Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.Es ragen nun auch hier in Böhmen schon mehre Klammern hervor, welche daS Ein solches Ministerium muß Muth haben und kann nur mit Schrecken in Böhmen G. Catlin's Auch: Ueber die Indianer Nordamerikas und ein indianisches Duell. Ein vielbesprochncs englisches Prachtwerk erscheint in deutscher Uebersetzung; ob¬ Catlin war ein junger Amerikaner. Von seinem Vater zur Advokatur bestimmt, Es ragen nun auch hier in Böhmen schon mehre Klammern hervor, welche daS Ein solches Ministerium muß Muth haben und kann nur mit Schrecken in Böhmen G. Catlin's Auch: Ueber die Indianer Nordamerikas und ein indianisches Duell. Ein vielbesprochncs englisches Prachtwerk erscheint in deutscher Uebersetzung; ob¬ Catlin war ein junger Amerikaner. Von seinem Vater zur Advokatur bestimmt, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0086" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278074"/> <p xml:id="ID_268"> Es ragen nun auch hier in Böhmen schon mehre Klammern hervor, welche daS<lb/> zerfallsüchtigc Oestreich fassen wollen. Das Ministerium hat die unmittelbare Verbin-<lb/> dung mit den Krcischefs vorgezogen und will Böhmen in fünf politische Theile zer¬<lb/> legen. Es wird die Einheit der Armee mit deutschem Commando nicht hergeben, ja<lb/> es hat sogar den Feuerbrand nach Prag zu werfen versucht, daß auch die czechische<lb/> Nationalgarde Prags das deutsche Commando, nämlich das der Armee, annehmen solle.</p><lb/> <p xml:id="ID_269"> Ein solches Ministerium muß Muth haben und kann nur mit Schrecken in Böhmen<lb/> genannt werden. Und nun kaun einem solchen Ministerium nur noch der Plan zuge-<lb/> muthet werden, auch die Landtage gar nicht bestehen zu lassen, sondern ein Reichspar-<lb/> lamcnt durch geeignete Mittel nud Wege zu errichten, auf welchem dann die Deutschen,<lb/> Polen, Magyaren, Wallachen und Wälschen gegen die übrigen slavischen Ideen sich<lb/> sträuben werden — und endlich darf dieses Oestreich nnr den Wunsch aussprechen —<lb/> was dem Ministerium mit der aufgezählten Ncichstagspartie zugemuthet werden darf —<lb/> mit seiner ganzen Macht in den deutschen Bund zu treten — und wir haben die Er-<lb/> füllung aller Frankfurter Anzeichen da, welche uusern Schlaf stören und die Glieder<lb/><note type="byline"> IN.</note> allarmiren. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> G. Catlin's Auch:<lb/> Ueber die Indianer Nordamerikas<lb/> und ein indianisches Duell.</head><lb/> <p xml:id="ID_270"> Ein vielbesprochncs englisches Prachtwerk erscheint in deutscher Uebersetzung; ob¬<lb/> gleich bescheidener als das theure Original, doch noch in stattlichem Folio mit sorgfältig<lb/> illuminirten Bildern, welche nach Gemälden des amerikanischen Verfassers gemacht sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_271" next="#ID_272"> Catlin war ein junger Amerikaner. Von seinem Vater zur Advokatur bestimmt,<lb/> wurde er durch seine lebhafte Phantasie zur Malerei und bald darauf mit Pinsel und<lb/> Pallete nnter die Indianer des Westens getrieben. Vom Jahr 1832 schweifte er acht<lb/> Jahre lang an den Grenzen europäischer Ansiedlungen und jenseit derselben umher,<lb/> als Jäger, Freund und Maler seiner rothen Freunde. In dieser Zeit hatte er aller¬<lb/> dings Gelegenheit viel von indianischen Leben kennen zu lernen. Es sehlt ihm an<lb/> Manchem, was wir gelehrte Deutsche bei einem Reisenden ungern vermissen, an gründ¬<lb/> licher wissenschaftlicher Bildung, besonders ethnographischen und naturwissenschaftlichen<lb/> Vorkenntnissen, auch gibt er selbst zu, daß er warmer Parteimann und Enthusiast für<lb/> die Indianer sei, und mag in warmherziger Theilnahme oft dunkle Stellen mit Hellem<lb/> Pinsel überfahren haben; dagegen hat er anch die Vorzüge einer amerikanischen Natur<lb/> und die eines Malers. Er weiß gut und genau zu sehen und sich verständig und<lb/> praktisch in Vieles zu schicke». Sein Buch ist kein systematisches Werk, es ist eine<lb/> leichte Reisebeschreibung, zwanglos, zuweilen planlos, wie seine Fahrten, sein Geplau-<lb/> der ist manchmal breit, oft sehr spannend, in Ton und Stil ergötzlich. Wer je für<lb/> Coopers Romane geschwärmt, wem je der Untergang der rothen Männer, welche<lb/> „schnell gen Sonnenuntergang hiu zu den Schatten ihrer Väter schwinden" tragisch<lb/> ergriffen hat, der komme heran, für ihn ist dieses Buch. Eine große Anzahl In¬<lb/> dianer Stämme werden in ihren Eigenthümlichkeiten geschildert, das wilde Prairic-<lb/> lcben rollt sich mit all seinem Zauber auf, Jagden, Kriegszüge. Spiele, Tänze, Sit¬<lb/> ten. Heldenpersönlichkeiten ziehen in bunter Reihe an uns vorüber und die getreuen<lb/> Abbildungen der Indianer in ihrem wunderlichen Schmuck, bei ihren Jagden, Tänzen,<lb/> Fahrten werden nicht wenig dazu dienen, die Phantasie des Lesers zu bestechen und<lb/> zu corrigiren. Wir wissen nicht, wie es um den Kunstwerth von Catlin's Ori-<lb/> ginalgemälden steht, eins aber können wir auch aus den sichtlich sorgfältigen Nachbil¬<lb/> dungen erkennen, daß die productive Phantasie des Menschen viel leichter das Seelen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0086]
Es ragen nun auch hier in Böhmen schon mehre Klammern hervor, welche daS
zerfallsüchtigc Oestreich fassen wollen. Das Ministerium hat die unmittelbare Verbin-
dung mit den Krcischefs vorgezogen und will Böhmen in fünf politische Theile zer¬
legen. Es wird die Einheit der Armee mit deutschem Commando nicht hergeben, ja
es hat sogar den Feuerbrand nach Prag zu werfen versucht, daß auch die czechische
Nationalgarde Prags das deutsche Commando, nämlich das der Armee, annehmen solle.
