Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.eines geehrten Namens ihn zu begeistern, nun denn -- Kossuths Name ist geehrt Als das Debrccziner Parlament die Thronentsctzung des Hauses Habsburg aus¬ Wohl ist es wahr, daß dem Ungar das Königthum heilig ist als der Inbe¬ ') Als im Octovcr v. I. die telegraphische Nachricht nach Olmütz kam, Wien sei im
Sturm genommen, vergaß die Erzherzogin Sophie im freudigen Entzücken so sehr ihre Würde, daß sie im reizendsten Ncgligv hinablief in die Küche, und den Mägden die grosse Mähr per- Mdcle. So erzählen die guten Bürger von Olmütz. eines geehrten Namens ihn zu begeistern, nun denn — Kossuths Name ist geehrt Als das Debrccziner Parlament die Thronentsctzung des Hauses Habsburg aus¬ Wohl ist es wahr, daß dem Ungar das Königthum heilig ist als der Inbe¬ ') Als im Octovcr v. I. die telegraphische Nachricht nach Olmütz kam, Wien sei im
Sturm genommen, vergaß die Erzherzogin Sophie im freudigen Entzücken so sehr ihre Würde, daß sie im reizendsten Ncgligv hinablief in die Küche, und den Mägden die grosse Mähr per- Mdcle. So erzählen die guten Bürger von Olmütz. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0494" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279004"/> <p xml:id="ID_1619" prev="#ID_1618"> eines geehrten Namens ihn zu begeistern, nun denn — Kossuths Name ist geehrt<lb/> und gekannt bis in die einsamste Hütte der Pußta (Haide).</p><lb/> <p xml:id="ID_1620"> Als das Debrccziner Parlament die Thronentsctzung des Hauses Habsburg aus¬<lb/> sprach, da brachen alle östreichischen Negiernugsblätter in einen Schrei des Jubels aus;<lb/> denn jetzt, quillen sie, sei Habsburg des Sieges gewiß, der Bauer werde nicht mehr<lb/> kämpfen gegen seinen König und der Husar keinen Streich mehr sichren gegen<lb/> die heilige Krone. Laßt darum hallelujah singen in allen Kirchen, schickt die Rus¬<lb/> sen wieder heim wo sie nöthig sind, die Stephanskirche werde schwarzgelb ange¬<lb/> strichen, ein paar arme Teufel mögen begnadigt werden — zu Pulver und Blei,<lb/> und die Kaiserin Mutter mag in die Küche laufen und es den Mägden verkünden<lb/> daß Kossuth sich selber vernichtet habe! ---</p><lb/> <p xml:id="ID_1621"> Wohl ist es wahr, daß dem Ungar das Königthum heilig ist als der Inbe¬<lb/> griff der Tapferkeit, des Heldenmuths, des Ritterthums. Was aber das König¬<lb/> thum im Lande so groß gemacht hat, waren nicht die Pygmäengestalten des Hau¬<lb/> ses Habsburg, die vor oder uach der Huldigung zu Wien nach Preßburg fuhren,<lb/> sich den Mantel des heiligen Stephan umhängen ließen, der sie zu Boden drückte,<lb/> die Krone sich aufs Haupt setzten, und das Schwert nach allen vier Himmelsge¬<lb/> genden schwangen, so gut es die Kraft ihres Armes erlaubte, und dabei eitel<lb/> schworen, dem Lande ein guter König zu sein und treu zu regieren nach der alten<lb/> Verfassung. In diesen Nachkömmlingen ehrte der Magyarc nichts als das<lb/> Andenken an die gekrönten Kämpen der Vorzeit, die seine Väter zum Siege geführt<lb/> hatten. Und an dieser Verehrung rüttelten die ungarischen Könige aus dem Hause<lb/> Habsburg gewaltig, seitdem sie nichts thaten, als die Kassen des Landes in die Wiener<lb/> Hofkanzlei schleppen, »in damit die Beamten zu bezahlen, die gegen die Freiheit Un¬<lb/> garns nud der Monarchie arbeiten mußten. Das Wort Republik ist daher dem<lb/> gebildeten Magyaren bei weitem nicht so schrecklich als man in den Antichambres zu<lb/> Schönbrunn gern glauben möchte, und der gemeine Manu — v du liebe Einfalt!<lb/> Haben doch die Croaten die Anta für eine böse Frau gehalten, die Mutter vieler<lb/> böser Buben, der man den Kopf abschneiden müsse zum Frommen des Baums;<lb/> warum sollte man, so lange es Noth thut, dem ungarischen Bauer nicht weiß<lb/> machen können, die Republik sei eine Königin, groß wie Maria Theresia, für<lb/> die er kämpfen müsse gegen die Oestreicher? lind wenn's schon einen König ge¬<lb/> ben muß, warum nicht lieber Kossuth als den Wiener Jüngling mit den deutschen<lb/> rothen Höslein und dem grünen Vormund aus Moskau? Um'S Hans Habsbnrg-<lb/> Lothringen kümmert sich kein Mensch im ganzen Lande. Das ist vorbei.</p><lb/> <note xml:id="FID_41" place="foot"> ') Als im Octovcr v. I. die telegraphische Nachricht nach Olmütz kam, Wien sei im<lb/> Sturm genommen, vergaß die Erzherzogin Sophie im freudigen Entzücken so sehr ihre Würde,<lb/> daß sie im reizendsten Ncgligv hinablief in die Küche, und den Mägden die grosse Mähr per-<lb/> Mdcle. So erzählen die guten Bürger von Olmütz.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0494]
eines geehrten Namens ihn zu begeistern, nun denn — Kossuths Name ist geehrt
und gekannt bis in die einsamste Hütte der Pußta (Haide).
