Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Nandor.

Die Bank hat viel verloren.


Wald,

(der Udaschkm beobachtet, sieht wie Udaschkin heimlich ein Spiel Karten

aus der Tasche zieht und verwechselt). Er will sein Glück verbessern, er wird jetzt
falsch spielen. Seltsamer Gesell, er ahnt, daß ich ihm Unheil brüte, und doch
flattert er wie eine Motte in die heiße Versuchung.

Die zweite Taille beginnt. Worauf soll ich setzen, Waldemar?


Nandor.

Auf den König.


Wald.

Wie viel?


Nandor.
Wald.

Alles was ich Dir gab.


Nandor.

Teufel, das ist grob! Jetzt, mein Fürst, hütet die Bank, (dem

Spiel folgend) l'rois et (leux -- "zuatre et muciitme -- roi et valet. Alles ist
verloren, Waldemar.

Gut, fange auf, Nandor. (Wirst ihm eine Börse zu.)


Wald.

Was soll ich setzen?


Nandor.

Die Börse zum König. (Tritt an den Tisch, kurze Pause, in welcher


Wald.

weiter gespielt wird, W. ruhig fragend) Mein Fürst, seit wann haben Sie eine
Nätherin zur Geliebten?


Ad.

Wie so? Was meinen Sie damit, Herr Graf?

(innehaltend).

(Alle springen auf.)
Weil Ihre Karten durchstochen sind.


Wald.

Durchstochen?


Alle.
Wald,
(die Taille ergreifend).

Hier, hier und hier, der ganze Talon mit

Stichen bezeichnet, dies sind falsche Karten, der Bankier hat falsch gespielt.

(Alle treten schweigend auf eine Seite, der Fürst steht allein, Pause.)

Wald,
(ihm artig die Brieftasche und Banknoten vräsentircnd).

Hier gnädiger

Herr, Ihre Casse und Ihr Gewinnst. Mein Wagen steht bereit Sie nach Hause
zu bringen. Meine Freunde siud Männer von Ehre, sie haben ihr Wort gege¬
ben, über Alles, was hier vorgegangen, zu schweigen.

Ich frage den Teufel nach Euch Alle".


Ad.
Wald.

Ihm nach, Hugo. Nimm dies kleine Messer, ich fand es damals,

als ich erkrankte, zwischen meinen Rippen und den Falten des Mantels, es ge¬
hört dem Fürsten; gib es ihm zurück gegen die Papiere, welche hier angegeben
sind, (gibt ihm einen Zettel) Die Papiere sende morgen früh unter Couvert zur

(Hugo ab.)
Frau Fürstin. Eile, Hugo.


Nandor.

Mir ist, als hätte der Blitz vor uns eingeschlagen. -- Das war

eine häßliche Komödie, die Du mit uns gespielt hast, Waldemar.


Wald.

Das ganze Leben ist eine häßliche Komödie. -- Ich bin müde,

meine Herren. Gute Nacht.


Nandor.

Gute Nacht --

(Nandor, Henry, Gäste ab.)
Box (an der Thür).

Schaffe die Lichter fort, laß mich allein! (Box mit Lichtern ab.)


Wald.
Nandor.

Die Bank hat viel verloren.


Wald,

(der Udaschkm beobachtet, sieht wie Udaschkin heimlich ein Spiel Karten

aus der Tasche zieht und verwechselt). Er will sein Glück verbessern, er wird jetzt
falsch spielen. Seltsamer Gesell, er ahnt, daß ich ihm Unheil brüte, und doch
flattert er wie eine Motte in die heiße Versuchung.

Die zweite Taille beginnt. Worauf soll ich setzen, Waldemar?


Nandor.

Auf den König.


Wald.

Wie viel?


Nandor.
Wald.

Alles was ich Dir gab.


Nandor.

Teufel, das ist grob! Jetzt, mein Fürst, hütet die Bank, (dem

Spiel folgend) l'rois et (leux — «zuatre et muciitme — roi et valet. Alles ist
verloren, Waldemar.

Gut, fange auf, Nandor. (Wirst ihm eine Börse zu.)


Wald.

Was soll ich setzen?


Nandor.

Die Börse zum König. (Tritt an den Tisch, kurze Pause, in welcher


Wald.

weiter gespielt wird, W. ruhig fragend) Mein Fürst, seit wann haben Sie eine
Nätherin zur Geliebten?


Ad.

Wie so? Was meinen Sie damit, Herr Graf?

(innehaltend).

(Alle springen auf.)
Weil Ihre Karten durchstochen sind.


Wald.

Durchstochen?


Alle.
Wald,
(die Taille ergreifend).

Hier, hier und hier, der ganze Talon mit

Stichen bezeichnet, dies sind falsche Karten, der Bankier hat falsch gespielt.

