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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

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Diesen Streit der Gewalten hat das Volk erkannt. Dem Hohn und der Erbitte¬
rung folgt die practische Anschauung, und so unterstützt es jetzt das Ministerium als
den'letzte" Nothanker gegen die überbrausende, von Kaiser und Hof protegirte Mi-
litärgnvalt. Dahin ist'es gekommen, daß das Ministerium Schwarzenberg für eine
Nothwendigkeit und die octrvyirte Charte für ein Glück betrachtet wird; jeues
könnte nnr' ein Dictator, diese der russische Absolutismus ersetzen.

Bach weiß, was auf dem Spiele steht. Gewissensbisse stacheln ihn zu fort¬
gesetzter Thätigkeit; er läßt sich alle Hintansetzungeu gefalle", er schweigt "Ub
wartet. Der äußere Se"rin hat auch mehrere Minister enger zu einander geführt;
sie banen Barrikaden gegen das Militär. -- Die Soldateska hat sich nicht beliebt
gemacht. Der Oestrei'cher schämt sich seiner Brüder, die mau z" Mordbrennern
und wandelnden Guillotinen machte. Diesen gegenüber nimmt man Partei -- für
das Ministerium, und uuter den Ministern -- für den Bürger Bach. -- Vielleicht
ist es ein Lob, deshalb sei erwähnt, daß Bach alle Orden und Adelsverlcihungen
ablehnte; er ist noch immer blos der Hr. jur. Alexander Bach, dem Titel nach.
An diesen Einen klammert sich die ganze Volkspartei.

In verzweifelnden Tone schließt Herr N. M. sein Urtheil: "Einen ehrliche"
Mann wird die Revolution doch geboren haben;" -- und dieser Eine ehrliche
Mann ist Jener, dessen Lauterkeit von überspannten Moralisten verschrien wird.
Wir sind Der feste" Ueberzeugung, daß Bach in anderer Umgebung einer der tüch¬
tigsten Reformatoren des verrottete" Staates würde, eine Stütze der Krone und
der Stolz der Bürger, ein freisinniger Staatsmann; er würde sich glücklich preisen,
konnte er seine Ansicht und Ueberzeugung zur Geltung bringe". Hineingezogen
den Kreis besternter Hohlheit und geblähter Rechthaberei, ringsumgeben von Ari¬
stokraten und Soldaten, nachdem er das Volk verstieß und dieses ihn verließ, ver¬
zweifelt er bereits selbst an jeden, Erfolge, und seine Resignation, seine Aufopferung,
sein Ausharren und der Verlust der Popularität sind umsonst. -- Die politischen
Utilitarier vergessen die Fußtritte, welche sie in Kremsier empfi"gen; die Nasenstüber,
mit dene" sie entlassen wurden. Nicht auf das croatische und uicht auf das cze-
chische Mitglied des Cabinets gründet diese slavische Partei ihre letzte Hoffnung,
sondern ans den deutschen Minister. Aus Feindschaft gegen Deutschland hat die
Neichötagsrechte der Militärgewalt die Unterstützung gegeben, und nun überfluthet
sie und schlendert Alle in die Tiefe.

Der letzte und Einzige, an den man sich Rettung suchend klammert, ist
Bach!!! --




Diesen Streit der Gewalten hat das Volk erkannt. Dem Hohn und der Erbitte¬
rung folgt die practische Anschauung, und so unterstützt es jetzt das Ministerium als
den'letzte» Nothanker gegen die überbrausende, von Kaiser und Hof protegirte Mi-
litärgnvalt. Dahin ist'es gekommen, daß das Ministerium Schwarzenberg für eine
Nothwendigkeit und die octrvyirte Charte für ein Glück betrachtet wird; jeues
könnte nnr' ein Dictator, diese der russische Absolutismus ersetzen.

Bach weiß, was auf dem Spiele steht. Gewissensbisse stacheln ihn zu fort¬
gesetzter Thätigkeit; er läßt sich alle Hintansetzungeu gefalle», er schweigt "Ub
wartet. Der äußere Se»rin hat auch mehrere Minister enger zu einander geführt;
sie banen Barrikaden gegen das Militär. — Die Soldateska hat sich nicht beliebt
gemacht. Der Oestrei'cher schämt sich seiner Brüder, die mau z» Mordbrennern
und wandelnden Guillotinen machte. Diesen gegenüber nimmt man Partei — für
das Ministerium, und uuter den Ministern — für den Bürger Bach. — Vielleicht
ist es ein Lob, deshalb sei erwähnt, daß Bach alle Orden und Adelsverlcihungen
ablehnte; er ist noch immer blos der Hr. jur. Alexander Bach, dem Titel nach.
An diesen Einen klammert sich die ganze Volkspartei.

