Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Parteien einließ, unendlich leichter, einen wirklichen Einfluß zu gewinnen. Wenn Sie ist es nicht mehr, wenigstens lange nicht in dem Grade. Die Haupt¬ Darum soll die Presse, nicht aufhören, sich mit dem Vaterlande zu beschäfti¬ Aber die Erschöpfung des politischen Treibens gibt einer andern Sphäre Wir wählen aus dem weiten Gebiet der plastischen Kunst einen beschränkten Die sogenannte classische Zeit der Malerei kennt das historische Gemälde Parteien einließ, unendlich leichter, einen wirklichen Einfluß zu gewinnen. Wenn Sie ist es nicht mehr, wenigstens lange nicht in dem Grade. Die Haupt¬ Darum soll die Presse, nicht aufhören, sich mit dem Vaterlande zu beschäfti¬ Aber die Erschöpfung des politischen Treibens gibt einer andern Sphäre Wir wählen aus dem weiten Gebiet der plastischen Kunst einen beschränkten Die sogenannte classische Zeit der Malerei kennt das historische Gemälde <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279668"/> <p xml:id="ID_376" prev="#ID_375"> Parteien einließ, unendlich leichter, einen wirklichen Einfluß zu gewinnen. Wenn<lb/> man sah, von was für Leuten das große Wort geführt wurde, so mußte jeder,<lb/> der sich etwas mehr Verstand im Allgemeinen oder Besondern zutraute, die unab-<lb/> weisliche Versuchung fühlen, auch sein Wort darein zu reden. Die Journalistik<lb/> war damals in der That eine Macht, wie die Clubs.</p><lb/> <p xml:id="ID_377"> Sie ist es nicht mehr, wenigstens lange nicht in dem Grade. Die Haupt¬<lb/> actionen der ^rinulv k>l>Iiti«i>iiz gehn hinter den Coulissen vor, an abgelegenen Or¬<lb/> ten, wohin der Lärm des Marktes sich niemals verirrt — das will erkannt sein.<lb/> Es ist nicht blos unsere Partei, die sich umsonst den Pelz zerreißt für den Bun¬<lb/> desstaat, es ist ebenso mit den Großdeutschen, ebenso mit den Demokraten, eben¬<lb/> so mit den verschiedenen absolutistische» Coterien. Wenn Herr v. Gerlach in ir¬<lb/> gend eine Philippika gegen den ruchlosen Geist des Jahrhunderts ausbricht, so<lb/> ist er darin gerade ebenso Dilettant, als wir in der deutschen Zeitung, oder der<lb/> Augsburger Allgemeinen, oder dem Reibeisen. Wir machen Chorus, aber wir<lb/> agiren nicht mehr. Wer sind eigentlich die Acteurs? Nicht einmal die Heere,<lb/> überhaupt keine Helden; es sind die alten Herren mit weißen Cravatten und<lb/> süßem, erfrornen Lächeln ans den dünnen Lippe», die seit dem Jahr 15 die Welt<lb/> beherrschen. Wer unter ihnen am wenigste» Angst hat, wird der Sieger bleiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_378"> Darum soll die Presse, nicht aufhören, sich mit dem Vaterlande zu beschäfti¬<lb/> ge». Die Zeit der Diplomaten wird nicht ewig dauern, so wenig- wie die Red-<lb/> nerbühne der Clubs. Es wird wieder ein Tag kommen, wo das Volk seine<lb/> Stimme abzugeben hat in den Fragen, die eS zunächst angehen; und es wäre<lb/> sehr schlimm für Deutschland, wenn dieser Tag eine» ebenso großen Mangel an<lb/> politischer Bildung finden sollte — der große Moment ein so kleines Geschlecht,<lb/> — als im vorige» Jahre. Es ist keine brillante Rolle, aber man muß Resigna¬<lb/> tion übe». Lernen w-r unsre Lection, um im zweiten Examen nicht wieder so<lb/> schlecht zu besteh», als im ersten.</p><lb/> <p xml:id="ID_379"> Aber die Erschöpfung des politischen Treibens gibt einer andern Sphäre<lb/> Raum, die in dem letzten Jahre zu sehr vernachlässigt ist, der Kunst. Die Grenz-<lb/> boten werden mehr als früher die Gelegenheit ergreifen, sich der künstlerischen<lb/> Interessen anzunehmen. Für den Augenblick sollen uns die verschiedenen Leipziger<lb/> Kunstansstellungcn Stoss geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_380"> Wir wählen aus dem weiten Gebiet der plastischen Kunst einen beschränkten<lb/> Kreis, das historische Gemälde; eine Richtung, die noch im Werden ist, die aber<lb/> das eigentliche Centruni der modernen Malerei zu werden verheißt.</p><lb/> <p xml:id="ID_381" next="#ID_382"> Die sogenannte classische Zeit der Malerei kennt das historische Gemälde<lb/> nicht. Abgesehen von der Landschaftsmalerei, die wir hier bei Seite lassen, und<lb/> von der wir nur erwähnen wollen, daß sie durch die moderne Naturforschung<lb/> gleichfalls in ein neues Stadium getreten ist, bezogen sich ihre Darstellungen, in<lb/> denen menschliche Figuren die Hauptsache waren, nie auf die Geschichte, sondern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
Parteien einließ, unendlich leichter, einen wirklichen Einfluß zu gewinnen. Wenn
man sah, von was für Leuten das große Wort geführt wurde, so mußte jeder,
der sich etwas mehr Verstand im Allgemeinen oder Besondern zutraute, die unab-
weisliche Versuchung fühlen, auch sein Wort darein zu reden. Die Journalistik
war damals in der That eine Macht, wie die Clubs.
