Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.mit der englischen Krone, sondern -- mit den englischen Missionsvereinen den *) Wenn sich bestätigen sollte, was der Herald meldet, daß Prinz Löwenstein zu einem
höhern diplomatischen Posten bestimmt sei, so würde dies abermals zur Charakteristik des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel dienen. Denn auch dieser Prinz ist ein Kreuzzcitungs- Mann. Er ist von Geburt ein Baier, behauptet sogar der nächste Erbe des wittelsbachischen Hauses zu sein, schrieb eine Broschüre als Beilage zur Kreuzzeitung, um das Ministerium Pfuel fatal zu machen, hat auch früher schon ein albernes Reisebuch über Portugal geschrie¬ ben, welches in der A. A. Z. die verdiente Würdigung gefunden hat. Dem Vernehmen nach ist zum Nachfolger des Prinzen Löwenstein Herr v. Savigny bestimmt, Sohn des bekannten Ministers, aber nicht protestantisch erzogen, sondern der katholischen Mutter, einer gebornen Brentano, folgend, und auf Empfehlung seines Oheims, des bekannten Clemens Brentano, in der Propaganda in Rom gebildet, dazu ein eben so eifriger Begünstiger der Kreuzzeitung, als Prinz Löwenstein. In solchen Kreisen sucht das Ministerium Brandenburg - Manteuffel seine dienenden Helfer! mit der englischen Krone, sondern — mit den englischen Missionsvereinen den *) Wenn sich bestätigen sollte, was der Herald meldet, daß Prinz Löwenstein zu einem
höhern diplomatischen Posten bestimmt sei, so würde dies abermals zur Charakteristik des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel dienen. Denn auch dieser Prinz ist ein Kreuzzcitungs- Mann. Er ist von Geburt ein Baier, behauptet sogar der nächste Erbe des wittelsbachischen Hauses zu sein, schrieb eine Broschüre als Beilage zur Kreuzzeitung, um das Ministerium Pfuel fatal zu machen, hat auch früher schon ein albernes Reisebuch über Portugal geschrie¬ ben, welches in der A. A. Z. die verdiente Würdigung gefunden hat. Dem Vernehmen nach ist zum Nachfolger des Prinzen Löwenstein Herr v. Savigny bestimmt, Sohn des bekannten Ministers, aber nicht protestantisch erzogen, sondern der katholischen Mutter, einer gebornen Brentano, folgend, und auf Empfehlung seines Oheims, des bekannten Clemens Brentano, in der Propaganda in Rom gebildet, dazu ein eben so eifriger Begünstiger der Kreuzzeitung, als Prinz Löwenstein. In solchen Kreisen sucht das Ministerium Brandenburg - Manteuffel seine dienenden Helfer! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279198"/> <p xml:id="ID_540" prev="#ID_539" next="#ID_541"> mit der englischen Krone, sondern — mit den englischen Missionsvereinen den<lb/> bekannten Vertrag schloß und für Preußen doch nicht einmal vollkommne Recipro¬<lb/> cität erlangte! — Um diese Zeit ließ sich der nun verstorbene Minister v. Bülow,<lb/> dem das englische Klima nicht zusagte, von London nach Frankfurt an den Bun¬<lb/> destag versetzen. Bunsen aber blieb in England, wurde zum Gesandten ernannt<lb/> und tauscht in seiner jetzigen Stellung mit keinem preußischen Staatsminister. Er<lb/> steht sich, wie wir gewiß wissen, mindestens aus 40,000 Thaler und hatte über¬<lb/> dies das Glück, nachdem er eben seinen Gesandtschaftsposten angetreten, wegen<lb/> der Pathenreise des Königs ein prächtiges Hotel, Carlton-Terrasse, als beneidens-<lb/> werthe Zugabe zu erhalten, — während v. Bülow, wie auch dessen Vorgänger<lb/> und Schwiegervater, W. v. Humboldt, nur ein kleines Hans mit drei Fenstern<lb/> Fronte bewohnen konnte. Ja, Bunsen wußte sich die Sache noch sparsamer und<lb/> zugleich behaglicher einzurichten, indem er mit seiner Familie sogar 10 Meilen von<lb/> der Stadt entfernt aus dem Lande seinen Studien lebt, während der Legations-<lb/> secretär in London, Prinz Löwenstein ^), die laufenden Geschäfte besorgen muß<lb/> und dadurch zu seinem Verdruß an das Hotel festgebannt ist. In London hat<lb/> Bunsen sich sehr thätig und mit gutem Erfolg in ein ihm bisher fremdes Feld,<lb/> in das Gebiet der Handelspolitik geworfen und die Interessen des Zollver¬<lb/> eins stets sehr wacker vertreten. Eben so hat er sich bekanntlich der Schleswig-<lb/> Holsteinschen Sache, in welcher er zur Widerlegung englischer Vorurtheile die<lb/> bekannte kräftige Denkschrift geschrieben, wenigstens anfänglich mit Nachdruck an¬<lb/> genommen. Für den geringen Erfolg seiner Bemühungen ihn verantwortlich zu,<lb/> machen, würde unbillig sein. Dagegen war es sicherlich ein durch seine Eitelkeit<lb/> veranlaßter Mißgriff, daß er sich für Schleswig in die Paulskirche wählen ließ,<lb/> obgleich dies Land noch nicht zum deutschen Bunde gehörte, und obwohl leicht<lb/> vorauszusehen war, daß er als Unterhändler sich nicht auf die Dauer von London<lb/> entfernen konnte. Er