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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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blassen oder zucken sehen, aber nie wird auch der sichere Schütze das kleine Ziel
verfehlt haben! --

Da die Serezaner aus den Grenzregimentsbezirken eigens herausgehoben
werden, trifft man in ihren Reihen lauter feste, imposante Gestalten; kurze und
geduldige le Männer finden sich seltener unter ihnen, häufiger lange, hagere, ge¬
streckte Gestalten, doch durchweg von eisenfestem Knochenbau. Die Gesichter sind
durchgängig sieht und gebräunt, die Augen dunkel und feurig, das kurzgeschorne
Haupthaar und der Schnurrbart in der Regel schwarz oder dunkelbraun. Gebo¬
gene Habicbtuasen findet man unter den Serezanern, wie überhaupt unter den
Slaven des Südens viel häufiger, als die kleinen aufgeworfenen Nasen, welche
man in Deutschland und anderwärts allen Völkern der slavischen Race mit Unrecht
zuzuschreiben Pflegt. Im Umgang zeigt sich der Serezaner geschmeidig und will¬
fährig und dabei doch stolz, ja man möchte sagen hochfahrend. Gang und Hal¬
tung ist bei ihm nicht steif und gedrechselt, sondern natürlich leger, hat er doch
das reguläre Exerzitium der übrigen Truppen nicht so lange getrieben, und aus
dem Grenzcordon wird der Dienst zu Pferde gethan werden.

Die Tage des Falls der östreichischen Kaiserstadt verschaffte den Serezanern
einen eigenthümlichen Nimbus, man staunte über ihre Bravour, wunderte sich
über ihr ungewohntes, wildromantisches Aeußere, und in gewissen Kreisen waren
sie förmlich vn voxne. Ihr Ruf war bis zum alten Radetzky gedrungen, der sich
ihrer etwa dreißig von seinem Freunde Jellachich zur Leibwache erbat, welche ihm
denn auch richtig über Fiume nach Mailand spedirt worden sind. Auch Fürst
Windischgrätz und Melden umgaben sich mit Serezanerleibwachen. In der That
dürste man anch schwerlich bessere Leibwächter finden, als die Serezaner, von so
großer Treue und Anhänglichkeit, so entschlossen und muthig sind sie.




Das Monument Kaiser Karl R^. zu Prag.



Am Kreuzherruplaize zunächst der alten steinernen Brücke, auf einem Plateau,
welches durch die Uebervölkerung des Moldaukanals, durch Wegräumung, des
Kreuzherrngärtchcns u. f. w. mit vieler Mühe und großem Kostenaufwand ge¬
wonnen wurde, befindet sich jenes herrliche in Erz gegossene Standbild inmitten
einer kleinen, freundlichen Gartenlagc, dnrch dessen Errichtung man im vorigen
Jahre bei der Jubelfeier der Prager Universität, das Andenken ihres Stifters in
würdiger Weise zu feiern dachte. Der gewählte Ort ist einer der malerischesten
Punkte von Prag und läßt es an einer bedeutungsvollen Umgebung für das Mo¬
nument nicht mangeln. Auf der einen Seite die steinerne Brücke mit ihren ge¬
waltigen felsenfesten Bogen, eine Schöpfung des Kaisers; aus der andern Seite


blassen oder zucken sehen, aber nie wird auch der sichere Schütze das kleine Ziel
verfehlt haben! —

Da die Serezaner aus den Grenzregimentsbezirken eigens herausgehoben
werden, trifft man in ihren Reihen lauter feste, imposante Gestalten; kurze und
geduldige le Männer finden sich seltener unter ihnen, häufiger lange, hagere, ge¬
streckte Gestalten, doch durchweg von eisenfestem Knochenbau. Die Gesichter sind
durchgängig sieht und gebräunt, die Augen dunkel und feurig, das kurzgeschorne
Haupthaar und der Schnurrbart in der Regel schwarz oder dunkelbraun. Gebo¬
gene Habicbtuasen findet man unter den Serezanern, wie überhaupt unter den
Slaven des Südens viel häufiger, als die kleinen aufgeworfenen Nasen, welche
man in Deutschland und anderwärts allen Völkern der slavischen Race mit Unrecht
zuzuschreiben Pflegt. Im Umgang zeigt sich der Serezaner geschmeidig und will¬
fährig und dabei doch stolz, ja man möchte sagen hochfahrend. Gang und Hal¬
tung ist bei ihm nicht steif und gedrechselt, sondern natürlich leger, hat er doch
das reguläre Exerzitium der übrigen Truppen nicht so lange getrieben, und aus
dem Grenzcordon wird der Dienst zu Pferde gethan werden.

