Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.es zeigen die Säulen, daß Ordnung und Sitte und Kunstfleiß hier weilen," mehr Warum leben wir nicht in den Zeiten der Rosenkreuzer! EinTamino mit sei¬ Wir haben auch unsere Glöckchen, die lieblichen Phrasen, die das Unmög¬ Genug der Possen. Die Tragödie der deutschen Revolution naht ihrer Entwicklung. Fast sieht Unter diesen Umständen hat die zweite Preußische Note den allein richtigen es zeigen die Säulen, daß Ordnung und Sitte und Kunstfleiß hier weilen," mehr Warum leben wir nicht in den Zeiten der Rosenkreuzer! EinTamino mit sei¬ Wir haben auch unsere Glöckchen, die lieblichen Phrasen, die das Unmög¬ Genug der Possen. Die Tragödie der deutschen Revolution naht ihrer Entwicklung. Fast sieht Unter diesen Umständen hat die zweite Preußische Note den allein richtigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0356" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278344"/> <p xml:id="ID_1950" prev="#ID_1949"> es zeigen die Säulen, daß Ordnung und Sitte und Kunstfleiß hier weilen," mehr<lb/> als in den Marschländern der Schokazen und den Hochgebirgen der Slovaken;<lb/> von Innen tönt ihm bewillkommend der Trompetenstoß der Paulskirche entgegen;<lb/> aber wo er auch anklopft, es ruft: Zurück, du schöner Prinz, dein himmelblaues<lb/> Gewand kann uns nicht täuschen; wir hören den Roßhuf hinter deinen Fersen,<lb/> und es lüftet uns nicht nach der Freundschaft deines barbarischen Gefolges von<lb/> Kroaten und Serezanern!</p><lb/> <p xml:id="ID_1951"> Warum leben wir nicht in den Zeiten der Rosenkreuzer! EinTamino mit sei¬<lb/> ner Flore, einen Papageno mit seinem Glockenspiel in die heilige» Hallen geführt,<lb/> und der wilde Streit hätte ein Ende, Rechte und Linke, Oestreicher und Preu¬<lb/> ßen tanzten mit einander einen anmuthigen Cotillon, zu der Melodie: „Das<lb/> klinget — so herrlich — das klinget — so schön, — nie hab' ich — so etwas —<lb/> gehört noch gesehn!"</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1952"> Wir haben auch unsere Glöckchen, die lieblichen Phrasen, die das Unmög¬<lb/> liche mit spielender Leichtigkeit auf Erden heranfzaubern — Volkssouveränität —<lb/> Einheit — breiteste Grundlage — auch Herr v. Gagern dankte deu Söhnen Ger¬<lb/> maniens, die einstimmig in die Posaune der Volkssouveränität tuteten, im Namen<lb/> der Menschheit — aber die Realität des Lebens ist fester, als die der Oper, sie<lb/> weicht dem Glöckchen nicht, obgleich manch ehrlicher Enthusiast mit Richard III.<lb/> ausrufen möchte: Mein Königreich für ein Glockenspiel! ganz Deutschland für<lb/> eine Phrase! —</p><lb/> <p xml:id="ID_1953"> Genug der Possen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1954"> Die Tragödie der deutschen Revolution naht ihrer Entwicklung. Fast sieht<lb/> es danach aus, als ob sie in das Genre des Lustspiels fallen wollte. Ueberall<lb/> hat der deutsche Krähwinkler seine Einheitsmaske abgeworfen und bläht sich im<lb/> Bewußtsein seiner krähwinkelschcn Nationalität; er hat die Stirn, nach seinen lan¬<lb/> gen Einheitspredigten, die Krähwinkelei als das angestammte Recht des legitimen<lb/> Michel zu proclamiren. Die Macht der Nationalversammlung war das Wort.<lb/> Was ist das Wort? ein Hauch! Flaumfedern blaße es spielend vor sich hin, die<lb/> Felsenblöcke hebt es nicht aus ihren Angeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_1955"> Unter diesen Umständen hat die zweite Preußische Note den allein richtigen<lb/> Weg angedeutet. Die Lage einzelner deutscher Staaten treibt sie nothwendig zu<lb/> einer innigeren Vereinigung. Keiner darf dazu gezwungen werden, aber wehe<lb/> dem, der die freiwillig Zusammentretenden hindern wollte!</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0356]
es zeigen die Säulen, daß Ordnung und Sitte und Kunstfleiß hier weilen," mehr
als in den Marschländern der Schokazen und den Hochgebirgen der Slovaken;
von Innen tönt ihm bewillkommend der Trompetenstoß der Paulskirche entgegen;
aber wo er auch anklopft, es ruft: Zurück, du schöner Prinz, dein himmelblaues
Gewand kann uns nicht täuschen; wir hören den Roßhuf hinter deinen Fersen,
und es lüftet uns nicht nach der Freundschaft deines barbarischen Gefolges von
Kroaten und Serezanern!
Warum leben wir nicht in den Zeiten der Rosenkreuzer! EinTamino mit sei¬
ner Flore, einen Papageno mit seinem Glockenspiel in die heilige» Hallen geführt,
und der wilde Streit hätte ein Ende, Rechte und Linke, Oestreicher und Preu¬
ßen tanzten mit einander einen anmuthigen Cotillon, zu der Melodie: „Das
klinget — so herrlich — das klinget — so schön, — nie hab' ich — so etwas —
gehört noch gesehn!"
Wir haben auch unsere Glöckchen, die lieblichen Phrasen, die das Unmög¬
liche mit spielender Leichtigkeit auf Erden heranfzaubern — Volkssouveränität —
Einheit — breiteste Grundlage — auch Herr v. Gagern dankte deu Söhnen Ger¬
maniens, die einstimmig in die Posaune der Volkssouveränität tuteten, im Namen
der Menschheit — aber die Realität des Lebens ist fester, als die der Oper, sie
weicht dem Glöckchen nicht, obgleich manch ehrlicher Enthusiast mit Richard III.
ausrufen möchte: Mein Königreich für ein Glockenspiel! ganz Deutschland für
eine Phrase! —
Genug der Possen.
Die Tragödie der deutschen Revolution naht ihrer Entwicklung. Fast sieht
es danach aus, als ob sie in das Genre des Lustspiels fallen wollte. Ueberall
hat der deutsche Krähwinkler seine Einheitsmaske abgeworfen und bläht sich im
Bewußtsein seiner krähwinkelschcn Nationalität; er hat die Stirn, nach seinen lan¬
gen Einheitspredigten, die Krähwinkelei als das angestammte Recht des legitimen
Michel zu proclamiren. Die Macht der Nationalversammlung war das Wort.
Was ist das Wort? ein Hauch! Flaumfedern blaße es spielend vor sich hin, die
Felsenblöcke hebt es nicht aus ihren Angeln.
Unter diesen Umständen hat die zweite Preußische Note den allein richtigen
Weg angedeutet. Die Lage einzelner deutscher Staaten treibt sie nothwendig zu
einer innigeren Vereinigung. Keiner darf dazu gezwungen werden, aber wehe
dem, der die freiwillig Zusammentretenden hindern wollte!
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