(Alle treten schweigend auf eine Seite, der Fürst steht allein, Pause.)

Wald,
(ihm artig die Brieftasche und Banknoten vräsentircnd).

Hier gnädiger

Herr, Ihre Casse und Ihr Gewinnst. Mein Wagen steht bereit Sie nach Hause
zu bringen. Meine Freunde siud Männer von Ehre, sie haben ihr Wort gege¬
ben, über Alles, was hier vorgegangen, zu schweigen.

Ich frage den Teufel nach Euch Alle».


Ad.
Wald.

Ihm nach, Hugo. Nimm dies kleine Messer, ich fand es damals,

als ich erkrankte, zwischen meinen Rippen und den Falten des Mantels, es ge¬
hört dem Fürsten; gib es ihm zurück gegen die Papiere, welche hier angegeben
sind, (gibt ihm einen Zettel) Die Papiere sende morgen früh unter Couvert zur

(Hugo ab.)
Frau Fürstin. Eile, Hugo.


Nandor.

Mir ist, als hätte der Blitz vor uns eingeschlagen. — Das war

eine häßliche Komödie, die Du mit uns gespielt hast, Waldemar.


Wald.

Das ganze Leben ist eine häßliche Komödie. — Ich bin müde,

meine Herren. Gute Nacht.


Nandor.

Gute Nacht —

(Nandor, Henry, Gäste ab.)
Box (an der Thür).

Schaffe die Lichter fort, laß mich allein! (Box mit Lichtern ab.)


