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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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M der Tabörbrüike; allein in diesem Augenblick ist die physische Kraft die minder
werthvolle. Nun gerieth seine Rede in Fluß; er erzählte, daß er, sobald der
Kampf sich in die innere Sradr geworfen, sogleich den Ausschuß des demokrati¬
schen Vereins zusammengerufen habe. Dieser throne nunmehr als fleischgewordne
Vorsehung über Wien und halte in allmächtiger Hand die Fäden, durch welche
das ganze Spektakel regiert und bewegt werde. Von diesem, permanent erklärten,
Centralpunct der Bewegung ans flögen und kämen stündlich hundert Boten nach
und von allen Richtungen, sie brächten Nachrichten und Befehle und nirgends
sei man von der ganzen Lage der Sache so gut unterrichtet, wie in dem Aus¬
schuß des demokratischen Vereins. Wie viel von dieser Erzählung Aufschneiderei
war, will ich nicht entscheiden; allein Thatsache ist, daß während derselben mehr
als zwanzig Legionäre nach einander eintraten, dem Dr. Becher ein Paar Worte
zuflüsterten und dann wieder gingen. Was er aber anch über die Wirksamkeit
des Vereins, dessen Vorstand er war, berichtete, so schien er uns mit Fleiß mer¬
ken lassen zu wollen, daß er die Hauptsachen verschweige. Namentlich wußte er
anzudeuten, daß er über die Ursache und die anfängliche Art der Oktoberrevolu¬
tion besser unterrichtet sei, als irgend ein Anderer, daß er aber daS, was er
wisse, nicht sagen wolle oder dürfe. Einmal schien er beinahe sich verplaudert zu
haben; er war vielleicht schon im Begriff, einen ungarischen Brief aus der Tasche
zu holen, um zu beweisen, daß er Kossuth'ö Pläne am Genauesten kenne -- als
er sich noch zu rechter Zeit besann, das Hünenschwcrt umschnallte, den Mantel in
classischen Falten um sich drapirte und majestätisch grüßend enteilte.

Seitdem traf ich vierzehn Tage lang regelmäßig jeden Mittag im "rothen
Igel" mit dem vn. Becher zusammen; seine Freundin und ihr Knabe fehlten
nie. und wenn ich mit den beide" Erste" gleich nur auf dem Fuße höflicher Be¬
kanntschaft stand, so hatte miet der Letztere doch in der Weise zu seinem Busen¬
freund erkoren, daß ich gewissermaßen en l'nmiüi- speiste. Aus dem Umgang
mit ihm und ans vielseitigen Notizen habe ick den Dr. Becker ziemlich ge"an
kennen gelernt und glaube ein richtiges Urtheil über ih" fälle" zu dürfen. Er
halte in seiner J"ge"d vielerlei, aber Alles nur obeifläcklich studirt und besaß
daher kViue zureichende wissenschaftliche Bildung, dagegen ein nickt unbedeutendes
musikalisches Talent. Dieses bestimmie ihn mich endlich, die Musik zu .seinem
Fache zu erwählen, er arbeitete sich in die Theorie derselben ein u"d hat Vieles
dann gehet ruhen, ebenso eine Menge von ComvosiNoncn geliefert.. Kenner wollen
inzwischen die letzteren, namentlich seine Symphonien, aar nicht loben, sondern
spiecken ihm gerade;" jede prodneiire mnsilaliscte Befähigung ab. Es ist als
cigeulhümlicke Eisckciunng berrscn worden, daß die Rcvoluiiou des März vor allen
andern Künstlern gerade die Musiker am mächtigsten nud häufigsten gepackt und
in ihren Strudel gezogen hat. Auch Becker ward von der stürmischen Woge
ergriffen, hock hinauf gescklendert, und er war schlau genug, sich oben zu halten..
