anschauungen regiert mau nicht — am allerwenigsten in Zeiten wie die unsrigen sind.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/237>, abgerufen am 01.07.2024.