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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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den großen Wasserverlust des Blutes im Darme hervorgerufen wird, ist insofern die
wichtigere und die zunächst zu berücksichtigende, als durch sie die Stoffwechsel in den
Organen aufgehoben und somit der Tod herbeigeführt wird. Die Frage, welche von
diesen beiden Veränderungen die frühere sei, ob die Darmaffectivn erst die Blntcntar-
tnng, oder umgekehrt diese jene nach sich ziehe, läßt sich noch nicht mit Sicherheit bean-
Worten. Doch sprechen viele Scctionsbcfunde für das Entstehen der Blutalteration aus
der Darmaffection. Alle übrigen beim Kranken und Leichname wahrnehmbaren Ver¬
änderungen lassen sich aus den genannten beiden Entartungen erklären.

Was dieHc'trug der Cholera betrifft, so ist bis jetzt vou den Aerzten ganz
erfolglos gegen diese Krankheit und zwar mit den verschiedenartigsten Mitteln gekämpft
worden. Die einen bestrebten sich die Ab - und Aussonderung im Darme zu hemmen,
die andern suchten dagegen die unterdrückte Haut- und Nicrenthätigkeit zu beleben, und
noch andere bemühten sich dnrch starke Erregung der Herzthätigkeit den Blutkreislauf
wieder ordentlich in Gang zu bringen, ohne dabei aber zu bedenken, daß das so dicke
Blut, wenn das Herz auch noch sehr drückt und pumpt, doch' nicht durch die seinen
Aederchen des Körpers geschafft- werden kann. Das Natürlichste dürfte aber wohl sein,
zuvörderst der gefährlichsten, todbringenden Erscheinung, der Störung der Blutcirculation,
zu begegnen, also das Blut zum Fließen überhaupt wieder tauglich, das eingedickt?
Blut flüssig zu machen, damit die Stoffmctamorphose, das Leben, nicht aufhöre. Dies
kann aber nur durch Einführung des Wassers in das Blut ermöglicht werden, und des¬
halb ist Wasser (vorzüglich heißes, weil dieses schneller in die Blutgefäße aufge¬
nommen wird und eine auflösendere Kraft als das kalte Wasser hat), gleich zu An¬
fange der Krankheit (nicht etwa erst dann, wenn Patient schon im Sterben liegt) in
großer Menge und 'in kurzen Unterbrechungen immerfort, wenn es auch anfangs wieder
ausgebrochen wird, getrunken (und auch durch Klystiere beigebracht), das beste und ra¬
tionellste Mittel gegen die Cholera. Die Darmaffection zu heben überlasse man nur
ruhig der Natur, diese scheint besser sür die irruirte Schleimhaut des Darmkanals zu
sorgen, als die Aerzte mit ihren gewaltigen aber nichtsnutzigen Mitteln. Der Unter¬
zeichnete sah im Jahr l83U zu Warschau in Militärspitälern die glänzendsten Erfolge
von der Behandlung der Cholera blos mit heißem Wasser. Daß aber diese Be¬
Handlungsweise weder bei den Kranken noch Aerzten Eingang finden mird, davon ist
derselbe fest überzeugt: Denn wie sollte gewöhnliches Wasser, das nicht einmal in
der Apotheke bereitet wird, so große Dinge thun können?"


Prof. Bock in Leipzig.


UM" Mit dem I. Juli beginnt das II. Semester
des VIII. Jahrgangs der Grenzboten. Wir laden hiermit
zur Pränumeration auf dieselben ein.
Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellun¬
gen darauf an. Der halbjährliche Pränumerationspreis ist
S Thlr.. Die Werlaftshandlnnft




Verlag von F. L. Herbig. -- Redacteure- Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Druck von Frie brich Andrä.

den großen Wasserverlust des Blutes im Darme hervorgerufen wird, ist insofern die
wichtigere und die zunächst zu berücksichtigende, als durch sie die Stoffwechsel in den
Organen aufgehoben und somit der Tod herbeigeführt wird. Die Frage, welche von
diesen beiden Veränderungen die frühere sei, ob die Darmaffectivn erst die Blntcntar-
tnng, oder umgekehrt diese jene nach sich ziehe, läßt sich noch nicht mit Sicherheit bean-
Worten. Doch sprechen viele Scctionsbcfunde für das Entstehen der Blutalteration aus
der Darmaffection. Alle übrigen beim Kranken und Leichname wahrnehmbaren Ver¬
änderungen lassen sich aus den genannten beiden Entartungen erklären.

Was dieHc'trug der Cholera betrifft, so ist bis jetzt vou den Aerzten ganz
erfolglos gegen diese Krankheit und zwar mit den verschiedenartigsten Mitteln gekämpft
worden. Die einen bestrebten sich die Ab - und Aussonderung im Darme zu hemmen,
die andern suchten dagegen die unterdrückte Haut- und Nicrenthätigkeit zu beleben, und
noch andere bemühten sich dnrch starke Erregung der Herzthätigkeit den Blutkreislauf
wieder ordentlich in Gang zu bringen, ohne dabei aber zu bedenken, daß das so dicke
Blut, wenn das Herz auch noch sehr drückt und pumpt, doch' nicht durch die seinen
Aederchen des Körpers geschafft- werden kann. Das Natürlichste dürfte aber wohl sein,
zuvörderst der gefährlichsten, todbringenden Erscheinung, der Störung der Blutcirculation,
zu begegnen, also das Blut zum Fließen überhaupt wieder tauglich, das eingedickt?
Blut flüssig zu machen, damit die Stoffmctamorphose, das Leben, nicht aufhöre. Dies
kann aber nur durch Einführung des Wassers in das Blut ermöglicht werden, und des¬
halb ist Wasser (vorzüglich heißes, weil dieses schneller in die Blutgefäße aufge¬
nommen wird und eine auflösendere Kraft als das kalte Wasser hat), gleich zu An¬
fange der Krankheit (nicht etwa erst dann, wenn Patient schon im Sterben liegt) in
großer Menge und 'in kurzen Unterbrechungen immerfort, wenn es auch anfangs wieder
ausgebrochen wird, getrunken (und auch durch Klystiere beigebracht), das beste und ra¬
tionellste Mittel gegen die Cholera. Die Darmaffection zu heben überlasse man nur
ruhig der Natur, diese scheint besser sür die irruirte Schleimhaut des Darmkanals zu
sorgen, als die Aerzte mit ihren gewaltigen aber nichtsnutzigen Mitteln. Der Unter¬
zeichnete sah im Jahr l83U zu Warschau in Militärspitälern die glänzendsten Erfolge
von der Behandlung der Cholera blos mit heißem Wasser. Daß aber diese Be¬
Handlungsweise weder bei den Kranken noch Aerzten Eingang finden mird, davon ist
derselbe fest überzeugt: Denn wie sollte gewöhnliches Wasser, das nicht einmal in
der Apotheke bereitet wird, so große Dinge thun können?"


Prof. Bock in Leipzig.


UM» Mit dem I. Juli beginnt das II. Semester
des VIII. Jahrgangs der Grenzboten. Wir laden hiermit
zur Pränumeration auf dieselben ein.
Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellun¬
gen darauf an. Der halbjährliche Pränumerationspreis ist
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Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure- Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Druck von Frie brich Andrä.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/512>, abgerufen am 15.01.2025.