Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.gefordert, seine besten Habseligkeiten für mögliche Fälle wegzuräumen, allein immer (Gegenüber wohnte der Gastwirt!) Thannel. Sein Haus wurde geplündert. S. 765. -- Hakvb Jost, Hausbesitzer von Ur. 34, ein feiger, kränklicher Im Hanse Ur. 31 wurden vier Nationalgarten aus ihrem Verstecke gezogen, S. 767. Hausnummer 33. Einer Wittwe gehörig. In dieses drang das Mi¬ Aus dem Hause Ur. 22 wurde der Tischler Schieb auf die Straße ge¬ -> Die Hänser Ur. 24 und 25 wurden bU>ö geplündert, nicht angezündet. S. 769. Am 30. führte man 57 Leichen aus dieser einzigen Gasse und dem In der Wiener Zeitung vom 15. v. M. ist folgendes zu lesen: Se. Maj. der Kaiser Verlag von F. L. Hcvvig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt. Druck von Friedrich Andrä. gefordert, seine besten Habseligkeiten für mögliche Fälle wegzuräumen, allein immer (Gegenüber wohnte der Gastwirt!) Thannel. Sein Haus wurde geplündert. S. 765. — Hakvb Jost, Hausbesitzer von Ur. 34, ein feiger, kränklicher Im Hanse Ur. 31 wurden vier Nationalgarten aus ihrem Verstecke gezogen, S. 767. Hausnummer 33. Einer Wittwe gehörig. In dieses drang das Mi¬ Aus dem Hause Ur. 22 wurde der Tischler Schieb auf die Straße ge¬ -> Die Hänser Ur. 24 und 25 wurden bU>ö geplündert, nicht angezündet. S. 769. Am 30. führte man 57 Leichen aus dieser einzigen Gasse und dem In der Wiener Zeitung vom 15. v. M. ist folgendes zu lesen: Se. Maj. der Kaiser Verlag von F. L. Hcvvig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt. Druck von Friedrich Andrä. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0168" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279194"/> <p xml:id="ID_525" prev="#ID_524"> gefordert, seine besten Habseligkeiten für mögliche Fälle wegzuräumen, allein immer<lb/> erwiderte er nur: „ich habe zu viel Achtung vo.r den k. k. Truppen, als daß mir<lb/> so etwas nur träumen könnte, und dies um so mehr, da ich mir durchaus nichts<lb/> vorzuwerfen habe." —</p><lb/> <p xml:id="ID_526"> (Gegenüber wohnte der Gastwirt!) Thannel. Sein Haus wurde geplündert.<lb/> Er selbst mit entblößtem Haupte ohne Barmherzigkeit über den Wall hinab in die<lb/> Nähe des Lagers geführt nud dort erschossen.)'</p><lb/> <p xml:id="ID_527"> S. 765. — Hakvb Jost, Hausbesitzer von Ur. 34, ein feiger, kränklicher<lb/> Mann, wurde aus seinem Versteck geholt und sogleich erschossen. In demselben<lb/> Hanse wohnte Leopold Bree, Vater dreier Kinder. Er wurde vor der Hausthür<lb/> erschossen. Ferner wurden in diesem Hause der Gärtner Baumgartner mit<lb/> Gewehrkolben zusammengeschlagen, zwei andere Männer, Kraus und Schmidt,<lb/> unschuldig erschossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_528"> Im Hanse Ur. 31 wurden vier Nationalgarten aus ihrem Verstecke gezogen,<lb/> in deu Wallgraben geführt und erschossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_529"> S. 767. Hausnummer 33. Einer Wittwe gehörig. In dieses drang das Mi¬<lb/> litär uach 2 Uhr Nachmittag ein. Auch in diesem Hause wohnten lauter arme<lb/> Leute, die sich aus Furcht zusammen in ein von den Schüssen freies Zimmer be¬<lb/> geben hatten. In dem einen Zimmer war der Hausmeister, ein betagter sehr<lb/> ruhiger Maun und sein Vetter, ein Tischlergeselle, dann ein alter fast blinder<lb/> Mann, Pfrnndler und Invalide, ferner der Hausmeister vou Ur. 3l. Die ersten<lb/> drei wurden vom Militär fortgeschafft und über dem Walle, im Felde erschossen.<lb/> Es ist schrecklich, daß man sogar deu blinden Invaliden nicht verschonte. In<lb/> demselben Hause war ein a'ter blödsinniger Mann, Namens Buxbaum, der nicht<lb/> fortzubringen war, weshalb auch sein lediger Sohn, ein Weber, bei ihm geblie¬<lb/> ben war. Sie wurden im Vorhanse erschossen und mir Bajonnetten durchstochen.</p><lb/> <p xml:id="ID_530"> Aus dem Hause Ur. 22 wurde der Tischler Schieb auf die Straße ge¬<lb/> schleppt, mit Gewehrkolben niedergeschlagen und endlich auf der Erde liegend er¬<lb/> schossen. Im Hanse Ur. 23 wurden 2 Weber erschossen, weil die Soldaten<lb/> nichts bei ihnen zu plündern fanden. Eben so der Weber Seefeder im Hanse Ur. 42.<lb/> Der Lederer Auchmann im Hanse Ur. 43, sämmtlich Familienväter <S. 768).</p><lb/> <p xml:id="ID_531"> -> Die Hänser Ur. 24 und 25 wurden bU>ö geplündert, nicht angezündet.<lb/> Mehrere Hauseigenthümer und Inwohner, meistens alte Männer wurden ersto¬<lb/> chen, erschlagen oder erschossen, oder man brachte ihnen gefährliche Wun¬<lb/> den bei. (S. 769).</p><lb/> <p xml:id="ID_532"> S. 769. Am 30. führte man 57 Leichen aus dieser einzigen Gasse und dem<lb/> Liuienwalle fort, jene nicht mitgerechnet, die das Militär ans den Häusern geholt<lb/> und über dem Walle auf den Feldern erschossen und auch daselbst begrabe» hatte.