Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.an der Spitze Deutschlands stand, hielt es die Regierung doch nicht für ange¬ Die Sache des .Kaiserstaats hatte indeß in Italien glänzende Erfolge erfoch¬ Auch die Hoffnungen der Ungarn wurden dadurch niedergeschlagen. Von an der Spitze Deutschlands stand, hielt es die Regierung doch nicht für ange¬ Die Sache des .Kaiserstaats hatte indeß in Italien glänzende Erfolge erfoch¬ Auch die Hoffnungen der Ungarn wurden dadurch niedergeschlagen. Von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0447" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279473"/> <p xml:id="ID_1516" prev="#ID_1515"> an der Spitze Deutschlands stand, hielt es die Regierung doch nicht für ange¬<lb/> messen, die vom Reichsministerium auf den 0. August aufgeschriebene Huldigung<lb/> zu vollziehn und die Truppen die deutsche Cocarde aufstecken zu lassen. So stan¬<lb/> den die Sachen, als der Kaiser nach Wien zurückkehrte (12. August).</p><lb/> <p xml:id="ID_1517"> Die Sache des .Kaiserstaats hatte indeß in Italien glänzende Erfolge erfoch¬<lb/> ten. Im Anfang sprach man nur davou, einen günstigen Frieden zu erkämpfen,<lb/> und dann die Lombardei freizugeben Es war eine Art Concession für Oestreich,<lb/> daß in der Paulskirche Geueral Radowitz die Erhaltung der Minciolinie<lb/> als eine militärische Nothwendigkeit für Deutschlands Vertheidigung zu erweisen<lb/> suchte. Mit dem ersten Erfolg änderte sich aber die Sprache. Radetzki sammelte<lb/> und verstärkte seine Armee, und schlug die Piemontesen l el Somma - Campagna<lb/> und Villafranca (26. Mai). Zwar fiel Peschiera (M. Mai) in die Hände<lb/> Carl Albert's, dafür aber wurde Vincenza von den Oestreichern besetzt (ki). Juni,<lb/> Durando's Verrath), Padua (17. Juni), Palmanuova (22. Juni). Der große<lb/> Sieg bei Costuzzo (24. Juli) entschied den Krieg; die OestreiKer nahmen Cremona<lb/> (30. Juli), rückten über den Oglto und zogen (6. August) in Mailand ein, wäh¬<lb/> rend gleichzeitig Melden und Lichtenstein Ferrara, Modena, Bologna und<lb/> Parma besetzten. Der am 9. Juli mit Carl Albert abgeschlossene Waffenstillstand<lb/> gab wieder ganz Oberitalien, mit Ausnahme Venedigs, in die Hände Oestreichs,<lb/> und die neue Wendung der Dinge in Frankreich seit der Juniinsnrrection schnitt<lb/> jede Aussicht ab, daß von dort aus eine Diversion erfolgen könne.</p><lb/> <p xml:id="ID_1518" next="#ID_1519"> Auch die Hoffnungen der Ungarn wurden dadurch niedergeschlagen. Von<lb/> Frankfurt aus, wohin sie (l5. Mai) eine Deputation abgesendet, hatten sie ohne¬<lb/> hin jetzt nichts zu erwarten. Der Reichstag zu Pesth beschloß in Folge der be¬<lb/> rühmten Rede Kossntl/s (11. Juli) eine Aushebung von 200,000 Rekruten und<lb/> 40 Millionen Gulden, von denen ein Theil (Beschluß vom 21. Juli) für den<lb/> italienischen Krieg verwendet werden sollte, denn noch hielt sich Kossuth immer<lb/> loyal. Der Kampf gegen die Serben und Walachen war zwar blutig, aber nicht<lb/> gefährlich; allein jetzt kam die Zeit, wo Jellachich sich offen erklärte. Er ließ<lb/> (20. August) Fiume im Namen des Königs von Kroatien besetzen, die drei kroati¬<lb/> schen Comitate einverleiben, und erklärte in einem merkwürdigen Schreiben an<lb/> Hrabowski (1. September), der Ordnung wegen müsse er jetzt den Oberbefehl<lb/> über dessen Truppen übernehmen. Die Magyaren sahen sich jetzt zu ernsteren<lb/> Maßregeln genöthigt. In einer stürmischen Verhandlung (4. September) bewilligte<lb/> der Reichstag neue 80 Millionen, Ladislaw Teleky ging als Abgeordneter nach<lb/> Paris und eine Massendeputation kam (7. September) in Wien an, mit der For¬<lb/> derung, der Kaiser möge den Reichstag in Person schließen, den von beiden Häu¬<lb/> sern angenommenen Gesetzvorschlägen die Sanction ertheilen, den aufrührerischen<lb/> Bestrebungen in Kroatien und Süd-Ungarn entschieden in den Weg treten, und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0447]
an der Spitze Deutschlands stand, hielt es die Regierung doch nicht für ange¬
messen, die vom Reichsministerium auf den 0. August aufgeschriebene Huldigung
zu vollziehn und die Truppen die deutsche Cocarde aufstecken zu lassen. So stan¬
den die Sachen, als der Kaiser nach Wien zurückkehrte (12. August).
