Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.verhüllendes Bestreben, die slavisircnden Foderationsidcen mit dem Mantel der stark- Ich verzweifle völlig an der Verbesserlichkeit dieser nationalen Zänker. Sie mögen Damen als "ngarische Soldaten. Auf den Bahnhöfen Norddeutschlands sah man unter den flüchtige" Ungarn hier Wenn bei dem Durchmärsche eines kaiserlichen CurassierrcgimcnteS zwischen verhüllendes Bestreben, die slavisircnden Foderationsidcen mit dem Mantel der stark- Ich verzweifle völlig an der Verbesserlichkeit dieser nationalen Zänker. Sie mögen Damen als »ngarische Soldaten. Auf den Bahnhöfen Norddeutschlands sah man unter den flüchtige» Ungarn hier Wenn bei dem Durchmärsche eines kaiserlichen CurassierrcgimcnteS zwischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0402" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279950"/> <p xml:id="ID_1422" prev="#ID_1421"> verhüllendes Bestreben, die slavisircnden Foderationsidcen mit dem Mantel der stark-<lb/> östreichischen Loyalität zu bedecken, sind die Eigenschaften dieses einst von der czcchischen<lb/> Partei mit großem Aufwand gegründeten und unterstützten, später aber zur Unbedeu¬<lb/> tendheit herabgesunkenen Organs. Mit seiner Bedeutung hält sein Erscheinen gleichen<lb/> Schritt. In neuster Zeit haben sich die Ecntralblätter dnrch ihre» offenen Brief an<lb/> Schusclka'S „Deutsch oder Russisch" einigermaßen bemerkbar gemacht. Sie finden in<lb/> diesem Erzeugniß der „Ecntralblätter" die Eigenschaften des Blattes ausgeprägt, einen<lb/> gehässigen Ton und eine Kritik, die mehr zu höhnen und zu zanke», als — zu be¬<lb/> weisen versteht. „Nicht Deutsch! Nicht Russisch! Nur Ocstreichisch!" ruft Jordan in<lb/> schwarzgelben Tone Herrn Schusclka entgegen, daß man meinen sollte, es wäre ihm<lb/> wirklich Ernst damit. Eitel Phrase; — Jordan hätte „Nur slavisch" gerufen,<lb/> wenn ihm nicht die Kanonen einen andern Titel auferlegt hätten. Viele und heftige<lb/> Ausfälle gegen Schuselka, gegen Frankfurt und Deutschland, gegen einen Anschluß an<lb/> dasselbe, gegen die Linke im Reichstage, aber wieder warme Lobeserhebungen für Jel-<lb/> lachich, für die ezcchischc Loyalität, für das slavische, einige, große, starke Oestreich<lb/> und für die Ehrlichkeit und Weisheit der ezechischcn Politik.</p><lb/> <p xml:id="ID_1423"> Ich verzweifle völlig an der Verbesserlichkeit dieser nationalen Zänker. Sie mögen<lb/> noch so viele praktische Widerlegungen ihrer Theorien erhalten, sie bleiben die Alten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Damen als »ngarische Soldaten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1424"> Auf den Bahnhöfen Norddeutschlands sah man unter den flüchtige» Ungarn hier<lb/> und da eine Frau in Amazoncntracht, welcher man anzusehen glaubte, daß sie mit ge¬<lb/> fochten und für Ungarn geblutet hatte. Weit häufiger als im Kriege von >813 waren<lb/> unter den enthusiastische» Magyaren weibliche Helden, wir stellen anheim, ob man dies<lb/> für einen Vorzug oder eine Schwäche des Kampfes halten mag. Das kvnstit. Blatt<lb/> aus Böhmen theilt die kriegerische Laufbahn einer dieser Heldinnen unter dem Titel<lb/> „der Jäger Karl" in Ur. 280 mit, welche wir folgen lassen:</p><lb/> <p xml:id="ID_1425" next="#ID_1426"> Wenn bei dem Durchmärsche eines kaiserlichen CurassierrcgimcnteS zwischen<lb/> den Bagagewagen und der Arrivregarde eine Marketenderin mit gelbem Strohhut<lb/> und schwarzen Bändern zu Pferd einherritt, so waren Aller Augen auf sie ge¬<lb/> richtet und sie Gegenstand vielfacher Bcmerkunge»; bei den Insurgenten gab's außer<lb/> der Unzahl Marketenderinnen, Krankcnwärterinne», Concubinen :c. anch mehrere Frauen¬<lb/> zimmer, welche in Reih und Glied als Krieger dienten, und zwar bei der Infanterie,<lb/> Kavallerie und Artillerie. Eine solche war die Wiener Barrikadenhcldin Caroline,<lb/> welche nach der Besiegung der Wiener Octvbcrrcvolutiou uach Ungarn flüchtete und im<lb/> November 1848 zu Pesth in ungarische Dienste tretend, in das zu Preßburg errichtete<lb/> Tyroler Scharsschützcnbataillon uuter Kommando des im Jänner zu Pesth durch Pul¬<lb/> ver und Blei Hingerichteten Majors Soll eingereiht wurde. Echo» bei der Abbren-<lb/> rmng der Neudörfer