Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.Oder sie mußte die Beschlüsse des Vorparlaments so lange für null und nich¬ Die preußische Regierung hat diesen Muth nicht gehabt, eben so wenig als Es liegt aber nicht so unendlich viel daran, was in Frankfurt ausgerichtet I. S. Oder sie mußte die Beschlüsse des Vorparlaments so lange für null und nich¬ Die preußische Regierung hat diesen Muth nicht gehabt, eben so wenig als Es liegt aber nicht so unendlich viel daran, was in Frankfurt ausgerichtet I. S. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0382" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276588"/> <p xml:id="ID_1318"> Oder sie mußte die Beschlüsse des Vorparlaments so lange für null und nich¬<lb/> tig erklären, bis sie von der preußischen Constituante ratificirt wären und bis sie<lb/> dem Frankfurter Reichstag ein geordnetes, geschlossenes Staatswesen hätte entgegen¬<lb/> bringen können. Hannover, Oldenburg, Mecklenburg und vor Allem Oestreich,<lb/> hätten sich ihr in diesem Wege jedenfalls angeschlossen; der größere Theil, und<lb/> ich darf sagen, der bessere des preußische» Volkes hätte sie darin unterstützt —<lb/> ich erinnere an das Manifest des Radikalen Jung, das ganz in diesem Sinne<lb/> abgefaßt war. Die süddeutschen Radikalen hätten ein großes Geschrei erhoben,<lb/> sie hätten sich aber der Nothwendigkeit fügen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1319"> Die preußische Regierung hat diesen Muth nicht gehabt, eben so wenig als<lb/> die Oestreichische. Eine grenzenlose Verwirrung, eine allgemeine Rath - und Hilf¬<lb/> losigkeit ist daraus hervorgegangen. Das neue Frankfurter Parlament betritt schon<lb/> den Weg des seligen Fünfziger-Ausschusses, es mischt sich in die Verwaltungsfragen<lb/> (s, in Mainz) und bekümmert sich am meisten um Dinge, die es am wenigsten<lb/> angehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1320"> Es liegt aber nicht so unendlich viel daran, was in Frankfurt ausgerichtet<lb/> wird. Wenn das Parlament auseinandergeht, ohne alles Resultat, so ist zwar<lb/> eine zukünftige Verfassung weiter hinausgeschoben, aber es ist nichts Bestehendes<lb/> untergegangen. Wenn aber die. Berliner Constituante zu keiner Vereinbarung<lb/> führt, so geht Preußen in Deutschland nicht ans, sondern unter, und mit ihm<lb/> wahrscheinlich das ganze heilige römische Reich deutscher Nation.</p><lb/> <note type="byline"> I. S.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0382]
Oder sie mußte die Beschlüsse des Vorparlaments so lange für null und nich¬
tig erklären, bis sie von der preußischen Constituante ratificirt wären und bis sie
dem Frankfurter Reichstag ein geordnetes, geschlossenes Staatswesen hätte entgegen¬
bringen können. Hannover, Oldenburg, Mecklenburg und vor Allem Oestreich,
hätten sich ihr in diesem Wege jedenfalls angeschlossen; der größere Theil, und
ich darf sagen, der bessere des preußische» Volkes hätte sie darin unterstützt —
ich erinnere an das Manifest des Radikalen Jung, das ganz in diesem Sinne
abgefaßt war. Die süddeutschen Radikalen hätten ein großes Geschrei erhoben,
sie hätten sich aber der Nothwendigkeit fügen müssen.
Die preußische Regierung hat diesen Muth nicht gehabt, eben so wenig als
die Oestreichische. Eine grenzenlose Verwirrung, eine allgemeine Rath - und Hilf¬
losigkeit ist daraus hervorgegangen. Das neue Frankfurter Parlament betritt schon
den Weg des seligen Fünfziger-Ausschusses, es mischt sich in die Verwaltungsfragen
(s, in Mainz) und bekümmert sich am meisten um Dinge, die es am wenigsten
angehen.
Es liegt aber nicht so unendlich viel daran, was in Frankfurt ausgerichtet
wird. Wenn das Parlament auseinandergeht, ohne alles Resultat, so ist zwar
eine zukünftige Verfassung weiter hinausgeschoben, aber es ist nichts Bestehendes
untergegangen. Wenn aber die. Berliner Constituante zu keiner Vereinbarung
führt, so geht Preußen in Deutschland nicht ans, sondern unter, und mit ihm
wahrscheinlich das ganze heilige römische Reich deutscher Nation.
I. S.
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