Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Handwerker und Proletarier halfen mit, -- bei Hofe wurde man ängstlich und begann
zu zittern. Metternich mühete fort. Jetzt begann die Revolution populär zu werden.
Die Bürger, welche tausende von kleinen Tyrannen drückten, hofften Abhilfe, die mo¬
dernen Freiheiten wurden gefordert, mau wollte uicht hinter Deutschland zurückstehen und
der Hof gab nach. Die bewegte Stadt, einzelne drängende Stimme", die Lage Europas,
die Unzufriedenheit der Provinzen, -- wirkten dazu mit.

Jetzt, glaubten die Wiener, sei die Revolution zu Ende. Weit gefehlt, ein
Straßenauflauf war zu Ende, eine Bewegung der Bürgerklasse halb
vollendet. - Die Revolution begann erst.

Das war nothwendig vorauszusenden, um die eigentliche Stellung der Studenten,
denn diese machen die Universität ans, zu begreifen.- Die Professoren zogen sich theils
ganz zurück, theils arbeiten sie jetzt der Bureaukratie in die Hände, nachdem sie an¬
fangs die Bewegung geleitet hatten.

Die Bürger glaubte", daß sich die wildtobcndcn Fluthen leicht und schnell in ihr
früheres Bett würden zurückleiten lassen. Die Gewerbe litten darunter, der Handel,
der Credit stockte. Allein sie hatten sich verrechnet. Die Bewegung ließ sich nicht
eben so leicht abwiege", wie sie ihre Waare" abwogen, und die Triebkräfte und Federn
konnten in ihrer Größe nicht nach den Regeln der doppelten Buchführung gegen einan¬
der gerechnet werden. Jetzt erst begann der ruhige Strom, der ihre Kähne trug,
Wellen zu werfen und Woge häufte sich ans Woge. Im Interesse dieser Mittelklasse,
die überall ein großes Gewicht in die Wagschale des öffentlichen Lebens zu werfen hat,
liegt eS immerhin, Ruhe, Ordnung und Sicherheit so viel als möglich zu befördern,
weil sie durchaus mir ihre materiellen Interessen wahrt und die Freiheit auch uur in
so weit wünscht und begreift als sie mit dieser in der nächsten und innigsten Verbin¬
dung steht, indem sie das geistige Interesse und den Zusammenhang desselben mit dem
Nationalwohlstand, somit anch mit dem jedes Einzeliicu weder zu übersehen im Stande
ist, noch überhaupt ein fernliegendes Ziel je in's Auge fassen kann.

Diesem Factor stehen die Studenten geradezu entgegen. Die Studenten und
überhaupt die freie Intelligenz, der der Liberalismus mehr als eine Speculation oder
ein Beförderungsmittel ist, sieht weiter, sieht die höheren, größeren, bedeutenderen
Zwecke. Wir wollen nicht eben behaupten, daß dies mit vollem klarem Bewußtsein
geschieht, nein - - es ist eine dunkle, aber nichts desto weniger sichere Ahnung, die die
jungen Geister in jedem einzelnen Vorfalle, der die Idee der Freiheit iregirt, in jedem
Lebenszeichen der alten, todten begrabenen Polizeiwirthschaft, in jedem Athemzuge der
Reaction, an deren Geburt so viele aristokratische Hebammen und büreaukratische Ge¬
burtshelfer arbeiten, -- eine Gefahr erkennen läßt, die ihren höchsten und heiligsten
Interessen droht. Sie haben eine ganze kommende Welt zu hüten, sie sollen den Le-
bensfrühling Oestreichs begrüße", was Wunder also -- wenn sie ein Wehgeschrei erheben
über jeden Nachftost, über jeden Schuecschaucr, den der vorübergezogene Winter noch
herübersendet. Sie haben ja die ersten keimenden Sprossen der Freiheit zu bewahren,
die eben hervorgucken aus der mit einem sah"eeleiche"drehe bedeckten Erde! --

