Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.gestattet wissen. Mit Recht erwiederte man ihm, das heiße eine Untersuchung unmöglich I^os extrömes Sö tcmelioiit,: Die Radikalen bieten, wie schon berührt, ein ähn¬ gestattet wissen. Mit Recht erwiederte man ihm, das heiße eine Untersuchung unmöglich I^os extrömes Sö tcmelioiit,: Die Radikalen bieten, wie schon berührt, ein ähn¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0191" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276947"/> <p xml:id="ID_527" prev="#ID_526"> gestattet wissen. Mit Recht erwiederte man ihm, das heiße eine Untersuchung unmöglich<lb/> machen. Dieser Vorschlag und dazu die unpolitische Vertheidigung der Worte „von<lb/> Gottes Gnaden" charakterisirt jene Partei in ihrer ganzen Haltlosigkeit. Das Gefühl,<lb/> in der Kammer ohne Einfluß zu sein, im Volke ohne Sympathien, das Bewußtsein<lb/> trotz ihrer Kenntnisse und Talente den randalirenden Gegnern „da drüben" unterliegen<lb/> zu müssen, hat sie nun leider zu einer gehässigen Erbitterung geführt, die sich in<lb/> lächerlichen Verdächtigungen Luft macht und ihrem ganzen Benehmen den Stempel un¬<lb/> reiner Selbstsucht ausdrückt. In dieser Beziehung zeichnet sich besonders ein fanatischer<lb/> Pfaffe, Rchfeldt, aus. Das Gegenstück bildeten die Faseleien Jung's, der Wrän¬<lb/> ge l beschuldigte, Geld und Pulver vertheilt zu haben; doch Rehseldt bestieg zuerst die<lb/> Tribune. So ward ein zufälliger Tumult der Zankapfel der Ultras, den sie sich<lb/> mit gegenseitigen Recriminationen ins Gesicht schleuderten. Was soll daraus werden,<lb/> wenn Stupp mit einer Brutalität, die an die Zeiten des Convents erinnert, die Ar¬<lb/> beiter die Handlanger der Linken nennt und mit den Fingern ans die Partei zeigt, der<lb/> gegenüber kein Ehrenmann länger sitzen könne? wenn Meusebach meint, die Mino¬<lb/> rität dürfe sich der Majorität nicht fügen? wenn, mit Einem Worte, die Glieder der<lb/> einzigen loyalen Autorität sich von der Tribüne herab für nichtsnutziges Gesindel er¬<lb/> klären? — Wenn noch etwas mangelt, um die Ultracvnservativen zu ruiniren, so<lb/> thut es der entsetzliche Plönies. In einer Fcldherrnstcllung mit untergeschlagenen<lb/> Armen besteigt er die Rednerbühne und spricht dann eine geschlagene Stunde. Ruft<lb/> man „Schluß!" so blickt er mit komischer Wuth um sich und versichert, er werde sich<lb/> das Wort nicht nehmen lassen. Aus der Kürze der stenographischen Berichte können<lb/> Sie auf die Dauer seiner Rede nicht schließen, er bringt alle fünf Minuten eine Silbe<lb/> heraus.</p><lb/> <p xml:id="ID_528" next="#ID_529"> I^os extrömes Sö tcmelioiit,: Die Radikalen bieten, wie schon berührt, ein ähn¬<lb/> liches Schauspiel dar. Die beiden einzigen Talente, die sie besitzen, sind Wal deck<lb/> und Jakoby — der Eine ein redlicher Enthusiast, nicht ohne Kenntnisse aber konfus,<lb/> der Andere in eine spitzfindige, aber rein formelle Logik verrannt. Alles Uebrige zeigt,<lb/> was politische Bildung anbetrifft, eine völlige taliula i'-rsir; die Juristen, welche zu<lb/> ihnen halten, werden sast jedesmal von denen der äußersten Rechten -tksnräum ge¬<lb/> führt, sobald es sich um Specialitäten handelt. Aber die Ultras haben den unendli¬<lb/> chen Vortheil der Volkssympathien und des Angriffes für sich. D'Ester, Elsner,<lb/> Alle bis auf den stotternden Borchard und die des Deutschen kaum mächtigen Polen<lb/> sind das Leben und die Beweglichkeit selbst, es ist wahr, sie greisen eben so princip¬<lb/> los an, wie die äußerste Rechte vertheidigt — aber sie sind es, welche die Schläge<lb/> führen und den Gegnern ihre Bewegungen vorschreiben — ihnen jauchzt die Menge<lb/> zu, die Andern verhöhnt sie. Man kann es daher Waldeck auch nicht zum besondern<lb/> Lobe anrechnen, daß'er sich aus die Barrikaden wagte, um zur Ruhe zu mahnen;<lb/> man darf die Linke nicht hochachten, weil sie in ihren Verdächtigungen sich bei weitem<lb/> gemäßigter zeigt. Ich spreche ja auch nur von den Thatsachen und die liegen nun<lb/> einmal so, daß die Einen unter persönlicher Gefahr den Frieden herzustellen suchten,<lb/> die Andern erst am folgenden Tage zum Vorscheine kamen, um auf Schutz für ihre<lb/> Personen anzutragen. Hat ein Privatmann, eine Kommune eine Bittschrift, gleich<lb/> findet sich ein Radikaler, der einen Antrag daraus gründet. Sie werden mit ihrer<lb/> Philanthropie Niemandem Sand in die Angen streuen; aber die Rechte begeht einen<lb/> großen Fehler, wenn sie die ihr überwiesenen Petitionen lieber privatim bei dem Mi¬<lb/> nisterium befürwortet. - Es ist ungereimt, wenn man unsern Ultras umfassende</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0191]
