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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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Wimpfen (8. Mai) angegriffen, capiiulirte den 18. Mai, worauf durch eine
Proclamation des General Gorzkowski (28. Mai) die päpstliche Regierung in
den Kreisen Bologna, Ferrara, Ravenna und Forel wieder eingesetzt wurde. An-
cona wurde (24. Mai) von Dahlrup, dem Nachfolger Gynlais seitdem 3. April,
den 24. Mai zu Lande und zu Wasser eerr.ire, und capitulirte (l9. Juni) nach
einer laugen und tapfern Vertheidigung.

Der Waffenstillstand mit Sardinien gab den Oestreichern auch Gelegenheit,
ihre Strciikräfte wieder ernstlich gegen Venedig zu wenden, wo Man in (2. April)
die Dictatur behufs Vertheidigung der Stadt übertragen war. Die Blokade wurde
über Venedig (4. April) durch Dahlrup verhängt und zugleich Fiume und Buccari
durch Feldmarschall Dahler in Kriegszustand erklärt. Den 5. April erhielt der
piemontesische Admiral Albini Befehl, das Adriatische Meer zu verlassen. Den
2l. April rückte Hayuau, der Eroberer Brescia's, gegen Venedig, eröffnete die
Trancheen gegen das Fort Malghera (2!>. April), begann, mit Radetzki vereinigt
(3. Mai), das Bombardement gegen dasselbe, und nahm es im Sturm (27. Mai).
Seitdem wird das Bombardement, selbst dnrch Luftballons, unermüdlich fortgesetzt,
ohne daß sich bis jetzt ein erheblicher Erfolg herausgestellt hätte.

Die Friedensuttterhaudluugeu mit Sardinien begannen sofort nach Abschluß
des Waffenstillstandes. Sie wurden zu Mailand (seit dem 7. April) zwischen dem
östreichischen Minister Brück und dem sardinischen Minister Grafen Nevel ge¬
führt; zugleich unterhandelten Gioberti und H uhn er in Paris. Nevel wurde
(l4. April) durch La Bvrmida ersetzt. Der Streitpunkt bezog sich vorzugsweise
auf die Entschädigungssumme, welche Sardinien zahlen, und auf die Garantie,
welche es leisten solle. Die Oestreicher verlangten, daß ihnen bis zur Erfüllung
der Friedensbedingungen die Festung Alessandria übergeben würde, die Piemon-
tesen weigerte" sich und als eine östreichische Abtheilung eigenmächtig einzog, er¬
klärten sie sofort die Unterhandlungen für sistirt und reisten ab (24. April). Erst
den l8. Juni wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen, als die Oestreicher
Alessandria verließen. --

Wenden wir jetzt unsern Blick auf einen Augenblick uach dein Süden. Die
Sicilianer hatten sich ans das lebhafteste gerüstet; General Emanuel Magnam
und Ludwig Mieroslawski, Chef der Jnsurrection in Posen im Jahr l>845,
hatten den Oberbefehl übernommen. Noch einmal übernahm England und Frank¬
reich die Vermittelung. Die Admiräle Parker und Baudin übergaben (4. März)
dem Ministerpräsidenten Butera das Ultimatum der Neapolitaner. Das Mini¬
sterium legte es dein Parlament vor, dieses verwarf die Vorschläge (v. März)
und verordnete ein allgemeines Aufgebot. Der Waffenstillstand wurde den 20.
gekündigt, und nun begann auch der König vou Neapel (der die am 1. Februar
eröffnete" Kammern deu 12. März aufgelöst hatte), sich ernstlich zu rüsten. Noch
einmal (23. März), aber eben so vergebens, suchten die englischen und französi-


Wimpfen (8. Mai) angegriffen, capiiulirte den 18. Mai, worauf durch eine
Proclamation des General Gorzkowski (28. Mai) die päpstliche Regierung in
den Kreisen Bologna, Ferrara, Ravenna und Forel wieder eingesetzt wurde. An-
cona wurde (24. Mai) von Dahlrup, dem Nachfolger Gynlais seitdem 3. April,
den 24. Mai zu Lande und zu Wasser eerr.ire, und capitulirte (l9. Juni) nach
einer laugen und tapfern Vertheidigung.

Der Waffenstillstand mit Sardinien gab den Oestreichern auch Gelegenheit,
ihre Strciikräfte wieder ernstlich gegen Venedig zu wenden, wo Man in (2. April)
die Dictatur behufs Vertheidigung der Stadt übertragen war. Die Blokade wurde
über Venedig (4. April) durch Dahlrup verhängt und zugleich Fiume und Buccari
durch Feldmarschall Dahler in Kriegszustand erklärt. Den 5. April erhielt der
piemontesische Admiral Albini Befehl, das Adriatische Meer zu verlassen. Den
2l. April rückte Hayuau, der Eroberer Brescia's, gegen Venedig, eröffnete die
Trancheen gegen das Fort Malghera (2!>. April), begann, mit Radetzki vereinigt
(3. Mai), das Bombardement gegen dasselbe, und nahm es im Sturm (27. Mai).
Seitdem wird das Bombardement, selbst dnrch Luftballons, unermüdlich fortgesetzt,
ohne daß sich bis jetzt ein erheblicher Erfolg herausgestellt hätte.

Die Friedensuttterhaudluugeu mit Sardinien begannen sofort nach Abschluß
des Waffenstillstandes. Sie wurden zu Mailand (seit dem 7. April) zwischen dem
östreichischen Minister Brück und dem sardinischen Minister Grafen Nevel ge¬
führt; zugleich unterhandelten Gioberti und H uhn er in Paris. Nevel wurde
(l4. April) durch La Bvrmida ersetzt. Der Streitpunkt bezog sich vorzugsweise
auf die Entschädigungssumme, welche Sardinien zahlen, und auf die Garantie,
welche es leisten solle. Die Oestreicher verlangten, daß ihnen bis zur Erfüllung
der Friedensbedingungen die Festung Alessandria übergeben würde, die Piemon-
tesen weigerte» sich und als eine östreichische Abtheilung eigenmächtig einzog, er¬
klärten sie sofort die Unterhandlungen für sistirt und reisten ab (24. April). Erst
den l8. Juni wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen, als die Oestreicher
Alessandria verließen. —

Wenden wir jetzt unsern Blick auf einen Augenblick uach dein Süden. Die
Sicilianer hatten sich ans das lebhafteste gerüstet; General Emanuel Magnam
und Ludwig Mieroslawski, Chef der Jnsurrection in Posen im Jahr l>845,
hatten den Oberbefehl übernommen. Noch einmal übernahm England und Frank¬
reich die Vermittelung. Die Admiräle Parker und Baudin übergaben (4. März)
dem Ministerpräsidenten Butera das Ultimatum der Neapolitaner. Das Mini¬
sterium legte es dein Parlament vor, dieses verwarf die Vorschläge (v. März)
und verordnete ein allgemeines Aufgebot. Der Waffenstillstand wurde den 20.
gekündigt, und nun begann auch der König vou Neapel (der die am 1. Februar
eröffnete» Kammern deu 12. März aufgelöst hatte), sich ernstlich zu rüsten. Noch
einmal (23. März), aber eben so vergebens, suchten die englischen und französi-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/93>, abgerufen am 05.02.2025.