Als Präsident des demokratischen Vereins, als Redacteur des "Radikalen" ward
er eine Macht im Volke und an seinen Namen knüpfte sich, wie an den Jelli-
nek's. Schütte's, Tausenau's ?c. ein bestimmter Begriff. Man sah in
diesen Namen und Männern die fortdauernde Revolution verkörpert, man ge¬
wöhnte sich daran, sie als Antipoden der Dynastie und ihrer Camarillen zu be¬
trachte". Becher verdankte die Bedeutung, welche ihm beigelegt ward, entschie-
doiu "ur dem Zufall, denn er besaß keineswegs die Anlagen/"die der Agitator
oder Tribun haben muß, wenn er. wirklich ein Ziel erstreben will. Im fehlte es
sowohl an politischer Bildung und Einsicht, wie an Characterfestigteit und Be¬
sonnenheit; er war eine jener Naturen, die stets nur an Kleinem, an Aensterlich-
keire" kleben und modeln, und denen es nie möglich wird, mit sicherem Blick das
große Ganze zu überschauen, vielweniger es zu lenken. Ich erinnere mich denk-


M der Tabörbrüike; allein in diesem Augenblick ist die physische Kraft die minder
werthvolle. Nun gerieth seine Rede in Fluß; er erzählte, daß er, sobald der
Kampf sich in die innere Sradr geworfen, sogleich den Ausschuß des demokrati¬
schen Vereins zusammengerufen habe. Dieser throne nunmehr als fleischgewordne
Vorsehung über Wien und halte in allmächtiger Hand die Fäden, durch welche
das ganze Spektakel regiert und bewegt werde. Von diesem, permanent erklärten,
Centralpunct der Bewegung ans flögen und kämen stündlich hundert Boten nach
und von allen Richtungen, sie brächten Nachrichten und Befehle und nirgends
sei man von der ganzen Lage der Sache so gut unterrichtet, wie in dem Aus¬
schuß des demokratischen Vereins. Wie viel von dieser Erzählung Aufschneiderei
war, will ich nicht entscheiden; allein Thatsache ist, daß während derselben mehr
als zwanzig Legionäre nach einander eintraten, dem Dr. Becher ein Paar Worte
zuflüsterten und dann wieder gingen. Was er aber anch über die Wirksamkeit
des Vereins, dessen Vorstand er war, berichtete, so schien er uns mit Fleiß mer¬
ken lassen zu wollen, daß er die Hauptsachen verschweige. Namentlich wußte er
anzudeuten, daß er über die Ursache und die anfängliche Art der Oktoberrevolu¬
tion besser unterrichtet sei, als irgend ein Anderer, daß er aber daS, was er
wisse, nicht sagen wolle oder dürfe. Einmal schien er beinahe sich verplaudert zu
haben; er war vielleicht schon im Begriff, einen ungarischen Brief aus der Tasche
zu holen, um zu beweisen, daß er Kossuth'ö Pläne am Genauesten kenne — als
er sich noch zu rechter Zeit besann, das Hünenschwcrt umschnallte, den Mantel in
classischen Falten um sich drapirte und majestätisch grüßend enteilte.

Seitdem traf ich vierzehn Tage lang regelmäßig jeden Mittag im „rothen
Igel" mit dem vn. Becher zusammen; seine Freundin und ihr Knabe fehlten
nie. und wenn ich mit den beide» Erste» gleich nur auf dem Fuße höflicher Be¬
kanntschaft stand, so hatte miet der Letztere doch in der Weise zu seinem Busen¬
freund erkoren, daß ich gewissermaßen en l'nmiüi- speiste. Aus dem Umgang
mit ihm und ans vielseitigen Notizen habe ick den Dr. Becker ziemlich ge»an
kennen gelernt und glaube ein richtiges Urtheil über ih» fälle» zu dürfen. Er
halte in seiner J»ge»d vielerlei, aber Alles nur obeifläcklich studirt und besaß
daher kViue zureichende wissenschaftliche Bildung, dagegen ein nickt unbedeutendes
musikalisches Talent. Dieses bestimmie ihn mich endlich, die Musik zu .seinem
Fache zu erwählen, er arbeitete sich in die Theorie derselben ein u»d hat Vieles
dann gehet ruhen, ebenso eine Menge von ComvosiNoncn geliefert.. Kenner wollen
inzwischen die letzteren, namentlich seine Symphonien, aar nicht loben, sondern
spiecken ihm gerade;« jede prodneiire mnsilaliscte Befähigung ab. Es ist als
cigeulhümlicke Eisckciunng berrscn worden, daß die Rcvoluiiou des März vor allen
andern Künstlern gerade die Musiker am mächtigsten nud häufigsten gepackt und
in ihren Strudel gezogen hat. Auch Becker ward von der stürmischen Woge
ergriffen, hock hinauf gescklendert, und er war schlau genug, sich oben zu halten..