Diese Leibgarde der Freiheit hat nun aber eine ziemlich schwierige Stellung. Sie
steht allein da, als von, Gottes Gnaden befugte Opposition. Und wer nur irgend den
letzten Borgängen in Oestreich gefolgt ist, begreift, daß sie obendrein bei uns doppelt
nothwendig ist. Diese Opposition hat aber gegen sich.- die gesammte Aristokr alle,
die von vorhinein der neuen Ordnung der Dinge gram war, die bürgerliche Mit¬
telklasse, die ebenso wie sie vorher begeistert war über diese jungen, kühnen, selbst-
verläugnenden Studiosen, jetzt nicht genug Arges über dieselben zu sagen weiß, weil
diese dnrch ihr ewiges Lärmen und unnützes Demonstrationswesen die Herren und ihr
Geschäft gar nicht zur Ruhe kommen lassen. Diese Mittelklasse ist durch die National¬
garde vertreten. Endlich die gesammte Bureaukratie, welche in jeder Weise


Handwerker und Proletarier halfen mit, — bei Hofe wurde man ängstlich und begann
zu zittern. Metternich mühete fort. Jetzt begann die Revolution populär zu werden.
Die Bürger, welche tausende von kleinen Tyrannen drückten, hofften Abhilfe, die mo¬
dernen Freiheiten wurden gefordert, mau wollte uicht hinter Deutschland zurückstehen und
der Hof gab nach. Die bewegte Stadt, einzelne drängende Stimme», die Lage Europas,
die Unzufriedenheit der Provinzen, — wirkten dazu mit.

Jetzt, glaubten die Wiener, sei die Revolution zu Ende. Weit gefehlt, ein
Straßenauflauf war zu Ende, eine Bewegung der Bürgerklasse halb
vollendet. - Die Revolution begann erst.

Das war nothwendig vorauszusenden, um die eigentliche Stellung der Studenten,
denn diese machen die Universität ans, zu begreifen.- Die Professoren zogen sich theils
ganz zurück, theils arbeiten sie jetzt der Bureaukratie in die Hände, nachdem sie an¬
fangs die Bewegung geleitet hatten.

Die Bürger glaubte», daß sich die wildtobcndcn Fluthen leicht und schnell in ihr
früheres Bett würden zurückleiten lassen. Die Gewerbe litten darunter, der Handel,
der Credit stockte. Allein sie hatten sich verrechnet. Die Bewegung ließ sich nicht
eben so leicht abwiege», wie sie ihre Waare» abwogen, und die Triebkräfte und Federn
konnten in ihrer Größe nicht nach den Regeln der doppelten Buchführung gegen einan¬
der gerechnet werden. Jetzt erst begann der ruhige Strom, der ihre Kähne trug,
Wellen zu werfen und Woge häufte sich ans Woge. Im Interesse dieser Mittelklasse,
die überall ein großes Gewicht in die Wagschale des öffentlichen Lebens zu werfen hat,
liegt eS immerhin, Ruhe, Ordnung und Sicherheit so viel als möglich zu befördern,
weil sie durchaus mir ihre materiellen Interessen wahrt und die Freiheit auch uur in
so weit wünscht und begreift als sie mit dieser in der nächsten und innigsten Verbin¬
dung steht, indem sie das geistige Interesse und den Zusammenhang desselben mit dem
Nationalwohlstand, somit anch mit dem jedes Einzeliicu weder zu übersehen im Stande
ist, noch überhaupt ein fernliegendes Ziel je in's Auge fassen kann.

Diesem Factor stehen die Studenten geradezu entgegen. Die Studenten und
überhaupt die freie Intelligenz, der der Liberalismus mehr als eine Speculation oder
ein Beförderungsmittel ist, sieht weiter, sieht die höheren, größeren, bedeutenderen
Zwecke. Wir wollen nicht eben behaupten, daß dies mit vollem klarem Bewußtsein
geschieht, nein - - es ist eine dunkle, aber nichts desto weniger sichere Ahnung, die die
jungen Geister in jedem einzelnen Vorfalle, der die Idee der Freiheit iregirt, in jedem
Lebenszeichen der alten, todten begrabenen Polizeiwirthschaft, in jedem Athemzuge der
Reaction, an deren Geburt so viele aristokratische Hebammen und büreaukratische Ge¬
burtshelfer arbeiten, — eine Gefahr erkennen läßt, die ihren höchsten und heiligsten
Interessen droht. Sie haben eine ganze kommende Welt zu hüten, sie sollen den Le-
bensfrühling Oestreichs begrüße», was Wunder also — wenn sie ein Wehgeschrei erheben
über jeden Nachftost, über jeden Schuecschaucr, den der vorübergezogene Winter noch
herübersendet. Sie haben ja die ersten keimenden Sprossen der Freiheit zu bewahren,
die eben hervorgucken aus der mit einem sah»eeleiche»drehe bedeckten Erde! —

