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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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ZweiteScene. Garten. Im Hintergrund Gartenmauer mit einer offnen Thür, welche
auf die Straße führt. An der Thür eine Glocke. Links zur Seite der Eingang zum
Wohnhause, Frau Box, Gertrud kommen aus dem Hause.

Fr. Box.

Heut habe ich ihn wieder gesehen. Ein großer Mann mit einem

Schnurrbart, so lang, er schlich sich ans den Hans zu, der vor der Thür spielte.
Hier stand der Hans und spielte, und so schlich sich der fremde Mann zu ihm heran
und lockte den Hans, wie man eine Henne lockt: puet, puet, und hielt ihm eine
Brezel hin.

Was Sie sagen? Vielleicht gefiel ihm der Haus, und


Gertr.
(lachend).

es war nur Freundlichkeit.


Fr. Box.

I Gottbewahre! Freundlich sah er nicht aus, und er hatte auch

einen Mantel um, recht wie ein Ausländer. Es war ein Gauner, liebe Gertrud,
und Sie mögen den Hans in Acht nehmen, das habe ich gesagt, und ich kenne
die Welt.


Gertr.

Ich danke Ihnen, Frau Box, ich will den Haus hüten, so sehr

ich kann. Aber wer könnte auch Etwas von unserm Knaben wollen?


Fr. Box.

Ach! Die Welt ist "rg, und es geschehen ungeheure Verbrechen

gegen die unschuldigen Kinder. Nun, gute Nacht, es ist Feierabend, die Arbei¬
ter gehn nach Hause. Gottes Segen über Jeden, der eine Heimath hat und ein
Obdach zur Nacht! Und wem's daran fehlt, dem möge der Herr Beides bescheren.
Gute Nacht.


Gertr.

Gute Nacht, Fran Box, vergessen Sie Ihre Nachbarin nicht.

(Frau Box ab, Gertrud bleibt an der offnen Thür stehen)

Rosa (geht vorbei).
(an der Thür stehen bleibend).

Rosa

Guten Abend, Gertrud!

Willkommen, Röschen, wo kommst Du her?


Gertr.
Rosa.

Habe Milch geholt zum Abend. -- Morgen ist Nesourcentanz im

Löwen, kommst Du hin?


Gertr.

Nein, lieber Schatz, Du weißt, ich tanze nicht, aber meine kleine

Rosa wird dort sein.


Nos"
(froh).

Ja, Gertrud, der Wilhelm Schwarz kommt auch hin.


Gertr'

Ah so, der Wilhelm! -- Höre, Rothbäckchen, dann wirst Du Dich

wohl aufs Beste putzen, wenn Du Blumen brauchst, weißt Du, wo welche zu
haben sind. -- Aber jetzt sage guten Abend, sonst schilt Deine Mutter. -- (Rosa ab.)

(geht vorüber).

Arbeiter B o se

Guten Abend, Bose. Wie geht's Euch, lieber Mann?


Bose (
herantretend).

Na, so so, Mamsell Gertrud. Seit meine Selige

todt ist, will's nicht recht gehen. Man plagt sich den ganzen Tag, wie ein Last¬
thier, und wenn man Abends nach Hause kommt, ist die Stube finster und der
Heerd kalt, und die Kinder verwildern bei dem Leben.


ZweiteScene. Garten. Im Hintergrund Gartenmauer mit einer offnen Thür, welche
auf die Straße führt. An der Thür eine Glocke. Links zur Seite der Eingang zum
Wohnhause, Frau Box, Gertrud kommen aus dem Hause.

Fr. Box.

Heut habe ich ihn wieder gesehen. Ein großer Mann mit einem

Schnurrbart, so lang, er schlich sich ans den Hans zu, der vor der Thür spielte.
Hier stand der Hans und spielte, und so schlich sich der fremde Mann zu ihm heran
und lockte den Hans, wie man eine Henne lockt: puet, puet, und hielt ihm eine
Brezel hin.

Was Sie sagen? Vielleicht gefiel ihm der Haus, und


Gertr.
(lachend).

es war nur Freundlichkeit.


Fr. Box.

I Gottbewahre! Freundlich sah er nicht aus, und er hatte auch

einen Mantel um, recht wie ein Ausländer. Es war ein Gauner, liebe Gertrud,
und Sie mögen den Hans in Acht nehmen, das habe ich gesagt, und ich kenne
die Welt.


Gertr.

Ich danke Ihnen, Frau Box, ich will den Haus hüten, so sehr

ich kann. Aber wer könnte auch Etwas von unserm Knaben wollen?


Fr. Box.

Ach! Die Welt ist «rg, und es geschehen ungeheure Verbrechen

gegen die unschuldigen Kinder. Nun, gute Nacht, es ist Feierabend, die Arbei¬
ter gehn nach Hause. Gottes Segen über Jeden, der eine Heimath hat und ein
Obdach zur Nacht! Und wem's daran fehlt, dem möge der Herr Beides bescheren.
Gute Nacht.