hat sich bei Hofe und bei der orthodoxen Partei sehr gut<lb/> gestellt; in der sogenannten eleganten Gesellschaft hingegen hat er bei der Zurück-</p><lb/> <note xml:id="FID_14" place="foot"> *) Wenn sich bestätigen sollte, was der Herald meldet, daß Prinz Löwenstein zu einem<lb/> höhern diplomatischen Posten bestimmt sei, so würde dies abermals zur Charakteristik des<lb/> Ministeriums Brandenburg-Manteuffel dienen. Denn auch dieser Prinz ist ein Kreuzzcitungs-<lb/> Mann. Er ist von Geburt ein Baier, behauptet sogar der nächste Erbe des wittelsbachischen<lb/> Hauses zu sein, schrieb eine Broschüre als Beilage zur Kreuzzeitung, um das Ministerium<lb/> Pfuel fatal zu machen, hat auch früher schon ein albernes Reisebuch über Portugal geschrie¬<lb/> ben, welches in der A. A. Z. die verdiente Würdigung gefunden hat. Dem Vernehmen nach<lb/> ist zum Nachfolger des Prinzen Löwenstein Herr v. Savigny bestimmt, Sohn des bekannten<lb/> Ministers, aber nicht protestantisch erzogen, sondern der katholischen Mutter, einer gebornen<lb/> Brentano, folgend, und auf Empfehlung seines Oheims, des bekannten Clemens Brentano,<lb/> in der Propaganda in Rom gebildet, dazu ein eben so eifriger Begünstiger der Kreuzzeitung,<lb/> als Prinz Löwenstein. In solchen Kreisen sucht das Ministerium Brandenburg - Manteuffel<lb/> seine dienenden Helfer!</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0172]
mit der englischen Krone, sondern — mit den englischen Missionsvereinen den
bekannten Vertrag schloß und für Preußen doch nicht einmal vollkommne Recipro¬
cität erlangte! — Um diese Zeit ließ sich der nun verstorbene Minister v. Bülow,
dem das englische Klima nicht zusagte, von London nach Frankfurt an den Bun¬
destag versetzen. Bunsen aber blieb in England, wurde zum Gesandten ernannt
und tauscht in seiner jetzigen Stellung mit keinem preußischen Staatsminister. Er
steht sich, wie wir gewiß wissen, mindestens aus 40,000 Thaler und hatte über¬
dies das Glück, nachdem er eben seinen Gesandtschaftsposten angetreten, wegen
der Pathenreise des Königs ein prächtiges Hotel, Carlton-Terrasse, als beneidens-
werthe Zugabe zu erhalten, — während v. Bülow, wie auch dessen Vorgänger
und Schwiegervater, W. v. Humboldt, nur ein kleines Hans mit drei Fenstern
Fronte bewohnen konnte. Ja, Bunsen wußte sich die Sache noch sparsamer und
zugleich behaglicher einzurichten, indem er mit seiner Familie sogar 10 Meilen von
der Stadt entfernt aus dem Lande seinen Studien lebt, während der Legations-
secretär in London, Prinz Löwenstein ^), die laufenden Geschäfte besorgen muß
und dadurch zu seinem Verdruß an das Hotel festgebannt ist. In London hat
Bunsen sich sehr thätig und mit gutem Erfolg in ein ihm bisher fremdes Feld,
in das Gebiet der Handelspolitik geworfen und die Interessen des Zollver¬
eins stets sehr wacker vertreten. Eben so hat er sich bekanntlich der Schleswig-
Holsteinschen Sache, in welcher er zur Widerlegung englischer Vorurtheile die
bekannte kräftige Denkschrift geschrieben, wenigstens anfänglich mit Nachdruck an¬
genommen. Für den geringen Erfolg seiner Bemühungen ihn verantwortlich zu,
machen, würde unbillig sein. Dagegen war es sicherlich ein durch seine Eitelkeit
veranlaßter Mißgriff, daß er sich für Schleswig in die Paulskirche wählen ließ,
obgleich dies Land noch nicht zum deutschen Bunde gehörte, und obwohl leicht
vorauszusehen war, daß er als Unterhändler sich nicht auf die Dauer von London
entfernen konnte. Er hat sich bei Hofe und bei der orthodoxen Partei sehr gut
gestellt; in der sogenannten eleganten Gesellschaft hingegen hat er bei der Zurück-
*) Wenn sich bestätigen sollte, was der Herald meldet, daß Prinz Löwenstein zu einem
höhern diplomatischen Posten bestimmt sei, so würde dies abermals zur Charakteristik des
Ministeriums Brandenburg-Manteuffel dienen. Denn auch dieser Prinz ist ein Kreuzzcitungs-
Mann. Er ist von Geburt ein Baier, behauptet sogar der nächste Erbe des wittelsbachischen
Hauses zu sein, schrieb eine Broschüre als Beilage zur Kreuzzeitung, um das Ministerium
Pfuel fatal zu machen, hat auch früher schon ein albernes Reisebuch über Portugal geschrie¬
ben, welches in der A. A. Z. die verdiente Würdigung gefunden hat. Dem Vernehmen nach
ist zum Nachfolger des Prinzen Löwenstein Herr v. Savigny bestimmt, Sohn des bekannten
Ministers, aber nicht protestantisch erzogen, sondern der katholischen Mutter, einer gebornen
Brentano, folgend, und auf Empfehlung seines Oheims, des bekannten Clemens Brentano,
in der Propaganda in Rom gebildet, dazu ein eben so eifriger Begünstiger der Kreuzzeitung,
als Prinz Löwenstein. In solchen Kreisen sucht das Ministerium Brandenburg - Manteuffel
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