Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

mit einem Buchhändler in Köln. Stark ausgeprägte Originale passen aber nicht für
den deutschen Ehestand, Johanna war keine Hansfrau, sie spielte den ganzen Tag
meisterhaft Klavier und setzte keinen Fuß in die Küche. Da nahm der junge Ehemann
in einer Stunde des Zorns ihr Notenblatt und warf es aus dem Fenster. Kaltblütig
steht sie auf und geht hinab, er denkt, um es wiederzuholen, aber nein, sie geht zu
Fuß nach Bonn zu ihren Eltern und kein Bitten, keine Drohungen vermochten sie
ihrem Gatten zu verzeihen, die Ehe wurde getrennt. Johanna ging nach Berlin um
ihr musikalisches Talent zu vervollkommnen und fand in Bettina's Hause Obdach und
Freundschaft. Aber diese beiden Naturen stießen sich bald ab, Johanna kehrte nach
Bonn zurück und lernte dort Kinkel kennen. Er war verlobt mit einer Pfarrerstochter,
hatte stets einsehr empfängliches, also auch sehr wandelbares Herz. Er sagte sich von
der Braut los und huldigte Johanna's Talent und Geist; sie wirkte offenbar befruch¬
tend auf ihn, er dichtete ihr seine schönsten Lieder und gewann an poetischer Gestaltung.
ES entstand eine echte Liebe zwischen Beiden, die sich durch Jahre voll Hindernisse
durchkämpfen mußte. Johanna war katholisch und durfte sich deshalb nicht wieder ver-
heirathen, sie trat zur protestantischen Kirche über und wurde darin durch Bethmann-Holl>veg
unterstützt, dessen frommes Haus längere Zeit ein Asyl sür die Liebenden war; damals
waren sie auch fromm und Kinkel hielt die beliebtesten Predigten bei gedrängt voller
Kirche. Nach langem Harren lief endlich das Paar in den Hafen der Ehe ein und
bezog eine Dienstwohnung in dem Schlosse zu PovpclSdvrs, unstreitig ein wahrer Fccn-
sitz für poetische Naturen. Der botanische Garten hat vor den Fenstern seinen Blu¬
menflor ausgebreitet und blaue Berge bilden den schönsten Hintergrund sür die maleri¬
sche" Baumgruppen und BvsquetS. Dennoch war das Glück an ihrem Himmel nicht
mehr n-olkcnlvs; noch hingen die Kränze über allen Thüren, und die ersten Feindselig¬
keiten zwischen Kinkel und den Theologen waren schon ausgebrochen und bedrohten seine
dienstliche Stellung. Mit Bethmann-Hollwcg war das Paar längst überworfen. Die
heterodoxe Richtung Kinkels trat immer entschiedener hervor und veranlaßte endlich seine
bekannte Suspension. Seine Neigung zur Kunst, für die er eifrig arbeitete, durch
Vorlesungen in Köln und durch seine Kunstgeschichte, schien ein versöhnendes Element zwi¬
schen ihm und der jetzigen Welt werden zu sollen, als plötzlich das Jahr 1848 seiner
Phantastischen Seele eine andere Richtung gab. Sein Rednertalent, welches er für die
Kirche ausgebildet hatte, hat gewiß zuerst zur Befriedigung seiner Eitelkeit und dadurch
zur Begeisterung sür seinen neuen Beruf, den eines NevolutionsmanneS, beigetragen.
Damals sah ich ihn nach langer Zeit zuerst wieder; seine Frau unterbrach ihre Unter¬
richtsstunde, um mir mit den üblichen Schlagwörtern von Tyrannen, Volksglück und
Volksherrschaft auseinander zu setzen, welchen Wirkungskreis ihr Gottfried jetzt aus¬
fülle. Sie wies mich in einen nahgelegenen Kaffeegarten, wo er grade thätig sein
sollte. Wüstes Geschrei schallte mir dort entgegen und aus einer Gruppe zechender
Handivcrksburschcn erhob sich Kinkel, bei meinem Anblick doch etwas verlegen, in Hemds¬
ärmeln wie die Andern und mit verwilderten Barte, kaum zu erkennen. Er zog seinen
Rock wieder an, der sein Aussehen übrigens nicht civilisirter erscheinen ließ und ging mit
mir tiefer in den- Garten hinab. Seine Redeweise, seine Haltung war brüsk und
gemein, ich hielt ihn für trunken, aber ich merkte bald, daß er nur aufgeregt war.