Als das Debrccziner Parlament die Thronentsctzung des Hauses Habsburg aus¬
sprach, da brachen alle östreichischen Negiernugsblätter in einen Schrei des Jubels aus;
denn jetzt, quillen sie, sei Habsburg des Sieges gewiß, der Bauer werde nicht mehr
kämpfen gegen seinen König und der Husar keinen Streich mehr sichren gegen
die heilige Krone. Laßt darum hallelujah singen in allen Kirchen, schickt die Rus¬
sen wieder heim wo sie nöthig sind, die Stephanskirche werde schwarzgelb ange¬
strichen, ein paar arme Teufel mögen begnadigt werden — zu Pulver und Blei,
und die Kaiserin Mutter mag in die Küche laufen und es den Mägden verkünden
daß Kossuth sich selber vernichtet habe! ---
Wohl ist es wahr, daß dem Ungar das Königthum heilig ist als der Inbe¬
griff der Tapferkeit, des Heldenmuths, des Ritterthums. Was aber das König¬
thum im Lande so groß gemacht hat, waren nicht die Pygmäengestalten des Hau¬
ses Habsburg, die vor oder uach der Huldigung zu Wien nach Preßburg fuhren,
sich den Mantel des heiligen Stephan umhängen ließen, der sie zu Boden drückte,
die Krone sich aufs Haupt setzten, und das Schwert nach allen vier Himmelsge¬
genden schwangen, so gut es die Kraft ihres Armes erlaubte, und dabei eitel
schworen, dem Lande ein guter König zu sein und treu zu regieren nach der alten
Verfassung. In diesen Nachkömmlingen ehrte der Magyarc nichts als das
Andenken an die gekrönten Kämpen der Vorzeit, die seine Väter zum Siege geführt
hatten. Und an dieser Verehrung rüttelten die ungarischen Könige aus dem Hause
Habsburg gewaltig, seitdem sie nichts thaten, als die Kassen des Landes in die Wiener
Hofkanzlei schleppen, »in damit die Beamten zu bezahlen, die gegen die Freiheit Un¬
garns nud der Monarchie arbeiten mußten. Das Wort Republik ist daher dem
gebildeten Magyaren bei weitem nicht so schrecklich als man in den Antichambres zu
Schönbrunn gern glauben möchte, und der gemeine Manu — v du liebe Einfalt!
Haben doch die Croaten die Anta für eine böse Frau gehalten, die Mutter vieler
böser Buben, der man den Kopf abschneiden müsse zum Frommen des Baums;
warum sollte man, so lange es Noth thut, dem ungarischen Bauer nicht weiß
machen können, die Republik sei eine Königin, groß wie Maria Theresia, für
die er kämpfen müsse gegen die Oestreicher? lind wenn's schon einen König ge¬
ben muß, warum nicht lieber Kossuth als den Wiener Jüngling mit den deutschen
rothen Höslein und dem grünen Vormund aus Moskau? Um'S Hans Habsbnrg-
Lothringen kümmert sich kein Mensch im ganzen Lande. Das ist vorbei.
') Als im Octovcr v. I. die telegraphische Nachricht nach Olmütz kam, Wien sei im
Sturm genommen, vergaß die Erzherzogin Sophie im freudigen Entzücken so sehr ihre Würde,
daß sie im reizendsten Ncgligv hinablief in die Küche, und den Mägden die grosse Mähr per-
Mdcle. So erzählen die guten Bürger von Olmütz.
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