Als Präsident des demokratischen Vereins, als Redacteur des „Radikalen" ward
er eine Macht im Volke und an seinen Namen knüpfte sich, wie an den Jelli-
nek's. Schütte's, Tausenau's ?c. ein bestimmter Begriff. Man sah in
diesen Namen und Männern die fortdauernde Revolution verkörpert, man ge¬
wöhnte sich daran, sie als Antipoden der Dynastie und ihrer Camarillen zu be¬
trachte». Becher verdankte die Bedeutung, welche ihm beigelegt ward, entschie-
doiu »ur dem Zufall, denn er besaß keineswegs die Anlagen/"die der Agitator
oder Tribun haben muß, wenn er. wirklich ein Ziel erstreben will. Im fehlte es
sowohl an politischer Bildung und Einsicht, wie an Characterfestigteit und Be¬
sonnenheit; er war eine jener Naturen, die stets nur an Kleinem, an Aensterlich-
keire» kleben und modeln, und denen es nie möglich wird, mit sicherem Blick das
große Ganze zu überschauen, vielweniger es zu lenken. Ich erinnere mich denk-


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[0368] M der Tabörbrüike; allein in diesem Augenblick ist die physische Kraft die minder werthvolle. Nun gerieth seine Rede in Fluß; er erzählte, daß er, sobald der Kampf sich in die innere Sradr geworfen, sogleich den Ausschuß des demokrati¬ schen Vereins zusammengerufen habe. Dieser throne nunmehr als fleischgewordne Vorsehung über Wien und halte in allmächtiger Hand die Fäden, durch welche das ganze Spektakel regiert und bewegt werde. Von diesem, permanent erklärten, Centralpunct der Bewegung ans flögen und kämen stündlich hundert Boten nach und von allen Richtungen, sie brächten Nachrichten und Befehle und nirgends sei man von der ganzen Lage der Sache so gut unterrichtet, wie in dem Aus¬ schuß des demokratischen Vereins. Wie viel von dieser Erzählung Aufschneiderei war, will ich nicht entscheiden; allein Thatsache ist, daß während derselben mehr als zwanzig Legionäre nach einander eintraten, dem Dr. Becher ein Paar Worte zuflüsterten und dann wieder gingen. Was er aber anch über die Wirksamkeit des Vereins, dessen Vorstand er war, berichtete, so schien er uns mit Fleiß mer¬ ken lassen zu wollen, daß er die Hauptsachen verschweige. Namentlich wußte er anzudeuten, daß er über die Ursache und die anfängliche Art der Oktoberrevolu¬ tion besser unterrichtet sei, als irgend ein Anderer, daß er aber daS, was er wisse, nicht sagen wolle oder dürfe. Einmal schien er beinahe sich verplaudert zu haben; er war vielleicht schon im Begriff, einen ungarischen Brief aus der Tasche zu holen, um zu beweisen, daß er Kossuth'ö Pläne am Genauesten kenne — als er sich noch zu rechter Zeit besann, das Hünenschwcrt umschnallte, den Mantel in classischen Falten um sich drapirte und majestätisch grüßend enteilte. Seitdem traf ich vierzehn Tage lang regelmäßig jeden Mittag im „rothen Igel" mit dem vn. Becher zusammen; seine Freundin und ihr Knabe fehlten nie. und wenn ich mit den beide» Erste» gleich nur auf dem Fuße höflicher Be¬ kanntschaft stand, so hatte miet der Letztere doch in der Weise zu seinem Busen¬ freund erkoren, daß ich gewissermaßen en l'nmiüi- speiste. Aus dem Umgang mit ihm und ans vielseitigen Notizen habe ick den Dr. Becker ziemlich ge»an kennen gelernt und glaube ein richtiges Urtheil über ih» fälle» zu dürfen. Er halte in seiner J»ge»d vielerlei, aber Alles nur obeifläcklich studirt und besaß daher kViue zureichende wissenschaftliche Bildung, dagegen ein nickt unbedeutendes musikalisches Talent. Dieses bestimmie ihn mich endlich, die Musik zu .seinem Fache zu erwählen, er arbeitete sich in die Theorie derselben ein u»d hat Vieles dann gehet ruhen, ebenso eine Menge von ComvosiNoncn geliefert.. Kenner wollen inzwischen die letzteren, namentlich seine Symphonien, aar nicht loben, sondern spiecken ihm gerade;« jede prodneiire mnsilaliscte Befähigung ab. Es ist als cigeulhümlicke Eisckciunng berrscn worden, daß die Rcvoluiiou des März vor allen andern Künstlern gerade die Musiker am mächtigsten nud häufigsten gepackt und in ihren Strudel gezogen hat. Auch Becker ward von der stürmischen Woge ergriffen, hock hinauf gescklendert, und er war schlau genug, sich oben zu halten.. Als Präsident des demokratischen Vereins, als Redacteur des „Radikalen" ward er eine Macht im Volke und an seinen Namen knüpfte sich, wie an den Jelli- nek's. Schütte's, Tausenau's ?c. ein bestimmter Begriff. Man sah in diesen Namen und Männern die fortdauernde Revolution verkörpert, man ge¬ wöhnte sich daran, sie als Antipoden der Dynastie und ihrer Camarillen zu be¬ trachte». Becher verdankte die Bedeutung, welche ihm beigelegt ward, entschie- doiu »ur dem Zufall, denn er besaß keineswegs die Anlagen/"die der Agitator oder Tribun haben muß, wenn er. wirklich ein Ziel erstreben will. Im fehlte es sowohl an politischer Bildung und Einsicht, wie an Characterfestigteit und Be¬ sonnenheit; er war eine jener Naturen, die stets nur an Kleinem, an Aensterlich- keire» kleben und modeln, und denen es nie möglich wird, mit sicherem Blick das große Ganze zu überschauen, vielweniger es zu lenken. Ich erinnere mich denk-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/368>, abgerufen am 23.11.2024.