<lb/> Man hält sie alle für schuldlose Opfer. So viel ist gewiß, daß von allen 57' Lei¬<lb/> chen nicht eine in der Gegenwehr gefallen ist, und eben so sicher ist es, daß keines<lb/> der Häuser der Johannisgasse durch das Bombardement angezündet wurde, son¬<lb/> dern einzig und allem durch die Rache und den Muthwillen der Soldaten, mit¬<lb/> unter auf das Geheiß der Offiziere. —-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_533"> In der Wiener Zeitung vom 15. v. M. ist folgendes zu lesen: Se. Maj. der Kaiser<lb/> haben das vou Wenzeslaus Georg Duncker verfaßte Werk über die Octoberereignisse<lb/> wohlgefällig (!!) aufzunehmen und dem Verfasser als Zeichen des allerhöchsten<lb/> Wohlgefallens durch den Oberst-Kämmerer, Grafen von Lomkoronsky, einen Bril-<lb/> lantriiig zustellen zu lassen geruht. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verlag von F. L. Hcvvig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.<lb/> Druck von Friedrich Andrä.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0168]
gefordert, seine besten Habseligkeiten für mögliche Fälle wegzuräumen, allein immer
erwiderte er nur: „ich habe zu viel Achtung vo.r den k. k. Truppen, als daß mir
so etwas nur träumen könnte, und dies um so mehr, da ich mir durchaus nichts
vorzuwerfen habe." —
(Gegenüber wohnte der Gastwirt!) Thannel. Sein Haus wurde geplündert.
Er selbst mit entblößtem Haupte ohne Barmherzigkeit über den Wall hinab in die
Nähe des Lagers geführt nud dort erschossen.)'
S. 765. — Hakvb Jost, Hausbesitzer von Ur. 34, ein feiger, kränklicher
Mann, wurde aus seinem Versteck geholt und sogleich erschossen. In demselben
Hanse wohnte Leopold Bree, Vater dreier Kinder. Er wurde vor der Hausthür
erschossen. Ferner wurden in diesem Hause der Gärtner Baumgartner mit
Gewehrkolben zusammengeschlagen, zwei andere Männer, Kraus und Schmidt,
unschuldig erschossen.
Im Hanse Ur. 31 wurden vier Nationalgarten aus ihrem Verstecke gezogen,
in deu Wallgraben geführt und erschossen.
S. 767. Hausnummer 33. Einer Wittwe gehörig. In dieses drang das Mi¬
litär uach 2 Uhr Nachmittag ein. Auch in diesem Hause wohnten lauter arme
Leute, die sich aus Furcht zusammen in ein von den Schüssen freies Zimmer be¬
geben hatten. In dem einen Zimmer war der Hausmeister, ein betagter sehr
ruhiger Maun und sein Vetter, ein Tischlergeselle, dann ein alter fast blinder
Mann, Pfrnndler und Invalide, ferner der Hausmeister vou Ur. 3l. Die ersten
drei wurden vom Militär fortgeschafft und über dem Walle, im Felde erschossen.
Es ist schrecklich, daß man sogar deu blinden Invaliden nicht verschonte. In
demselben Hause war ein a'ter blödsinniger Mann, Namens Buxbaum, der nicht
fortzubringen war, weshalb auch sein lediger Sohn, ein Weber, bei ihm geblie¬
ben war. Sie wurden im Vorhanse erschossen und mir Bajonnetten durchstochen.
Aus dem Hause Ur. 22 wurde der Tischler Schieb auf die Straße ge¬
schleppt, mit Gewehrkolben niedergeschlagen und endlich auf der Erde liegend er¬
schossen. Im Hanse Ur. 23 wurden 2 Weber erschossen, weil die Soldaten
nichts bei ihnen zu plündern fanden. Eben so der Weber Seefeder im Hanse Ur. 42.
Der Lederer Auchmann im Hanse Ur. 43, sämmtlich Familienväter <S. 768).
-> Die Hänser Ur. 24 und 25 wurden bU>ö geplündert, nicht angezündet.
Mehrere Hauseigenthümer und Inwohner, meistens alte Männer wurden ersto¬
chen, erschlagen oder erschossen, oder man brachte ihnen gefährliche Wun¬
den bei. (S. 769).
S. 769. Am 30. führte man 57 Leichen aus dieser einzigen Gasse und dem
Liuienwalle fort, jene nicht mitgerechnet, die das Militär ans den Häusern geholt
und über dem Walle auf den Feldern erschossen und auch daselbst begrabe» hatte.
Man hält sie alle für schuldlose Opfer. So viel ist gewiß, daß von allen 57' Lei¬
chen nicht eine in der Gegenwehr gefallen ist, und eben so sicher ist es, daß keines
der Häuser der Johannisgasse durch das Bombardement angezündet wurde, son¬
dern einzig und allem durch die Rache und den Muthwillen der Soldaten, mit¬
unter auf das Geheiß der Offiziere. —-
In der Wiener Zeitung vom 15. v. M. ist folgendes zu lesen: Se. Maj. der Kaiser
haben das vou Wenzeslaus Georg Duncker verfaßte Werk über die Octoberereignisse
wohlgefällig (!!) aufzunehmen und dem Verfasser als Zeichen des allerhöchsten
Wohlgefallens durch den Oberst-Kämmerer, Grafen von Lomkoronsky, einen Bril-
lantriiig zustellen zu lassen geruht. —
Verlag von F. L. Hcvvig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.
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