Sie ist es nicht mehr, wenigstens lange nicht in dem Grade. Die Haupt¬
actionen der ^rinulv k>l>Iiti«i>iiz gehn hinter den Coulissen vor, an abgelegenen Or¬
ten, wohin der Lärm des Marktes sich niemals verirrt — das will erkannt sein.
Es ist nicht blos unsere Partei, die sich umsonst den Pelz zerreißt für den Bun¬
desstaat, es ist ebenso mit den Großdeutschen, ebenso mit den Demokraten, eben¬
so mit den verschiedenen absolutistische» Coterien. Wenn Herr v. Gerlach in ir¬
gend eine Philippika gegen den ruchlosen Geist des Jahrhunderts ausbricht, so
ist er darin gerade ebenso Dilettant, als wir in der deutschen Zeitung, oder der
Augsburger Allgemeinen, oder dem Reibeisen. Wir machen Chorus, aber wir
agiren nicht mehr. Wer sind eigentlich die Acteurs? Nicht einmal die Heere,
überhaupt keine Helden; es sind die alten Herren mit weißen Cravatten und
süßem, erfrornen Lächeln ans den dünnen Lippe», die seit dem Jahr 15 die Welt
beherrschen. Wer unter ihnen am wenigste» Angst hat, wird der Sieger bleiben.
Darum soll die Presse, nicht aufhören, sich mit dem Vaterlande zu beschäfti¬
ge». Die Zeit der Diplomaten wird nicht ewig dauern, so wenig- wie die Red-
nerbühne der Clubs. Es wird wieder ein Tag kommen, wo das Volk seine
Stimme abzugeben hat in den Fragen, die eS zunächst angehen; und es wäre
sehr schlimm für Deutschland, wenn dieser Tag eine» ebenso großen Mangel an
politischer Bildung finden sollte — der große Moment ein so kleines Geschlecht,
— als im vorige» Jahre. Es ist keine brillante Rolle, aber man muß Resigna¬
tion übe». Lernen w-r unsre Lection, um im zweiten Examen nicht wieder so
schlecht zu besteh», als im ersten.
Aber die Erschöpfung des politischen Treibens gibt einer andern Sphäre
Raum, die in dem letzten Jahre zu sehr vernachlässigt ist, der Kunst. Die Grenz-
boten werden mehr als früher die Gelegenheit ergreifen, sich der künstlerischen
Interessen anzunehmen. Für den Augenblick sollen uns die verschiedenen Leipziger
Kunstansstellungcn Stoss geben.
Wir wählen aus dem weiten Gebiet der plastischen Kunst einen beschränkten
Kreis, das historische Gemälde; eine Richtung, die noch im Werden ist, die aber
das eigentliche Centruni der modernen Malerei zu werden verheißt.
Die sogenannte classische Zeit der Malerei kennt das historische Gemälde
nicht. Abgesehen von der Landschaftsmalerei, die wir hier bei Seite lassen, und
von der wir nur erwähnen wollen, daß sie durch die moderne Naturforschung
gleichfalls in ein neues Stadium getreten ist, bezogen sich ihre Darstellungen, in
denen menschliche Figuren die Hauptsache waren, nie auf die Geschichte, sondern
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