Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.Seite bis auf wenige Meilen von der Oder heran. Im Rücken lehnt sich dieser Von da an zieht sich die Grenze ohne große Bogenlinien ziemlich gerade durch Bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands, wo Oestreich durch die Natur der Es ist unleugbar, daß sich jene deutsche Landzunge nur dann gegen Angriffe Deutschland, wie sich von selbst versteht, kann unter keiner Bedingung sich Grenzvvt-". in. ,1840. ü^j
Seite bis auf wenige Meilen von der Oder heran. Im Rücken lehnt sich dieser Von da an zieht sich die Grenze ohne große Bogenlinien ziemlich gerade durch Bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands, wo Oestreich durch die Natur der Es ist unleugbar, daß sich jene deutsche Landzunge nur dann gegen Angriffe Deutschland, wie sich von selbst versteht, kann unter keiner Bedingung sich Grenzvvt-». in. ,1840. ü^j
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279443"/> <p xml:id="ID_1415" prev="#ID_1414"> Seite bis auf wenige Meilen von der Oder heran. Im Rücken lehnt sich dieser<lb/> Keil an die breite Masse der polnischen Slaven und ist daher seinerseits ganz<lb/> anders gedeckt als jenes vorgeschobene ostpreußische Land.</p><lb/> <p xml:id="ID_1416"> Von da an zieht sich die Grenze ohne große Bogenlinien ziemlich gerade durch<lb/> Oberschlesten hindurch auch nach der Grenze des östreichischen und preußischen<lb/> Staates in der Gegend von Troppau, nur dann desto merkwürdigere Brechungen<lb/> zu beginnen, die wir für's erste unberücksichtigt lassen wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1417"> Bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands, wo Oestreich durch die Natur der<lb/> Verhältnisse und jedenfalls auf lange Zeit hinaus zu einer Sonderstellung be¬<lb/> stimmt ist, interessirt uns zunächst nnr, was Kleindeutschland, in diesem Falle Preu¬<lb/> ßen angeht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1418"> Es ist unleugbar, daß sich jene deutsche Landzunge nur dann gegen Angriffe<lb/> von Osten her wirksam schützen läßt, wenn man im Besitze der westlich und süd¬<lb/> lich davon gelegenen Landestheile ist. Daß ein solcher Angriff über kurz oder<lb/> lang stattfinden wird, dürfte wohl Jedermann als eine ausgemachte Sache ansehen.<lb/> Rußland muß um jeden Preis in den Besitz der Weichselmündung kommen, und<lb/> sollten sich die politischen Verhältnisse im Osten von Europa so umgestalten, daß ein<lb/> neues polnisches Reich aus der Westhälfte des russischen Ländercomplezes empor¬<lb/> wüchse, so würde auch dieses demselben Zuge nach der Küste folgen. Ans die Fa¬<lb/> seleien polnischer Aventuriers, die in ihrer politischen Romantik von einer Wieder¬<lb/> herstellung Polens innerhalb der uralten Grenzen des Lechenkreises träumen und<lb/> im vorigen Jahre auf verschiedenen sauber illuminirten Karten ihren Lustschlössern<lb/> Leben und Gestalt verliehen, ist freilich nicht viel zu geben, desto mehr aber auf<lb/> die^ natürliche Schwerkraft der Entwicklung, die das ehemalige Polen Jahrhunderte<lb/> lang nach dieser Richtung fortgetrieben hat und das künftige eben so forttreiben würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1419" next="#ID_1420"> Deutschland, wie sich von selbst versteht, kann unter keiner Bedingung sich<lb/> eines so wichtige» und um seine Cultur verdienten Gliedes berauben lassen. Es<lb/> kann dasselbe aber auch nicht behaupten, ohne eine feste Basis im Westen und<lb/> Süden. Unmöglich läßt sich diese gewinnen, wenn die Nationalität der Bewohner<lb/> jener Landschaften sie von vorneherein zu Verbündeten unserer Feinde stempelt,<lb/> die einem deutschen Heere, das Ostpreußen decken wollte, beliebig den Rückweg<lb/> ganz zu verlege» oder wenigstens sehr zu erschweren vermöchten. Der nationale<lb/> Fanatismus ist einmal bei den Slaven aufgelodert und «ach ihrer ganzen Natur¬<lb/> anlage und der Culturstufe, die sie einnehmen, ist er der energischsten Aeußerungen<lb/> fähig. Durch die Rücksicht auf die materiellen und politischen Vortheile, die ihnen<lb/> eine Verbindung mit Deutschland gewährt, kann er nur auf kurze Zeit und nur<lb/> dann beschwichtigt werden, wenn er an irgend einer Stelle isolirt aufflackert, wie<lb/> es bis jetzt bei den nationalen Kämpfen an der deutschen Ostgrenze der Fall war.<lb/> Laßt nur einmal Rußland oder das Polen der Zukunft das Banner des Slaven-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzvvt-». in. ,1840. ü^j</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
Seite bis auf wenige Meilen von der Oder heran. Im Rücken lehnt sich dieser
Keil an die breite Masse der polnischen Slaven und ist daher seinerseits ganz
anders gedeckt als jenes vorgeschobene ostpreußische Land.
