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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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eine Sorte Wein im Keller, die er austrinken will, bevor Du stirbst, und um
die hat er sich gegrämt, das ist noch am wahrscheinlichsten.

Oder hat er ein Duell annehmen müssen.


Hugo.
Rand.

Nein, das würde er schon oft erzählt haben. Aber vielleicht hat

er sich mit seinem Koch geprügelt, der Koch soll ihn manchmal schlagen.

Ich glaube den Grund seiner Krankheit zu kennen. -- Nandor,


Wald.

wenn wir beisammen sind, läßt Du wohl ein Kartenspiel anfangen, es greift mich
am wenigsten an.

Henry und noch zwei Herren.

Ah, Henry, bringst Du den Udaschkin?


Henry.

Er kommt, aber es hat Mühe gekostet, er hatte keine Lust heut

auszugehen, wie er sagte; er spricht vou seiner Abreise.

So? Lieber Hugo; ihr Freunde, noch schnell eine Bitte. Ver¬


Wald.

sprecht mir stets zu schweigen über Alles, was Udaschkin und ich hier etwa zu¬
sammen sprechen.


Randor.

Wie Du willst, er wird ohnedies langweilig.


Wald.

Gebt mir Eure Hand, abgemacht. Ah, da ist er!

Udaschkin.

Mein Fürst, ich bin glücklich, daß Sie den Tag meiner Genesung feiern
helfen, und ich rechne Ihr Kommen hoch an, denn ich höre, auch Sie sind lei¬
dend gewesen.


N d.

In der That, ich fühle mich nicht wohl, allerlei Privatär¬

(echauffirt).

ger und Familientrauer. (W. vorführend) Nehmen Sie zuerst mein wärmstes Be¬
dauern über den Unfall, der Sie betroffen hat. -- Sie haben nicht allein gelitten,
meine Schwägerin ist untröstlich. Sie wissen, daß ich etwas gespannt mit ihr
stehe, aber ihre Angst ist so groß, daß sie sogar mich rührt. Sie sollten ihre
Freunde nicht so vernachlässigen, denn sie hat ohnedies Sorgen genug. Denken
Sie, mein theurer Graf, zwei ihrer Domestiken find verschwunden und nach ihrer
Flucht ist eine solche Menge von Unterschleif und Nichtswürdigkeiten zu Tage ge¬
kommen, daß die Fürstin vor Schreck ohnmächtig wurde, von solchen Banditen
umgeben gewesen zu sein.


Wald.

Was Sie sagen! Entflohen, zwei Diener der Frau Fürstin, das

ist auffallend. Ich sage Ihnen gelegentlich, weshalb diese Flucht auch mir ein
Räthsel löst. Doch jetzt gehöre" Sie unseren Freunden. -- Wein her -- (Be¬
diente präsentiren) Was thun wir die Zeit zu tödten? >

Laßt uns plaudern und medisiren.


Hugo.

Oder mit Pistolen nach der Scheibe schießen.


Henry.

In einer Krankenstube? das wäre sehr rücksichtsvoll.


W alt.
Henry.

Nun, es ist' nicht das erstemal, dort in der Thür steckt noch der

Scheiben-Nagel.


eine Sorte Wein im Keller, die er austrinken will, bevor Du stirbst, und um
die hat er sich gegrämt, das ist noch am wahrscheinlichsten.

Oder hat er ein Duell annehmen müssen.


Hugo.
Rand.

Nein, das würde er schon oft erzählt haben. Aber vielleicht hat

er sich mit seinem Koch geprügelt, der Koch soll ihn manchmal schlagen.

Ich glaube den Grund seiner Krankheit zu kennen. — Nandor,


Wald.

wenn wir beisammen sind, läßt Du wohl ein Kartenspiel anfangen, es greift mich
am wenigsten an.

Henry und noch zwei Herren.

Ah, Henry, bringst Du den Udaschkin?


Henry.

Er kommt, aber es hat Mühe gekostet, er hatte keine Lust heut

auszugehen, wie er sagte; er spricht vou seiner Abreise.

So? Lieber Hugo; ihr Freunde, noch schnell eine Bitte. Ver¬


Wald.

sprecht mir stets zu schweigen über Alles, was Udaschkin und ich hier etwa zu¬
sammen sprechen.


Randor.

Wie Du willst, er wird ohnedies langweilig.


Wald.

Gebt mir Eure Hand, abgemacht. Ah, da ist er!

Udaschkin.

Mein Fürst, ich bin glücklich, daß Sie den Tag meiner Genesung feiern
helfen, und ich rechne Ihr Kommen hoch an, denn ich höre, auch Sie sind lei¬
dend gewesen.


N d.

