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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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daß Se. Majestät auf einem Mehrpostulate bestehen, besonders da die Stände
schon dnrch zwei Jahre willig geleistet.
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Für den August ist die Landtagsversammlnng zur Pvstulateuverhand-
lung berufen; ohne Zweifel wird unbekümmert um. das Resultat dieser Verhand¬
lung bereits fleißig an der Reparation gearbeitet, doch es ist Jagcnözeit -- und
Z. Z. Alles wird ganz freundlich ablaufen.


IV.

Gcmäldcauöstellimg und Kunstrichicr. -- Wellington und Gmnbarbclw. -- Vndi's neue Oper.

Das letzte Vergnügen, das England genossen hat, ehe es zu Ende mit
allem Vergnügen, war noch die Ausstellung seiner "^VorKs ol" ^ri.^, jener für
das Parlament verfertigten Gemälde, die die von der Königin dazu befähigte
Commission besichtigen sollte, um dann das Beste darunter auszuwählen und mit
einem Preise zu honoriren. Von den ersten Künstlern Englands ist keiner in der
Arena erschienen, und die neuen Namen, die im Katalog verzeichnet sind, haben
auch des seltsam Neuen so viel gebracht, daß das Publikum mit Bedauern gese¬
hen hat, welcher Zusatz dem Werke John Barry's werden würde, wenn man
ferner den guten Willen kleiner Talente zu seinem Beistände aufriefe, um Eng¬
lands Geschichte in den Hallen des neuen ParlamcntShanscs carrikirt darzustellen.
Die Kunst, die in England nicht blos geschätzt, sondern anch würdig ausgeübt
ist, konnte es sich nicht verzeihen, sür die kommenden Jahrhunderte einen solchen
Schatten aus sich haften zu lassen, und sie hat daher an die Königin appellirt,
und gebeten, die Richter ihrer Verdienste zu verändern, weil deren Midas-Ent¬
scheidungen die erste und größte Ursache des gegenwärtigen Uebels seien. Ihre
Klage ist gnädig aufgenommen worden, und das um so mehr, weil das "verzo¬
gene Kind des Landes", wie die englischen Blätter den Herzog von Wellington
nennen, gesagt hat: er sei freilich in mancher Seeschlacht gewesen, habe aber nie
etwas dem Aehnliches gesehen, was er in der Ausstellung von Westminster-Hall
als Schlachtstücke aufgeführt finde. Hat der gute Herzog nun gleich keinen
Knnstvcrftand, wie seine Vorliebe sür seine Statue aus Grvsvenor-Gale -- dies
mißrathene Meisterstück Wyatt's -- hinreichend beweist, so hat er doch Schlach-
tcnvcrstaud, und kann mit praktischem Auge beurtheile", ob die Einbildungskraft
des Malers sich ein Seegefecht ans die Weise dargestellt habe, wie die Wirklich¬
keit sie bietet, oder ob er das nie Gesehene auch in nie gesehene Farben und
Colorite eingehüllt; und so hat die Königin denn seinem praktischen Blick dies¬
mal vertraut, und keine der vielfarbigen Argo wählen lassen. Es befindet sich
übrigens doch ein sehr schönes Bild unter der Sammlung, das aber einem Aus¬
länder angehört, dem Neapolitaner Gambardella, und das sich, ich weiß nicht
wie, dahin verloren hat. Es stellt die Regierung der Königin Victoria dar.
Sie selbst, lebensgroß und sehr ähnlich, und dabei schön und edel gehalten, steht
im Vorgrunde; vor ihr sitzt der Friede, seine Segnungen begrüßend; Victoria
bezeugt ihm als Brittania ihre Ehrfurcht, Handel und Ackerbau, mit ihren Attri¬
buten beladen, knieen vor ihm, der Krieg lehnt sich zur Seite, entwaffnet, auf
eisten schlafenden Löwen, und die Liebe schmiegt sich als kleiner Amor in den


daß Se. Majestät auf einem Mehrpostulate bestehen, besonders da die Stände
schon dnrch zwei Jahre willig geleistet.
'

Für den August ist die Landtagsversammlnng zur Pvstulateuverhand-
lung berufen; ohne Zweifel wird unbekümmert um. das Resultat dieser Verhand¬
lung bereits fleißig an der Reparation gearbeitet, doch es ist Jagcnözeit — und
Z. Z. Alles wird ganz freundlich ablaufen.