Brücke an der ungarisch-östreichischen Grenze oberhalb Preßburgs<lb/> am 26. November 1848 zeichnete sich der „Jäger Karl" — wie sie sowohl im Dienste<lb/> als anch im gesellschaflichcn Zusammenleben immer genannt wurde, durch den kühnen<lb/> Entschluß aus, in der Morgendämmerung mit einem Pechkranz in Händen neben der<lb/> am diesseitigen Brückenköpfe stehenden Schildwache vvrbcizuschlcichcn, und in der Mitte<lb/> der Brücke angelangt, dieselbe in Flammen z» setzen, worauf die gänzliche Abbrennung<lb/> derselbe» mit Erfolg vorgenommen werden konnte. Zum Untcrjciger avcmcirt'lieferte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0402]
verhüllendes Bestreben, die slavisircnden Foderationsidcen mit dem Mantel der stark-
östreichischen Loyalität zu bedecken, sind die Eigenschaften dieses einst von der czcchischen
Partei mit großem Aufwand gegründeten und unterstützten, später aber zur Unbedeu¬
tendheit herabgesunkenen Organs. Mit seiner Bedeutung hält sein Erscheinen gleichen
Schritt. In neuster Zeit haben sich die Ecntralblätter dnrch ihre» offenen Brief an
Schusclka'S „Deutsch oder Russisch" einigermaßen bemerkbar gemacht. Sie finden in
diesem Erzeugniß der „Ecntralblätter" die Eigenschaften des Blattes ausgeprägt, einen
gehässigen Ton und eine Kritik, die mehr zu höhnen und zu zanke», als — zu be¬
weisen versteht. „Nicht Deutsch! Nicht Russisch! Nur Ocstreichisch!" ruft Jordan in
schwarzgelben Tone Herrn Schusclka entgegen, daß man meinen sollte, es wäre ihm
wirklich Ernst damit. Eitel Phrase; — Jordan hätte „Nur slavisch" gerufen,
wenn ihm nicht die Kanonen einen andern Titel auferlegt hätten. Viele und heftige
Ausfälle gegen Schuselka, gegen Frankfurt und Deutschland, gegen einen Anschluß an
dasselbe, gegen die Linke im Reichstage, aber wieder warme Lobeserhebungen für Jel-
lachich, für die ezcchischc Loyalität, für das slavische, einige, große, starke Oestreich
und für die Ehrlichkeit und Weisheit der ezechischcn Politik.
Ich verzweifle völlig an der Verbesserlichkeit dieser nationalen Zänker. Sie mögen
noch so viele praktische Widerlegungen ihrer Theorien erhalten, sie bleiben die Alten.
Damen als »ngarische Soldaten.
Auf den Bahnhöfen Norddeutschlands sah man unter den flüchtige» Ungarn hier
und da eine Frau in Amazoncntracht, welcher man anzusehen glaubte, daß sie mit ge¬
fochten und für Ungarn geblutet hatte. Weit häufiger als im Kriege von >813 waren
unter den enthusiastische» Magyaren weibliche Helden, wir stellen anheim, ob man dies
für einen Vorzug oder eine Schwäche des Kampfes halten mag. Das kvnstit. Blatt
aus Böhmen theilt die kriegerische Laufbahn einer dieser Heldinnen unter dem Titel
„der Jäger Karl" in Ur. 280 mit, welche wir folgen lassen:
Wenn bei dem Durchmärsche eines kaiserlichen CurassierrcgimcnteS zwischen
den Bagagewagen und der Arrivregarde eine Marketenderin mit gelbem Strohhut
und schwarzen Bändern zu Pferd einherritt, so waren Aller Augen auf sie ge¬
richtet und sie Gegenstand vielfacher Bcmerkunge»; bei den Insurgenten gab's außer
der Unzahl Marketenderinnen, Krankcnwärterinne», Concubinen :c. anch mehrere Frauen¬
zimmer, welche in Reih und Glied als Krieger dienten, und zwar bei der Infanterie,
Kavallerie und Artillerie. Eine solche war die Wiener Barrikadenhcldin Caroline,
welche nach der Besiegung der Wiener Octvbcrrcvolutiou uach Ungarn flüchtete und im
November 1848 zu Pesth in ungarische Dienste tretend, in das zu Preßburg errichtete
Tyroler Scharsschützcnbataillon uuter Kommando des im Jänner zu Pesth durch Pul¬
ver und Blei Hingerichteten Majors Soll eingereiht wurde. Echo» bei der Abbren-
rmng der Neudörfer Brücke an der ungarisch-östreichischen Grenze oberhalb Preßburgs
am 26. November 1848 zeichnete sich der „Jäger Karl" — wie sie sowohl im Dienste
als anch im gesellschaflichcn Zusammenleben immer genannt wurde, durch den kühnen
Entschluß aus, in der Morgendämmerung mit einem Pechkranz in Händen neben der
am diesseitigen Brückenköpfe stehenden Schildwache vvrbcizuschlcichcn, und in der Mitte
der Brücke angelangt, dieselbe in Flammen z» setzen, worauf die gänzliche Abbrennung
derselbe» mit Erfolg vorgenommen werden konnte. Zum Untcrjciger avcmcirt'lieferte
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