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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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zu erinnern, wo mein seliger Bruder die Thorheit beging, Ihnen Georgine Pe-
trowna, seine Hand zu reichen. Damals war ich Ihr Freund, Ihr liebes Schwä¬
gerchen Fedor Jwanowitsch, und Sie wissen, daß ich es war > der meinem armen,
alten Bruder den Gedanken an eine Vermählung mit Ihnen eingab.


Georg,

Dafür bezahlte ich Ihre Schulden.

(über das Buch).

Dafür ließen Sie sich in seinem Testament zur Universalerbin machen,


Ad.

und mir fiel ein kärgliches Legat zu. Ich aber habe den Willen, das zu ändern. ---
Sie haben den Leichtsinn begangen, die Documente und Papiere, durch welche
Sie Ihre Ansprüche bei unserm Hofe begründen wollen, in meine Hände gelangen
zu lassen.

(verächtlich).

Das, ist unwahr, Sie haben mir die Papiere genommen.


Georg,
Ad.

Gleichviel! Ich habe sie jetzt, und es kommt auf mich an, wie ich die¬

selben gebrauchen werde. Und außerdem, bedenken Sie, was können Sie als
Fremde, ohne Schutz, ohne Verbindungen gegen mich durchsetzen, wenn ich als
Ihr Feind auftrete? Deshalb schlage ich Ihnen eine Vereinigung vor. Entschließen
Sie sich, mich zu heirathen -- ich werde Sie alsdann nicht mehr durch meine
Gegenwart belästigen, Sie leben in Paris, ich auf unsern Gütern, und Sie sollen
jede Sicherheit für ein standesgemäßes Auskommen erhalten. ^- Sie schweigen,
Sie würdigen mich keiner Antwort? (laut) Georgine Petrowna, Sie sind in meiner
Hand, und Sie sollen das einsehen.


Georg,
(klingelt, zu dem eintretenden Bedienten.)

Ein Glas Wasser für den

Herren Fürsten.


Ad.
(wüthend).

Nimm das, Du Hundesohn, für Dein Glas Wasser, (schlägt

nach ihm)


Georg.

Der Aerger wird Ihnen schaden, lieber Vetter Fedor Jwanowitsch.


U d.

Weib, reize mich nicht! Wohl weiß ich, auf wen Du vertraust, auf

Deine geschnürte Puppe, den übermüthigen Grafen. Hüte Dich, Frau Fürstin,
ohne mich fällst Du und Deine Fürstcuschaft zusammen in ein Nichts. -- In drei
Tagen frage ich wieder nach, vielleicht kommt Dir bis dahin die Einsicht; wo
nicht, so sollst Dn, Georgine Petrowna, vergehen, wie dürres Holz im Ofen, (ab.)

G

(aufspringend)
ehen Sie mit Gott, mein lieber Vetter! -- Ge¬


Georg.

meiner Bösewicht, ich trotze Dir! O fort, fort, ans dieser Rohheit und Heuchelei,
zu ihm, zu ihm in seine freie Luft. -- Waldemar, Du wilder Falk, Dich muß
ich zähmen, damit Dein Flügelschlag mir die Ratte verjagt. -- Aber er ist un¬
zugänglich, wie ein Vogel in der Luft. -- Vergebens, ihn durch Leidenschaft
zu fesseln, er ist gewöhnt zu genießen und zu verrathen. -- Ich muß ein Mittel
finden, ihn unauflöslich an mich zu ketten. Er muß mich achten, er muß heimisch
werden bei mir, und wenn er die Geliebte nicht sucht, muß er eine Freundin,
eine Häuslichkeit finden. -- Dazu brauche ich den Knaben. -- O, wie ich ihn
hasse, diese unselige Frucht seines Uebermuths! -- Gleichviel! Es muß gewagt


zu erinnern, wo mein seliger Bruder die Thorheit beging, Ihnen Georgine Pe-
trowna, seine Hand zu reichen. Damals war ich Ihr Freund, Ihr liebes Schwä¬
gerchen Fedor Jwanowitsch, und Sie wissen, daß ich es war > der meinem armen,
alten Bruder den Gedanken an eine Vermählung mit Ihnen eingab.


Georg,

Dafür bezahlte ich Ihre Schulden.

(über das Buch).

Dafür ließen Sie sich in seinem Testament zur Universalerbin machen,


Ad.

und mir fiel ein kärgliches Legat zu. Ich aber habe den Willen, das zu ändern. —-
Sie haben den Leichtsinn begangen, die Documente und Papiere, durch welche
Sie Ihre Ansprüche bei unserm Hofe begründen wollen, in meine Hände gelangen
zu lassen.

(verächtlich).

Das, ist unwahr, Sie haben mir die Papiere genommen.


Georg,
Ad.

Gleichviel! Ich habe sie jetzt, und es kommt auf mich an, wie ich die¬

selben gebrauchen werde. Und außerdem, bedenken Sie, was können Sie als
Fremde, ohne Schutz, ohne Verbindungen gegen mich durchsetzen, wenn ich als
Ihr Feind auftrete? Deshalb schlage ich Ihnen eine Vereinigung vor. Entschließen
Sie sich, mich zu heirathen — ich werde Sie alsdann nicht mehr durch meine
Gegenwart belästigen, Sie leben in Paris, ich auf unsern Gütern, und Sie sollen
jede Sicherheit für ein standesgemäßes Auskommen erhalten. ^- Sie schweigen,
Sie würdigen mich keiner Antwort? (laut) Georgine Petrowna, Sie sind in meiner
Hand, und Sie sollen das einsehen.


