Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.densarten ohne eine Spur von durchschimmernden Verstand, lasse sie von buntge- Hoffentlich wird das Leipziger Theater, das noch vor einem Jahre in seinem Ueber den Sieg bei Cekernförde. In die gedrückte Stimmung der letzten Woche tönte voll und ermuthigend Grenzboten. II. 184". 14
densarten ohne eine Spur von durchschimmernden Verstand, lasse sie von buntge- Hoffentlich wird das Leipziger Theater, das noch vor einem Jahre in seinem Ueber den Sieg bei Cekernförde. In die gedrückte Stimmung der letzten Woche tönte voll und ermuthigend Grenzboten. II. 184». 14
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278619"/> <p xml:id="ID_338" prev="#ID_337"> densarten ohne eine Spur von durchschimmernden Verstand, lasse sie von buntge-<lb/> kleideteu Leuten sprechen, und stelle wunderliche Decorationen dazu auf, so hat man<lb/> die Töchter Lucifers: Doch nein! ich vergaß ein Ingrediens: die Moral! Man<lb/> warne vor dem Spiel, weil es ruinirt, dem Tanz, weil er die Schwindsucht er¬<lb/> zeugt, dem Ehrgeiz, weil er die Kräfte unnütz aufreibt, dem Wettrennen, weil<lb/> man dabei das Genick brechen kann u. s. w. Die Geschichte ist folgende. Lucifer<lb/> hat 7 Töchter, welche beschließen, einen jungen Maler zu verführen. DaS gelingt<lb/> aber nicht, weil ihm die Seele seiner Schwester, die man in der ersten Scene<lb/> verscheiden sieht, als Schutzgeist zur Seite steht. Zuletzt werden die 7 Teufelinnen,<lb/> oder wenigstens zwei von ihnen, da die übrige» mehr als corps >lo d»IIot figuri-<lb/> ren, durch einige sentimentale Schnurrpfeifereien bekehrt, und es wird tüchtig ge-<lb/> heirathet. Auch jene abgeschiedene Seele, der Schutzgeist, wird versorgt, wie ich<lb/> denke, wenigstens erscheint sie zuletzt mit dem Brautkranz im Haar. >— Dekora¬<lb/> tionen von Interesse sind folgende: die Hölle mit dem großen Höllenrachen und<lb/> allerlei verwunderliche», grotesken Gestalten; ein Maleratelier, in dem sich ein<lb/> Bild mehrmals in ein Gespenst verwandelt; ein Blumengarten, in welchem das<lb/> lxu-ps <I« d-UIet unter der verbrauchten Firma verschiedener Blumen allerlei schlechte<lb/> Tänze aufführt; eine Alpengegend, in der eine Hütte durch den geschickten Thea¬<lb/> termechanismus plötzlich von links nach rechts versetzt wird; das Schlaraffenland,<lb/> bestehend aus mehrere» correspondirenden Coulissen, welche Würste, Hummern,<lb/> Aprikosen u. tgi. vorstelle»; mehrere gedeckte Tische, Bouteillen, Krebse, Spar¬<lb/> geln, Messern und Gabeln, Biergläser gehn zum großen Jubel der Galerie über<lb/> die Bühne; ein Wettrennen; ein Ball mit obligaten Grabsteinen mit warnender<lb/> Inschrift, die plötzlich uuter der Erde auftauchen; eine Spielhölle a I» Jffland;<lb/> wieder die Hölle; Otaheite, wo die Königin der Wilden auf einem Kameel an¬<lb/> geritten .kommt n. s. w. Dazu sehr viel Grimassen, Affensprünge, auch einige<lb/> zeitgemäße Anspielungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_339"> Hoffentlich wird das Leipziger Theater, das noch vor einem Jahre in seinem<lb/> Bestreben, die echte Kunst zu fördern, mit allen Bühnen Deutschlands wetteifern<lb/> konnte, uns noch viele Stücke geben, nach Art der Töchter Lucifers, und sich mehr<lb/> und mehr in das Niveau der Königstadt erheben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ueber den Sieg bei Cekernförde.