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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.

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tausend Ungarn mit einer schweren Batterie gegen die Feketicer Lagerseite, sie
wagten siebenmal vergeblich zu stürmen, und der mächtige Rest des Belagerungs¬
corps bedrohte Srbobran und Turia. Als es Abend zu werden begann, mußten
sich die Ungarn zurückziehn und ließen 800 bis 900 Tode auf dem Schlachtfeld":;
einige Compagnien Landsturm und Cajkisten kamen beim Ende des Kampfes unter
Dadinov's Führung als willkommener Sukkurs und machten es den Serben mög¬
lich , den Rückzug des ungarischen Armeecorps tüchtig zu beunruhigen. Es war
eine Heldenschlacht eines Häufleins gegen eine stolze Ucbermachr wie die Kriegs¬
geschichte wenige auszuweisen hat, an die Thermopylen, an Szigeth und Mazagran
erinnernd.

Das Schlachtenglück scheint dem jugendlichen Helden denn doch einigermassen
verblendet und übermüthig gemacht zu habe", so daß er sich um seinen Wirkungskreis
als Vicepräsident des Karlowitzer RegierungskomitvS wenig mehr bekümmerte und
das politische Feld dem Patriarchen, der sich unritvitvl mu-"^, d. i. VolkSver-
weser schrieb, völlig einräumte. Als sich jedoch dieser auch um den Krieg eifrig
zu thun machte, und namentlich das Proviant und Geldwesen, mit dem bis da¬
hin sehr leichtsinnig und schleuderisch vorgegangen worden war, regeln wollte, ent¬
standen offne MißHelligkeiten zwischen ihm und Stralimirovic. Die Mehrzahl deS
Volks aber war Stratimirovic zugethan, und trotzdem, daß der Patriarch zu Ende
September eine Art von Bannbulle gegen den Volksgeueial erließ, blieb das Caj-
kistenbataillon und die Population von Banka fest auf Stratimirovic's Seite. Des
Patriarchen Erscheinen in Titel brachte eine solche unliebsame Domonstration zu
Wege, daß der greise Vvlksverweser sich sofort aufs Dampfschiff zurück begab und
das gellende "Zivjo Stratimirovic!" in den Ohren -- nach Karlowitz heimfuhr.
Kor Are in-ü Are fand eine endliche Versöhnung zwischen Nojacic und Stratimi¬
rovic statt. Die Ankunft des Wojmodcn Suplikac enthob Stratimirovic der bis¬
her bekleideten Oberbefehlshaberstelle und beschränkte seine Thätigkeit auf eine wich¬
tigere Unterfeldherrnstelle und ans das Viceprästdium im Odbor.

Als Wien fiel und Windischgrätz und Jellachich im Nordwesten von Ungarn
eindrangen, ruhten eine Zeit die serbischen Waffen. Stratimirovic ging an der
Spitze einer Deputation, bei der sich Advocat Bvgdanvvic, Dr. Subotic und ein
Neffe des Wojwoden befanden, an den Kaiserhof, nochmals um die Bestäti¬
gung der serbischen Petition vom Mai 1848 anzusuchen. Bei seinem Erscheine'
in Wien und Ollmütz wurde er anfangs fetirt, bald aber, als er entschied-
und energisch in der Sache seines Volks dem Minister Stadion gegenüber t^
beschwerte sich das ministerielle Organ, der Lloyd, gar bitter über sein zu d^
Austreten. Die Wünsche der serbischen Nation waren ziemlich befriedigt, der "^
jener Mission erfüllt, als der erwählte Wojwode Suptikac bei Panceva pi'"^"
Todes verstarb. Stratimirovic machte sich auf den Heimweg, um seine,


tausend Ungarn mit einer schweren Batterie gegen die Feketicer Lagerseite, sie
wagten siebenmal vergeblich zu stürmen, und der mächtige Rest des Belagerungs¬
corps bedrohte Srbobran und Turia. Als es Abend zu werden begann, mußten
sich die Ungarn zurückziehn und ließen 800 bis 900 Tode auf dem Schlachtfeld«:;
einige Compagnien Landsturm und Cajkisten kamen beim Ende des Kampfes unter
Dadinov's Führung als willkommener Sukkurs und machten es den Serben mög¬
lich , den Rückzug des ungarischen Armeecorps tüchtig zu beunruhigen. Es war
eine Heldenschlacht eines Häufleins gegen eine stolze Ucbermachr wie die Kriegs¬
geschichte wenige auszuweisen hat, an die Thermopylen, an Szigeth und Mazagran
erinnernd.

Das Schlachtenglück scheint dem jugendlichen Helden denn doch einigermassen
verblendet und übermüthig gemacht zu habe», so daß er sich um seinen Wirkungskreis
als Vicepräsident des Karlowitzer RegierungskomitvS wenig mehr bekümmerte und
das politische Feld dem Patriarchen, der sich unritvitvl mu-»^, d. i. VolkSver-
weser schrieb, völlig einräumte. Als sich jedoch dieser auch um den Krieg eifrig
zu thun machte, und namentlich das Proviant und Geldwesen, mit dem bis da¬
hin sehr leichtsinnig und schleuderisch vorgegangen worden war, regeln wollte, ent¬
standen offne MißHelligkeiten zwischen ihm und Stralimirovic. Die Mehrzahl deS
Volks aber war Stratimirovic zugethan, und trotzdem, daß der Patriarch zu Ende
September eine Art von Bannbulle gegen den Volksgeueial erließ, blieb das Caj-
kistenbataillon und die Population von Banka fest auf Stratimirovic's Seite. Des
Patriarchen Erscheinen in Titel brachte eine solche unliebsame Domonstration zu
Wege, daß der greise Vvlksverweser sich sofort aufs Dampfschiff zurück begab und
das gellende „Zivjo Stratimirovic!" in den Ohren — nach Karlowitz heimfuhr.
Kor Are in-ü Are fand eine endliche Versöhnung zwischen Nojacic und Stratimi¬
rovic statt. Die Ankunft des Wojmodcn Suplikac enthob Stratimirovic der bis¬
her bekleideten Oberbefehlshaberstelle und beschränkte seine Thätigkeit auf eine wich¬
tigere Unterfeldherrnstelle und ans das Viceprästdium im Odbor.

Als Wien fiel und Windischgrätz und Jellachich im Nordwesten von Ungarn
eindrangen, ruhten eine Zeit die serbischen Waffen. Stratimirovic ging an der
Spitze einer Deputation, bei der sich Advocat Bvgdanvvic, Dr. Subotic und ein
Neffe des Wojwoden befanden, an den Kaiserhof, nochmals um die Bestäti¬
gung der serbischen Petition vom Mai 1848 anzusuchen. Bei seinem Erscheine'
in Wien und Ollmütz wurde er anfangs fetirt, bald aber, als er entschied-
und energisch in der Sache seines Volks dem Minister Stadion gegenüber t^
beschwerte sich das ministerielle Organ, der Lloyd, gar bitter über sein zu d^
Austreten. Die Wünsche der serbischen Nation waren ziemlich befriedigt, der "^
jener Mission erfüllt, als der erwählte Wojwode Suptikac bei Panceva pi'"^"
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/172>, abgerufen am 15.01.2025.