In verzweifelnden Tone schließt Herr N. M. sein Urtheil: „Einen ehrliche»
Mann wird die Revolution doch geboren haben;" — und dieser Eine ehrliche
Mann ist Jener, dessen Lauterkeit von überspannten Moralisten verschrien wird.
Wir sind Der feste» Ueberzeugung, daß Bach in anderer Umgebung einer der tüch¬
tigsten Reformatoren des verrottete» Staates würde, eine Stütze der Krone und
der Stolz der Bürger, ein freisinniger Staatsmann; er würde sich glücklich preisen,
konnte er seine Ansicht und Ueberzeugung zur Geltung bringe». Hineingezogen
den Kreis besternter Hohlheit und geblähter Rechthaberei, ringsumgeben von Ari¬
stokraten und Soldaten, nachdem er das Volk verstieß und dieses ihn verließ, ver¬
zweifelt er bereits selbst an jeden, Erfolge, und seine Resignation, seine Aufopferung,
sein Ausharren und der Verlust der Popularität sind umsonst. — Die politischen
Utilitarier vergessen die Fußtritte, welche sie in Kremsier empfi»gen; die Nasenstüber,
mit dene» sie entlassen wurden. Nicht auf das croatische und uicht auf das cze-
chische Mitglied des Cabinets gründet diese slavische Partei ihre letzte Hoffnung,
sondern ans den deutschen Minister. Aus Feindschaft gegen Deutschland hat die
Neichötagsrechte der Militärgewalt die Unterstützung gegeben, und nun überfluthet
sie und schlendert Alle in die Tiefe.

Der letzte und Einzige, an den man sich Rettung suchend klammert, ist
Bach!!! —




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[0347] Diesen Streit der Gewalten hat das Volk erkannt. Dem Hohn und der Erbitte¬ rung folgt die practische Anschauung, und so unterstützt es jetzt das Ministerium als den'letzte» Nothanker gegen die überbrausende, von Kaiser und Hof protegirte Mi- litärgnvalt. Dahin ist'es gekommen, daß das Ministerium Schwarzenberg für eine Nothwendigkeit und die octrvyirte Charte für ein Glück betrachtet wird; jeues könnte nnr' ein Dictator, diese der russische Absolutismus ersetzen. Bach weiß, was auf dem Spiele steht. Gewissensbisse stacheln ihn zu fort¬ gesetzter Thätigkeit; er läßt sich alle Hintansetzungeu gefalle», er schweigt "Ub wartet. Der äußere Se»rin hat auch mehrere Minister enger zu einander geführt; sie banen Barrikaden gegen das Militär. — Die Soldateska hat sich nicht beliebt gemacht. Der Oestrei'cher schämt sich seiner Brüder, die mau z» Mordbrennern und wandelnden Guillotinen machte. Diesen gegenüber nimmt man Partei — für das Ministerium, und uuter den Ministern — für den Bürger Bach. — Vielleicht ist es ein Lob, deshalb sei erwähnt, daß Bach alle Orden und Adelsverlcihungen ablehnte; er ist noch immer blos der Hr. jur. Alexander Bach, dem Titel nach. An diesen Einen klammert sich die ganze Volkspartei. In verzweifelnden Tone schließt Herr N. M. sein Urtheil: „Einen ehrliche» Mann wird die Revolution doch geboren haben;" — und dieser Eine ehrliche Mann ist Jener, dessen Lauterkeit von überspannten Moralisten verschrien wird. Wir sind Der feste» Ueberzeugung, daß Bach in anderer Umgebung einer der tüch¬ tigsten Reformatoren des verrottete» Staates würde, eine Stütze der Krone und der Stolz der Bürger, ein freisinniger Staatsmann; er würde sich glücklich preisen, konnte er seine Ansicht und Ueberzeugung zur Geltung bringe». Hineingezogen den Kreis besternter Hohlheit und geblähter Rechthaberei, ringsumgeben von Ari¬ stokraten und Soldaten, nachdem er das Volk verstieß und dieses ihn verließ, ver¬ zweifelt er bereits selbst an jeden, Erfolge, und seine Resignation, seine Aufopferung, sein Ausharren und der Verlust der Popularität sind umsonst. — Die politischen Utilitarier vergessen die Fußtritte, welche sie in Kremsier empfi»gen; die Nasenstüber, mit dene» sie entlassen wurden. Nicht auf das croatische und uicht auf das cze- chische Mitglied des Cabinets gründet diese slavische Partei ihre letzte Hoffnung, sondern ans den deutschen Minister. Aus Feindschaft gegen Deutschland hat die Neichötagsrechte der Militärgewalt die Unterstützung gegeben, und nun überfluthet sie und schlendert Alle in die Tiefe. Der letzte und Einzige, an den man sich Rettung suchend klammert, ist Bach!!! —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/347>, abgerufen am 15.01.2025.