gestattet wissen. Mit Recht erwiederte man ihm, das heiße eine Untersuchung unmöglich
machen. Dieser Vorschlag und dazu die unpolitische Vertheidigung der Worte „von
Gottes Gnaden" charakterisirt jene Partei in ihrer ganzen Haltlosigkeit. Das Gefühl,
in der Kammer ohne Einfluß zu sein, im Volke ohne Sympathien, das Bewußtsein
trotz ihrer Kenntnisse und Talente den randalirenden Gegnern „da drüben" unterliegen
zu müssen, hat sie nun leider zu einer gehässigen Erbitterung geführt, die sich in
lächerlichen Verdächtigungen Luft macht und ihrem ganzen Benehmen den Stempel un¬
reiner Selbstsucht ausdrückt. In dieser Beziehung zeichnet sich besonders ein fanatischer
Pfaffe, Rchfeldt, aus. Das Gegenstück bildeten die Faseleien Jung's, der Wrän¬
ge l beschuldigte, Geld und Pulver vertheilt zu haben; doch Rehseldt bestieg zuerst die
Tribune. So ward ein zufälliger Tumult der Zankapfel der Ultras, den sie sich
mit gegenseitigen Recriminationen ins Gesicht schleuderten. Was soll daraus werden,
wenn Stupp mit einer Brutalität, die an die Zeiten des Convents erinnert, die Ar¬
beiter die Handlanger der Linken nennt und mit den Fingern ans die Partei zeigt, der
gegenüber kein Ehrenmann länger sitzen könne? wenn Meusebach meint, die Mino¬
rität dürfe sich der Majorität nicht fügen? wenn, mit Einem Worte, die Glieder der
einzigen loyalen Autorität sich von der Tribüne herab für nichtsnutziges Gesindel er¬
klären? — Wenn noch etwas mangelt, um die Ultracvnservativen zu ruiniren, so
thut es der entsetzliche Plönies. In einer Fcldherrnstcllung mit untergeschlagenen
Armen besteigt er die Rednerbühne und spricht dann eine geschlagene Stunde. Ruft
man „Schluß!" so blickt er mit komischer Wuth um sich und versichert, er werde sich
das Wort nicht nehmen lassen. Aus der Kürze der stenographischen Berichte können
Sie auf die Dauer seiner Rede nicht schließen, er bringt alle fünf Minuten eine Silbe
heraus.
I^os extrömes Sö tcmelioiit,: Die Radikalen bieten, wie schon berührt, ein ähn¬
liches Schauspiel dar. Die beiden einzigen Talente, die sie besitzen, sind Wal deck
und Jakoby — der Eine ein redlicher Enthusiast, nicht ohne Kenntnisse aber konfus,
der Andere in eine spitzfindige, aber rein formelle Logik verrannt. Alles Uebrige zeigt,
was politische Bildung anbetrifft, eine völlige taliula i'-rsir; die Juristen, welche zu
ihnen halten, werden sast jedesmal von denen der äußersten Rechten -tksnräum ge¬
führt, sobald es sich um Specialitäten handelt. Aber die Ultras haben den unendli¬
chen Vortheil der Volkssympathien und des Angriffes für sich. D'Ester, Elsner,
Alle bis auf den stotternden Borchard und die des Deutschen kaum mächtigen Polen
sind das Leben und die Beweglichkeit selbst, es ist wahr, sie greisen eben so princip¬
los an, wie die äußerste Rechte vertheidigt — aber sie sind es, welche die Schläge
führen und den Gegnern ihre Bewegungen vorschreiben — ihnen jauchzt die Menge
zu, die Andern verhöhnt sie. Man kann es daher Waldeck auch nicht zum besondern
Lobe anrechnen, daß'er sich aus die Barrikaden wagte, um zur Ruhe zu mahnen;
man darf die Linke nicht hochachten, weil sie in ihren Verdächtigungen sich bei weitem
gemäßigter zeigt. Ich spreche ja auch nur von den Thatsachen und die liegen nun
einmal so, daß die Einen unter persönlicher Gefahr den Frieden herzustellen suchten,
die Andern erst am folgenden Tage zum Vorscheine kamen, um auf Schutz für ihre
Personen anzutragen. Hat ein Privatmann, eine Kommune eine Bittschrift, gleich
findet sich ein Radikaler, der einen Antrag daraus gründet. Sie werden mit ihrer
Philanthropie Niemandem Sand in die Angen streuen; aber die Rechte begeht einen
großen Fehler, wenn sie die ihr überwiesenen Petitionen lieber privatim bei dem Mi¬
nisterium befürwortet. - Es ist ungereimt, wenn man unsern Ultras umfassende
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