Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.schied deutlich zu macheu. Die Königsbergs ist ein anständiges und in jeder 2. Berliner Briefe. Von Adolph Helsferich. 2 Hefte. Leipzig, Hinnchs. Die Briefe sind aus den neuen Jahrbüchern für Geschichte und Politik ab¬ Grenjbotcn. II.
schied deutlich zu macheu. Die Königsbergs ist ein anständiges und in jeder 2. Berliner Briefe. Von Adolph Helsferich. 2 Hefte. Leipzig, Hinnchs. Die Briefe sind aus den neuen Jahrbüchern für Geschichte und Politik ab¬ Grenjbotcn. II.
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schied deutlich zu macheu. Die Königsbergs ist ein anständiges und in jeder
Weise wohlgesinntes Blatt, mit dem man sich in Opposition befinden kann, das
man aber immer anerkennt, die andere Zeitung dagegen steht ungefähr auf dem
Niveau des Leipziger „Reibeisens," der gemeinen Lokalklatsche. — Uebrigens soll
die Königsberger Demokratie in der Person des Herrn ol'. Ludwig Metzel eine
Acquisition gemacht haben, der nnter Eichhorn ein von der Regierung subventio-
nirtcs reactionäres Blatt herausgab, später, nachdem die Märzbewegnug sich con-
solidirt hatte, die Fahne des Constitutionalismus aussteckte, und jetzt zu seiner
ursprünglichen Farbe, der rothen Republik, zurückgekehrt ist. Wunderbar sind
diese Metamorphose» ganz und gar nicht; das Ueberspringen von einem Extrem
in das andere ist das eigentliche Symptom der gesinnungslosen Sophistik, welche
die charakteristische Richtung der Restaurationszeit war. Vielleicht wird Herr l)>.
Pflugk, der Redacteur des Königsberger Freimüthigen, nächstens dem Beispiel
seines würdigen Kollegen folgen, und die reactionären Victualienhändler durch
Brandbriefe in Schrecken setzen, wie er früher die liberalen Gewürzkrämer gebrand-
schatzt hat.
2. Berliner Briefe. Von Adolph Helsferich. 2 Hefte. Leipzig, Hinnchs.
Die Briefe sind aus den neuen Jahrbüchern für Geschichte und Politik ab¬
gedruckt. Sie enthalten schätzenswerthe Beiträge für die Kenntniß der Wahlnm-
triebe in Berlin aus den ersten Monaten dieses Jahrs und gehn ebenso dem Ra-
dicalismus zu Leibe, als der Reaction. Sie halten von der Berliner Demokratie
nicht viel. „Wetterwendisch zu sein, ist ein Hauptvergnügen deö Berliners, wie
das allen Räsonneurs begegnet, und längst schon wäre er der Politik herzlich
überdrüssig, ließe sich nicht am Ende eben so gut, wie jeder andere Stoff ge
müthlich. d. h. in der Form von Stadtklatschereien behandeln." Herbe, aber
wahr ist die Kritik der alten Constituante. „In den Mitgliedern der äußersten
Linken erschienen zunächst diejenigen Celebritäten der Volksversammlungen, der
Clubs und der politischen Abendunterhaltungen an der Straßenecke, wie sie als
die zuerst aufgeworfenen Blasen an der brandenden Strömung des Volksgeistes
sich angesetzt hatten. Daher überall dieselben Erscheinungen: krampfhafte Zuckun¬
gen untergeordneter Persönlichkeiten, welche die außerordentlichen Umstände, denen
sie ihre Existenz verdankten, nur dazu ausbeuteten, um die Verwirrung aller na¬
türlichen und menschlichen Gesetze permanent zu machen. Die naive Unschuld
des Volksgemüths hatte sich bei den neuen Wahlen vorzugsweise für diese dürf¬
tigen und durch nichts ausgezeichneten Individualitäten entschieden, und man
konnte dein Volk diesen Irrthum insofern nicht verargen, als es seine Hoffnungen
auch einmal auf Männer setzen wollte , die ihm selbst, dem armen Volke, auch
an geistiger Kraft und Bildung nicht überlegen, sondern vielmehr ebenbürtig wä¬
re«. Daher ist es gekommen, daß so viel geistiges Proletariat überall in
Grenjbotcn. II.
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