Diese Leibgarde der Freiheit hat nun aber eine ziemlich schwierige Stellung. Sie
steht allein da, als von, Gottes Gnaden befugte Opposition. Und wer nur irgend den
letzten Borgängen in Oestreich gefolgt ist, begreift, daß sie obendrein bei uns doppelt
nothwendig ist. Diese Opposition hat aber gegen sich.- die gesammte Aristokr alle,
die von vorhinein der neuen Ordnung der Dinge gram war, die bürgerliche Mit¬
telklasse, die ebenso wie sie vorher begeistert war über diese jungen, kühnen, selbst-
verläugnenden Studiosen, jetzt nicht genug Arges über dieselben zu sagen weiß, weil
diese dnrch ihr ewiges Lärmen und unnützes Demonstrationswesen die Herren und ihr
Geschäft gar nicht zur Ruhe kommen lassen. Diese Mittelklasse ist durch die National¬
garde vertreten. Endlich die gesammte Bureaukratie, welche in jeder Weise


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0164" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276370"/>
            <p xml:id="ID_556" prev="#ID_555"> Handwerker und Proletarier halfen mit, &#x2014; bei Hofe wurde man ängstlich und begann<lb/>
zu zittern. Metternich mühete fort. Jetzt begann die Revolution populär zu werden.<lb/>
Die Bürger, welche tausende von kleinen Tyrannen drückten, hofften Abhilfe, die mo¬<lb/>
dernen Freiheiten wurden gefordert, mau wollte uicht hinter Deutschland zurückstehen und<lb/>
der Hof gab nach. Die bewegte Stadt, einzelne drängende Stimme», die Lage Europas,<lb/>
die Unzufriedenheit der Provinzen, &#x2014; wirkten dazu mit.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_557"> Jetzt, glaubten die Wiener, sei die Revolution zu Ende. Weit gefehlt, ein<lb/>
Straßenauflauf war zu Ende, eine Bewegung der Bürgerklasse halb<lb/>
vollendet. -  Die Revolution begann erst.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_558"> Das war nothwendig vorauszusenden, um die eigentliche Stellung der Studenten,<lb/>
denn diese machen die Universität ans, zu begreifen.- Die Professoren zogen sich theils<lb/>
ganz zurück, theils arbeiten sie jetzt der Bureaukratie in die Hände, nachdem sie an¬<lb/>
fangs die Bewegung geleitet hatten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_559"> Die Bürger glaubte», daß sich die wildtobcndcn Fluthen leicht und schnell in ihr<lb/>
früheres Bett würden zurückleiten lassen. Die Gewerbe litten darunter, der Handel,<lb/>
der Credit stockte. Allein sie hatten sich verrechnet. Die Bewegung ließ sich nicht<lb/>
eben so leicht abwiege», wie sie ihre Waare» abwogen, und die Triebkräfte und Federn<lb/>
konnten in ihrer Größe nicht nach den Regeln der doppelten Buchführung gegen einan¬<lb/>
der gerechnet werden. Jetzt erst begann der ruhige Strom, der ihre Kähne trug,<lb/>
Wellen zu werfen und Woge häufte sich ans Woge. Im Interesse dieser Mittelklasse,<lb/>
die überall ein großes Gewicht in die Wagschale des öffentlichen Lebens zu werfen hat,<lb/>
liegt eS immerhin, Ruhe, Ordnung und Sicherheit so viel als möglich zu befördern,<lb/>
weil sie durchaus mir ihre materiellen Interessen wahrt und die Freiheit auch uur in<lb/>
so weit wünscht und begreift als sie mit dieser in der nächsten und innigsten Verbin¬<lb/>
dung steht, indem sie das geistige Interesse und den Zusammenhang desselben mit dem<lb/>
Nationalwohlstand, somit anch mit dem jedes Einzeliicu weder zu übersehen im Stande<lb/>