Die Sache des .Kaiserstaats hatte indeß in Italien glänzende Erfolge erfoch¬
ten. Im Anfang sprach man nur davou, einen günstigen Frieden zu erkämpfen,
und dann die Lombardei freizugeben Es war eine Art Concession für Oestreich,
daß in der Paulskirche Geueral Radowitz die Erhaltung der Minciolinie
als eine militärische Nothwendigkeit für Deutschlands Vertheidigung zu erweisen
suchte. Mit dem ersten Erfolg änderte sich aber die Sprache. Radetzki sammelte
und verstärkte seine Armee, und schlug die Piemontesen l el Somma - Campagna
und Villafranca (26. Mai). Zwar fiel Peschiera (M. Mai) in die Hände
Carl Albert's, dafür aber wurde Vincenza von den Oestreichern besetzt (ki). Juni,
Durando's Verrath), Padua (17. Juni), Palmanuova (22. Juni). Der große
Sieg bei Costuzzo (24. Juli) entschied den Krieg; die OestreiKer nahmen Cremona
(30. Juli), rückten über den Oglto und zogen (6. August) in Mailand ein, wäh¬
rend gleichzeitig Melden und Lichtenstein Ferrara, Modena, Bologna und
Parma besetzten. Der am 9. Juli mit Carl Albert abgeschlossene Waffenstillstand
gab wieder ganz Oberitalien, mit Ausnahme Venedigs, in die Hände Oestreichs,
und die neue Wendung der Dinge in Frankreich seit der Juniinsnrrection schnitt
jede Aussicht ab, daß von dort aus eine Diversion erfolgen könne.
Auch die Hoffnungen der Ungarn wurden dadurch niedergeschlagen. Von
Frankfurt aus, wohin sie (l5. Mai) eine Deputation abgesendet, hatten sie ohne¬
hin jetzt nichts zu erwarten. Der Reichstag zu Pesth beschloß in Folge der be¬
rühmten Rede Kossntl/s (11. Juli) eine Aushebung von 200,000 Rekruten und
40 Millionen Gulden, von denen ein Theil (Beschluß vom 21. Juli) für den
italienischen Krieg verwendet werden sollte, denn noch hielt sich Kossuth immer
loyal. Der Kampf gegen die Serben und Walachen war zwar blutig, aber nicht
gefährlich; allein jetzt kam die Zeit, wo Jellachich sich offen erklärte. Er ließ
(20. August) Fiume im Namen des Königs von Kroatien besetzen, die drei kroati¬
schen Comitate einverleiben, und erklärte in einem merkwürdigen Schreiben an
Hrabowski (1. September), der Ordnung wegen müsse er jetzt den Oberbefehl
über dessen Truppen übernehmen. Die Magyaren sahen sich jetzt zu ernsteren
Maßregeln genöthigt. In einer stürmischen Verhandlung (4. September) bewilligte
der Reichstag neue 80 Millionen, Ladislaw Teleky ging als Abgeordneter nach
Paris und eine Massendeputation kam (7. September) in Wien an, mit der For¬
derung, der Kaiser möge den Reichstag in Person schließen, den von beiden Häu¬
sern angenommenen Gesetzvorschlägen die Sanction ertheilen, den aufrührerischen
Bestrebungen in Kroatien und Süd-Ungarn entschieden in den Weg treten, und
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