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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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Plaudereien ans London.



Verlegenheiten des Freihandels. -- Die Wahlen. -- Eine A"in'u?c im .louroul <los Vvbulü. --
Hammelkeulen als Bestechung. -- Siena Stiniuuncthvdc. -- Schuldcngcs-ez. -- Miß Martineau. --
Der Bischof von Jerusalem. -- Die Maurer.

Was läßt sich im August aus London melden? -- Zerstoben ist die
bunte Menge, die noch vor wenigen Wochen die große Metropolis mit regem
Leben erfüllte, und Kunst und Wissenschaften, Handel nud Gewerbe haben
ihre Ateliers geschlossen, bis das neue Jahr den Bestrebungen derselben eine
neue Arena eröffnen wird, wo Ehre oder Gewinn sich der Mühe und dem
Fleiße als Ziel vorstellen. - Jetzt richt Alles. Und daß auch der Handel
ruht, ist für diesen Augenblick der Fluch des Landes. "Richard Cobden"
"?,-<>l> trmlv" sind die einzigen Punkte, um die mau sich heute streitet. Darf
England es wagen seine Häfen zu öffnen, wenn der Bewohner des Konti¬
nents nur gegen baares Geld verkaufen will, statt die Produkte des Landes
dafür hinwegznführen? Und wollte man ihm diese billiger oder anch nur
so billig stellen, als er dieselbell in der Heimath erstehen kann: würde mau,
da nicht alle Fabrikanten ruiniren, da diese bei dein höheren Arbeitslohn,
den der höhere Preis der Lebensbedürfnisse heischt, unmöglich so billig ver¬
kaufen können, als es in jenen Ländern thunlich, wo der geringe Mann
sich und seine Familie mit dem Viertel des Geldes ernähren kaun, was ihm
hier gezahlt wird? -- Die Verlegenheit ist groß. Selbst Sir Robert Peel
soll ungewiß sein, ob seine Idee eines freien Handelsverkehrs für England
ausführbar sei. An der Börse steht alles still; die Papiere fallen -- die
Fabrikanten schreien ans voller Kehle. Auf der andern Seite wieder sagen
die weniger Betheiligten, daß all' dies Reden derjenigen, deren Börse für
jetzt leide, nichts ausmachen könne, so lange das Volk bei diesem Prinzip
gewinne; so lange dasselbe im Stande sei sich zu nähren und besser zu
nähren als bis dahin, lind im Fall eines Mißwachses -- einem Uebel, vor


Plaudereien ans London.



Verlegenheiten des Freihandels. — Die Wahlen. — Eine A«in'u?c im .louroul <los Vvbulü. —
Hammelkeulen als Bestechung. — Siena Stiniuuncthvdc. — Schuldcngcs-ez. — Miß Martineau. —
Der Bischof von Jerusalem. — Die Maurer.

Was läßt sich im August aus London melden? — Zerstoben ist die
bunte Menge, die noch vor wenigen Wochen die große Metropolis mit regem
Leben erfüllte, und Kunst und Wissenschaften, Handel nud Gewerbe haben
ihre Ateliers geschlossen, bis das neue Jahr den Bestrebungen derselben eine
neue Arena eröffnen wird, wo Ehre oder Gewinn sich der Mühe und dem
Fleiße als Ziel vorstellen. - Jetzt richt Alles. Und daß auch der Handel
ruht, ist für diesen Augenblick der Fluch des Landes. „Richard Cobden"
„?,-<>l> trmlv" sind die einzigen Punkte, um die mau sich heute streitet. Darf
England es wagen seine Häfen zu öffnen, wenn der Bewohner des Konti¬
nents nur gegen baares Geld verkaufen will, statt die Produkte des Landes
dafür hinwegznführen? Und wollte man ihm diese billiger oder anch nur
so billig stellen, als er dieselbell in der Heimath erstehen kann: würde mau,
da nicht alle Fabrikanten ruiniren, da diese bei dein höheren Arbeitslohn,
den der höhere Preis der Lebensbedürfnisse heischt, unmöglich so billig ver¬
kaufen können, als es in jenen Ländern thunlich, wo der geringe Mann
sich und seine Familie mit dem Viertel des Geldes ernähren kaun, was ihm
hier gezahlt wird? — Die Verlegenheit ist groß. Selbst Sir Robert Peel
soll ungewiß sein, ob seine Idee eines freien Handelsverkehrs für England
ausführbar sei. An der Börse steht alles still; die Papiere fallen — die
Fabrikanten schreien ans voller Kehle. Auf der andern Seite wieder sagen
die weniger Betheiligten, daß all' dies Reden derjenigen, deren Börse für
jetzt leide, nichts ausmachen könne, so lange das Volk bei diesem Prinzip
gewinne; so lange dasselbe im Stande sei sich zu nähren und besser zu
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[0367] Plaudereien ans London. Verlegenheiten des Freihandels. — Die Wahlen. — Eine A«in'u?c im .louroul <los Vvbulü. — Hammelkeulen als Bestechung. — Siena Stiniuuncthvdc. — Schuldcngcs-ez. — Miß Martineau. — Der Bischof von Jerusalem. — Die Maurer. Was läßt sich im August aus London melden? — Zerstoben ist die bunte Menge, die noch vor wenigen Wochen die große Metropolis mit regem Leben erfüllte, und Kunst und Wissenschaften, Handel nud Gewerbe haben ihre Ateliers geschlossen, bis das neue Jahr den Bestrebungen derselben eine neue Arena eröffnen wird, wo Ehre oder Gewinn sich der Mühe und dem Fleiße als Ziel vorstellen. - Jetzt richt Alles. Und daß auch der Handel ruht, ist für diesen Augenblick der Fluch des Landes. „Richard Cobden" „?,-<>l> trmlv" sind die einzigen Punkte, um die mau sich heute streitet. Darf England es wagen seine Häfen zu öffnen, wenn der Bewohner des Konti¬ nents nur gegen baares Geld verkaufen will, statt die Produkte des Landes dafür hinwegznführen? Und wollte man ihm diese billiger oder anch nur so billig stellen, als er dieselbell in der Heimath erstehen kann: würde mau, da nicht alle Fabrikanten ruiniren, da diese bei dein höheren Arbeitslohn, den der höhere Preis der Lebensbedürfnisse heischt, unmöglich so billig ver¬ kaufen können, als es in jenen Ländern thunlich, wo der geringe Mann sich und seine Familie mit dem Viertel des Geldes ernähren kaun, was ihm hier gezahlt wird? — Die Verlegenheit ist groß. Selbst Sir Robert Peel soll ungewiß sein, ob seine Idee eines freien Handelsverkehrs für England ausführbar sei. An der Börse steht alles still; die Papiere fallen — die Fabrikanten schreien ans voller Kehle. Auf der andern Seite wieder sagen die weniger Betheiligten, daß all' dies Reden derjenigen, deren Börse für jetzt leide, nichts ausmachen könne, so lange das Volk bei diesem Prinzip gewinne; so lange dasselbe im Stande sei sich zu nähren und besser zu nähren als bis dahin, lind im Fall eines Mißwachses — einem Uebel, vor

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/367>, abgerufen am 28.07.2024.