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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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zu haben, an dem man ihre Schwankungen messen könne, ist seit den letzten Jahr¬
hunderten immer zwingender geworden. Das Silber ist gegenwärtig mehr als
jemals ein unveränderlicher Werth. Anders steht daS Gold. Wie alle übrigen
Gegenstände des Handels ist es dem Silber gegenüber eine Waare, welche im
Werthe steigt, wenn sie selten vorhanden und viel begehrt ist, im Werthe fällt,
wenn sie häufiger ausgeboten als gesucht wird. Zwar haben die Staaten dadurch,
daß sie auch Goldmünzen prägten, deren Werth durch ihre Wiederannahme b.el
den Ctaatscassen garantirt wurde, dieses Schwanken des Goldes bedeutend ver¬
ringert; ganz aufgehoben konnte es nicht werden, wie die Courszettel unserer
Börsen ausweisen.

Wenn also die Masse amerikanischen Goldes den Goldwerth Herabdrücken
wird, so bedeutet dies nichts Anders, als daß sein Verhältniß zum Silber ein
anders werden wird. Seit länger als hundert Jahren gilt die Mark Silber, ein
preußisches halbes Pfund, 14 Thaler, 20 Gulden C.-M.; 24 und später 24z
Gulden rhein. Das gleiche Gewicht Gold gilt bekanntlich ungefähr 15^ mal so
viel. Dies Verhältniß mag sich ändern, so weit, daß das Gold vielleicht nur
10 mal, vielleicht nur 5 mal so viel Werth behält, als das Silber, obgleich
schon das letztere sehr unwahrscheinlich ist. Und die Regierungen sowohl, welche
Goldstücke geprägt haben, deren Werth sie garantirten, als die Privatbesitzer von
Goldstücken, mögen dadurch Verluste erleiden, sür das deutsche Volksleben an sich
ist dies ohne große Bedeutung, da Gold bei uns verhältnißmäßig selten im Ver¬
kehr benutzt wird.

Die Furcht aber, als wenn der Verminderung des Goldwerthes bei uns eine
Verminderung des Silberwerthes folgen werde, ist eine unnütze. Weder wird die
Masse des Silbers zunehmen, noch werden unsere Landgüter und Producte be¬
deutend im Werthe steigen; wir bekommen ja keine Goldmassen umsonst aus der
Fremde, sondern uur gegen Waaren, welche wir dorthin verkaufen, den Werth
unserer Waaren aber messen und bestimmen wir nach dem Werth des Silbers.
Und wenn es wahr ist, daß der Geldüberfluß in Amerika einen größern Verbrauch
unsrer Fabrikate dorthin zur Folge haben wird, so wird dadurch unser industrielles
Leben befördert werden, die Capitalien werden ihm zufließen, es wird mehr Men-
schenkraft in Anspruch nehmen und der Werth der Papiere sowohl als der Land¬
güter wird bei uns nach einer kurzeu Zeit des Schwankens durch die Segnungen
größern Wohlstandes einer größern Kraftentwicklung unsrer Nation auch höheren
Werth und Festigkeit erhalten, aber langsam und auf gesunde Weise. Jedenfalls
werden wir uns das Gold von Kalifornien durch emsige Arbeit verdienen
müssen. Schon in diesem Umstände liegt ein recht gesundes Hinderniß gewalt¬
samer Forderungen unserer Verkehrsverhältnisse.

Darum irren die Amerikaner auch, wenn sie so calculiren: Die schnelle und
ungeheure Vermehrung des Goldes vermehrt die Geldmasse der Erde überhaupt


zu haben, an dem man ihre Schwankungen messen könne, ist seit den letzten Jahr¬
hunderten immer zwingender geworden. Das Silber ist gegenwärtig mehr als
jemals ein unveränderlicher Werth. Anders steht daS Gold. Wie alle übrigen
Gegenstände des Handels ist es dem Silber gegenüber eine Waare, welche im
Werthe steigt, wenn sie selten vorhanden und viel begehrt ist, im Werthe fällt,
wenn sie häufiger ausgeboten als gesucht wird. Zwar haben die Staaten dadurch,
daß sie auch Goldmünzen prägten, deren Werth durch ihre Wiederannahme b.el
den Ctaatscassen garantirt wurde, dieses Schwanken des Goldes bedeutend ver¬
ringert; ganz aufgehoben konnte es nicht werden, wie die Courszettel unserer
Börsen ausweisen.

Wenn also die Masse amerikanischen Goldes den Goldwerth Herabdrücken
wird, so bedeutet dies nichts Anders, als daß sein Verhältniß zum Silber ein
anders werden wird. Seit länger als hundert Jahren gilt die Mark Silber, ein
preußisches halbes Pfund, 14 Thaler, 20 Gulden C.-M.; 24 und später 24z
Gulden rhein. Das gleiche Gewicht Gold gilt bekanntlich ungefähr 15^ mal so
viel. Dies Verhältniß mag sich ändern, so weit, daß das Gold vielleicht nur
10 mal, vielleicht nur 5 mal so viel Werth behält, als das Silber, obgleich
schon das letztere sehr unwahrscheinlich ist. Und die Regierungen sowohl, welche
Goldstücke geprägt haben, deren Werth sie garantirten, als die Privatbesitzer von
Goldstücken, mögen dadurch Verluste erleiden, sür das deutsche Volksleben an sich
ist dies ohne große Bedeutung, da Gold bei uns verhältnißmäßig selten im Ver¬
kehr benutzt wird.

Die Furcht aber, als wenn der Verminderung des Goldwerthes bei uns eine
Verminderung des Silberwerthes folgen werde, ist eine unnütze. Weder wird die
Masse des Silbers zunehmen, noch werden unsere Landgüter und Producte be¬
deutend im Werthe steigen; wir bekommen ja keine Goldmassen umsonst aus der
Fremde, sondern uur gegen Waaren, welche wir dorthin verkaufen, den Werth
unserer Waaren aber messen und bestimmen wir nach dem Werth des Silbers.
Und wenn es wahr ist, daß der Geldüberfluß in Amerika einen größern Verbrauch
unsrer Fabrikate dorthin zur Folge haben wird, so wird dadurch unser industrielles
Leben befördert werden, die Capitalien werden ihm zufließen, es wird mehr Men-
schenkraft in Anspruch nehmen und der Werth der Papiere sowohl als der Land¬
güter wird bei uns nach einer kurzeu Zeit des Schwankens durch die Segnungen
größern Wohlstandes einer größern Kraftentwicklung unsrer Nation auch höheren
Werth und Festigkeit erhalten, aber langsam und auf gesunde Weise. Jedenfalls
werden wir uns das Gold von Kalifornien durch emsige Arbeit verdienen
müssen. Schon in diesem Umstände liegt ein recht gesundes Hinderniß gewalt¬
samer Forderungen unserer Verkehrsverhältnisse.

Darum irren die Amerikaner auch, wenn sie so calculiren: Die schnelle und
ungeheure Vermehrung des Goldes vermehrt die Geldmasse der Erde überhaupt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/180>, abgerufen am 23.12.2024.