Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.meinschciftlich openren zu lassen. Es sagte eigentlich gar nichts, da das Verhält¬ Ungefähr gleichzeitig (10. Mai) wurde folgende telegraphische Depesche an Die Absicht des Gouvernements wurde noch bestimmter herausgestellt durch meinschciftlich openren zu lassen. Es sagte eigentlich gar nichts, da das Verhält¬ Ungefähr gleichzeitig (10. Mai) wurde folgende telegraphische Depesche an Die Absicht des Gouvernements wurde noch bestimmter herausgestellt durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279367"/> <p xml:id="ID_1126" prev="#ID_1125"> meinschciftlich openren zu lassen. Es sagte eigentlich gar nichts, da das Verhält¬<lb/> niß zwischen dem Oberfeldherrn und dem diplomatischen Agenten nicht abgegrenzt<lb/> war. Lesseps war nichts als der Lockvogel, den man der Nationalversammlung<lb/> hinwarf, um sie für den Augenblick zu beschwichtigen. Er nahm aber seine Mis¬<lb/> sion im Ernst, daraus erklärt sich der spätere Conflict.</p><lb/> <p xml:id="ID_1127"> Ungefähr gleichzeitig (10. Mai) wurde folgende telegraphische Depesche an<lb/> den General expedirt. „Lassen Sie den Römer» sagen, daß wir uns nicht mit<lb/> den Neapolitanern gegen sie verbinden werden. Setzen Sie die Unterhandlungen<lb/> fort, und warten Sie die Verstärkungen ab, die man Ihnen schicken wird. Suchen<lb/> Sie in Rom einzuziehen, im Einverständniß mit den Bewohnern (!), oder wenn<lb/> Sie zum Angriff gezwungen werden, uur unter der positivsten Aussicht auf Er¬<lb/> setzung."</p><lb/> <p xml:id="ID_1128"> Die Absicht des Gouvernements wurde noch bestimmter herausgestellt durch<lb/> die Instruction, welche der Minister (<). Mai) an dir Bevollmächtigten am römi¬<lb/> schen Hofe abgehen ließ. „Was nus noch tiefer schmerzt als das Mißtrauen,<lb/> welches man fortwährend zu Gaeta gegen uns an den Tag legt, und gegen wel¬<lb/> ches die Zeit uns bald rechtfertigen wird, ist die Natur der Einflüsse, welche<lb/> augenscheinlich in dem Rath des heiligen Stuhls vorwalten. Jemehr man sich<lb/> der Lösung nähert, je bestimmter treten sehr gefährliche Neigungen hervor, die<lb/> sich im Anfang uuter mehr oder minder scheinbaren Vorwänden versteckten. Um eine<lb/> vorläufige Erklärung über die Absichten des heiligen Vaters zu umgehen, haben<lb/> seine Räthe eingewendet, daß es unpassend sei, ihm im Voraus die Hände zu<lb/> binden. Dieser Einwand hätte einen Sinn, wenn es sich darum handelte, im<lb/> Detail die Grundlagen einer neuen Staatsform festzustellen, aber wenn wir nichts<lb/> anderes verlangen, als daß man uns den Weg angibt, den man »ach Wieder¬<lb/> herstellung der päpstliche» Gewalt einzuschlagen gedenkt — muß da ein absolutes<lb/> Stillschweigen nicht auf deu Gedanken bringe», daß man einfach zu den alten<lb/> Mißbräuchen zurückkehren, und sämmtliche Concessionen Pius' IX., darunter die<lb/> Uebertragung der Staatsämter an Weltliche, .diese erste und wesentlichste Grund¬<lb/> lage alter Reformen, zu annuliren beabsichtigt? — Sollten in dem constitutio-<lb/> nellen Statut Pius IX. Modificationen nothwendig sein, so können diese nach<lb/> Wiederherstellung der Ordnung und des Friedens in Angriff genommen werden,<lb/> aber die französische Negierung hält es nicht für möglich, daß das Statut selber<lb/> ohne weiteres als nicht gegeben betrachtet werden sollte. Die Achtung vor dem<lb/> Papst verbietet uus zu glauben, daß die Institutionen, die er seinem Volk gege¬<lb/> ben, durch die beklagenswerthen Ereignisse seit dem November aufgehoben wären.<lb/> Der Gedanke, daß die alten Zustände zurückkehren konnten, ist gar nicht in un¬<lb/> sre Berechnung eingetreten. — Demnach wird schleunige Auskunft gewünscht.<lb/> In unserer Stellung haben wir große Pflichten zu erfüllen; wir werden uns den¬<lb/> selben nicht entziehn."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0341]
meinschciftlich openren zu lassen. Es sagte eigentlich gar nichts, da das Verhält¬
niß zwischen dem Oberfeldherrn und dem diplomatischen Agenten nicht abgegrenzt
war. Lesseps war nichts als der Lockvogel, den man der Nationalversammlung
hinwarf, um sie für den Augenblick zu beschwichtigen. Er nahm aber seine Mis¬
sion im Ernst, daraus erklärt sich der spätere Conflict.