ist, noch überhaupt ein fernliegendes Ziel je in's Auge fassen kann.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_560"> Diesem Factor stehen die Studenten geradezu entgegen. Die Studenten und<lb/>
überhaupt die freie Intelligenz, der der Liberalismus mehr als eine Speculation oder<lb/>
ein Beförderungsmittel ist, sieht weiter, sieht die höheren, größeren, bedeutenderen<lb/>
Zwecke. Wir wollen nicht eben behaupten, daß dies mit vollem klarem Bewußtsein<lb/>
geschieht, nein - - es ist eine dunkle, aber nichts desto weniger sichere Ahnung, die die<lb/>
jungen Geister in jedem einzelnen Vorfalle, der die Idee der Freiheit iregirt, in jedem<lb/>
Lebenszeichen der alten, todten begrabenen Polizeiwirthschaft, in jedem Athemzuge der<lb/>
Reaction, an deren Geburt so viele aristokratische Hebammen und büreaukratische Ge¬<lb/>
burtshelfer arbeiten, &#x2014; eine Gefahr erkennen läßt, die ihren höchsten und heiligsten<lb/>
Interessen droht. Sie haben eine ganze kommende Welt zu hüten, sie sollen den Le-<lb/>
bensfrühling Oestreichs begrüße», was Wunder also &#x2014; wenn sie ein Wehgeschrei erheben<lb/>
über jeden Nachftost, über jeden Schuecschaucr, den der vorübergezogene Winter noch<lb/>
herübersendet. Sie haben ja die ersten keimenden Sprossen der Freiheit zu bewahren,<lb/>
die eben hervorgucken aus der mit einem sah»eeleiche»drehe bedeckten Erde! &#x2014;</p><lb/>
            <p xml:id="ID_561" next="#ID_562"> Diese Leibgarde der Freiheit hat nun aber eine ziemlich schwierige Stellung. Sie<lb/>
steht allein da, als von, Gottes Gnaden befugte Opposition. Und wer nur irgend den<lb/>
letzten Borgängen in Oestreich gefolgt ist, begreift, daß sie obendrein bei uns doppelt<lb/>
nothwendig ist. Diese Opposition hat aber gegen sich.- die gesammte Aristokr alle,<lb/>
die von vorhinein der neuen Ordnung der Dinge gram war, die bürgerliche Mit¬<lb/>
telklasse, die ebenso wie sie vorher begeistert war über diese jungen, kühnen, selbst-<lb/>
verläugnenden Studiosen, jetzt nicht genug Arges über dieselben zu sagen weiß, weil<lb/>
diese dnrch ihr ewiges Lärmen und unnützes Demonstrationswesen die Herren und ihr<lb/>
Geschäft gar nicht zur Ruhe kommen lassen. Diese Mittelklasse ist durch die National¬<lb/>
garde vertreten.  Endlich die gesammte Bureaukratie, welche in jeder Weise</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0164] Handwerker und Proletarier halfen mit, — bei Hofe wurde man ängstlich und begann zu zittern. Metternich mühete fort. Jetzt begann die Revolution populär zu werden. Die Bürger, welche tausende von kleinen Tyrannen drückten, hofften Abhilfe, die mo¬ dernen Freiheiten wurden gefordert, mau wollte uicht hinter Deutschland zurückstehen und der Hof gab nach. Die bewegte Stadt, einzelne drängende Stimme», die Lage Europas, die Unzufriedenheit der Provinzen, — wirkten dazu mit. Jetzt, glaubten die Wiener, sei die Revolution zu Ende. Weit gefehlt, ein Straßenauflauf war zu Ende, eine Bewegung der Bürgerklasse halb vollendet. - Die Revolution begann erst. Das war nothwendig vorauszusenden, um die eigentliche Stellung der Studenten, denn diese machen die Universität ans, zu begreifen.