Gertr.

Gute Nacht, Fran Box, vergessen Sie Ihre Nachbarin nicht.

(Frau Box ab, Gertrud bleibt an der offnen Thür stehen)

Rosa (geht vorbei).
(an der Thür stehen bleibend).

Rosa

Guten Abend, Gertrud!

Willkommen, Röschen, wo kommst Du her?


Gertr.
Rosa.

Habe Milch geholt zum Abend. — Morgen ist Nesourcentanz im

Löwen, kommst Du hin?


Gertr.

Nein, lieber Schatz, Du weißt, ich tanze nicht, aber meine kleine

Rosa wird dort sein.


Nos«
(froh).

Ja, Gertrud, der Wilhelm Schwarz kommt auch hin.


Gertr'

Ah so, der Wilhelm! — Höre, Rothbäckchen, dann wirst Du Dich

wohl aufs Beste putzen, wenn Du Blumen brauchst, weißt Du, wo welche zu
haben sind. — Aber jetzt sage guten Abend, sonst schilt Deine Mutter. — (Rosa ab.)

(geht vorüber).

Arbeiter B o se

Guten Abend, Bose. Wie geht's Euch, lieber Mann?


Bose (
herantretend).

Na, so so, Mamsell Gertrud. Seit meine Selige

todt ist, will's nicht recht gehen. Man plagt sich den ganzen Tag, wie ein Last¬
thier, und wenn man Abends nach Hause kommt, ist die Stube finster und der
Heerd kalt, und die Kinder verwildern bei dem Leben.


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[0295] ZweiteScene. Garten. Im Hintergrund Gartenmauer mit einer offnen Thür, welche auf die Straße führt. An der Thür eine Glocke. Links zur Seite der Eingang zum Wohnhause, Frau Box, Gertrud kommen aus dem Hause. Fr. Box. Heut habe ich ihn wieder gesehen. Ein großer Mann mit einem Schnurrbart, so lang, er schlich sich ans den Hans zu, der vor der Thür spielte. Hier stand der Hans und spielte, und so schlich sich der fremde Mann zu ihm heran und lockte den Hans, wie man eine Henne lockt: puet, puet, und hielt ihm eine Brezel hin. Was Sie sagen? Vielleicht gefiel ihm der Haus, und Gertr. (lachend). es war nur Freundlichkeit. Fr. Box. I Gottbewahre! Freundlich sah er nicht aus, und er hatte auch einen Mantel um, recht wie ein Ausländer. Es war ein Gauner, liebe Gertrud, und Sie mögen den Hans in Acht nehmen, das habe ich gesagt, und ich kenne die Welt. Gertr. Ich danke Ihnen, Frau Box, ich will den Haus hüten, so sehr ich kann. Aber wer könnte auch Etwas von unserm Knaben wollen? Fr. Box. Ach! Die Welt ist «rg, und es geschehen ungeheure Verbrechen gegen die unschuldigen Kinder. Nun, gute Nacht, es ist Feierabend, die Arbei¬ ter gehn nach Hause. Gottes Segen über Jeden, der eine Heimath hat und ein Obdach zur Nacht! Und wem's daran fehlt, dem möge der Herr Beides bescheren. Gute Nacht. Gertr. Gute Nacht, Fran Box, vergessen Sie Ihre Nachbarin nicht. (Frau Box ab, Gertrud bleibt an der offnen Thür stehen) Rosa (geht vorbei). (an der Thür stehen bleibend). Rosa Guten Abend, Gertrud! Willkommen, Röschen, wo kommst Du her? Gertr. Rosa. Habe Milch geholt zum Abend. — Morgen ist Nesourcentanz im Löwen, kommst Du hin? Gertr. Nein, lieber Schatz, Du weißt, ich tanze nicht, aber meine kleine Rosa wird dort sein. Nos« (froh). Ja, Gertrud, der Wilhelm Schwarz kommt auch hin. Gertr' Ah so, der Wilhelm! — Höre, Rothbäckchen, dann wirst Du Dich wohl aufs Beste putzen, wenn Du Blumen brauchst, weißt Du, wo welche zu haben sind. — Aber jetzt sage guten Abend, sonst schilt Deine Mutter. — (Rosa ab.) (geht vorüber). Arbeiter B o se Guten Abend, Bose. Wie geht's Euch, lieber Mann? Bose ( herantretend). Na, so so, Mamsell Gertrud. Seit meine Selige todt ist, will's nicht recht gehen. Man plagt sich den ganzen Tag, wie ein Last¬ thier, und wenn man Abends nach Hause kommt, ist die Stube finster und der Heerd kalt, und die Kinder verwildern bei dem Leben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/295>, abgerufen am 23.12.2024.