Die Tage des Falls der östreichischen Kaiserstadt verschaffte den Serezanern
einen eigenthümlichen Nimbus, man staunte über ihre Bravour, wunderte sich
über ihr ungewohntes, wildromantisches Aeußere, und in gewissen Kreisen waren
sie förmlich vn voxne. Ihr Ruf war bis zum alten Radetzky gedrungen, der sich
ihrer etwa dreißig von seinem Freunde Jellachich zur Leibwache erbat, welche ihm
denn auch richtig über Fiume nach Mailand spedirt worden sind. Auch Fürst
Windischgrätz und Melden umgaben sich mit Serezanerleibwachen. In der That
dürste man anch schwerlich bessere Leibwächter finden, als die Serezaner, von so
großer Treue und Anhänglichkeit, so entschlossen und muthig sind sie.




Das Monument Kaiser Karl R^. zu Prag.



Am Kreuzherruplaize zunächst der alten steinernen Brücke, auf einem Plateau,
welches durch die Uebervölkerung des Moldaukanals, durch Wegräumung, des
Kreuzherrngärtchcns u. f. w. mit vieler Mühe und großem Kostenaufwand ge¬
wonnen wurde, befindet sich jenes herrliche in Erz gegossene Standbild inmitten
einer kleinen, freundlichen Gartenlagc, dnrch dessen Errichtung man im vorigen
Jahre bei der Jubelfeier der Prager Universität, das Andenken ihres Stifters in
würdiger Weise zu feiern dachte. Der gewählte Ort ist einer der malerischesten
Punkte von Prag und läßt es an einer bedeutungsvollen Umgebung für das Mo¬
nument nicht mangeln. Auf der einen Seite die steinerne Brücke mit ihren ge¬
waltigen felsenfesten Bogen, eine Schöpfung des Kaisers; aus der andern Seite


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[0162] blassen oder zucken sehen, aber nie wird auch der sichere Schütze das kleine Ziel verfehlt haben! — Da die Serezaner aus den Grenzregimentsbezirken eigens herausgehoben werden, trifft man in ihren Reihen lauter feste, imposante Gestalten; kurze und geduldige le Männer finden sich seltener unter ihnen, häufiger lange, hagere, ge¬ streckte Gestalten, doch durchweg von eisenfestem Knochenbau. Die Gesichter sind durchgängig sieht und gebräunt, die Augen dunkel und feurig, das kurzgeschorne Haupthaar und der Schnurrbart in der Regel schwarz oder dunkelbraun. Gebo¬ gene Habicbtuasen findet man unter den Serezanern, wie überhaupt unter den Slaven des Südens viel häufiger, als die kleinen aufgeworfenen Nasen, welche man in Deutschland und anderwärts allen Völkern der slavischen Race mit Unrecht zuzuschreiben Pflegt. Im Umgang zeigt sich der Serezaner geschmeidig und will¬ fährig und dabei doch stolz, ja man möchte sagen hochfahrend. Gang und Hal¬ tung ist bei ihm nicht steif und gedrechselt, sondern natürlich leger, hat er doch das reguläre Exerzitium der übrigen Truppen nicht so lange getrieben, und aus dem Grenzcordon wird der Dienst zu Pferde gethan werden. Die Tage des Falls der östreichischen Kaiserstadt verschaffte den Serezanern einen eigenthümlichen Nimbus, man staunte über ihre Bravour, wunderte sich über ihr ungewohntes, wildromantisches Aeußere, und in gewissen Kreisen waren sie förmlich vn voxne. Ihr Ruf war bis zum alten Radetzky gedrungen, der sich ihrer etwa dreißig von seinem Freunde Jellachich zur Leibwache erbat, welche ihm denn auch richtig über Fiume nach Mailand spedirt worden sind. Auch Fürst Windischgrätz und Melden umgaben sich mit Serezanerleibwachen. In der That dürste man anch schwerlich bessere Leibwächter finden, als die Serezaner, von so großer Treue und Anhänglichkeit, so entschlossen und muthig sind sie. Das Monument Kaiser Karl R^. zu Prag. Am Kreuzherruplaize zunächst der alten steinernen Brücke, auf einem Plateau, welches durch die Uebervölkerung des Moldaukanals, durch Wegräumung, des Kreuzherrngärtchcns u. f. w. mit vieler Mühe und großem Kostenaufwand ge¬ wonnen wurde, befindet sich jenes herrliche in Erz gegossene Standbild inmitten einer kleinen, freundlichen Gartenlagc, dnrch dessen Errichtung man im vorigen Jahre bei der Jubelfeier der Prager Universität, das Andenken ihres Stifters in würdiger Weise zu feiern dachte. Der gewählte Ort ist einer der malerischesten Punkte von Prag und läßt es an einer bedeutungsvollen Umgebung für das Mo¬ nument nicht mangeln. Auf der einen Seite die steinerne Brücke mit ihren ge¬ waltigen felsenfesten Bogen, eine Schöpfung des Kaisers; aus der andern Seite

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/162>, abgerufen am 05.02.2025.