Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.wieder bei Acirhus zu landen, oder sein kleines Corps mit der dänischen Haupt- Es kam der Tag von Fridericia. Als Commandirendcr von Nordjütland Die Belagerung war in den letzten Tagen mit zunehmender Energie getrie¬ In der finsteren Nacht öffneten sich die Festungsthore; an der Spitze des wieder bei Acirhus zu landen, oder sein kleines Corps mit der dänischen Haupt- Es kam der Tag von Fridericia. Als Commandirendcr von Nordjütland Die Belagerung war in den letzten Tagen mit zunehmender Energie getrie¬ In der finsteren Nacht öffneten sich die Festungsthore; an der Spitze des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0269" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279295"/> <p xml:id="ID_876" prev="#ID_875"> wieder bei Acirhus zu landen, oder sein kleines Corps mit der dänischen Haupt-<lb/> armee auf Fühnen und Alsen zu vereinigen. Eine Menge Scheintreffen fanden<lb/> hier überall statt, die, weil sie der Natur der Sache nach nicht entscheidend wa¬<lb/> ren, nicht bekannt wurden oder vergessen bleiben werden. Aber durch die ge¬<lb/> schickte Führung in diesem ermüdenden „fliegenden" Krieg, dessen Wirkungen nur<lb/> in dem langsamen Vorrücken der Reichstruppen fühlbar wurden, so wie durch sein<lb/> liebenswürdiges väterliches Betragen gegen seine Untergebenen, gelang es Nye,<lb/> ihre volle Hingebung und Liebe zu gewinnen und der dänischen Armee Zuversicht<lb/> nud Unternehmungsgeist zu geben. Von diesem im Dunkel der He-de gehüllten<lb/> Feldleben her bildete sich allmälig eine sehr günstige Stimmung in Heer und Volk,<lb/> man vertraute dem Glück Dänemarks und Nye galt für den Bürgen desselben.<lb/> Niemand wußte wohl recht warum/man konnte keine positiv glänzenden Data an¬<lb/> führen, genng es ward Volksmeinung, daß er sich als ausgezeichneter Feldherr<lb/> und Strategiker erwiesen habe und die Dänen zum Siege fuhren werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_877"> Es kam der Tag von Fridericia. Als Commandirendcr von Nordjütland<lb/> hatte Nye nicht die Pflicht, der von seinem Corps detachirteu Abtheilung zu fol¬<lb/> gen. Er kannte aber die Wichtigkeit des Unternehmens und ging freiwillig mit.<lb/> Wann er sich eigentlich eingeschifft hat, weiß noch Niemand, wohl auch nicht einmal<lb/> General Prittwitz; denn er ließ die Zurückgebliebnen sich in so gut gewählten<lb/> Positionen aufstellen, daß die Beobachter vollständig getäuscht wurden und seine<lb/> Entfernung vom Norden nicht bemerkten. Ohnedies hätten die Preußen mit den<lb/> Dampfschiffen nicht um die Wette laufen können. Das ganze Gerede von „preu¬<lb/> ßischem Verrathe" ist aus der Luft gegriffen, hatten doch die Schleswig Hvlstciuer<lb/> bis dahin immer gefordert, daß Prittwitz nur vorwärts gehen und das Land in<lb/> Contribution scheu solle; mit den Dänen würden sie schon allein fertig werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_878"> Die Belagerung war in den letzten Tagen mit zunehmender Energie getrie¬<lb/> ben worden. Neue Schanzen und Batterien wurden errichtet und noch am 5.<lb/> Juli selbst über 300 Bomben in die Festung geworfen. Diese Thatsache allein<lb/> '»acht es begreiflich, daß die. Besatzung den lebhaften Wunsch hegte, dem Spiel<lb/> sobald als möglich ein Eude zu machen, und daß sie, unter den krachenden und<lb/> blitzende» 108pfündiger Bomben, welche die dänische Artillerie nicht mit demsel¬<lb/> ben Caliber beantworten kann, gar nicht an die sittliche Entrüstung dachte, welche<lb/> den Ausfall zu Perfidie und Meuchelmord stempeln würde.