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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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steht. Ein schlechter Magrer, ein schlechter Ungar, der diesem Wahlspruch nicht mit
Leib und Seele anhängt!".. Und im Munde dieser Männer ist das keine Phrase,
wie sie bald zu beweisen Gelegenheit hatten.

Der Föbin" lStadtrichter) erhielt kurz darauf einen anonymen Brief, des Inhalts,
daß eine zahlreiche Rotte nach Debrezin ziehen wolle, um den Markt zu plündern.
Die anwesenden Fremden ergriff ein panischer Schrecken, das Sichcrheitscomitv aber
ergriff schleunigst die passendsten Maßregeln. 5000 Bürger verpflichteten sich augen¬
blicklich und freiwillig, beim ersten Trommelschlag gewaffnet an Ort und Stelle zu sein,
?im die Ruhe und Sicherheit von Personen und Eigenthum zu beschützen; eben so
bewachten aus eigenem Antrieb zahlreiche Nationalgardisten zu Fuß und zu Pferde
Tag und Nacht den Marktplatz. Dank diesem patriotischen Eifer ist auch nicht der
entfernteste Versuch zur Ruhestörung gemacht worden! Der Preßburger Magistrat möge
sich daran ein Beispiel nehmen! -- Als ich einige Tage darauf nach Pesth zurückkehren
mußte, geschah es mit schwerem Herzen und im Geiste brachte ich den wackern Bürgern
von Delireziu ein Eljen! über's andere aus. Dachten alle Bewohner Ungarns wie die
Magyaren, so würde es keinem offenen oder heimlichen Feinde gelingen, Zwietracht
unter uns zu schüren; so würde die gleiche Berechtigung aller Konfessionen und Natio¬
nalitäten bei uus eine Wahrheit werden... Wie seitdem die Kroaten in Szene-Miklos
und andern Orten ausgetreten siud, welche Gräuel die Partisane des "friedlichen Pan¬
slavismus" sich erlaubt haben, wo sie in der Mehrzahl sind, werden die Zeitungen
Ihnen gemeldet haben. Katholiken und Protestanten, Juden und Deutsche werden von
dem griechischen Slaventhum Südungarns hart bedrängt werden, wenn sie sich nicht zu
gemeinsamer Vertheidigung organisiren und mit den Magyaren verbünden. Aber das
Magyarenthum muß auch die treueste und kräftigste Unterstützung von Seiten Deutsch¬
-j- -j-. lands erhalten.




steht. Ein schlechter Magrer, ein schlechter Ungar, der diesem Wahlspruch nicht mit
Leib und Seele anhängt!".. Und im Munde dieser Männer ist das keine Phrase,
wie sie bald zu beweisen Gelegenheit hatten.

Der Föbin» lStadtrichter) erhielt kurz darauf einen anonymen Brief, des Inhalts,
daß eine zahlreiche Rotte nach Debrezin ziehen wolle, um den Markt zu plündern.
Die anwesenden Fremden ergriff ein panischer Schrecken, das Sichcrheitscomitv aber
ergriff schleunigst die passendsten Maßregeln. 5000 Bürger verpflichteten sich augen¬
blicklich und freiwillig, beim ersten Trommelschlag gewaffnet an Ort und Stelle zu sein,
?im die Ruhe und Sicherheit von Personen und Eigenthum zu beschützen; eben so
bewachten aus eigenem Antrieb zahlreiche Nationalgardisten zu Fuß und zu Pferde
Tag und Nacht den Marktplatz. Dank diesem patriotischen Eifer ist auch nicht der
entfernteste Versuch zur Ruhestörung gemacht worden! Der Preßburger Magistrat möge
sich daran ein Beispiel nehmen! — Als ich einige Tage darauf nach Pesth zurückkehren
mußte, geschah es mit schwerem Herzen und im Geiste brachte ich den wackern Bürgern
von Delireziu ein Eljen! über's andere aus. Dachten alle Bewohner Ungarns wie die
Magyaren, so würde es keinem offenen oder heimlichen Feinde gelingen, Zwietracht
unter uns zu schüren; so würde die gleiche Berechtigung aller Konfessionen und Natio¬
nalitäten bei uus eine Wahrheit werden... Wie seitdem die Kroaten in Szene-Miklos
und andern Orten ausgetreten siud, welche Gräuel die Partisane des „friedlichen Pan¬
slavismus" sich erlaubt haben, wo sie in der Mehrzahl sind, werden die Zeitungen
Ihnen gemeldet haben. Katholiken und Protestanten, Juden und Deutsche werden von
dem griechischen Slaventhum Südungarns hart bedrängt werden, wenn sie sich nicht zu
gemeinsamer Vertheidigung organisiren und mit den Magyaren verbünden. Aber das
Magyarenthum muß auch die treueste und kräftigste Unterstützung von Seiten Deutsch¬
-j- -j-. lands erhalten.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/276>, abgerufen am 22.07.2024.