Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.setze wesentlich im Volke erhöhen. Ueberhaupt dürste kein Zweig des öffentlichen setze wesentlich im Volke erhöhen. Ueberhaupt dürste kein Zweig des öffentlichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0142" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279690"/> <p xml:id="ID_451" prev="#ID_450"> setze wesentlich im Volke erhöhen. Ueberhaupt dürste kein Zweig des öffentlichen<lb/> und staatlichen Lebens gefunden werden, der nicht von unserer neuen Verfassung<lb/> und den durch sie mit hervorgerufenen neuen Einrichtungen, auf das Wohlthä¬<lb/> tigste berührt würde. Und diese schwere Krisis der Wiedergeburt ist für Mecklen¬<lb/> burg verhältnißmäßig leicht und ohne große Opfer vor sich gegangen. Dafür<lb/> jetzt der Undank unserer hohen Aristokratie, die kein Mittel unversucht läßt,<lb/> das Herz unseres jungen Herzogs zu betrüben. So haben auch die meisten un¬<lb/> serer hocharistokratischen Gutsbesitzer den Entschluß gefaßt, den Hof fortan gänzlich zu<lb/> vermeiden, um so dem Großherzog in ihrer Meinung die ganze Schwere ihres<lb/> Zornes fühlen zu lassen. Haben sich doch einzelne dieser Herren nicht gescheut,<lb/> in größeren Kreisen zu erklären, „man könne jetzt nicht mehr anständig bei Hof<lb/> kommen, denn man treffe so viel bürgerliche Menschen dort, mit denen man nicht<lb/> zusammen sein wolle." Auch über die im nächsten Monat stattfindende Vermäh¬<lb/> lung des Großherzogs mit einer Prinzessin Reuß aus einer mediatisirten Seiten¬<lb/> linie, macht sich unsere Hocharistokratie lustig, da ihr diese Parthie nicht vornehm<lb/> genug ^scheint. Um ja nach ihrer Art eine recht glänzende Rache zu nehmen,<lb/> haben sich unsere adeligen Gutsbesitzer auch verschworen, bei diesen Vermählungs¬<lb/> feierlichkeiten nicht zu erscheinen, indem sie sich einbilden, daß diese ohne ihre<lb/> Mitwirkung gar nicht glänzend sein und der Großherzog dadurch verletzt sein<lb/> würde. Dafür wird der Einzug der Großherzogin in Schwerin, der wahrschein¬<lb/> lich am 6. November erfolgt, von den Bürgern der Stadt auf das glän¬<lb/> zendste gefeiert werden, um derselben zu zeigen, wie sehr man ihren Gemahl ver¬<lb/> ehrt. Dieser Bund ist übrigens aus reiner Neigung der Herzen entstanden und<lb/> zeigt auf's Neue den edlen Charakter des Großherzogs. Schon als Knabe, wo<lb/> er seine Erziehung theilweise im Blochmann'schen Institute in Dresden erhielt,<lb/> lernte er die damals sich auch in dieser Stadt aufhaltende Prinzessin Auguste v.<lb/> Reuß kennen und hat diese Erinnerung seiner Jugend bis jetzt, wo er ihr seine<lb/> Hand reicht, in treuer Liebe bewahrt. Die Hofhaltung des neuen fürstlichen Paa¬<lb/> res soll deu Wünschen desselben gemäß, so einfach als möglich werden und man<lb/> will alles steife Ceremoniell verbannen. Große Hoffeste, wo Alles nur in Galla-<lb/> uniform erscheinen kann, sollen künftig ganz wegfallen, dagegen will der Gro߬<lb/> herzog alljährlich einige größere Gesellschaften geben, bei denen Gebildete aller<lb/> Stände eingeladen werden. So wird auch unser ganzes Hofleben, das früher<lb/> ziemlich cxclusi? war, einen anderen Charakter erhalten und dies mit der Zeit<lb/> vortheilhaft wieder auf Umänderung unseres geselligen Lebens, das jetzt noch an<lb/> dem Fehler des furchtbarsten Kastengeistes leidet, zurückwirken.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
setze wesentlich im Volke erhöhen. Ueberhaupt dürste kein Zweig des öffentlichen
und staatlichen Lebens gefunden werden, der nicht von unserer neuen Verfassung
und den durch sie mit hervorgerufenen neuen Einrichtungen, auf das Wohlthä¬
tigste berührt würde. Und diese schwere Krisis der Wiedergeburt ist für Mecklen¬
burg verhältnißmäßig leicht und ohne große Opfer vor sich gegangen. Dafür
jetzt der Undank unserer hohen Aristokratie, die kein Mittel unversucht läßt,
das Herz unseres jungen Herzogs zu betrüben. So haben auch die meisten un¬
serer hocharistokratischen Gutsbesitzer den Entschluß gefaßt, den Hof fortan gänzlich zu
vermeiden, um so dem Großherzog in ihrer Meinung die ganze Schwere ihres
Zornes fühlen zu lassen. Haben sich doch einzelne dieser Herren nicht gescheut,
in größeren Kreisen zu erklären, „man könne jetzt nicht mehr anständig bei Hof
kommen, denn man treffe so viel bürgerliche Menschen dort, mit denen man nicht
zusammen sein wolle." Auch über die im nächsten Monat stattfindende Vermäh¬
lung des Großherzogs mit einer Prinzessin Reuß aus einer mediatisirten Seiten¬
linie, macht sich unsere Hocharistokratie lustig, da ihr diese Parthie nicht vornehm
genug ^scheint. Um ja nach ihrer Art eine recht glänzende Rache zu nehmen,
haben sich unsere adeligen Gutsbesitzer auch verschworen, bei diesen Vermählungs¬
feierlichkeiten nicht zu erscheinen, indem sie sich einbilden, daß diese ohne ihre
Mitwirkung gar nicht glänzend sein und der Großherzog dadurch verletzt sein
würde. Dafür wird der Einzug der Großherzogin in Schwerin, der wahrschein¬
lich am 6. November erfolgt, von den Bürgern der Stadt auf das glän¬
zendste gefeiert werden, um derselben zu zeigen, wie sehr man ihren Gemahl ver¬
ehrt. Dieser Bund ist übrigens aus reiner Neigung der Herzen entstanden und
zeigt auf's Neue den edlen Charakter des Großherzogs. Schon als Knabe, wo
er seine Erziehung theilweise im Blochmann'schen Institute in Dresden erhielt,
lernte er die damals sich auch in dieser Stadt aufhaltende Prinzessin Auguste v.
Reuß kennen und hat diese Erinnerung seiner Jugend bis jetzt, wo er ihr seine
Hand reicht, in treuer Liebe bewahrt. Die Hofhaltung des neuen fürstlichen Paa¬
res soll deu Wünschen desselben gemäß, so einfach als möglich werden und man
will alles steife Ceremoniell verbannen. Große Hoffeste, wo Alles nur in Galla-
uniform erscheinen kann, sollen künftig ganz wegfallen, dagegen will der Gro߬
herzog alljährlich einige größere Gesellschaften geben, bei denen Gebildete aller
Stände eingeladen werden. So wird auch unser ganzes Hofleben, das früher
ziemlich cxclusi? war, einen anderen Charakter erhalten und dies mit der Zeit
vortheilhaft wieder auf Umänderung unseres geselligen Lebens, das jetzt noch an
dem Fehler des furchtbarsten Kastengeistes leidet, zurückwirken.
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