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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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als Vicepräsident des Odbor zu genügen, gewiß auch, um auf die bevorstehende Wahl
eines Wojwoden mit den nöthigen Einfluß zu haben. Jene ihm feindliche Partei,
welche ihn jetzt vergeblich unter dieser und jener Vorspiegelung in Wie" zurück
zu halten gesucht^ hatte indeß eiligst den greisen k. k. General Thcodorvvic an
die Spitze der serbischen Armee gerufen. Nicht genug daran, man suchte Stra-
timirowic sogar von seinem immer noch hochwichtigen Wirkungskreise eines Odbor-
viccpräses zu entfernen. Die Ursache war bald gefunden, man beschuldigte Stra-
timirovic friedestörende, egoistische Wablumtriebe wegen der Wojmvdenwahl gemacht
zu haben, man lud ihn vor ein Kriegsgericht, und als der junge Volksführer im
Selbstbewußtsein seiner Würde nicht erschien, gab der Patriarch einen Hirtenbrief
gegen ihn heraus, welcher ihn sammt seinem Anhang als Rebellen erklärte, und
Jedermann zur Pflicht machte, sich seiner zu bemächtigen und ihn "gebunden"
dem Kriegsgericht zu überliefern. Aber in ganz Serbien findet sich Niemand,
der es wagen würde, die Hand an den unerschrockenen Voltssichrer zu legen!
Der Odbor zu Karlovic nimmt sich des Verkaunteu und Gekränkte" an, der edel
genng ist, in der sturmvollen Zeit seinen großen Anhang nicht mit einigen Feuer-
worten zum offenen Aufruhr zu bringen. Der Odbor brachte eine Versöhnung
zwischen ihm und dem Patriarchen zu Stande, vermochte ihm jedoch seine frühere
Stellung nicht wieder zu schaffen. Nun waren nur uoch zwei volksthümliche Führer
der Serben am Platze, Knicanin und Michael Joanovic. Als aber der Erstere
heimzog vus das türkische Gebiet und der letztere den Magyaren beim^'allzuhitzigeu
Vordringen als Gefangener in die Hände fiel, nahm das Waffenglück der Serben
den Krebsgang. Es nahm den Krebsgang, wenn auch (oder "weil"?) sieben ka is.
kön. Feldherrn, die Generale Nugeut, Hajek, Nnkavina, Theodorovic und Tre-
bersburg und die Obristen Puffer und Mcyerhvfer an die Stelle dieser drei
Volksführer getreten waren. Während Oestreich die serbischen Führer mit Ehren
und Orden überschüttete, blieb Stratimirovic vergessen und Übergängen, allein
seine Brust ziert ein werthvollercö Kleinod, der Milos-Obilicorden der slavischen
Republik Montenegro, welchen außer ihm uur vier Männer besitze", darunter
Fürst Milos Obronovic, der Befreier Serbiens vom Türkcnjoch und Herr Kni¬
canin. In der neuesten Zeit sind die Magyaren - Dank sei es Grafen Albert
Nugent, der Zombor zaghaft verließ -- tief in Serbien vorgedrungen, sie haben
der Serben stärkste Vormauer, die Nömerschanze und das Se. Thomascr Lager
erstiegen, ihr Siegeslauf war unaufhaltsam, wenn sich nicht Stratimirovic im
entscheidenden Augenblick anf's Neue a" die Spitze seiner wackern Cajkisten stellte,
Perczel, den ungarischen Sohn des Sieges an den Marken des Cajkistenbataillons
zurückschlug und dem weitern Vordringen der Magyaren einen festen Damm ent¬
gegensetzte. Nach den neuesten Nachrichten soll Knicanin mit 6000 Freischärlem
herübergekommen und Se. Thomas wieder in den Händen der Serben sein. Stra-