Ungefähr gleichzeitig (10. Mai) wurde folgende telegraphische Depesche an
den General expedirt. „Lassen Sie den Römer» sagen, daß wir uns nicht mit
den Neapolitanern gegen sie verbinden werden. Setzen Sie die Unterhandlungen
fort, und warten Sie die Verstärkungen ab, die man Ihnen schicken wird. Suchen
Sie in Rom einzuziehen, im Einverständniß mit den Bewohnern (!), oder wenn
Sie zum Angriff gezwungen werden, uur unter der positivsten Aussicht auf Er¬
setzung."
Die Absicht des Gouvernements wurde noch bestimmter herausgestellt durch
die Instruction, welche der Minister (<). Mai) an dir Bevollmächtigten am römi¬
schen Hofe abgehen ließ. „Was nus noch tiefer schmerzt als das Mißtrauen,
welches man fortwährend zu Gaeta gegen uns an den Tag legt, und gegen wel¬
ches die Zeit uns bald rechtfertigen wird, ist die Natur der Einflüsse, welche
augenscheinlich in dem Rath des heiligen Stuhls vorwalten. Jemehr man sich
der Lösung nähert, je bestimmter treten sehr gefährliche Neigungen hervor, die
sich im Anfang uuter mehr oder minder scheinbaren Vorwänden versteckten. Um eine
vorläufige Erklärung über die Absichten des heiligen Vaters zu umgehen, haben
seine Räthe eingewendet, daß es unpassend sei, ihm im Voraus die Hände zu
binden. Dieser Einwand hätte einen Sinn, wenn es sich darum handelte, im
Detail die Grundlagen einer neuen Staatsform festzustellen, aber wenn wir nichts
anderes verlangen, als daß man uns den Weg angibt, den man »ach Wieder¬
herstellung der päpstliche» Gewalt einzuschlagen gedenkt — muß da ein absolutes
Stillschweigen nicht auf deu Gedanken bringe», daß man einfach zu den alten
Mißbräuchen zurückkehren, und sämmtliche Concessionen Pius' IX., darunter die
Uebertragung der Staatsämter an Weltliche, .diese erste und wesentlichste Grund¬
lage alter Reformen, zu annuliren beabsichtigt? — Sollten in dem constitutio-
nellen Statut Pius IX. Modificationen nothwendig sein, so können diese nach
Wiederherstellung der Ordnung und des Friedens in Angriff genommen werden,
aber die französische Negierung hält es nicht für möglich, daß das Statut selber
ohne weiteres als nicht gegeben betrachtet werden sollte. Die Achtung vor dem
Papst verbietet uus zu glauben, daß die Institutionen, die er seinem Volk gege¬
ben, durch die beklagenswerthen Ereignisse seit dem November aufgehoben wären.
Der Gedanke, daß die alten Zustände zurückkehren konnten, ist gar nicht in un¬
sre Berechnung eingetreten. — Demnach wird schleunige Auskunft gewünscht.
In unserer Stellung haben wir große Pflichten zu erfüllen; wir werden uns den¬
selben nicht entziehn."
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