Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.Erstaunlich viel Geld geht in Pest!) in Rauch auf. Ein Mann ohne Cigarre Fiaker und Equipagen sausen mit Blitzesschnelle durch die Straßen, nicht blos Erstaunlich viel Geld geht in Pest!) in Rauch auf. Ein Mann ohne Cigarre Fiaker und Equipagen sausen mit Blitzesschnelle durch die Straßen, nicht blos <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0520" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184680"/> <p xml:id="ID_1828"> Erstaunlich viel Geld geht in Pest!) in Rauch auf. Ein Mann ohne Cigarre<lb/> im Mund ist da gar nicht deutbar. Oesterreicher, die vou jenseits Haimbnrg, wo<lb/> die große kaiserliche Monopolfabrik sich befindet, herkommen, finden in Pesth nichts<lb/> interessanter als die vielen und reich versehenen Tabak- und Eigarrenhandlnngen.<lb/> Das Wort Tabak Handlung klingt schon sehr angenehm ihrem Ohr, daS nur an<lb/> dem Ausdruck Tabaktrafik gewöhnt ist. In den Straßen kann man so viel Rauch<lb/> machen, als man will, die Machthaber wissen wohl, daß bis jetzt keine Feuersge¬<lb/> fahr zu befürchten ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1829"> Fiaker und Equipagen sausen mit Blitzesschnelle durch die Straßen, nicht blos<lb/> über Stock und Stein, sondern auch sehr häusig über's Trottoir und über die<lb/> minder festen Füße harmloser Menschen. Für Verbrecher ist die Hinrichtung durck/s<lb/> Rad uicht üblich. Die Equipagen der Kavaliere sind meist vierspännig und wer¬<lb/> den vom Bock aus sehr gut regiert. Omnibusse gibt es wenig in der ungarischen<lb/> Hauptstadt, desto theurer sind die Fiaker. Das Institut der Omnibusse hat näm-<lb/> lich einen gewaltigen Haken, an dem es hängen bleibt. Die Omnibusse der beiden<lb/> Städte dürfen nämlich nicht über die Brücke fahre». Nicht daß die Brücke selbst<lb/> etwas dagegen hätte, sondern Pesth läßt die Ofner und Ofen nicht die Pesther<lb/> Omnibusse auf ihr Territorium herüber. Uebrigens gleicht im Allgemeinen die<lb/> ungarische Hauptstadt allen andern großen Städten. — Mau geht zu Fuß, wenn<lb/> mau keinen Wagen bezahlen kaun; mau bedient sich der Regenschirme, wenn man<lb/> uicht naß werden will; man trägt im Winter wärmere, im Sommer leichtere Klei¬<lb/> dung ; man ißt nicht nach dem Magen, Saldern nach der Uhr; man macht Schul¬<lb/> den ohne stets an'S Zahlen zu denken; man heirathet, wenn es sich rentirt, man<lb/> bekommt Familie, ehe man sich dessen versieht, und stirbt oft ohne früher gelebt<lb/><note type="byline"> ^</note> zu haben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0520]
Erstaunlich viel Geld geht in Pest!) in Rauch auf. Ein Mann ohne Cigarre
im Mund ist da gar nicht deutbar. Oesterreicher, die vou jenseits Haimbnrg, wo
die große kaiserliche Monopolfabrik sich befindet, herkommen, finden in Pesth nichts
interessanter als die vielen und reich versehenen Tabak- und Eigarrenhandlnngen.
Das Wort Tabak Handlung klingt schon sehr angenehm ihrem Ohr, daS nur an
dem Ausdruck Tabaktrafik gewöhnt ist. In den Straßen kann man so viel Rauch
machen, als man will, die Machthaber wissen wohl, daß bis jetzt keine Feuersge¬
fahr zu befürchten ist.
Fiaker und Equipagen sausen mit Blitzesschnelle durch die Straßen, nicht blos
über Stock und Stein, sondern auch sehr häusig über's Trottoir und über die
minder festen Füße harmloser Menschen. Für Verbrecher ist die Hinrichtung durck/s
Rad uicht üblich. Die Equipagen der Kavaliere sind meist vierspännig und wer¬
den vom Bock aus sehr gut regiert. Omnibusse gibt es wenig in der ungarischen
Hauptstadt, desto theurer sind die Fiaker. Das Institut der Omnibusse hat näm-
lich einen gewaltigen Haken, an dem es hängen bleibt. Die Omnibusse der beiden
Städte dürfen nämlich nicht über die Brücke fahre». Nicht daß die Brücke selbst
etwas dagegen hätte, sondern Pesth läßt die Ofner und Ofen nicht die Pesther
Omnibusse auf ihr Territorium herüber. Uebrigens gleicht im Allgemeinen die
ungarische Hauptstadt allen andern großen Städten. — Mau geht zu Fuß, wenn
mau keinen Wagen bezahlen kaun; mau bedient sich der Regenschirme, wenn man
uicht naß werden will; man trägt im Winter wärmere, im Sommer leichtere Klei¬
dung ; man ißt nicht nach dem Magen, Saldern nach der Uhr; man macht Schul¬
den ohne stets an'S Zahlen zu denken; man heirathet, wenn es sich rentirt, man
bekommt Familie, ehe man sich dessen versieht, und stirbt oft ohne früher gelebt
^ zu haben.
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