Georg,
(klingelt, zu dem eintretenden Bedienten.)

Ein Glas Wasser für den

Herren Fürsten.


Ad.
(wüthend).

Nimm das, Du Hundesohn, für Dein Glas Wasser, (schlägt

nach ihm)


Georg.

Der Aerger wird Ihnen schaden, lieber Vetter Fedor Jwanowitsch.


U d.

Weib, reize mich nicht! Wohl weiß ich, auf wen Du vertraust, auf

Deine geschnürte Puppe, den übermüthigen Grafen. Hüte Dich, Frau Fürstin,
ohne mich fällst Du und Deine Fürstcuschaft zusammen in ein Nichts. — In drei
Tagen frage ich wieder nach, vielleicht kommt Dir bis dahin die Einsicht; wo
nicht, so sollst Dn, Georgine Petrowna, vergehen, wie dürres Holz im Ofen, (ab.)

G

(aufspringend)
ehen Sie mit Gott, mein lieber Vetter! — Ge¬


Georg.

meiner Bösewicht, ich trotze Dir! O fort, fort, ans dieser Rohheit und Heuchelei,
zu ihm, zu ihm in seine freie Luft. — Waldemar, Du wilder Falk, Dich muß
ich zähmen, damit Dein Flügelschlag mir die Ratte verjagt. — Aber er ist un¬
zugänglich, wie ein Vogel in der Luft. — Vergebens, ihn durch Leidenschaft
zu fesseln, er ist gewöhnt zu genießen und zu verrathen. — Ich muß ein Mittel
finden, ihn unauflöslich an mich zu ketten. Er muß mich achten, er muß heimisch
werden bei mir, und wenn er die Geliebte nicht sucht, muß er eine Freundin,
eine Häuslichkeit finden. — Dazu brauche ich den Knaben. — O, wie ich ihn
hasse, diese unselige Frucht seines Uebermuths! — Gleichviel! Es muß gewagt


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[0290] zu erinnern, wo mein seliger Bruder die Thorheit beging, Ihnen Georgine Pe- trowna, seine Hand zu reichen. Damals war ich Ihr Freund, Ihr liebes Schwä¬ gerchen Fedor Jwanowitsch, und Sie wissen, daß ich es war > der meinem armen, alten Bruder den Gedanken an eine Vermählung mit Ihnen eingab. Georg, Dafür bezahlte ich Ihre Schulden. (über das Buch). Dafür ließen Sie sich in seinem Testament zur Universalerbin machen, Ad. und mir fiel ein kärgliches Legat zu. Ich aber habe den Willen, das zu ändern. —- Sie haben den Leichtsinn begangen, die Documente und Papiere, durch welche Sie Ihre Ansprüche bei unserm Hofe begründen wollen, in meine Hände gelangen zu lassen. (verächtlich). Das, ist unwahr, Sie haben mir die Papiere genommen. Georg, Ad. Gleichviel! Ich habe sie jetzt, und es kommt auf mich an, wie ich die¬ selben gebrauchen werde. Und außerdem, bedenken Sie, was können Sie als Fremde, ohne Schutz, ohne Verbindungen gegen mich durchsetzen, wenn ich als Ihr Feind auftrete? Deshalb schlage ich Ihnen eine Vereinigung vor. Entschließen Sie sich, mich zu heirathen — ich werde Sie alsdann nicht mehr durch meine Gegenwart belästigen, Sie leben in Paris, ich auf unsern Gütern, und Sie sollen jede Sicherheit für ein standesgemäßes Auskommen erhalten. ^- Sie schweigen, Sie würdigen mich keiner Antwort? (laut) Georgine Petrowna, Sie sind in meiner Hand, und Sie sollen das einsehen. Georg, (klingelt, zu dem eintretenden Bedienten.) Ein Glas Wasser für den Herren Fürsten. Ad. (wüthend). Nimm das, Du Hundesohn, für Dein Glas Wasser, (schlägt nach ihm) Georg. Der Aerger wird Ihnen schaden, lieber Vetter Fedor Jwanowitsch. U d. Weib, reize mich nicht! Wohl weiß ich, auf wen Du vertraust, auf Deine geschnürte Puppe, den übermüthigen Grafen. Hüte Dich, Frau Fürstin, ohne mich fällst Du und Deine Fürstcuschaft zusammen in ein Nichts. — In drei Tagen frage ich wieder nach, vielleicht kommt Dir bis dahin die Einsicht; wo nicht, so sollst Dn, Georgine Petrowna, vergehen, wie dürres Holz im Ofen, (ab.) G (aufspringend) ehen Sie mit Gott, mein lieber Vetter! — Ge¬ Georg. meiner Bösewicht, ich trotze Dir! O fort, fort, ans dieser Rohheit und Heuchelei, zu ihm, zu ihm in seine freie Luft. — Waldemar, Du wilder Falk, Dich muß ich zähmen, damit Dein Flügelschlag mir die Ratte verjagt. — Aber er ist un¬ zugänglich, wie ein Vogel in der Luft. — Vergebens, ihn durch Leidenschaft zu fesseln, er ist gewöhnt zu genießen und zu verrathen. — Ich muß ein Mittel finden, ihn unauflöslich an mich zu ketten. Er muß mich achten, er muß heimisch werden bei mir, und wenn er die Geliebte nicht sucht, muß er eine Freundin, eine Häuslichkeit finden. — Dazu brauche ich den Knaben. — O, wie ich ihn hasse, diese unselige Frucht seines Uebermuths! — Gleichviel! Es muß gewagt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/290>, abgerufen am 22.12.2024.