Von da an zieht sich die Grenze ohne große Bogenlinien ziemlich gerade durch
Oberschlesten hindurch auch nach der Grenze des östreichischen und preußischen
Staates in der Gegend von Troppau, nur dann desto merkwürdigere Brechungen
zu beginnen, die wir für's erste unberücksichtigt lassen wollen.
Bei der gegenwärtigen Lage Deutschlands, wo Oestreich durch die Natur der
Verhältnisse und jedenfalls auf lange Zeit hinaus zu einer Sonderstellung be¬
stimmt ist, interessirt uns zunächst nnr, was Kleindeutschland, in diesem Falle Preu¬
ßen angeht.
Es ist unleugbar, daß sich jene deutsche Landzunge nur dann gegen Angriffe
von Osten her wirksam schützen läßt, wenn man im Besitze der westlich und süd¬
lich davon gelegenen Landestheile ist. Daß ein solcher Angriff über kurz oder
lang stattfinden wird, dürfte wohl Jedermann als eine ausgemachte Sache ansehen.
Rußland muß um jeden Preis in den Besitz der Weichselmündung kommen, und
sollten sich die politischen Verhältnisse im Osten von Europa so umgestalten, daß ein
neues polnisches Reich aus der Westhälfte des russischen Ländercomplezes empor¬
wüchse, so würde auch dieses demselben Zuge nach der Küste folgen. Ans die Fa¬
seleien polnischer Aventuriers, die in ihrer politischen Romantik von einer Wieder¬
herstellung Polens innerhalb der uralten Grenzen des Lechenkreises träumen und
im vorigen Jahre auf verschiedenen sauber illuminirten Karten ihren Lustschlössern
Leben und Gestalt verliehen, ist freilich nicht viel zu geben, desto mehr aber auf
die^ natürliche Schwerkraft der Entwicklung, die das ehemalige Polen Jahrhunderte
lang nach dieser Richtung fortgetrieben hat und das künftige eben so forttreiben würde.
Deutschland, wie sich von selbst versteht, kann unter keiner Bedingung sich
eines so wichtige» und um seine Cultur verdienten Gliedes berauben lassen. Es
kann dasselbe aber auch nicht behaupten, ohne eine feste Basis im Westen und
Süden. Unmöglich läßt sich diese gewinnen, wenn die Nationalität der Bewohner
jener Landschaften sie von vorneherein zu Verbündeten unserer Feinde stempelt,
die einem deutschen Heere, das Ostpreußen decken wollte, beliebig den Rückweg
ganz zu verlege» oder wenigstens sehr zu erschweren vermöchten. Der nationale
Fanatismus ist einmal bei den Slaven aufgelodert und «ach ihrer ganzen Natur¬
anlage und der Culturstufe, die sie einnehmen, ist er der energischsten Aeußerungen
fähig. Durch die Rücksicht auf die materiellen und politischen Vortheile, die ihnen
eine Verbindung mit Deutschland gewährt, kann er nur auf kurze Zeit und nur
dann beschwichtigt werden, wenn er an irgend einer Stelle isolirt aufflackert, wie
es bis jetzt bei den nationalen Kämpfen an der deutschen Ostgrenze der Fall war.
Laßt nur einmal Rußland oder das Polen der Zukunft das Banner des Slaven-
Grenzvvt-». in. ,1840. ü^j
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