Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.er bei Skanderborg, wo er früher eine uneinnehmbare Position lauge des.uiplet Daß es dem deutschen Heere nie gelang, einen entscheidenden Schlag gegen Hier kam ihm das Terrain Jütlands, welches für solche Operationen überaus In der Mitte vou Jütland dehnt sich die unabsehbare Heide, unfruchtbarer 34*
er bei Skanderborg, wo er früher eine uneinnehmbare Position lauge des.uiplet Daß es dem deutschen Heere nie gelang, einen entscheidenden Schlag gegen Hier kam ihm das Terrain Jütlands, welches für solche Operationen überaus In der Mitte vou Jütland dehnt sich die unabsehbare Heide, unfruchtbarer 34*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0267" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279293"/> <p xml:id="ID_870" prev="#ID_869"> er bei Skanderborg, wo er früher eine uneinnehmbare Position lauge des.uiplet<lb/> hatte und weckte eine Schwadron Churhessen ohne Kampf ans ihren Lcrien. Kleine<lb/> Neckereien führte er fast jeden Tag ans, er täuschte, ermüdete und schlug sea, mit<lb/> dem Feind zwei Monate herum, ohne seinerseits namhaften Verkost zu erleiden.<lb/> Den Deutschen wurde er allmälig fast zu einer mythischen Person, sie nann¬<lb/> ten ihn unter sich den „fliegenden Holländer."</p><lb/> <p xml:id="ID_871"> Daß es dem deutschen Heere nie gelang, einen entscheidenden Schlag gegen<lb/> ihn zu führen, soll man keineswegs aus „preußischer Schonung" erklären. Viel¬<lb/> mehr ist es erwiesen, daß sie in dieser Heimath des eifrigsten Däncnlhums, wo<lb/> keine Spione zu haben waren, nie genau gewußt haben, wo Rye und seine<lb/> Hauptstärke sich befanden. — In vielen deutschen Zeitungen war er schon mehrere<lb/> Mal abgeschnitten, eingeschlossen mit seinem ganzen Corps — das wohl zu be¬<lb/> merken nie in Gesammtheit operirte — vernichtet oder gefangen. Aber immer<lb/> wenn man ihn sicher zu haben glaubte, schlüpfte er wie ein Aal unter den Händen<lb/> weg, und man „fand das Lager leer," wo er soeben bivouakirt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_872"> Hier kam ihm das Terrain Jütlands, welches für solche Operationen überaus<lb/> günstig ist, zu statten. Für einen süddeutschen oder Berliner, ja selbst für einen<lb/> schlesweg-holsteinischen Zeitungscorrespondenten ist es allerdings eine Kleinigkeit<lb/> das jüdische Land zu erobern; einer feindlichen Operationsarmce bietet es aber<lb/> bedeutende Schwierigkeiten dar. Schon Napoleon hat bekanntlich Jütland eine<lb/> Mausefalle genannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_873" next="#ID_874"> In der Mitte vou Jütland dehnt sich die unabsehbare Heide, unfruchtbarer<lb/> Sand, Heidekraut und Moor, darin spärliche Ortschaften, nirgend eine feste Heer¬<lb/> straße; im Norden ist ein seltsames Wassergeflecht von Seen und Fivrds die Grenze.<lb/> Ein feindliches Heer findet hier wenig für seine Existenz, seinen Gegner aber,<lb/> der mit dem Terrain und den Anwohnern vertraut ist, sicher gar uicht; für den<lb/> Feind ist ein Zug in die Heide wie ein Marsch in die Praiericen Amerikas. Ganz<lb/> anders steht hier der Vertheidiger, das Landeskind im kleinen Kriege. Die Heide<lb/> senkt sich von einer beträchtlichen Höhe in so sanften Wellenlinien nach beiden Seiten<lb/> abwärts, daß sie fast eine Ebene bildet, und somit einer Guerillareiterei die größten<lb/> Vortheile bietet. (Die Hauptstärke des Nyeschen Corps bestand deshalb auch aus<lb/> Kavallerie). Sie taucht auf aus dem röthlichen Schein des Heidekrauts, wie der<lb/> Delphin aus der Tiefe des Wassers, und verschwindet an der Linie des Hori¬<lb/> zontes wie ein fliegendes Gewölk; der Jude liegt im Kraut und verräth den her¬<lb/> anziehenden Feind, er führt die befreundeten Reiter zwischen Morast und tiefem<lb/> Sand den Fußpfad von Dorf zu Dorf, von Hütte zu Hütte. Wie aus einer Festung<lb/> schwärmten die kleinen Abtheilungen des Nye'schen Corps aus der Heide heraus<lb/> in das fruchtbare Küstenland der Halbinsel, wo die großen Straßen gehn und die<lb/> feindliche Armee sich vorwärts bewegen mußte, auf der einen Seite vom Meer,<lb/> auf der andern von der Heide selbst bedroht. — Wo das Land gegen Ost wieder</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 34*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0267]
er bei Skanderborg, wo er früher eine uneinnehmbare Position lauge des.uiplet
hatte und weckte eine Schwadron Churhessen ohne Kampf ans ihren Lcrien. Kleine
Neckereien führte er fast jeden Tag ans, er täuschte, ermüdete und schlug sea, mit
dem Feind zwei Monate herum, ohne seinerseits namhaften Verkost zu erleiden.
