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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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und sein Pferd - hatte lang zu thun, bis er den Franzosen aus dem Sattel
brachte. Daun hob er ihn manierlich ans, und brachte ihn zu mir mit aller Höf¬
lichkeit, und ich empfing ihn auch, wie sich gebührt für einen Edelmann. -- Mein
alter J""si -- Gott hab ihn selig und sein Pferd -- war längst beim NegimentS-
inhaber vorgemerkt für die silberne Medaille. Jetzt nehm' ich meine eigene vom
Spenser und sag': Na! willst deJcist? Er aber, der alte Fuchs - nein, sagt'
er, gestrenger Herr Obersch. Für was? sagt er, gestrenger Herr Obersch. Wenn
mich der Herr Feind gefangen hätte, er -- mich, er -- den Jüsi, dann hätt'
er Medaille verdient; aber ich? -- von wegen ihm?! -- Bitt' ich unterthänigst
gestrenger Obersch, um einen Zwanziger Scifengeist für mein Ferd." -- --

Ich könnte Ihnen noch viel schnackiges Zeug erzählen, wie ich es vom alten
Obrist an langen Winterabenden zu hören bekam, aber das würde zu weit führen.
Ich wollte die Eigenthümlichkeiten Ungarns schildern, durch welche es mög¬
lich wurde, daß der zottige Pudel Revolution hinter dem Ofen anschwoll zum bösen
Dämon eines verheerenden Krieges und bin nicht über die Husaren hinausgekom¬
men. Nächstens vou den Csikäsen, Gnlyäscn und Kanuszen, deren Namen nicht
einmal in Deutschland gekannt werden.




Die Grenzboten über Ungarn.



Als die östreichische Regierung die russische Hilfe in Anspruch nahm, um Un¬
garn zu "pacificiren," wurde sie zu diesem Bündnis; voll Bitterkeit und Demüthi-
gung außer dynastischen Gründe" auch durch den Umstand gedrängt, daß eine
schnelle Unterwerfung Ungarns die einzige Möglichkeit war, den Kaiser-
staat zu erhalten. Die Zerrüttung der Finanzen war sehr bedrohlich gewor¬
den. Fürst Schwarzenberg wenigstens und Bach scheinen befürchtet zu haben, daß
ein jahrelanges, vielleicht unglückliches Kämpfen nicht nur die Autorität der Krone
anf's Höchste gefährden, sondern alle Schrecken eines StaMbankrotts herbeiführen
werde. Denn ein monatliches Deficit von 10--15 Millionen Fi. C. M. ver¬
mochte Oestreich nicht mehr bis zum December 184!) auszuhalten, ohne auöciu-
anderznfallcn, es wird für den Staat bereits jetzt kaum möglich, allmonatlich
diese Summe aufzutreiben, die Bank ist in der That ausgesogen und bankerott,
vou einem Staatscredit ist bei Oestreich "ich" mehr die Rede, selbst die Einnahmen
auf welche das Budget für 4ü noch gerechnet hatte, sind sehr hinter den Erwar¬
tungen zurückgeblieben. Wenn es dagegen gelang die Revolution des Ostens im
Lauf weniger Wochen zu beenden und die italienische Armee vollzählig über die


und sein Pferd - hatte lang zu thun, bis er den Franzosen aus dem Sattel
brachte. Daun hob er ihn manierlich ans, und brachte ihn zu mir mit aller Höf¬
lichkeit, und ich empfing ihn auch, wie sich gebührt für einen Edelmann. — Mein
alter J«»si — Gott hab ihn selig und sein Pferd — war längst beim NegimentS-
inhaber vorgemerkt für die silberne Medaille. Jetzt nehm' ich meine eigene vom
Spenser und sag': Na! willst deJcist? Er aber, der alte Fuchs - nein, sagt'
er, gestrenger Herr Obersch. Für was? sagt er, gestrenger Herr Obersch. Wenn
mich der Herr Feind gefangen hätte, er — mich, er — den Jüsi, dann hätt'
er Medaille verdient; aber ich? — von wegen ihm?! — Bitt' ich unterthänigst
gestrenger Obersch, um einen Zwanziger Scifengeist für mein Ferd." — —

Ich könnte Ihnen noch viel schnackiges Zeug erzählen, wie ich es vom alten
Obrist an langen Winterabenden zu hören bekam, aber das würde zu weit führen.
Ich wollte die Eigenthümlichkeiten Ungarns schildern, durch welche es mög¬
lich wurde, daß der zottige Pudel Revolution hinter dem Ofen anschwoll zum bösen
Dämon eines verheerenden Krieges und bin nicht über die Husaren hinausgekom¬
men. Nächstens vou den Csikäsen, Gnlyäscn und Kanuszen, deren Namen nicht
einmal in Deutschland gekannt werden.




Die Grenzboten über Ungarn.



Als die östreichische Regierung die russische Hilfe in Anspruch nahm, um Un¬
garn zu „pacificiren," wurde sie zu diesem Bündnis; voll Bitterkeit und Demüthi-
gung außer dynastischen Gründe» auch durch den Umstand gedrängt, daß eine
schnelle Unterwerfung Ungarns die einzige Möglichkeit war, den Kaiser-
staat zu erhalten. Die Zerrüttung der Finanzen war sehr bedrohlich gewor¬
den. Fürst Schwarzenberg wenigstens und Bach scheinen befürchtet zu haben, daß
ein jahrelanges, vielleicht unglückliches Kämpfen nicht nur die Autorität der Krone
anf's Höchste gefährden, sondern alle Schrecken eines StaMbankrotts herbeiführen
werde. Denn ein monatliches Deficit von 10—15 Millionen Fi. C. M. ver¬
mochte Oestreich nicht mehr bis zum December 184!) auszuhalten, ohne auöciu-
anderznfallcn, es wird für den Staat bereits jetzt kaum möglich, allmonatlich
diese Summe aufzutreiben, die Bank ist in der That ausgesogen und bankerott,
vou einem Staatscredit ist bei Oestreich »ich« mehr die Rede, selbst die Einnahmen
auf welche das Budget für 4ü noch gerechnet hatte, sind sehr hinter den Erwar¬
tungen zurückgeblieben. Wenn es dagegen gelang die Revolution des Ostens im
Lauf weniger Wochen zu beenden und die italienische Armee vollzählig über die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/500>, abgerufen am 15.01.2025.