IV.

Gcmäldcauöstellimg und Kunstrichicr. — Wellington und Gmnbarbclw. — Vndi's neue Oper.

Das letzte Vergnügen, das England genossen hat, ehe es zu Ende mit
allem Vergnügen, war noch die Ausstellung seiner „^VorKs ol" ^ri.^, jener für
das Parlament verfertigten Gemälde, die die von der Königin dazu befähigte
Commission besichtigen sollte, um dann das Beste darunter auszuwählen und mit
einem Preise zu honoriren. Von den ersten Künstlern Englands ist keiner in der
Arena erschienen, und die neuen Namen, die im Katalog verzeichnet sind, haben
auch des seltsam Neuen so viel gebracht, daß das Publikum mit Bedauern gese¬
hen hat, welcher Zusatz dem Werke John Barry's werden würde, wenn man
ferner den guten Willen kleiner Talente zu seinem Beistände aufriefe, um Eng¬
lands Geschichte in den Hallen des neuen ParlamcntShanscs carrikirt darzustellen.
Die Kunst, die in England nicht blos geschätzt, sondern anch würdig ausgeübt
ist, konnte es sich nicht verzeihen, sür die kommenden Jahrhunderte einen solchen
Schatten aus sich haften zu lassen, und sie hat daher an die Königin appellirt,
und gebeten, die Richter ihrer Verdienste zu verändern, weil deren Midas-Ent¬
scheidungen die erste und größte Ursache des gegenwärtigen Uebels seien. Ihre
Klage ist gnädig aufgenommen worden, und das um so mehr, weil das „verzo¬
gene Kind des Landes", wie die englischen Blätter den Herzog von Wellington
nennen, gesagt hat: er sei freilich in mancher Seeschlacht gewesen, habe aber nie
etwas dem Aehnliches gesehen, was er in der Ausstellung von Westminster-Hall
als Schlachtstücke aufgeführt finde. Hat der gute Herzog nun gleich keinen
Knnstvcrftand, wie seine Vorliebe sür seine Statue aus Grvsvenor-Gale — dies
mißrathene Meisterstück Wyatt's — hinreichend beweist, so hat er doch Schlach-
tcnvcrstaud, und kann mit praktischem Auge beurtheile», ob die Einbildungskraft
des Malers sich ein Seegefecht ans die Weise dargestellt habe, wie die Wirklich¬
keit sie bietet, oder ob er das nie Gesehene auch in nie gesehene Farben und
Colorite eingehüllt; und so hat die Königin denn seinem praktischen Blick dies¬
mal vertraut, und keine der vielfarbigen Argo wählen lassen. Es befindet sich
übrigens doch ein sehr schönes Bild unter der Sammlung, das aber einem Aus¬
länder angehört, dem Neapolitaner Gambardella, und das sich, ich weiß nicht
wie, dahin verloren hat. Es stellt die Regierung der Königin Victoria dar.
Sie selbst, lebensgroß und sehr ähnlich, und dabei schön und edel gehalten, steht
im Vorgrunde; vor ihr sitzt der Friede, seine Segnungen begrüßend; Victoria
bezeugt ihm als Brittania ihre Ehrfurcht, Handel und Ackerbau, mit ihren Attri¬
buten beladen, knieen vor ihm, der Krieg lehnt sich zur Seite, entwaffnet, auf
eisten schlafenden Löwen, und die Liebe schmiegt sich als kleiner Amor in den


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/358>, abgerufen am 27.07.2024.