Mitleid, Erstaunen und Widerwillen kämpften in mir über seine Verwandlung und ließen
mich kaum zu Worte kommen. Auch bei ihm erschien mir ein kleinlicher kindischer Ego¬
ismus, als die Triebfeder seines Handelns, -- und ihn wenigstens hatte ich für einen



*) Es ist eine Dame, welche erzählt.
5*

mit einem Buchhändler in Köln. Stark ausgeprägte Originale passen aber nicht für
den deutschen Ehestand, Johanna war keine Hansfrau, sie spielte den ganzen Tag
meisterhaft Klavier und setzte keinen Fuß in die Küche. Da nahm der junge Ehemann
in einer Stunde des Zorns ihr Notenblatt und warf es aus dem Fenster. Kaltblütig
steht sie auf und geht hinab, er denkt, um es wiederzuholen, aber nein, sie geht zu
Fuß nach Bonn zu ihren Eltern und kein Bitten, keine Drohungen vermochten sie
ihrem Gatten zu verzeihen, die Ehe wurde getrennt. Johanna ging nach Berlin um
ihr musikalisches Talent zu vervollkommnen und fand in Bettina's Hause Obdach und
Freundschaft. Aber diese beiden Naturen stießen sich bald ab, Johanna kehrte nach
Bonn zurück und lernte dort Kinkel kennen. Er war verlobt mit einer Pfarrerstochter,
hatte stets einsehr empfängliches, also auch sehr wandelbares Herz. Er sagte sich von
der Braut los und huldigte Johanna's Talent und Geist; sie wirkte offenbar befruch¬
tend auf ihn, er dichtete ihr seine schönsten Lieder und gewann an poetischer Gestaltung.
ES entstand eine echte Liebe zwischen Beiden, die sich durch Jahre voll Hindernisse
durchkämpfen mußte. Johanna war katholisch und durfte sich deshalb nicht wieder ver-
heirathen, sie trat zur protestantischen Kirche über und wurde darin durch Bethmann-Holl>veg
unterstützt, dessen frommes Haus längere Zeit ein Asyl sür die Liebenden war; damals
waren sie auch fromm und Kinkel hielt die beliebtesten Predigten bei gedrängt voller
Kirche. Nach langem Harren lief endlich das Paar in den Hafen der Ehe ein und
bezog eine Dienstwohnung in dem Schlosse zu PovpclSdvrs, unstreitig ein wahrer Fccn-
sitz für poetische Naturen. Der botanische Garten hat vor den Fenstern seinen Blu¬
menflor ausgebreitet und blaue Berge bilden den schönsten Hintergrund sür die maleri¬
sche» Baumgruppen und BvsquetS. Dennoch war das Glück an ihrem Himmel nicht
mehr n-olkcnlvs; noch hingen die Kränze über allen Thüren, und die ersten Feindselig¬
keiten zwischen Kinkel und den Theologen waren schon ausgebrochen und bedrohten seine
dienstliche Stellung. Mit Bethmann-Hollwcg war das Paar längst überworfen. Die
heterodoxe Richtung Kinkels trat immer entschiedener hervor und veranlaßte endlich seine
bekannte Suspension. Seine Neigung zur Kunst, für die er eifrig arbeitete, durch
Vorlesungen in Köln und durch seine Kunstgeschichte, schien ein versöhnendes Element zwi¬
schen ihm und der jetzigen Welt werden zu sollen, als plötzlich das Jahr 1848 seiner
Phantastischen Seele eine andere Richtung gab. Sein Rednertalent, welches er für die
Kirche ausgebildet hatte, hat gewiß zuerst zur Befriedigung seiner Eitelkeit und dadurch
zur Begeisterung sür seinen neuen Beruf, den eines NevolutionsmanneS, beigetragen.