Den Deutschen wurde er allmälig fast zu einer mythischen Person, sie nann¬
ten ihn unter sich den „fliegenden Holländer."
Daß es dem deutschen Heere nie gelang, einen entscheidenden Schlag gegen
ihn zu führen, soll man keineswegs aus „preußischer Schonung" erklären. Viel¬
mehr ist es erwiesen, daß sie in dieser Heimath des eifrigsten Däncnlhums, wo
keine Spione zu haben waren, nie genau gewußt haben, wo Rye und seine
Hauptstärke sich befanden. — In vielen deutschen Zeitungen war er schon mehrere
Mal abgeschnitten, eingeschlossen mit seinem ganzen Corps — das wohl zu be¬
merken nie in Gesammtheit operirte — vernichtet oder gefangen. Aber immer
wenn man ihn sicher zu haben glaubte, schlüpfte er wie ein Aal unter den Händen
weg, und man „fand das Lager leer," wo er soeben bivouakirt hatte.
Hier kam ihm das Terrain Jütlands, welches für solche Operationen überaus
günstig ist, zu statten. Für einen süddeutschen oder Berliner, ja selbst für einen
schlesweg-holsteinischen Zeitungscorrespondenten ist es allerdings eine Kleinigkeit
das jüdische Land zu erobern; einer feindlichen Operationsarmce bietet es aber
bedeutende Schwierigkeiten dar. Schon Napoleon hat bekanntlich Jütland eine
Mausefalle genannt.
In der Mitte vou Jütland dehnt sich die unabsehbare Heide, unfruchtbarer
Sand, Heidekraut und Moor, darin spärliche Ortschaften, nirgend eine feste Heer¬
straße; im Norden ist ein seltsames Wassergeflecht von Seen und Fivrds die Grenze.
Ein feindliches Heer findet hier wenig für seine Existenz, seinen Gegner aber,
der mit dem Terrain und den Anwohnern vertraut ist, sicher gar uicht; für den
Feind ist ein Zug in die Heide wie ein Marsch in die Praiericen Amerikas. Ganz
anders steht hier der Vertheidiger, das Landeskind im kleinen Kriege. Die Heide
senkt sich von einer beträchtlichen Höhe in so sanften Wellenlinien nach beiden Seiten
abwärts, daß sie fast eine Ebene bildet, und somit einer Guerillareiterei die größten
Vortheile bietet. (Die Hauptstärke des Nyeschen Corps bestand deshalb auch aus
Kavallerie). Sie taucht auf aus dem röthlichen Schein des Heidekrauts, wie der
Delphin aus der Tiefe des Wassers, und verschwindet an der Linie des Hori¬
zontes wie ein fliegendes Gewölk; der Jude liegt im Kraut und verräth den her¬
anziehenden Feind, er führt die befreundeten Reiter zwischen Morast und tiefem
Sand den Fußpfad von Dorf zu Dorf, von Hütte zu Hütte. Wie aus einer Festung
schwärmten die kleinen Abtheilungen des Nye'schen Corps aus der Heide heraus
in das fruchtbare Küstenland der Halbinsel, wo die großen Straßen gehn und die
feindliche Armee sich vorwärts bewegen mußte, auf der einen Seite vom Meer,
auf der andern von der Heide selbst bedroht. — Wo das Land gegen Ost wieder
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