Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.die Sagen des Dänenkriegs leben, so lange Geschichtsbücher den Enkeln von der die Sagen des Dänenkriegs leben, so lange Geschichtsbücher den Enkeln von der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0142" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279168"/> <p xml:id="ID_449" prev="#ID_448" next="#ID_450"> die Sagen des Dänenkriegs leben, so lange Geschichtsbücher den Enkeln von der<lb/> Väter Kampf für altes Recht erzählen werden. Denn unter allen Fremdlingen,<lb/> welche als Offiziere Dienste genommen hatten, waren bald die Baiern die be¬<lb/> kanntesten und beliebtesten. Jedermann rühmte ihren kühnverwcgenen Muth, ihre<lb/> Leutseligkeit; Anekdoten ihrer Thaten cursirten in allen Schichten der Gesellschaft.<lb/> Von Aldosser, dem blitzschnellen Gucrillaführer, wußte man den siegreichen Ueber¬<lb/> fall bei Ascheffel, die Tage von Missunde, Toll, Grossolt und Aroesnnd zu er¬<lb/> zählen, und nichts glich dem Triumphzug, welchen er einst an der Spitze seiner<lb/> kleinen Schaar durch das kerndeutsche Angelnlaud hielt; den Grafen Boehmer,<lb/> Adjutanten des Grafen Rantzau, betrachtete Jedermann als die Seele und den<lb/> eigentlichen Führer des Freicorps, welches des letzteren Namen trug; von dem<lb/> jungen Lieutenant von Bouteville wußte man, daß er an der Spitze einer<lb/> Vedette von neun Dragonern eine ganze dänische Schwadron zur Uebergabe auf¬<lb/> gefordert, und als ihm ein Hohnlachen des Rittmeisters zur Autwort wurde, toll¬<lb/> kühn angegriffen hatte. Allen voran aber nannte man den Major von der Tann,<lb/> der zum Führer der vierten großen Freischaar — (die übrigen waren das Brack-<lb/> low'sche, Nantzan'sche, Wasmcr'sche Corps) — erwählt worden war. Er stellte<lb/> seine sämmtlichen Kameraden und College» in Schatten und sein Name trat über¬<lb/> raschend bald aus der Zahl derjenigen hervor, welchen bewiesener Muth und Kriegs¬<lb/> glück die vorderen Seiten im Buche der Ehren anwies. Mit Energie und großer<lb/> Umsicht gelang es diesem Manne schnell, das Anfangs verrufene Freischaarenwesen<lb/> zu ordnen und demselben einen neuen Geist zu imprägnireu. Sem Corps ver¬<lb/> einigte nach und nach die Besten aller übrigen, er organisirte dasselbe auf eine<lb/> treffliche Weise, ohne dabei in die Pedanterie des militärischen Zopfes von Ehe¬<lb/> dem zu gerathen. Noch in gutem Gedächtniß stehen die glänzenden Waffenthaten,<lb/> die er mit dieser Truppe, welcher Mitglieder aus allen deutschen Ländern ange¬<lb/> hörten, verrichtet hat. Namentlich ist es das glänzende Gefecht bei Hoptrnp,<lb/> in dem er den Dänen eine Batterie abgenommen, sind es die Tage der Verthei¬<lb/> digung von Apenrade, die der Versenkung des Dampfschiffes Hertha im kleinen<lb/> Belt bei Aroesnnd gewesen, welche von der Tann zum Manne des Volks, zum<lb/> Helden der Lieder und Winterabenderzählungen in Schleswig-Holstein gemacht<lb/> haben. Die wahrhaft schwärmerische Anhänglichkeit der ihm unmittelbar Unter¬<lb/> gebenen hat sich fortgepflanzt, wenn auch in ruhigerer Weise, auf alle deutschen<lb/> Bewohner der Herzogthümer; selbst die Dänen sprachen aber anch nur mit der<lb/> größten Hochachtung von ihm, und in ganz Deutschland ist sein Name einer vom<lb/> besten Klänge geworden. Auf's Neue richteten sich die Augen aus ihn, als er<lb/> nach Ablauf des Waffenstillstandes zum zweiten Male als Obristlieutenant und<lb/> Chef des Generalstabes nach Schleswig-Holstein zog. Die Erstürmung der Düp-<lb/> peler Schanzen, auf welchen er der Erste war, hat ihm ein unvergängliches Denk¬<lb/> mal gesetzt, und als die betrübende Kunde von der Niederlage vor Fridericia kam,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
die Sagen des Dänenkriegs leben, so lange Geschichtsbücher den Enkeln von der
Väter Kampf für altes Recht erzählen werden. Denn unter allen Fremdlingen,
welche als Offiziere Dienste genommen hatten, waren bald die Baiern die be¬
kanntesten und beliebtesten. Jedermann rühmte ihren kühnverwcgenen Muth, ihre
Leutseligkeit; Anekdoten ihrer Thaten cursirten in allen Schichten der Gesellschaft.