Wald.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278366"/>
            <note type="speaker"> Nandor. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2184"> Die Bank hat viel verloren.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Wald, </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2185" next="#ID_2186"> (der Udaschkm beobachtet, sieht wie Udaschkin heimlich ein Spiel Karten</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2186" prev="#ID_2185"> aus der Tasche zieht und verwechselt). Er will sein Glück verbessern, er wird jetzt<lb/>
falsch spielen. Seltsamer Gesell, er ahnt, daß ich ihm Unheil brüte, und doch<lb/>
flattert er wie eine Motte in die heiße Versuchung.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2187"> Die zweite Taille beginnt. Worauf soll ich setzen, Waldemar?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Nandor. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2188"> Auf den König.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Wald.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_2189"> Wie viel?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Nandor. </note><lb/>
            <note type="speaker"> Wald. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2190"> Alles was ich Dir gab.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Nandor.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_2191" next="#ID_2192"> Teufel, das ist grob! Jetzt, mein Fürst, hütet die Bank, (dem</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2192" prev="#ID_2191"> Spiel folgend) l'rois et (leux &#x2014; «zuatre et muciitme &#x2014; roi et valet.  Alles ist<lb/>
verloren, Waldemar.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2193"> Gut, fange auf, Nandor.  (Wirst ihm eine Börse zu.)</p><lb/>
            <note type="speaker"> Wald. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2194"> Was soll ich setzen?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Nandor. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2195" next="#ID_2196"> Die Börse zum König. (Tritt an den Tisch, kurze Pause, in welcher</p><lb/>
            <note type="speaker"> Wald.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_2196" prev="#ID_2195"> weiter gespielt wird, W. ruhig fragend) Mein Fürst, seit wann haben Sie eine<lb/>
Nätherin zur Geliebten?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Ad. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2197"> Wie so? Was meinen Sie damit, Herr Graf?</p><lb/>
            <stage> (innehaltend). </stage><lb/>
            <p xml:id="ID_2198"><stage> (Alle springen auf.)</stage> Weil Ihre Karten durchstochen sind. </p><lb/>
            <note type="speaker"> Wald. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2199"> Durchstochen?</p><lb/>
            <note type="speaker"> Alle.</note><lb/>
            <note type="speaker"> Wald,</note><lb/>
            <stage> (die Taille ergreifend). </stage><lb/>
            <p xml:id="ID_2200" next="#ID_2201"> Hier, hier und hier, der ganze Talon mit</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2201" prev="#ID_2200"> Stichen bezeichnet, dies sind falsche Karten, der Bankier hat falsch gespielt.</p><lb/>
            <stage> (Alle treten schweigend auf eine Seite, der Fürst steht allein, Pause.)</stage><lb/>
            <note type="speaker"> Wald, </note><lb/>
            <stage> (ihm artig die Brieftasche und Banknoten vräsentircnd).</stage><lb/>
            <p xml:id="ID_2202" next="#ID_2203"> Hier gnädiger</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2203" prev="#ID_2202"> Herr, Ihre Casse und Ihr Gewinnst. Mein Wagen steht bereit Sie nach Hause<lb/>
zu bringen. Meine Freunde siud Männer von Ehre, sie haben ihr Wort gege¬<lb/>
ben, über Alles, was hier vorgegangen, zu schweigen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2204"> Ich frage den Teufel nach Euch Alle».</p><lb/>
            <note type="speaker"> Ad. </note><lb/>
            <note type="speaker"> Wald.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_2205" next="#ID_2206"> Ihm nach, Hugo. Nimm dies kleine Messer, ich fand es damals,</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2206" prev="#ID_2205"> als ich erkrankte, zwischen meinen Rippen und den Falten des Mantels, es ge¬<lb/>
hört dem Fürsten; gib es ihm zurück gegen die Papiere, welche hier angegeben<lb/>
sind, (gibt ihm einen Zettel) Die Papiere sende morgen früh unter Couvert zur<lb/><stage> (Hugo ab.)</stage> Frau Fürstin. Eile, Hugo. </p><lb/>
            <note type="speaker"> Nandor.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_2207" next="#ID_2208"> Mir ist, als hätte der Blitz vor uns eingeschlagen. &#x2014; Das war</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2208" prev="#ID_2207"> eine häßliche Komödie, die Du mit uns gespielt hast, Waldemar.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Wald.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_2209" next="#ID_2210"> Das ganze Leben ist eine häßliche Komödie. &#x2014; Ich bin müde,</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2210" prev="#ID_2209"> meine Herren. Gute Nacht.</p><lb/>
            <note type="speaker"> Nandor. </note><lb/>
            <p xml:id="ID_2211"> Gute Nacht &#x2014; </p><lb/>
            <stage> (Nandor, Henry, Gäste ab.)</stage><lb/>
            <stage> Box (an der Thür).</stage><lb/>
            <p xml:id="ID_2212"> Schaffe die Lichter fort, laß mich allein!  (Box mit Lichtern ab.)</p><lb/>
            <note type="speaker"> Wald. </note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0378] Nandor. Die Bank hat viel verloren. Wald, (der Udaschkm beobachtet, sieht wie Udaschkin heimlich ein Spiel Karten aus der Tasche zieht und verwechselt). Er will sein Glück verbessern, er wird jetzt falsch spielen. Seltsamer Gesell, er ahnt, daß ich ihm Unheil brüte, und doch flattert er wie eine Motte in die heiße Versuchung. Die zweite Taille beginnt. Worauf soll ich setzen, Waldemar? Nandor. Auf den König. Wald. Wie viel? Nandor. Wald. Alles was ich Dir gab. Nandor. Teufel, das ist grob! Jetzt, mein Fürst, hütet die Bank, (dem Spiel folgend) l'rois et (leux — «zuatre et muciitme — roi et valet. Alles ist verloren, Waldemar. Gut, fange auf, Nandor. (Wirst ihm eine Börse zu.) Wald. Was soll ich setzen? Nandor. Die Börse zum König. (Tritt an den Tisch, kurze Pause, in welcher Wald. weiter gespielt wird, W. ruhig fragend) Mein Fürst, seit wann haben Sie eine Nätherin zur Geliebten? Ad. Wie so? Was meinen Sie damit, Herr Graf? (innehaltend). (Alle springen auf.) Weil Ihre Karten durchstochen sind. Wald. Durchstochen? Alle. Wald, (die Taille ergreifend). Hier, hier und hier, der ganze Talon mit Stichen bezeichnet, dies sind falsche Karten, der Bankier hat falsch gespielt. (Alle treten schweigend auf eine Seite, der Fürst steht allein, Pause.) Wald, (ihm artig die Brieftasche und Banknoten vräsentircnd). Hier gnädiger Herr, Ihre Casse und Ihr Gewinnst. Mein Wagen steht bereit Sie nach Hause zu bringen. Meine Freunde siud Männer von Ehre, sie haben ihr Wort gege¬ ben, über Alles, was hier vorgegangen, zu schweigen. Ich frage den Teufel nach Euch Alle». Ad. Wald. Ihm nach, Hugo. Nimm dies kleine Messer, ich fand es damals, als ich erkrankte, zwischen meinen Rippen und den Falten des Mantels, es ge¬ hört dem Fürsten; gib es ihm zurück gegen die Papiere, welche hier angegeben sind, (gibt ihm einen Zettel) Die Papiere sende morgen früh unter Couvert zur (Hugo ab.) Frau Fürstin. Eile, Hugo. Nandor. Mir ist, als hätte der Blitz vor uns eingeschlagen. — Das war eine häßliche Komödie, die Du mit uns gespielt hast, Waldemar. Wald. Das ganze Leben ist eine häßliche Komödie. — Ich bin müde, meine Herren. Gute Nacht. Nandor. Gute Nacht — (Nandor, Henry, Gäste ab.) Box (an der Thür). Schaffe die Lichter fort, laß mich allein! (Box mit Lichtern ab.) Wald.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/378
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/378>, abgerufen am 23.12.2024.