Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.Die östreichische Verfaffmrgsurkunde vom März 18" N. Der Kampf auf dem Schlachtfelde scheint in Oestreich feinem Ende entgegen¬ Die Verfassung vom März soll vom Papier in's Leben übertreten und Die Verfassungsurkunde ist offenbar ein Werk der Eile. Die Frage der Die östreichische Verfaffmrgsurkunde vom März 18« N. Der Kampf auf dem Schlachtfelde scheint in Oestreich feinem Ende entgegen¬ Die Verfassung vom März soll vom Papier in's Leben übertreten und Die Verfassungsurkunde ist offenbar ein Werk der Eile. Die Frage der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0236" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279262"/> </div> <div n="1"> <head> Die östreichische Verfaffmrgsurkunde vom März<lb/> 18« N.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_758"> Der Kampf auf dem Schlachtfelde scheint in Oestreich feinem Ende entgegen¬<lb/> zugehen, und immer näher rückt der Zeitpunkt, wo der Verheißung nach , die<lb/> Gewaltherrschaft einem mehr oder minder verfassungsmäßigen Verfahren weichen<lb/> soll. Die Ansichten der Regierung werden nicht länger unfehlbar sein, und statt<lb/> Kanonen jeuer ultima i^ein rv^um, werden die Minister wirkliche Gründe in's<lb/> Feld führen müssen, was oft weit schwieriger ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_759"> Die Verfassung vom März soll vom Papier in's Leben übertreten und<lb/> kein Belagerungszustand, kein Prcßgesctz wird die Natur der Dinge verhindern,<lb/> über sie Gericht zu halten. In solchem Augenblick mag es nicht unpraktisch er¬<lb/> scheinen, das erwähnte Verfassnngswerk einer schärfern Beleuchtung zu unterziehen,<lb/> und zu erforschen, was in ihr Lebensähiges enthalten ist, was Unmögliches. ES<lb/> läßt sich nicht leugnen, daß ein Vorabsprechen über die Gestaltung parlamentari¬<lb/> schen Lebens in Oestreich äußerst schwierig ist. Nicht nur ist hier die Verwirrung<lb/> in der Stellung der Parteien größer, als irgendwo, weil neben und zwischen den<lb/> gewöhnlichen parlamentarischen Interessen,, die Svuderintcrcsscn der einzelnen Na¬<lb/> tionalitäten stehen, es tritt hinzu noch die Neuheit des constitutionellen Lebens-<lb/> überhaupt, und die Unmöglichkeit, genau zu berechnen, welchen Einfluß die Re¬<lb/> gierung sich wird sichern können. Wenn wir es trotzdem versuchen, ein Bild von,<lb/> der wuthmaßlichen Gestalt der Dinge unter dem Einfluß der Verfassung vom 4.<lb/> März zu entwerfen, so geschieht dies nicht in der Hoffnung den Gegenstand zu<lb/> erschöpfen, oder selbst nur etwas Neues von Bedeutung auszusprechen, sondern in<lb/> der bescheidenen Erwartung durch eine übersichtliche Darlegung der Verhältnisse<lb/> manch irrige oder sorglose Ansicht über die Zukunft zu berichtigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_760" next="#ID_761"> Die Verfassungsurkunde ist offenbar ein Werk der Eile. Die Frage der<lb/> Octroyirung, obwol zu wiederholten Malen im Rathe der Minister angeregt, war<lb/> immer verschoben worden. Als aber der Entwurf der Verfassung vom constitui-<lb/> renden Reichstag beendigt war, und die sonst on c-tu-ullo behandelten Abgeordne¬<lb/> ten in ihren Parteiclnbs den Antrag in Erwägung zogen, ob man die Verfassung<lb/> nicht in Bausch und Bogen annehmen und vom Kaiser Sanction und Verkündi-<lb/> gung verlangen sollte, da ließ sich die Sache nicht länger verschieben. Die Jn-<lb/> terpellationen konnte man am Ende noch ertragen, denn man beantwortete sie<lb/> schlecht oder recht oder gar nicht, und ließ sich in seinem Handeln durch sie nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0236]
Die östreichische Verfaffmrgsurkunde vom März
18« N.
Der Kampf auf dem Schlachtfelde scheint in Oestreich feinem Ende entgegen¬
zugehen, und immer näher rückt der Zeitpunkt, wo der Verheißung nach , die
Gewaltherrschaft einem mehr oder minder verfassungsmäßigen Verfahren weichen
soll. Die Ansichten der Regierung werden nicht länger unfehlbar sein, und statt
Kanonen jeuer ultima i^ein rv^um, werden die Minister wirkliche Gründe in's
Feld führen müssen, was oft weit schwieriger ist.
Die Verfassung vom März soll vom Papier in's Leben übertreten und
kein Belagerungszustand, kein Prcßgesctz wird die Natur der Dinge verhindern,
über sie Gericht zu halten. In solchem Augenblick mag es nicht unpraktisch er¬
scheinen, das erwähnte Verfassnngswerk einer schärfern Beleuchtung zu unterziehen,
und zu erforschen, was in ihr Lebensähiges enthalten ist, was Unmögliches. ES
läßt sich nicht leugnen, daß ein Vorabsprechen über die Gestaltung parlamentari¬
schen Lebens in Oestreich äußerst schwierig ist. Nicht nur ist hier die Verwirrung
in der Stellung der Parteien größer, als irgendwo, weil neben und zwischen den
gewöhnlichen parlamentarischen Interessen,, die Svuderintcrcsscn der einzelnen Na¬
tionalitäten stehen, es tritt hinzu noch die Neuheit des constitutionellen Lebens-
überhaupt, und die Unmöglichkeit, genau zu berechnen, welchen Einfluß die Re¬
gierung sich wird sichern können. Wenn wir es trotzdem versuchen, ein Bild von,
der wuthmaßlichen Gestalt der Dinge unter dem Einfluß der Verfassung vom 4.
März zu entwerfen, so geschieht dies nicht in der Hoffnung den Gegenstand zu
erschöpfen, oder selbst nur etwas Neues von Bedeutung auszusprechen, sondern in
der bescheidenen Erwartung durch eine übersichtliche Darlegung der Verhältnisse
manch irrige oder sorglose Ansicht über die Zukunft zu berichtigen.
Die Verfassungsurkunde ist offenbar ein Werk der Eile. Die Frage der
Octroyirung, obwol zu wiederholten Malen im Rathe der Minister angeregt, war
immer verschoben worden. Als aber der Entwurf der Verfassung vom constitui-
renden Reichstag beendigt war, und die sonst on c-tu-ullo behandelten Abgeordne¬
ten in ihren Parteiclnbs den Antrag in Erwägung zogen, ob man die Verfassung
nicht in Bausch und Bogen annehmen und vom Kaiser Sanction und Verkündi-
gung verlangen sollte, da ließ sich die Sache nicht länger verschieben. Die Jn-
terpellationen konnte man am Ende noch ertragen, denn man beantwortete sie
schlecht oder recht oder gar nicht, und ließ sich in seinem Handeln durch sie nicht
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