Damals sah ich ihn nach langer Zeit zuerst wieder; seine Frau unterbrach ihre Unter¬
richtsstunde, um mir mit den üblichen Schlagwörtern von Tyrannen, Volksglück und
Volksherrschaft auseinander zu setzen, welchen Wirkungskreis ihr Gottfried jetzt aus¬
fülle. Sie wies mich in einen nahgelegenen Kaffeegarten, wo er grade thätig sein
sollte. Wüstes Geschrei schallte mir dort entgegen und aus einer Gruppe zechender
Handivcrksburschcn erhob sich Kinkel, bei meinem Anblick doch etwas verlegen, in Hemds¬
ärmeln wie die Andern und mit verwilderten Barte, kaum zu erkennen. Er zog seinen
Rock wieder an, der sein Aussehen übrigens nicht civilisirter erscheinen ließ und ging mit
mir tiefer in den- Garten hinab. Seine Redeweise, seine Haltung war brüsk und
gemein, ich hielt ihn für trunken, aber ich merkte bald, daß er nur aufgeregt war.
Mitleid, Erstaunen und Widerwillen kämpften in mir über seine Verwandlung und ließen
mich kaum zu Worte kommen. Auch bei ihm erschien mir ein kleinlicher kindischer Ego¬
ismus, als die Triebfeder seines Handelns, — und ihn wenigstens hatte ich für einen



*) Es ist eine Dame, welche erzählt.
5*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0039" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279587"/>
            <p xml:id="ID_115" prev="#ID_114" next="#ID_116"> mit einem Buchhändler in Köln.  Stark ausgeprägte Originale passen aber nicht für<lb/>
den deutschen Ehestand, Johanna war keine Hansfrau, sie spielte den ganzen Tag<lb/>
meisterhaft Klavier und setzte keinen Fuß in die Küche. Da nahm der junge Ehemann<lb/>
in einer Stunde des Zorns ihr Notenblatt und warf es aus dem Fenster. Kaltblütig<lb/>
steht sie auf und geht hinab, er denkt, um es wiederzuholen, aber nein, sie geht zu<lb/>
Fuß nach Bonn zu ihren Eltern und kein Bitten, keine Drohungen vermochten sie<lb/>
ihrem Gatten zu verzeihen, die Ehe wurde getrennt.  Johanna ging nach Berlin um<lb/>
ihr musikalisches Talent zu vervollkommnen und fand in Bettina's Hause Obdach und<lb/>
Freundschaft.  Aber diese beiden Naturen stießen sich bald ab, Johanna kehrte nach<lb/>
Bonn zurück und lernte dort Kinkel kennen. Er war verlobt mit einer Pfarrerstochter,<lb/>
hatte stets einsehr empfängliches, also auch sehr wandelbares Herz.  Er sagte sich von<lb/>
der Braut los und huldigte Johanna's Talent und Geist; sie wirkte offenbar befruch¬<lb/>
tend auf ihn, er dichtete ihr seine schönsten Lieder und gewann an poetischer Gestaltung.<lb/>
ES entstand eine echte Liebe zwischen Beiden, die sich durch Jahre voll Hindernisse<lb/>
durchkämpfen mußte.  Johanna war katholisch und durfte sich deshalb nicht wieder ver-<lb/>
heirathen, sie trat zur protestantischen Kirche über und wurde darin durch Bethmann-Holl&gt;veg<lb/>
unterstützt, dessen frommes Haus längere Zeit ein Asyl sür die Liebenden war; damals<lb/>
waren sie auch fromm und Kinkel hielt die beliebtesten Predigten bei gedrängt voller<lb/>
Kirche.  Nach langem Harren lief endlich das Paar in den Hafen der Ehe ein und<lb/>
bezog eine Dienstwohnung in dem Schlosse zu PovpclSdvrs, unstreitig ein wahrer Fccn-<lb/>
sitz für poetische Naturen.  Der botanische Garten hat vor den Fenstern seinen Blu¬<lb/>