</head><lb/> <p xml:id="ID_340" next="#ID_341"> In die gedrückte Stimmung der letzten Woche tönte voll und ermuthigend<lb/> der Kanonendonner von Eckernförde. Doch ein starker Klang, eine herzhafte<lb/> That in all der Halbheit, Schwäche und Erbärmlichkeit, welche wir zu ertragen<lb/> haben. Die Worte deutscher Könige schwirren zweideutig und kläglich in unser<lb/> Dhr, die deutschen Kanonen wenigstens haben entschieden gesprochen. Wir danken<lb/> herzlich dem blanken Metall, sein Klingen hat die deutschen Stämme endlich wieder</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. II. 184». 14</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
densarten ohne eine Spur von durchschimmernden Verstand, lasse sie von buntge-
kleideteu Leuten sprechen, und stelle wunderliche Decorationen dazu auf, so hat man
die Töchter Lucifers: Doch nein! ich vergaß ein Ingrediens: die Moral! Man
warne vor dem Spiel, weil es ruinirt, dem Tanz, weil er die Schwindsucht er¬
zeugt, dem Ehrgeiz, weil er die Kräfte unnütz aufreibt, dem Wettrennen, weil
man dabei das Genick brechen kann u. s. w. Die Geschichte ist folgende. Lucifer
hat 7 Töchter, welche beschließen, einen jungen Maler zu verführen. DaS gelingt
aber nicht, weil ihm die Seele seiner Schwester, die man in der ersten Scene
verscheiden sieht, als Schutzgeist zur Seite steht. Zuletzt werden die 7 Teufelinnen,
oder wenigstens zwei von ihnen, da die übrige» mehr als corps >lo d»IIot figuri-
ren, durch einige sentimentale Schnurrpfeifereien bekehrt, und es wird tüchtig ge-
heirathet. Auch jene abgeschiedene Seele, der Schutzgeist, wird versorgt, wie ich
denke, wenigstens erscheint sie zuletzt mit dem Brautkranz im Haar. >— Dekora¬
tionen von Interesse sind folgende: die Hölle mit dem großen Höllenrachen und
allerlei verwunderliche», grotesken Gestalten; ein Maleratelier, in dem sich ein
Bild mehrmals in ein Gespenst verwandelt; ein Blumengarten, in welchem das
lxu-ps <I« d-UIet unter der verbrauchten Firma verschiedener Blumen allerlei schlechte
Tänze aufführt; eine Alpengegend, in der eine Hütte durch den geschickten Thea¬
termechanismus plötzlich von links nach rechts versetzt wird; das Schlaraffenland,
bestehend aus mehrere» correspondirenden Coulissen, welche Würste, Hummern,
Aprikosen u. tgi. vorstelle»; mehrere gedeckte Tische, Bouteillen, Krebse, Spar¬
geln, Messern und Gabeln, Biergläser gehn zum großen Jubel der Galerie über
die Bühne; ein Wettrennen; ein Ball mit obligaten Grabsteinen mit warnender
Inschrift, die plötzlich uuter der Erde auftauchen; eine Spielhölle a I» Jffland;
wieder die Hölle; Otaheite, wo die Königin der Wilden auf einem Kameel an¬
geritten .kommt n. s. w. Dazu sehr viel Grimassen, Affensprünge, auch einige
zeitgemäße Anspielungen.
Hoffentlich wird das Leipziger Theater, das noch vor einem Jahre in seinem
Bestreben, die echte Kunst zu fördern, mit allen Bühnen Deutschlands wetteifern
konnte, uns noch viele Stücke geben, nach Art der Töchter Lucifers, und sich mehr
und mehr in das Niveau der Königstadt erheben.
Ueber den Sieg bei Cekernförde.
In die gedrückte Stimmung der letzten Woche tönte voll und ermuthigend
der Kanonendonner von Eckernförde. Doch ein starker Klang, eine herzhafte
That in all der Halbheit, Schwäche und Erbärmlichkeit, welche wir zu ertragen
haben. Die Worte deutscher Könige schwirren zweideutig und kläglich in unser
Dhr, die deutschen Kanonen wenigstens haben entschieden gesprochen. Wir danken
herzlich dem blanken Metall, sein Klingen hat die deutschen Stämme endlich wieder
Grenzboten. II. 184». 14
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