Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.wird ausgesagt, er sei ein Mann ersten Ranges; wir haben nichts dagegen, denn Die Revolutionskiiche in Wien. (Von einem Wiener.) II. Die Reichstagsdevutirten beim "ullis <Z"Ici." Die Reichsversammlung war in Wien zusammengetreten. Die Parteien hatten Wer damals zum "Igel" kam, konnte dort so ziemlich alle bedeutenden Män¬ wird ausgesagt, er sei ein Mann ersten Ranges; wir haben nichts dagegen, denn Die Revolutionskiiche in Wien. (Von einem Wiener.) II. Die Reichstagsdevutirten beim „ullis <Z»Ici." Die Reichsversammlung war in Wien zusammengetreten. Die Parteien hatten Wer damals zum „Igel" kam, konnte dort so ziemlich alle bedeutenden Män¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278094"/> <p xml:id="ID_337" prev="#ID_336"> wird ausgesagt, er sei ein Mann ersten Ranges; wir haben nichts dagegen, denn<lb/> wir müssen den Leuten, die es sagen, ein besseres Urtheil über ihn zutrauen, als<lb/> uns selber, weil sie vielmehr Gelegenheit haben, mit ihm umzugehen, als uns<lb/> geboten wird; aber wir haben keine Freude daran. Wir sind froh, daß er nachher<lb/> gut versorgt wird, aber wir finden keine sittliche Befriedigung. Er hat Sidonier<lb/> entsagt, weil — sie ihn aufgab, er kehrt zu Agnes zurück, weil eben keine an¬<lb/> dere bei der Hand war. Um so besser für das gute Kind.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Revolutionskiiche in Wien.<lb/><note type="byline"> (Von einem Wiener.)</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> II.<lb/> Die Reichstagsdevutirten beim „ullis <Z»Ici."</head><lb/> <p xml:id="ID_338"> Die Reichsversammlung war in Wien zusammengetreten. Die Parteien hatten<lb/> sich vorerst nach Nationalitäten gesondert und in dieser Sonderstellung waren die¬<lb/> selben, wie bekannt, zum größten Unglück und Ruin der Aufgabe, welche dem con-<lb/> stituirenden Reichstage für Oestreich beschicken war, bis auf die neueste Zeit ver¬<lb/> blieben. Es war natürlich, daß sich diese Parteien auch verschiedene Localitäten<lb/> zu ihren Zusammenkünften wählten. Die deutschen Abgeordneten der Linken (größ-<lb/> tentheils Böhmen) speisten und clubbirteu im „Matschakerhofe" in der Spiegelgasse.<lb/> Die Polen und Czechen hatten zwar ihre besonderen Clubsäle, beide Parteien ka¬<lb/> men aber nach den Sitzungen zum rothen Igel, um dort in zwei verschiedenen<lb/> Zimmern bei Braten und Wein ihre Opcrativnspläne en i'iunillv zu besprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_339" next="#ID_340"> Wer damals zum „Igel" kam, konnte dort so ziemlich alle bedeutenden Män¬<lb/> ner der verschiedenen Parteien kennen lernen. Selbst das Ministerium Doblhoff<lb/> hatte dort seine Repräsentanten. Herr Hornbostl, ein junger schmächtiger Mann<lb/> mit einer kühnen Adlernase, langem braunem Scheitelhaar und röthlichem Bart,<lb/> vor seinem Eintritt in das Ministerium Präsident des Gemeindeausschusses, deli-<lb/> berirte während der zweitägigen Krise, in welcher Doblhoff sein Ministerium zu<lb/> Staude zu bringen suchte, sehr viel mit seinen Freunden im „rothen Igel", ob<lb/> er das ihm angebotene Portefeuille annehmen solle oder nicht. Die Gesinnungs¬<lb/> tüchtigkeit und Bescheidenheit dieses Wiener Bürgers drückte sich am besten in der<lb/> Autwort aus, welche er damals einem jungen Freunde gab, als ihn dieser fragte,<lb/> „warum er nicht sür eine Deputirtenstelle im Reichstage kandidirt habe, da ihm<lb/> dies doch in seinem Wahlbezirke und überhaupt in der Hauptstadt so leicht gewe¬<lb/> sen wäre." „Offen gestanden," sagte Hornbostl, „ich habe mir nicht die nöthi-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
wird ausgesagt, er sei ein Mann ersten Ranges; wir haben nichts dagegen, denn
wir müssen den Leuten, die es sagen, ein besseres Urtheil über ihn zutrauen, als
uns selber, weil sie vielmehr Gelegenheit haben, mit ihm umzugehen, als uns
geboten wird; aber wir haben keine Freude daran. Wir sind froh, daß er nachher
gut versorgt wird, aber wir finden keine sittliche Befriedigung. Er hat Sidonier
entsagt, weil — sie ihn aufgab, er kehrt zu Agnes zurück, weil eben keine an¬
dere bei der Hand war. Um so besser für das gute Kind.
Die Revolutionskiiche in Wien.
(Von einem Wiener.)
II.
Die Reichstagsdevutirten beim „ullis <Z»Ici."
Die Reichsversammlung war in Wien zusammengetreten. Die Parteien hatten
sich vorerst nach Nationalitäten gesondert und in dieser Sonderstellung waren die¬
selben, wie bekannt, zum größten Unglück und Ruin der Aufgabe, welche dem con-
stituirenden Reichstage für Oestreich beschicken war, bis auf die neueste Zeit ver¬
blieben. Es war natürlich, daß sich diese Parteien auch verschiedene Localitäten
zu ihren Zusammenkünften wählten. Die deutschen Abgeordneten der Linken (größ-
tentheils Böhmen) speisten und clubbirteu im „Matschakerhofe" in der Spiegelgasse.
Die Polen und Czechen hatten zwar ihre besonderen Clubsäle, beide Parteien ka¬
men aber nach den Sitzungen zum rothen Igel, um dort in zwei verschiedenen
Zimmern bei Braten und Wein ihre Opcrativnspläne en i'iunillv zu besprechen.
Wer damals zum „Igel" kam, konnte dort so ziemlich alle bedeutenden Män¬
ner der verschiedenen Parteien kennen lernen. Selbst das Ministerium Doblhoff
hatte dort seine Repräsentanten. Herr Hornbostl, ein junger schmächtiger Mann
mit einer kühnen Adlernase, langem braunem Scheitelhaar und röthlichem Bart,
vor seinem Eintritt in das Ministerium Präsident des Gemeindeausschusses, deli-
berirte während der zweitägigen Krise, in welcher Doblhoff sein Ministerium zu
Staude zu bringen suchte, sehr viel mit seinen Freunden im „rothen Igel", ob
er das ihm angebotene Portefeuille annehmen solle oder nicht. Die Gesinnungs¬
tüchtigkeit und Bescheidenheit dieses Wiener Bürgers drückte sich am besten in der
Autwort aus, welche er damals einem jungen Freunde gab, als ihn dieser fragte,
„warum er nicht sür eine Deputirtenstelle im Reichstage kandidirt habe, da ihm
dies doch in seinem Wahlbezirke und überhaupt in der Hauptstadt so leicht gewe¬
sen wäre." „Offen gestanden," sagte Hornbostl, „ich habe mir nicht die nöthi-
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