menflor ausgebreitet und blaue Berge bilden den schönsten Hintergrund sür die maleri¬<lb/>
sche» Baumgruppen und BvsquetS.  Dennoch war das Glück an ihrem Himmel nicht<lb/>
mehr n-olkcnlvs; noch hingen die Kränze über allen Thüren, und die ersten Feindselig¬<lb/>
keiten zwischen Kinkel und den Theologen waren schon ausgebrochen und bedrohten seine<lb/>
dienstliche Stellung.  Mit Bethmann-Hollwcg war das Paar längst überworfen. Die<lb/>
heterodoxe Richtung Kinkels trat immer entschiedener hervor und veranlaßte endlich seine<lb/>
bekannte Suspension.  Seine Neigung zur Kunst, für die er eifrig arbeitete, durch<lb/>
Vorlesungen in Köln und durch seine Kunstgeschichte, schien ein versöhnendes Element zwi¬<lb/>
schen ihm und der jetzigen Welt werden zu sollen, als plötzlich das Jahr 1848 seiner<lb/>
Phantastischen Seele eine andere Richtung gab.  Sein Rednertalent, welches er für die<lb/>
Kirche ausgebildet hatte, hat gewiß zuerst zur Befriedigung seiner Eitelkeit und dadurch<lb/>
zur Begeisterung sür seinen neuen Beruf, den eines NevolutionsmanneS, beigetragen.<lb/>
Damals sah ich ihn nach langer Zeit zuerst wieder; seine Frau unterbrach ihre Unter¬<lb/>
richtsstunde, um mir mit den üblichen Schlagwörtern von Tyrannen, Volksglück und<lb/>
Volksherrschaft auseinander zu setzen, welchen Wirkungskreis ihr Gottfried jetzt aus¬<lb/>
fülle.  Sie wies mich in einen nahgelegenen Kaffeegarten, wo er grade thätig sein<lb/>
sollte.  Wüstes Geschrei schallte mir dort entgegen und aus einer Gruppe zechender<lb/>
Handivcrksburschcn erhob sich Kinkel, bei meinem Anblick doch etwas verlegen,  in Hemds¬<lb/>
ärmeln wie die Andern und mit verwilderten Barte, kaum zu erkennen. Er zog seinen<lb/>
Rock wieder an, der sein Aussehen übrigens nicht civilisirter erscheinen ließ und ging mit<lb/>
mir tiefer in den- Garten hinab.  Seine Redeweise, seine Haltung war brüsk und<lb/>
gemein, ich hielt ihn für trunken, aber ich merkte bald, daß er nur aufgeregt war.<lb/>
Mitleid, Erstaunen und Widerwillen kämpften in mir über seine Verwandlung und ließen<lb/>
mich kaum zu Worte kommen. Auch bei ihm erschien mir ein kleinlicher kindischer Ego¬<lb/>
ismus, als die Triebfeder seines Handelns, &#x2014; und ihn wenigstens hatte ich für einen</p><lb/>
            <note xml:id="FID_2" place="foot"> *) Es ist eine Dame, welche erzählt.</note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 5*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0039] mit einem Buchhändler in Köln. Stark ausgeprägte Originale passen aber nicht für den deutschen Ehestand, Johanna war keine Hansfrau, sie spielte den ganzen Tag meisterhaft Klavier und setzte keinen Fuß in die Küche. Da nahm der junge Ehemann in einer Stunde des Zorns ihr Notenblatt und warf es aus dem Fenster. Kaltblütig steht sie auf und geht hinab, er denkt, um es wiederzuholen, aber nein, sie geht zu Fuß nach Bonn zu ihren Eltern und kein Bitten, keine Drohungen vermochten sie ihrem Gatten zu verzeihen, die Ehe wurde getrennt. Johanna ging nach Berlin um ihr musikalisches Talent zu vervollkommnen und fand in Bettina's Hause Obdach und Freundschaft. Aber diese beiden Naturen stießen sich bald ab, Johanna kehrte nach Bonn zurück und lernte dort Kinkel kennen. Er war verlobt mit einer Pfarrerstochter, hatte