In der That, ich fühle mich nicht wohl, allerlei Privatär¬

(echauffirt).

ger und Familientrauer. (W. vorführend) Nehmen Sie zuerst mein wärmstes Be¬
dauern über den Unfall, der Sie betroffen hat. — Sie haben nicht allein gelitten,
meine Schwägerin ist untröstlich. Sie wissen, daß ich etwas gespannt mit ihr
stehe, aber ihre Angst ist so groß, daß sie sogar mich rührt. Sie sollten ihre
Freunde nicht so vernachlässigen, denn sie hat ohnedies Sorgen genug. Denken
Sie, mein theurer Graf, zwei ihrer Domestiken find verschwunden und nach ihrer
Flucht ist eine solche Menge von Unterschleif und Nichtswürdigkeiten zu Tage ge¬
kommen, daß die Fürstin vor Schreck ohnmächtig wurde, von solchen Banditen
umgeben gewesen zu sein.


Wald.

Was Sie sagen! Entflohen, zwei Diener der Frau Fürstin, das

ist auffallend. Ich sage Ihnen gelegentlich, weshalb diese Flucht auch mir ein
Räthsel löst. Doch jetzt gehöre» Sie unseren Freunden. — Wein her — (Be¬
diente präsentiren) Was thun wir die Zeit zu tödten? >

Laßt uns plaudern und medisiren.


Hugo.

Oder mit Pistolen nach der Scheibe schießen.


Henry.

In einer Krankenstube? das wäre sehr rücksichtsvoll.


W alt.
Henry.

Nun, es ist' nicht das erstemal, dort in der Thür steckt noch der

Scheiben-Nagel.


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[0376] eine Sorte Wein im Keller, die er austrinken will, bevor Du stirbst, und um die hat er sich gegrämt, das ist noch am wahrscheinlichsten. Oder hat er ein Duell annehmen müssen. Hugo. Rand. Nein, das würde er schon oft erzählt haben. Aber vielleicht hat er sich mit seinem Koch geprügelt, der Koch soll ihn manchmal schlagen. Ich glaube den Grund seiner Krankheit zu kennen. — Nandor, Wald. wenn wir beisammen sind, läßt Du wohl ein Kartenspiel anfangen, es greift mich am wenigsten an. Henry und noch zwei Herren. Ah, Henry, bringst Du den Udaschkin? Henry. Er kommt, aber es hat Mühe gekostet, er hatte keine Lust heut auszugehen, wie er sagte; er spricht vou seiner Abreise. So? Lieber Hugo; ihr Freunde, noch schnell eine Bitte. Ver¬ Wald. sprecht mir stets zu schweigen über Alles, was Udaschkin und ich hier etwa zu¬ sammen sprechen. Randor. Wie Du willst, er wird ohnedies langweilig. Wald. Gebt mir Eure Hand, abgemacht. Ah, da ist er! Udaschkin. Mein Fürst, ich bin glücklich, daß Sie den Tag meiner Genesung feiern helfen, und ich rechne Ihr Kommen hoch an, denn ich höre, auch Sie sind lei¬ dend gewesen. N d. In der That, ich fühle mich nicht wohl, allerlei Privatär¬ (echauffirt). ger und Familientrauer. (W. vorführend) Nehmen Sie zuerst mein wärmstes Be¬ dauern über den Unfall, der Sie betroffen hat. — Sie haben nicht allein gelitten, meine Schwägerin ist untröstlich. Sie wissen, daß ich etwas gespannt mit ihr stehe, aber ihre Angst ist so groß, daß sie sogar mich rührt. Sie sollten ihre Freunde nicht so vernachlässigen, denn sie hat ohnedies Sorgen genug. Denken Sie, mein theurer Graf, zwei ihrer Domestiken find verschwunden und nach ihrer Flucht ist eine solche Menge von Unterschleif und Nichtswürdigkeiten zu Tage ge¬ kommen, daß die Fürstin vor Schreck ohnmächtig wurde, von solchen Banditen umgeben gewesen zu sein. Wald. Was Sie sagen! Entflohen, zwei Diener der Frau Fürstin, das ist auffallend. Ich sage Ihnen gelegentlich, weshalb diese Flucht auch mir ein Räthsel löst. Doch jetzt gehöre» Sie unseren Freunden. — Wein her — (Be¬ diente präsentiren) Was thun wir die Zeit zu tödten? > Laßt uns plaudern und medisiren. Hugo. Oder mit Pistolen nach der Scheibe schießen. Henry. In einer Krankenstube? das wäre sehr rücksichtsvoll. W alt. Henry. Nun, es ist' nicht das erstemal, dort in der Thür steckt noch der Scheiben-Nagel.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/376>, abgerufen am 23.07.2024.