Von Aldosser, dem blitzschnellen Gucrillaführer, wußte man den siegreichen Ueber¬
fall bei Ascheffel, die Tage von Missunde, Toll, Grossolt und Aroesnnd zu er¬
zählen, und nichts glich dem Triumphzug, welchen er einst an der Spitze seiner
kleinen Schaar durch das kerndeutsche Angelnlaud hielt; den Grafen Boehmer,
Adjutanten des Grafen Rantzau, betrachtete Jedermann als die Seele und den
eigentlichen Führer des Freicorps, welches des letzteren Namen trug; von dem
jungen Lieutenant von Bouteville wußte man, daß er an der Spitze einer
Vedette von neun Dragonern eine ganze dänische Schwadron zur Uebergabe auf¬
gefordert, und als ihm ein Hohnlachen des Rittmeisters zur Autwort wurde, toll¬
kühn angegriffen hatte. Allen voran aber nannte man den Major von der Tann,
der zum Führer der vierten großen Freischaar — (die übrigen waren das Brack-
low'sche, Nantzan'sche, Wasmcr'sche Corps) — erwählt worden war. Er stellte
seine sämmtlichen Kameraden und College» in Schatten und sein Name trat über¬
raschend bald aus der Zahl derjenigen hervor, welchen bewiesener Muth und Kriegs¬
glück die vorderen Seiten im Buche der Ehren anwies. Mit Energie und großer
Umsicht gelang es diesem Manne schnell, das Anfangs verrufene Freischaarenwesen
zu ordnen und demselben einen neuen Geist zu imprägnireu. Sem Corps ver¬
einigte nach und nach die Besten aller übrigen, er organisirte dasselbe auf eine
treffliche Weise, ohne dabei in die Pedanterie des militärischen Zopfes von Ehe¬
dem zu gerathen. Noch in gutem Gedächtniß stehen die glänzenden Waffenthaten,
die er mit dieser Truppe, welcher Mitglieder aus allen deutschen Ländern ange¬
hörten, verrichtet hat. Namentlich ist es das glänzende Gefecht bei Hoptrnp,
in dem er den Dänen eine Batterie abgenommen, sind es die Tage der Verthei¬
digung von Apenrade, die der Versenkung des Dampfschiffes Hertha im kleinen
Belt bei Aroesnnd gewesen, welche von der Tann zum Manne des Volks, zum
Helden der Lieder und Winterabenderzählungen in Schleswig-Holstein gemacht
haben. Die wahrhaft schwärmerische Anhänglichkeit der ihm unmittelbar Unter¬
gebenen hat sich fortgepflanzt, wenn auch in ruhigerer Weise, auf alle deutschen
Bewohner der Herzogthümer; selbst die Dänen sprachen aber anch nur mit der
größten Hochachtung von ihm, und in ganz Deutschland ist sein Name einer vom
besten Klänge geworden. Auf's Neue richteten sich die Augen aus ihn, als er
nach Ablauf des Waffenstillstandes zum zweiten Male als Obristlieutenant und
Chef des Generalstabes nach Schleswig-Holstein zog. Die Erstürmung der Düp-
peler Schanzen, auf welchen er der Erste war, hat ihm ein unvergängliches Denk¬
mal gesetzt, und als die betrübende Kunde von der Niederlage vor Fridericia kam,
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