stets einsehr empfängliches, also auch sehr wandelbares Herz. Er sagte sich von der Braut los und huldigte Johanna's Talent und Geist; sie wirkte offenbar befruch¬ tend auf ihn, er dichtete ihr seine schönsten Lieder und gewann an poetischer Gestaltung. ES entstand eine echte Liebe zwischen Beiden, die sich durch Jahre voll Hindernisse durchkämpfen mußte. Johanna war katholisch und durfte sich deshalb nicht wieder ver- heirathen, sie trat zur protestantischen Kirche über und wurde darin durch Bethmann-Holl>veg unterstützt, dessen frommes Haus längere Zeit ein Asyl sür die Liebenden war; damals waren sie auch fromm und Kinkel hielt die beliebtesten Predigten bei gedrängt voller Kirche. Nach langem Harren lief endlich das Paar in den Hafen der Ehe ein und bezog eine Dienstwohnung in dem Schlosse zu PovpclSdvrs, unstreitig ein wahrer Fccn- sitz für poetische Naturen. Der botanische Garten hat vor den Fenstern seinen Blu¬ menflor ausgebreitet und blaue Berge bilden den schönsten Hintergrund sür die maleri¬ sche» Baumgruppen und BvsquetS. Dennoch war das Glück an ihrem Himmel nicht mehr n-olkcnlvs; noch hingen die Kränze über allen Thüren, und die ersten Feindselig¬ keiten zwischen Kinkel und den Theologen waren schon ausgebrochen und bedrohten seine dienstliche Stellung. Mit Bethmann-Hollwcg war das Paar längst überworfen. Die heterodoxe Richtung Kinkels trat immer entschiedener hervor und veranlaßte endlich seine bekannte Suspension. Seine Neigung zur Kunst, für die er eifrig arbeitete, durch Vorlesungen in Köln und durch seine Kunstgeschichte, schien ein versöhnendes Element zwi¬ schen ihm und der jetzigen Welt werden zu sollen, als plötzlich das Jahr 1848 seiner Phantastischen Seele eine andere Richtung gab. Sein Rednertalent, welches er für die Kirche ausgebildet hatte, hat gewiß zuerst zur Befriedigung seiner Eitelkeit und dadurch zur Begeisterung sür seinen neuen Beruf, den eines NevolutionsmanneS, beigetragen. Damals sah ich ihn nach langer Zeit zuerst wieder; seine Frau unterbrach ihre Unter¬ richtsstunde, um mir mit den üblichen Schlagwörtern von Tyrannen, Volksglück und Volksherrschaft auseinander zu setzen, welchen Wirkungskreis ihr Gottfried jetzt aus¬ fülle. Sie wies mich in einen nahgelegenen Kaffeegarten, wo er grade thätig sein sollte. Wüstes Geschrei schallte mir dort entgegen und aus einer Gruppe zechender Handivcrksburschcn erhob sich Kinkel, bei meinem Anblick doch etwas verlegen, in Hemds¬ ärmeln wie die Andern und mit verwilderten Barte, kaum zu erkennen. Er zog seinen Rock wieder an, der sein Aussehen übrigens nicht civilisirter erscheinen ließ und ging mit mir tiefer in den- Garten hinab. Seine Redeweise, seine Haltung war brüsk und gemein, ich hielt ihn für trunken, aber ich merkte bald, daß er nur aufgeregt war. Mitleid, Erstaunen und Widerwillen kämpften in mir über seine Verwandlung und ließen mich kaum zu Worte kommen. Auch bei ihm erschien mir ein kleinlicher kindischer Ego¬ ismus, als die Triebfeder seines Handelns, — und ihn wenigstens hatte ich für einen *) Es ist eine Dame, welche erzählt. 5*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/39
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/39>, abgerufen am 15.01.2025.