- Und doch wäre es<lb/> für uns Dänen wünschenswerth gewesen, wenn der Ausfall ein paar Wochen<lb/> früher stattgefunden hätte.</p><lb/> <p xml:id="ID_879" next="#ID_880"> In der finsteren Nacht öffneten sich die Festungsthore; an der Spitze des<lb/> linken Anssallscorps ging Nye ungestüm im heftigsten Kartätschenfeuer ans die<lb/> ersten Schanzen los. Auf der rechten Seite commandirte der Obergeneral der<lb/> Armee, von Bülow. Der Kampf wurde bald allgemein und von den Festuugs-<lb/> wällen aus gewährten der donnernde Hurrahruf, das Blitzen der Geschütze und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0269]
wieder bei Acirhus zu landen, oder sein kleines Corps mit der dänischen Haupt-
armee auf Fühnen und Alsen zu vereinigen. Eine Menge Scheintreffen fanden
hier überall statt, die, weil sie der Natur der Sache nach nicht entscheidend wa¬
ren, nicht bekannt wurden oder vergessen bleiben werden. Aber durch die ge¬
schickte Führung in diesem ermüdenden „fliegenden" Krieg, dessen Wirkungen nur
in dem langsamen Vorrücken der Reichstruppen fühlbar wurden, so wie durch sein
liebenswürdiges väterliches Betragen gegen seine Untergebenen, gelang es Nye,
ihre volle Hingebung und Liebe zu gewinnen und der dänischen Armee Zuversicht
nud Unternehmungsgeist zu geben. Von diesem im Dunkel der He-de gehüllten
Feldleben her bildete sich allmälig eine sehr günstige Stimmung in Heer und Volk,
man vertraute dem Glück Dänemarks und Nye galt für den Bürgen desselben.
Niemand wußte wohl recht warum/man konnte keine positiv glänzenden Data an¬
führen, genng es ward Volksmeinung, daß er sich als ausgezeichneter Feldherr
und Strategiker erwiesen habe und die Dänen zum Siege fuhren werde.
Es kam der Tag von Fridericia. Als Commandirendcr von Nordjütland
hatte Nye nicht die Pflicht, der von seinem Corps detachirteu Abtheilung zu fol¬
gen. Er kannte aber die Wichtigkeit des Unternehmens und ging freiwillig mit.
Wann er sich eigentlich eingeschifft hat, weiß noch Niemand, wohl auch nicht einmal
General Prittwitz; denn er ließ die Zurückgebliebnen sich in so gut gewählten
Positionen aufstellen, daß die Beobachter vollständig getäuscht wurden und seine
Entfernung vom Norden nicht bemerkten. Ohnedies hätten die Preußen mit den
Dampfschiffen nicht um die Wette laufen können. Das ganze Gerede von „preu¬
ßischem Verrathe" ist aus der Luft gegriffen, hatten doch die Schleswig Hvlstciuer
bis dahin immer gefordert, daß Prittwitz nur vorwärts gehen und das Land in
Contribution scheu solle; mit den Dänen würden sie schon allein fertig werden.
Die Belagerung war in den letzten Tagen mit zunehmender Energie getrie¬
ben worden. Neue Schanzen und Batterien wurden errichtet und noch am 5.
Juli selbst über 300 Bomben in die Festung geworfen. Diese Thatsache allein
'»acht es begreiflich, daß die. Besatzung den lebhaften Wunsch hegte, dem Spiel
sobald als möglich ein Eude zu machen, und daß sie, unter den krachenden und
blitzende» 108pfündiger Bomben, welche die dänische Artillerie nicht mit demsel¬
ben Caliber beantworten kann, gar nicht an die sittliche Entrüstung dachte, welche
den Ausfall zu Perfidie und Meuchelmord stempeln würde.- Und doch wäre es
für uns Dänen wünschenswerth gewesen, wenn der Ausfall ein paar Wochen
früher stattgefunden hätte.
In der finsteren Nacht öffneten sich die Festungsthore; an der Spitze des
linken Anssallscorps ging Nye ungestüm im heftigsten Kartätschenfeuer ans die
ersten Schanzen los. Auf der rechten Seite commandirte der Obergeneral der
Armee, von Bülow. Der Kampf wurde bald allgemein und von den Festuugs-
wällen aus gewährten der donnernde Hurrahruf, das Blitzen der Geschütze und
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