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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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mit der ganzen alten Zeit, mit der alt preußischen Monarchie. Diese hat man gestürzt,
aber man hat die Monarchie bestehen lassen; so können es weiter nur Gründe der Klug¬
heit, nicht Rechtsgründe sein, die für oder gegen die Rückkehr des Prinzen sprechen.

Wenn er von der Thronfolge nicht ausgeschlossen werden soll, so muß er zurück¬
kehren. Der Thronerbe Preußens muß in die neuen Institutionen sich einleben, sie durch
seine unbedingte und freie Anerkennung gara^tirer.

Zu seiner Ausschließung sehe ich aber keinen Grund. Mit seiner Rückkehr wird
mit dem Militär, mit den alten royalistischen Provinzen Frieden geschlossen. Dieser
Friede ist nothwendig, wenn eine feste, gesetzliche Freiheit an die Stelle der bisherigen
Anarchie treten soll. Eine etwaige Reaction wird aber nicht dnrch tägliche Revolutiön-
chen, durch sinnlose Emeuten nach dem Pariser Muster, sondern durch gemessenen, ge¬
setzlichen, ausdauernden Widerstand gebrochen. Zu diesem Widerstand sind uns alle
Mittel geboten: wir haben Preßfreiheit, Associationsrecht, und wir erhalten eine aus
demokratischen Grundlagen beruhende Verfassung. Wenn wir daraus keinen vernünftigen
Staat gründen können, so sind wir überhaupt unfähig dazu.

Eine andere Frage ist es freilich, ob die Rathgeber des Prinzen ihm nicht vor¬
schlagen sollten, im Interesse seines Vaterlandes und seines Hauses, da doch ein¬
mal das Vorurtheil gegen ihn ist, freiwillig seinen Anspuichen zu entsagen. Eine
Frage, zu deren Lösung die ersten Sitzungen der Berliner Constituante viel beitragen
Nomariil. werden.




Die politischen Parteien in 'Aalle.

Eine Stadt, wie Halle, die nicht etwa erst in neuester Zeit, sondern seit langen
Jahren für Recht und Freiheit den Kampfplatz betreten und allezeit tapfer dreingcschla-
gcn hat, konnte natürlich kein gleichgültiger Zuschauer bleiben, als es galt, Freiheit
und Recht nicht nur zur Geltung zu bringen, sondern auch für die fernste Zukunft in
Obhut zu nehmen und zu bewahren. Eine tiefe und mächtige Bewegung ergriff die
Gemüther, als die erste Kunde von der Umwälzung in Frankreich erscholl; der Sturm
ward gewaltig, als der Süden Deutschlands sich aufraffen, als endlich der Kanonen¬
donner von Berlin her die schwüle und drückende Atmosphäre erschütterte, welche schwer
auf Deutschland, beengend auf Preußen lastete. Entsetzen, Angst, Wuth malte sich auf
den Gesichtern, ein Schrei der Entrüstung und des Schreckens hallte in den engen
Straßen der Stadt wieder, und es fehlte nicht viel, so wäre Halle nach Berlin gezo¬
gen, um Barrikaden bauen zu helfen, um todt zu schießen und sich todt schießen zu lassen.

Jedoch, der Zug unterblieb, die spätern Nachrichten ans Berlin wirkten be¬
ruhigend auf die erhitzten Köpfe, die alte wohlgercchtfertigte Liebe zu unserem König
ergriff mit einer wahren Wuth die guten Hallenser, und so wie die Sachen jetzt stehen,
möchte Friedrich Wilhelm IV. wohl nirgends treuere und loyalere Unterthanen finden,
als in Halle, als in der ganzen Provinz Sachsen. Und diese Liebe zum König ist bis
auf wenige Ausnahmen allgemein, sie geht dnrch alle Klassen der Gesellschaft. Wehe
dem Radicalen. dem Republikaner, der es wagen möchte, sie mit höhnenden Worten zu
bekritteln, zu bespötteln.

Gleichwohl ist dieses Gefühl wie das aufrichtigste, so auch das alleinige gemein¬
same. Im Uebrigen divergiren die Ansichten. Halle bildet gleichsam drei Heerlager,
die sich feindlich oder doch mißtrauisch gegenüber stehen. Ihre Bestrebungen lassen sich
mit wenigen Worten bezeichnen.

Die eine Partei ist die radicale, die republikanische -- die republikanische, sage
ich, obgleich sie die Anerkennung dieser Richtung entschieden verweigert. Sie will
directe Wahlen, sie will einen Präsidenten in Frankfurt. Sie wurzelt in den untersten
Klassen des Volkes. Ihr Obcrfcldherr ist Wis liccnus. ihr Untcrseldherr Herr Böschc,
ein Student, ihr General-Adjutant der Weinhändler Rawald, ein Mensch, der nicht-


mit der ganzen alten Zeit, mit der alt preußischen Monarchie. Diese hat man gestürzt,
aber man hat die Monarchie bestehen lassen; so können es weiter nur Gründe der Klug¬
heit, nicht Rechtsgründe sein, die für oder gegen die Rückkehr des Prinzen sprechen.

