Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.Wald. Würdiger Nachtwächter -- ich komme von einem lustigen Schmause -- ich will mir einen Kranz kaufen. -- Ich bitt' Euch, nehmt dies Geld und Sie sind nicht in der rechten Verfassung, lieber Herr. Wacht. Wald. G (Wächter entfernt sich, Wald, läutet) ute Nacht -- geh zum Teufel.Gertrud (mit Leuchte). Gertr. Wer läutet so ungestüm? Wer will herein? Der Vater des Knaben. Wald. (zurückfahrend). Ha, er! Gertr. Wald. Oeffnen Sie, Gertrud! Gertr. Nein! Gut, so bleibe ich draußen liegen, bis mich morgen früh die Leute Wald. finden. -- Es ist keine Poesie mehr im Volke. (steht unentschlossen, endlich öffnet sie rasch, Waldemar tritt wankend Gertr. ein, Geer. ihm die Leuchte entgegenhaltend). Gerechter Gott, wie sehen Sie aus! Wald. Wie Wilhelm, als er Leonoren heimführte. Auch ich habe einige Anwartschaft auf den Kirchhof. -- Führen Sie mich zur Bank, Gertrud. Entsetzlich, Sie bluten! Gertr. Wald. Bah, ein ganz kleiner Stich, eine Wespe sticht herzhafter. Ruhig, Mädchen, schließen Sie die Thür. Kommen Sie näher, ich bin in der Stim¬ Gertr. (ihn haltend). Bleiben Sie still, das Sprechen greift Sie an. Ich hole Hilfe. Warte noch. -- Nach meiner Wohnung ist weit, meine Leute dürfen Wald. mich so nicht sehn -- ich muß den Scandal vermeiden. -- Ich dachte an Sie, , (fällt um) mir noch nichts. Wasser her -- hier will ich bleibenUnseliger Mann! -- Vater, Vater zu Hilfe, er stirbt! Gertr. (Fortsetzung folgt.) Wald. Würdiger Nachtwächter — ich komme von einem lustigen Schmause — ich will mir einen Kranz kaufen. — Ich bitt' Euch, nehmt dies Geld und Sie sind nicht in der rechten Verfassung, lieber Herr. Wacht. Wald. G (Wächter entfernt sich, Wald, läutet) ute Nacht — geh zum Teufel.Gertrud (mit Leuchte). Gertr. Wer läutet so ungestüm? Wer will herein? Der Vater des Knaben. Wald. (zurückfahrend). Ha, er! Gertr. Wald. Oeffnen Sie, Gertrud! Gertr. Nein! Gut, so bleibe ich draußen liegen, bis mich morgen früh die Leute Wald. finden. — Es ist keine Poesie mehr im Volke. (steht unentschlossen, endlich öffnet sie rasch, Waldemar tritt wankend Gertr. ein, Geer. ihm die Leuchte entgegenhaltend). Gerechter Gott, wie sehen Sie aus! Wald. Wie Wilhelm, als er Leonoren heimführte. Auch ich habe einige Anwartschaft auf den Kirchhof. — Führen Sie mich zur Bank, Gertrud. Entsetzlich, Sie bluten! Gertr. Wald. Bah, ein ganz kleiner Stich, eine Wespe sticht herzhafter. Ruhig, Mädchen, schließen Sie die Thür. Kommen Sie näher, ich bin in der Stim¬ Gertr. (ihn haltend). Bleiben Sie still, das Sprechen greift Sie an. Ich hole Hilfe. Warte noch. — Nach meiner Wohnung ist weit, meine Leute dürfen Wald. mich so nicht sehn — ich muß den Scandal vermeiden. — Ich dachte an Sie, , (fällt um) mir noch nichts. Wasser her — hier will ich bleibenUnseliger Mann! — Vater, Vater zu Hilfe, er stirbt! Gertr. (Fortsetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0303" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278291"/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_1523" next="#ID_1524"> Würdiger Nachtwächter — ich komme von einem lustigen Schmause</p><lb/> <p xml:id="ID_1524" prev="#ID_1523"> — ich will mir einen Kranz kaufen. — Ich bitt' Euch, nehmt dies Geld und<lb/> geht zum Teufel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1525"> Sie sind nicht in der rechten Verfassung, lieber Herr.</p><lb/> <note type="speaker"> Wacht. </note><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_1526"> G<stage> (Wächter entfernt sich, Wald, läutet)</stage> ute Nacht — geh zum Teufel.</p><lb/> <stage> Gertrud (mit Leuchte).</stage><lb/> <note type="speaker"> Gertr. </note><lb/> <p xml:id="ID_1527"> Wer läutet so ungestüm? 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Wald.
Würdiger Nachtwächter — ich komme von einem lustigen Schmause
— ich will mir einen Kranz kaufen. — Ich bitt' Euch, nehmt dies Geld und
geht zum Teufel.
Sie sind nicht in der rechten Verfassung, lieber Herr.
Wacht.
Wald.
G (Wächter entfernt sich, Wald, läutet) ute Nacht — geh zum Teufel.
Gertrud (mit Leuchte).
Gertr.
Wer läutet so ungestüm? Wer will herein?
Der Vater des Knaben.
Wald.
(zurückfahrend). Ha, er!
Gertr.
Wald.
Oeffnen Sie, Gertrud!
Gertr.
Nein!
Gut, so bleibe ich draußen liegen, bis mich morgen früh die Leute
Wald.
finden. — Es ist keine Poesie mehr im Volke.
(steht unentschlossen, endlich öffnet sie rasch, Waldemar tritt wankend
Gertr.
ein, Geer. ihm die Leuchte entgegenhaltend). Gerechter Gott, wie sehen Sie aus!
Wald.
Wie Wilhelm, als er Leonoren heimführte. Auch ich habe einige
Anwartschaft auf den Kirchhof. — Führen Sie mich zur Bank, Gertrud.
Entsetzlich, Sie bluten!
Gertr.
Wald.
Bah, ein ganz kleiner Stich, eine Wespe sticht herzhafter. Ruhig,
Mädchen, schließen Sie die Thür. Kommen Sie näher, ich bin in der Stim¬
mung, leise zu sprechen. Ich wurde von Schurken überfallen — nein, es waren
keine ehrlichen Straßenräuber, es war ein guter Freund darunter — ich habe ihn
erkannt, obgleich er sich herausgeputzt hatte, wie eine Nachteule. — Ich rang mich
los, und ich glaube, ich wäre ihrer Meister geworden, da erhielt ich zum Ab¬
schied einen Stich in Arm und Seite. Es ist nichts Großes, der mich stach, war
gar zu feig.
Gertr.
(ihn haltend).
Bleiben Sie still, das Sprechen greift Sie an. Ich
hole Hilfe.
Warte noch. — Nach meiner Wohnung ist weit, meine Leute dürfen
Wald.
mich so nicht sehn — ich muß den Scandal vermeiden. — Ich dachte an Sie,
Gertrud, mir war als gehörte ich hierher — rufen Sie Ihren Vater, sonst Nie¬
mand. — Es schmerzt nicht, es kitzelt nnr, wie ein Blutegel. — Auch ist Profit
dabei, es erspart einen Aderlaß. — Mich dürstet — Wasser — bah! das thut
, (fällt um) mir noch nichts. Wasser her — hier will ich bleiben
Unseliger Mann! — Vater, Vater zu Hilfe, er stirbt!
Gertr.
(Fortsetzung folgt.)
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