tmiirvvic und Knicanin werden nun das Kommando führen, und der vplftthnm-


als Vicepräsident des Odbor zu genügen, gewiß auch, um auf die bevorstehende Wahl
eines Wojwoden mit den nöthigen Einfluß zu haben. Jene ihm feindliche Partei,
welche ihn jetzt vergeblich unter dieser und jener Vorspiegelung in Wie» zurück
zu halten gesucht^ hatte indeß eiligst den greisen k. k. General Thcodorvvic an
die Spitze der serbischen Armee gerufen. Nicht genug daran, man suchte Stra-
timirowic sogar von seinem immer noch hochwichtigen Wirkungskreise eines Odbor-
viccpräses zu entfernen. Die Ursache war bald gefunden, man beschuldigte Stra-
timirovic friedestörende, egoistische Wablumtriebe wegen der Wojmvdenwahl gemacht
zu haben, man lud ihn vor ein Kriegsgericht, und als der junge Volksführer im
Selbstbewußtsein seiner Würde nicht erschien, gab der Patriarch einen Hirtenbrief
gegen ihn heraus, welcher ihn sammt seinem Anhang als Rebellen erklärte, und
Jedermann zur Pflicht machte, sich seiner zu bemächtigen und ihn „gebunden"
dem Kriegsgericht zu überliefern. Aber in ganz Serbien findet sich Niemand,
der es wagen würde, die Hand an den unerschrockenen Voltssichrer zu legen!
Der Odbor zu Karlovic nimmt sich des Verkaunteu und Gekränkte» an, der edel
genng ist, in der sturmvollen Zeit seinen großen Anhang nicht mit einigen Feuer-
worten zum offenen Aufruhr zu bringen. Der Odbor brachte eine Versöhnung
zwischen ihm und dem Patriarchen zu Stande, vermochte ihm jedoch seine frühere
Stellung nicht wieder zu schaffen. Nun waren nur uoch zwei volksthümliche Führer
der Serben am Platze, Knicanin und Michael Joanovic. Als aber der Erstere
heimzog vus das türkische Gebiet und der letztere den Magyaren beim^'allzuhitzigeu
Vordringen als Gefangener in die Hände fiel, nahm das Waffenglück der Serben
den Krebsgang. Es nahm den Krebsgang, wenn auch (oder „weil"?) sieben ka is.
kön. Feldherrn, die Generale Nugeut, Hajek, Nnkavina, Theodorovic und Tre-
bersburg und die Obristen Puffer und Mcyerhvfer an die Stelle dieser drei
Volksführer getreten waren. Während Oestreich die serbischen Führer mit Ehren
und Orden überschüttete, blieb Stratimirovic vergessen und Übergängen, allein
seine Brust ziert ein werthvollercö Kleinod, der Milos-Obilicorden der slavischen
Republik Montenegro, welchen außer ihm uur vier Männer besitze», darunter
Fürst Milos Obronovic, der Befreier Serbiens vom Türkcnjoch und Herr Kni¬
canin. In der neuesten Zeit sind die Magyaren - Dank sei es Grafen Albert
Nugent, der Zombor zaghaft verließ -- tief in Serbien vorgedrungen, sie haben
der Serben stärkste Vormauer, die Nömerschanze und das Se. Thomascr Lager
erstiegen, ihr Siegeslauf war unaufhaltsam, wenn sich nicht Stratimirovic im
entscheidenden Augenblick anf's Neue a» die Spitze seiner wackern Cajkisten stellte,
Perczel, den ungarischen Sohn des Sieges an den Marken des Cajkistenbataillons
zurückschlug und dem weitern Vordringen der Magyaren einen festen Damm ent¬
gegensetzte. Nach den neuesten Nachrichten soll Knicanin mit 6000 Freischärlem
herübergekommen und Se. Thomas wieder in den Händen der Serben sein. Stra-
tmiirvvic und Knicanin werden nun das Kommando führen, und der vplftthnm-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/173>, abgerufen am 15.01.2025.