Wenn er von der Thronfolge nicht ausgeschlossen werden soll, so muß er zurück¬
kehren. Der Thronerbe Preußens muß in die neuen Institutionen sich einleben, sie durch
seine unbedingte und freie Anerkennung gara^tirer.

Zu seiner Ausschließung sehe ich aber keinen Grund. Mit seiner Rückkehr wird
mit dem Militär, mit den alten royalistischen Provinzen Frieden geschlossen. Dieser
Friede ist nothwendig, wenn eine feste, gesetzliche Freiheit an die Stelle der bisherigen
Anarchie treten soll. Eine etwaige Reaction wird aber nicht dnrch tägliche Revolutiön-
chen, durch sinnlose Emeuten nach dem Pariser Muster, sondern durch gemessenen, ge¬
setzlichen, ausdauernden Widerstand gebrochen. Zu diesem Widerstand sind uns alle
Mittel geboten: wir haben Preßfreiheit, Associationsrecht, und wir erhalten eine aus
demokratischen Grundlagen beruhende Verfassung. Wenn wir daraus keinen vernünftigen
Staat gründen können, so sind wir überhaupt unfähig dazu.

Eine andere Frage ist es freilich, ob die Rathgeber des Prinzen ihm nicht vor¬
schlagen sollten, im Interesse seines Vaterlandes und seines Hauses, da doch ein¬
mal das Vorurtheil gegen ihn ist, freiwillig seinen Anspuichen zu entsagen. Eine
Frage, zu deren Lösung die ersten Sitzungen der Berliner Constituante viel beitragen
Nomariil. werden.




Die politischen Parteien in 'Aalle.

Eine Stadt, wie Halle, die nicht etwa erst in neuester Zeit, sondern seit langen
Jahren für Recht und Freiheit den Kampfplatz betreten und allezeit tapfer dreingcschla-
gcn hat, konnte natürlich kein gleichgültiger Zuschauer bleiben, als es galt, Freiheit
und Recht nicht nur zur Geltung zu bringen, sondern auch für die fernste Zukunft in
Obhut zu nehmen und zu bewahren. Eine tiefe und mächtige Bewegung ergriff die
Gemüther, als die erste Kunde von der Umwälzung in Frankreich erscholl; der Sturm
ward gewaltig, als der Süden Deutschlands sich aufraffen, als endlich der Kanonen¬
donner von Berlin her die schwüle und drückende Atmosphäre erschütterte, welche schwer
auf Deutschland, beengend auf Preußen lastete. Entsetzen, Angst, Wuth malte sich auf
den Gesichtern, ein Schrei der Entrüstung und des Schreckens hallte in den engen
Straßen der Stadt wieder, und es fehlte nicht viel, so wäre Halle nach Berlin gezo¬
gen, um Barrikaden bauen zu helfen, um todt zu schießen und sich todt schießen zu lassen.

Jedoch, der Zug unterblieb, die spätern Nachrichten ans Berlin wirkten be¬
ruhigend auf die erhitzten Köpfe, die alte wohlgercchtfertigte Liebe zu unserem König
ergriff mit einer wahren Wuth die guten Hallenser, und so wie die Sachen jetzt stehen,
möchte Friedrich Wilhelm IV. wohl nirgends treuere und loyalere Unterthanen finden,
als in Halle, als in der ganzen Provinz Sachsen. Und diese Liebe zum König ist bis
auf wenige Ausnahmen allgemein, sie geht dnrch alle Klassen der Gesellschaft. Wehe
dem Radicalen. dem Republikaner, der es wagen möchte, sie mit höhnenden Worten zu
bekritteln, zu bespötteln.

Gleichwohl ist dieses Gefühl wie das aufrichtigste, so auch das alleinige gemein¬
same. Im Uebrigen divergiren die Ansichten. Halle bildet gleichsam drei Heerlager,
die sich feindlich oder doch mißtrauisch gegenüber stehen. Ihre Bestrebungen lassen sich
mit wenigen Worten bezeichnen.