- Die Professoren zogen sich theils ganz zurück, theils arbeiten sie jetzt der Bureaukratie in die Hände, nachdem sie an¬ fangs die Bewegung geleitet hatten. Die Bürger glaubte», daß sich die wildtobcndcn Fluthen leicht und schnell in ihr früheres Bett würden zurückleiten lassen. Die Gewerbe litten darunter, der Handel, der Credit stockte. Allein sie hatten sich verrechnet. Die Bewegung ließ sich nicht eben so leicht abwiege», wie sie ihre Waare» abwogen, und die Triebkräfte und Federn konnten in ihrer Größe nicht nach den Regeln der doppelten Buchführung gegen einan¬ der gerechnet werden. Jetzt erst begann der ruhige Strom, der ihre Kähne trug, Wellen zu werfen und Woge häufte sich ans Woge. Im Interesse dieser Mittelklasse, die überall ein großes Gewicht in die Wagschale des öffentlichen Lebens zu werfen hat, liegt eS immerhin, Ruhe, Ordnung und Sicherheit so viel als möglich zu befördern, weil sie durchaus mir ihre materiellen Interessen wahrt und die Freiheit auch uur in so weit wünscht und begreift als sie mit dieser in der nächsten und innigsten Verbin¬ dung steht, indem sie das geistige Interesse und den Zusammenhang desselben mit dem Nationalwohlstand, somit anch mit dem jedes Einzeliicu weder zu übersehen im Stande ist, noch überhaupt ein fernliegendes Ziel je in's Auge fassen kann. Diesem Factor stehen die Studenten geradezu entgegen. Die Studenten und überhaupt die freie Intelligenz, der der Liberalismus mehr als eine Speculation oder ein Beförderungsmittel ist, sieht weiter, sieht die höheren, größeren, bedeutenderen Zwecke. Wir wollen nicht eben behaupten, daß dies mit vollem klarem Bewußtsein geschieht, nein - - es ist eine dunkle, aber nichts desto weniger sichere Ahnung, die die jungen Geister in jedem einzelnen Vorfalle, der die Idee der Freiheit iregirt, in jedem Lebenszeichen der alten, todten begrabenen Polizeiwirthschaft, in jedem Athemzuge der Reaction, an deren Geburt so viele aristokratische Hebammen und büreaukratische Ge¬ burtshelfer arbeiten, — eine Gefahr erkennen läßt, die ihren höchsten und heiligsten Interessen droht. Sie haben eine ganze kommende Welt zu hüten, sie sollen den Le- bensfrühling Oestreichs begrüße», was Wunder also — wenn sie ein Wehgeschrei erheben über jeden Nachftost, über jeden Schuecschaucr, den der vorübergezogene Winter noch herübersendet. Sie haben ja die ersten keimenden Sprossen der Freiheit zu bewahren, die eben hervorgucken aus der mit einem sah»eeleiche»drehe bedeckten Erde! — Diese Leibgarde der Freiheit hat nun aber eine ziemlich schwierige Stellung. Sie steht allein da, als von, Gottes Gnaden befugte Opposition. Und wer nur irgend den letzten Borgängen in Oestreich gefolgt ist, begreift, daß sie obendrein bei uns doppelt nothwendig ist. Diese Opposition hat aber gegen sich.- die gesammte Aristokr alle, die von vorhinein der neuen Ordnung der Dinge gram war, die bürgerliche Mit¬ telklasse, die ebenso wie sie vorher begeistert war über diese jungen, kühnen, selbst- verläugnenden Studiosen, jetzt nicht genug Arges über dieselben zu sagen weiß, weil diese dnrch ihr ewiges Lärmen und unnützes Demonstrationswesen die Herren und ihr Geschäft gar nicht zur Ruhe kommen lassen. Diese Mittelklasse ist durch die National¬ garde vertreten. Endlich die gesammte Bureaukratie, welche in jeder Weise

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/164
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/164>, abgerufen am 29.06.2024.