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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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gab, wiewohl keiner auf den Gang der Ereignisse irgend einen besondern Einfluß übte,
sind davongekommen, und die ehrlichen Narren haben die Zeche bezahlen müssen. --
Blum, so wenig ich auch seine Handlungsweise vertheidigen will, ist wenigstens wie ein
Mann gestorben, der für seine Ueberzeugung gelebt hat. Was die Revolution Haupt,
sächlich möglich machte, war das noch aus der alten Zeit vererbte Gefühl in der
Masse, daß es unanständig sei, zur conservativen Partei zu gehören und Opposition
gegen avancirte Principien zu machen. Windischgrätz hat das Seinige gethan, um diese
Begriffsverwirrung fortbestehen zu lassen, und -die Consolidirung einer anständigen conser-
vativen Partei, für die sich jetzt die günstigste Gelegenheit geboten hatte, auf lange
Zeit unmöglich zu machen. -- Es mag sein, daß Windischgrätz in seiner Art ein ehr¬
licher Mann ist und nach seiner besten Ueberzeugung zu handeln suchte; dann paßt er
aber jedenfalls zu seiner Zeit und seiner Stellung so wenig, wie der Styl seiner
Proclamationen und der! seiner Generäle in eine deutsche Anthologie. (Apropos von
Proclamationen; der eine von den arvalischen Caziken, die gegenwärtig hier das Heft
in Händen haben, gestattete einige T.ige nach der Besetzung Wiens "unbedenklichen
Frauenzimmern" freie Passage aus der Stadt nach den Vorstädten; eine andere Pro-
clamation verhieß jedem Soldaten eine Belohnung, der eiuen Verräther oder Auf¬
wiegler ..zu Stande bringe" u. s. w. u. s. w.; man könnte über diese östreichische
Sprache Bände schreiben;) außerdem darf man nicht vergessen, daß die Hinrichtung
Blum's, was auch ihre Folgen sein mögen, offenbar ein Hohn gegen Deutschland
war, das die östreichische Aristokratie ungefähr mit eben denselben Augen ansieht, wie
die deutsche Aristokratie Frankreich zur Zeit der ersten Revolution^




Oestreich, Preußen und die Revolution.



Vom Rei es.

Die Tragödie unserer Revolution macht ihre Katastrophe. In dem engen
Umfang weniger Tage drängt sich zum zweitenmal die Entscheidung der Geschicke
Deutschlands zusammen. In derselben Zeit, wo der Papst, von welchem die
neue Phase der europäischen Freiheit ausging, von seinem empörten Volke flie¬
hen, muß; wo nicht die alte legitime Monarchie, sondern eine junge, uus der
wildesten Revolution hervorgegangene Republik sein Asyl wird; wo der kriegerische
Geist der Franzosen nach einem Namen sucht, um das dreifarbige Banner von
Neuem gegen das alte Europa zu führen; wo eine burleske Theaterfigur, weil er


gab, wiewohl keiner auf den Gang der Ereignisse irgend einen besondern Einfluß übte,
sind davongekommen, und die ehrlichen Narren haben die Zeche bezahlen müssen. —
Blum, so wenig ich auch seine Handlungsweise vertheidigen will, ist wenigstens wie ein
Mann gestorben, der für seine Ueberzeugung gelebt hat. Was die Revolution Haupt,
sächlich möglich machte, war das noch aus der alten Zeit vererbte Gefühl in der
Masse, daß es unanständig sei, zur conservativen Partei zu gehören und Opposition
gegen avancirte Principien zu machen. Windischgrätz hat das Seinige gethan, um diese
Begriffsverwirrung fortbestehen zu lassen, und -die Consolidirung einer anständigen conser-
vativen Partei, für die sich jetzt die günstigste Gelegenheit geboten hatte, auf lange
Zeit unmöglich zu machen. — Es mag sein, daß Windischgrätz in seiner Art ein ehr¬
licher Mann ist und nach seiner besten Ueberzeugung zu handeln suchte; dann paßt er
aber jedenfalls zu seiner Zeit und seiner Stellung so wenig, wie der Styl seiner
Proclamationen und der! seiner Generäle in eine deutsche Anthologie. (Apropos von
Proclamationen; der eine von den arvalischen Caziken, die gegenwärtig hier das Heft
in Händen haben, gestattete einige T.ige nach der Besetzung Wiens „unbedenklichen
Frauenzimmern" freie Passage aus der Stadt nach den Vorstädten; eine andere Pro-
clamation verhieß jedem Soldaten eine Belohnung, der eiuen Verräther oder Auf¬
wiegler ..zu Stande bringe" u. s. w. u. s. w.; man könnte über diese östreichische
Sprache Bände schreiben;) außerdem darf man nicht vergessen, daß die Hinrichtung
Blum's, was auch ihre Folgen sein mögen, offenbar ein Hohn gegen Deutschland
war, das die östreichische Aristokratie ungefähr mit eben denselben Augen ansieht, wie
die deutsche Aristokratie Frankreich zur Zeit der ersten Revolution^




Oestreich, Preußen und die Revolution.



Vom Rei es.

Die Tragödie unserer Revolution macht ihre Katastrophe. In dem engen
Umfang weniger Tage drängt sich zum zweitenmal die Entscheidung der Geschicke
Deutschlands zusammen. In derselben Zeit, wo der Papst, von welchem die
neue Phase der europäischen Freiheit ausging, von seinem empörten Volke flie¬
hen, muß; wo nicht die alte legitime Monarchie, sondern eine junge, uus der
wildesten Revolution hervorgegangene Republik sein Asyl wird; wo der kriegerische
Geist der Franzosen nach einem Namen sucht, um das dreifarbige Banner von
Neuem gegen das alte Europa zu führen; wo eine burleske Theaterfigur, weil er


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/403>, abgerufen am 26.12.2024.