Die eine Partei ist die radicale, die republikanische — die republikanische, sage
ich, obgleich sie die Anerkennung dieser Richtung entschieden verweigert. Sie will
directe Wahlen, sie will einen Präsidenten in Frankfurt. Sie wurzelt in den untersten
Klassen des Volkes. Ihr Obcrfcldherr ist Wis liccnus. ihr Untcrseldherr Herr Böschc,
ein Student, ihr General-Adjutant der Weinhändler Rawald, ein Mensch, der nicht-


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[0336] mit der ganzen alten Zeit, mit der alt preußischen Monarchie. Diese hat man gestürzt, aber man hat die Monarchie bestehen lassen; so können es weiter nur Gründe der Klug¬ heit, nicht Rechtsgründe sein, die für oder gegen die Rückkehr des Prinzen sprechen. Wenn er von der Thronfolge nicht ausgeschlossen werden soll, so muß er zurück¬ kehren. Der Thronerbe Preußens muß in die neuen Institutionen sich einleben, sie durch seine unbedingte und freie Anerkennung gara^tirer. Zu seiner Ausschließung sehe ich aber keinen Grund. Mit seiner Rückkehr wird mit dem Militär, mit den alten royalistischen Provinzen Frieden geschlossen. Dieser Friede ist nothwendig, wenn eine feste, gesetzliche Freiheit an die Stelle der bisherigen Anarchie treten soll. Eine etwaige Reaction wird aber nicht dnrch tägliche Revolutiön- chen, durch sinnlose Emeuten nach dem Pariser Muster, sondern durch gemessenen, ge¬ setzlichen, ausdauernden Widerstand gebrochen. Zu diesem Widerstand sind uns alle Mittel geboten: wir haben Preßfreiheit, Associationsrecht, und wir erhalten eine aus demokratischen Grundlagen beruhende Verfassung. Wenn wir daraus keinen vernünftigen Staat gründen können, so sind wir überhaupt unfähig dazu. Eine andere Frage ist es freilich, ob die Rathgeber des Prinzen ihm nicht vor¬ schlagen sollten, im Interesse seines Vaterlandes und seines Hauses, da doch ein¬ mal das Vorurtheil gegen ihn ist, freiwillig seinen Anspuichen zu entsagen. Eine Frage, zu deren Lösung die ersten Sitzungen der Berliner Constituante viel beitragen Nomariil. werden. Die politischen Parteien in 'Aalle. Eine Stadt, wie Halle, die nicht etwa erst in neuester Zeit, sondern seit langen Jahren für Recht und Freiheit den Kampfplatz betreten und allezeit tapfer dreingcschla- gcn hat, konnte natürlich kein gleichgültiger Zuschauer bleiben, als es galt, Freiheit und Recht nicht nur zur Geltung zu bringen, sondern auch für die fernste Zukunft in Obhut zu nehmen und zu bewahren. Eine tiefe und mächtige Bewegung ergriff die Gemüther, als die erste Kunde von der Umwälzung in Frankreich erscholl; der Sturm ward gewaltig, als der Süden Deutschlands sich aufraffen, als endlich der Kanonen¬ donner von Berlin her die schwüle und drückende Atmosphäre erschütterte, welche schwer auf Deutschland, beengend auf Preußen lastete. Entsetzen, Angst, Wuth malte sich auf den Gesichtern, ein Schrei der Entrüstung und des Schreckens hallte in den engen Straßen der Stadt wieder, und es fehlte nicht viel, so wäre Halle nach Berlin gezo¬ gen, um Barrikaden bauen zu helfen, um todt zu schießen und sich todt schießen zu lassen. Jedoch, der Zug unterblieb, die spätern Nachrichten ans Berlin wirkten be¬ ruhigend auf die erhitzten Köpfe, die alte wohlgercchtfertigte Liebe zu unserem König ergriff mit einer wahren Wuth die guten Hallenser, und so wie die Sachen jetzt stehen, möchte Friedrich Wilhelm IV. wohl nirgends treuere und loyalere Unterthanen finden, als in Halle, als in der ganzen Provinz Sachsen. Und diese Liebe zum König ist bis auf wenige Ausnahmen allgemein, sie geht dnrch alle Klassen der Gesellschaft. Wehe dem Radicalen. dem Republikaner, der es wagen möchte, sie mit höhnenden Worten zu bekritteln, zu bespötteln. Gleichwohl ist dieses Gefühl wie das aufrichtigste, so auch das alleinige gemein¬ same. Im Uebrigen divergiren die Ansichten. Halle bildet gleichsam drei Heerlager, die sich feindlich oder doch mißtrauisch gegenüber stehen. Ihre Bestrebungen lassen sich mit wenigen Worten bezeichnen. Die eine Partei ist die radicale, die republikanische — die republikanische, sage ich, obgleich sie die Anerkennung dieser Richtung entschieden verweigert. Sie will directe Wahlen, sie will einen Präsidenten in Frankfurt. Sie wurzelt in den untersten Klassen des Volkes. Ihr Obcrfcldherr ist Wis liccnus. ihr Untcrseldherr Herr Böschc, ein Student, ihr General-Adjutant der Weinhändler Rawald, ein Mensch, der nicht-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/336>, abgerufen am 26.06.2024.