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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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einzelt leben und irgend eine Beschäftigung haben, die ihre Zeit während
des Tages in Anspruch uiimnt und sie in den Abendstunden nach einiger
Geselligkeit verlangen läßt, welche die vier Wände ihres eigenen kleinen Zimmers
nicht gewährt. Zutritt zu erhalten, ist nicht schwer. Der Kandidat braucht
uur von zwei Mitgliedern des Club vorgeschlagen zu werden, seinen Wohnort
und seine Beschäftigung anzuzeigen, und er erhält für ein L. Eintrittsgeld,
und ein anderes L. jährlichen Beitrags die Erlaubniß, jeden Abend in schö¬
nen warmen, wohlerlenchtcnden Zimmern zuzubringen, wo Zeitungen und
Journale aller Art ihm zum Lesen freistehen, und wo er Erfrischungen um
einen wohlfeilen Preis erhalten kann.

Auch während des Tages, von Morgens sechs Uhr an, ist das Local
geöffnet, und jedes Mitglied kaun dahin gehen, sich dort Frühstück geben
lassen, Mittagsessen, oder was mau sonst will. Das letztere kostet zwei
Shilling die Person, wofür alles gegeben wird, was man nur essen kann,
und sehr gut. Eine Tasse Kaffee kostet zwei Pence mit Zucker und Milch
und steht dein deutschen Kaffee nicht nach. Fremde können eben sowohl Zutritt
erhalten, als Einheimische und für die jungen Deutschen, die in der City
in Handlnngshäuseru als Commis angestellt sind, muß dieser Zufluchtsort
eine wahre Wohlthat sei". Auch für jene Frauen, die hier vereinzelt leben
und sich von Privatunterricht ernähren, ist es ein großer Gewinn, wenn sie
das nationale Vorurtheil nicht berücksichtigend, oder sich darüber hinaussetzend,
Mitglieder des Clubs werden. Da es in England keine l'ildlo ä'Küto gibt,
hält es erstaunlich schwer, sich zu beköstigen. Auf diese Art wäre jene Schwie¬
rigkeit gehoben. Der Club zählt jetzt schon über tausend Mitglieder und ist
im Begriff ein zweites Hotel im Westende einzurichten, das den dort Woh¬
nenden gelegener sein möchte. -- Es, geht alles höchst anständig zu und in
dem Lesekabinet herrscht die größte Stille. -- London mit seinen öffentlichen
Waschanstalten, den Badehäusern und diesem Club ist den Städten des Con-
tinents doch um einige Schritte voraus. --

Am 5. Juni fand die jährliche Visitation der königlichen Sternwarte
zu Greenwich statt. Die Admiralität ernennt bei solchen Gelegenheiten 14
Herren, die nachsehen müssen, was im Laufe des Jahres geleistet worden.
Der Marquis von Northampton, als Präsident der königlichen- Gesellschaft
der Wissenschaften, ist der erste derselben, und ihn begleiteten Sir John
Herschel, Capt. Smyth und andere bedeutende Astronomen. Eine Menge
ausgezeichneter Gelehrter waren eingeladen, die Sternwarte bei dieser Ge-
legenheit zu sehen, und zu diesen gehörte anch Herr Gauttier von Genf, so
wie die fürstliche Notabilität des Conde de Montemolin mit seinen Beglei-


einzelt leben und irgend eine Beschäftigung haben, die ihre Zeit während
des Tages in Anspruch uiimnt und sie in den Abendstunden nach einiger
Geselligkeit verlangen läßt, welche die vier Wände ihres eigenen kleinen Zimmers
nicht gewährt. Zutritt zu erhalten, ist nicht schwer. Der Kandidat braucht
uur von zwei Mitgliedern des Club vorgeschlagen zu werden, seinen Wohnort
und seine Beschäftigung anzuzeigen, und er erhält für ein L. Eintrittsgeld,
und ein anderes L. jährlichen Beitrags die Erlaubniß, jeden Abend in schö¬
nen warmen, wohlerlenchtcnden Zimmern zuzubringen, wo Zeitungen und
Journale aller Art ihm zum Lesen freistehen, und wo er Erfrischungen um
einen wohlfeilen Preis erhalten kann.

Auch während des Tages, von Morgens sechs Uhr an, ist das Local
geöffnet, und jedes Mitglied kaun dahin gehen, sich dort Frühstück geben
lassen, Mittagsessen, oder was mau sonst will. Das letztere kostet zwei
Shilling die Person, wofür alles gegeben wird, was man nur essen kann,
und sehr gut. Eine Tasse Kaffee kostet zwei Pence mit Zucker und Milch
und steht dein deutschen Kaffee nicht nach. Fremde können eben sowohl Zutritt
erhalten, als Einheimische und für die jungen Deutschen, die in der City
in Handlnngshäuseru als Commis angestellt sind, muß dieser Zufluchtsort
eine wahre Wohlthat sei». Auch für jene Frauen, die hier vereinzelt leben
und sich von Privatunterricht ernähren, ist es ein großer Gewinn, wenn sie
das nationale Vorurtheil nicht berücksichtigend, oder sich darüber hinaussetzend,
Mitglieder des Clubs werden. Da es in England keine l'ildlo ä'Küto gibt,
hält es erstaunlich schwer, sich zu beköstigen. Auf diese Art wäre jene Schwie¬
rigkeit gehoben. Der Club zählt jetzt schon über tausend Mitglieder und ist
im Begriff ein zweites Hotel im Westende einzurichten, das den dort Woh¬
nenden gelegener sein möchte. — Es, geht alles höchst anständig zu und in
dem Lesekabinet herrscht die größte Stille. — London mit seinen öffentlichen
Waschanstalten, den Badehäusern und diesem Club ist den Städten des Con-
tinents doch um einige Schritte voraus. —

Am 5. Juni fand die jährliche Visitation der königlichen Sternwarte
zu Greenwich statt. Die Admiralität ernennt bei solchen Gelegenheiten 14
Herren, die nachsehen müssen, was im Laufe des Jahres geleistet worden.
Der Marquis von Northampton, als Präsident der königlichen- Gesellschaft
der Wissenschaften, ist der erste derselben, und ihn begleiteten Sir John
Herschel, Capt. Smyth und andere bedeutende Astronomen. Eine Menge
ausgezeichneter Gelehrter waren eingeladen, die Sternwarte bei dieser Ge-
legenheit zu sehen, und zu diesen gehörte anch Herr Gauttier von Genf, so
wie die fürstliche Notabilität des Conde de Montemolin mit seinen Beglei-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/13>, abgerufen am 01.09.2024.