Ein solches Ministerium muß Muth haben und kann nur mit Schrecken in Böhmen
genannt werden. Und nun kaun einem solchen Ministerium nur noch der Plan zuge-
muthet werden, auch die Landtage gar nicht bestehen zu lassen, sondern ein Reichspar-
lamcnt durch geeignete Mittel nud Wege zu errichten, auf welchem dann die Deutschen,
Polen, Magyaren, Wallachen und Wälschen gegen die übrigen slavischen Ideen sich
sträuben werden — und endlich darf dieses Oestreich nnr den Wunsch aussprechen —
was dem Ministerium mit der aufgezählten Ncichstagspartie zugemuthet werden darf —
mit seiner ganzen Macht in den deutschen Bund zu treten — und wir haben die Er-
füllung aller Frankfurter Anzeichen da, welche uusern Schlaf stören und die Glieder
IN. allarmiren.
G. Catlin's Auch:
Ueber die Indianer Nordamerikas
und ein indianisches Duell.
Ein vielbesprochncs englisches Prachtwerk erscheint in deutscher Uebersetzung; ob¬
gleich bescheidener als das theure Original, doch noch in stattlichem Folio mit sorgfältig
illuminirten Bildern, welche nach Gemälden des amerikanischen Verfassers gemacht sind.
Catlin war ein junger Amerikaner. Von seinem Vater zur Advokatur bestimmt,
wurde er durch seine lebhafte Phantasie zur Malerei und bald darauf mit Pinsel und
Pallete nnter die Indianer des Westens getrieben. Vom Jahr 1832 schweifte er acht
Jahre lang an den Grenzen europäischer Ansiedlungen und jenseit derselben umher,
als Jäger, Freund und Maler seiner rothen Freunde. In dieser Zeit hatte er aller¬
dings Gelegenheit viel von indianischen Leben kennen zu lernen. Es sehlt ihm an
Manchem, was wir gelehrte Deutsche bei einem Reisenden ungern vermissen, an gründ¬
licher wissenschaftlicher Bildung, besonders ethnographischen und naturwissenschaftlichen
Vorkenntnissen, auch gibt er selbst zu, daß er warmer Parteimann und Enthusiast für
die Indianer sei, und mag in warmherziger Theilnahme oft dunkle Stellen mit Hellem
Pinsel überfahren haben; dagegen hat er anch die Vorzüge einer amerikanischen Natur
und die eines Malers. Er weiß gut und genau zu sehen und sich verständig und
praktisch in Vieles zu schicke». Sein Buch ist kein systematisches Werk, es ist eine
leichte Reisebeschreibung, zwanglos, zuweilen planlos, wie seine Fahrten, sein Geplau-
der ist manchmal breit, oft sehr spannend, in Ton und Stil ergötzlich. Wer je für
Coopers Romane geschwärmt, wem je der Untergang der rothen Männer, welche
„schnell gen Sonnenuntergang hiu zu den Schatten ihrer Väter schwinden" tragisch
ergriffen hat, der komme heran, für ihn ist dieses Buch. Eine große Anzahl In¬
dianer Stämme werden in ihren Eigenthümlichkeiten geschildert, das wilde Prairic-
lcben rollt sich mit all seinem Zauber auf, Jagden, Kriegszüge. Spiele, Tänze, Sit¬
ten. Heldenpersönlichkeiten ziehen in bunter Reihe an uns vorüber und die getreuen
Abbildungen der Indianer in ihrem wunderlichen Schmuck, bei ihren Jagden, Tänzen,
Fahrten werden nicht wenig dazu dienen, die Phantasie des Lesers zu bestechen und
zu corrigiren. Wir wissen nicht, wie es um den Kunstwerth von Catlin's Ori-
ginalgemälden steht, eins aber können wir auch aus den sichtlich sorgfältigen Nachbil¬
dungen erkennen, daß die productive Phantasie des Menschen viel leichter das Seelen-
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